Apple iAd – Der AdWords Killer?

Erst gestern bekam ich wieder mal eine Mail von einem Leser, dessen AdSense-Account gesperrt wurde. Nun sucht er nach Alternativen.

Kann iAd so eine Alternative werden? iAd ist ein neues Baby von Apple und zielt auf den mobilen Markt ab.

In diesem Artikel möchte ich iAd und die Möglichkeiten für Werbetreibende, aber auch Blog- und Website-Inhaber vorstellen.

Der mobile Werbemarkt

Der mobile Werbemarkt sollte schon vor Jahren durchstarten, aber erst jetzt geht es richtig los.

Laut BVDW ist der mobile Werbemarkt 2009 um das doppelte gewachsen.

Aktuelle Schätzungen sagen für das Jahr 2015 einen mobilen Werbemarkt von über 18 Milliarden Dollar voraus. Andere Schätzungen sprechen von 4,2 Millarden Dollar im Jahr 2015.

Wie das mit den Schätzungen so ist, wird sich der reale Wert sicher irgendwo dazwischen einpendeln.

Wie auch immer. Klar ist, dass das mobile Web stark an Bedeutung gewinnen wird. 2015 sollen mobile Endgeräte die stationären PCs bei der Internet-Nutzung überholt haben.

Erste Schritte dahin hat auch Apple mit dem iPhone und dem brandneuen iPad gemacht.

Und die großen Player im Web haben schon reagiert. Google hat AdMob gekauft, hat aber noch Schwierigkeiten mit den Kartellbehörden. Aktuell kann man schon mobile AdWords-Anzeigen schalten, aber so richtig erfolgreich ist man bei Google damit noch nicht.

Hier ein Video, welches die mobilen AdWords-Anzeigen erläutert.

Apple hat den Trend der Zeit natürlich auch erkannt und vor einer Weile den Werbespezialisten Quattro Wireless für 250 Millionen gekauft.

Und nun hat man iAd angekündigt, welches im Sommer mit der neuen iPhone Software 4.0 erscheinen soll.

Was ist iAd?

iAd ist nicht einfach ein Werbenetzwerk oder ein Tool um Textanzeigen zu erstellen.

Stattdessen hat sich Apple genau überlegt, wie die iPhone- und später auch die iPad-Nutzer das Web nutzen.

Auf mobilen Geräten wird viel weniger der Browser verwendet, sondern es werden Apps genutzt. Will ich bei eBay was ersteigern rufen ich auf meinem iPod Touch nicht die Website im iPod Browser auf, sondern gehe in die eBay App. Und es gibt mittlerweile für fast alles mindestens eine App.

iAd ist deshalb in die iPhone- und iPad-Software eingebaut und ermöglicht es App-Erstellern, direkt in die App Werbemöglichkeiten einzubauen.

Und diese Ads sollen dann keine einfachen Banner sein, sondern kleine Mini-Apps, die Videos, Spiele, Downloads etc. enthalten können.

Steve Jobs hat in seiner Keynote iAd-Beispiele vorgestellt, die sehr gut zeigen, wie iAd funktionieren soll.

Diese vorgestellten Ads stellen schon einen Quantensprung gegenüber den bisherigen Werbe-Banner und Co. dar.

Aber Apple wäre nicht Apple, wenn man nicht den Finger drauf haben würde. Deshalb managed Apple selber den Werbepool und kann so natürlich auch Werbepartner ablehnen. Es handelt sich also mal wieder nicht um ein offenes System, was vielen auch nicht gefallen wird.

Was bedeutet iAd für Firmen und Selbständige?

Einerseits bietet Apple mit iAds einen wirklich innovativen und viel versprechenden Werbeweg an. Die Möglichkeiten von iAds sind wirklich toll und durch die direkte Integration in die Apps, kann der Nutzer nach dem Klick auf eine Anzeige und die Nutzung der dann angebotenen Möglichkeiten, genau an die Stelle zurück gehen, bei der er vorher war.

Er verlässt also nicht die App, die er vorher verwendet hat und kommt auch wieder genau da raus, wo er vorher war. Es gehen also zum Beispiel bestimmte Einstellungen oder Eingaben nicht verloren. Dadurch erhofft sich Apple, dass die Werbeanzeigen viel häufiger angeklickt werden, als das bei klassischen Bannern der Fall ist.

Das klingt natürlich recht verlockend für Firmen. Die vorgestellten Beispiel-iAds sind aber sehr umfangreich und für kleine Firmen wahrscheinlich so nicht umsetzbar. Da aber alle vorgestellten iAds komplett in HTML5 gemacht sind und man ja auch einfachere Infos etc. zur Verfügung stellen kann, könnte sich iAd durchaus auch für kleinere Firmen lohnen.

Schließlich will Apple ja auch vor allem Google das Wasser abgraben. So einfach wie eine AdWords-Anzeige wird es aber sicher nicht und auch die Preis-Gestaltung etc. steht noch nicht fest.

Gerüchteweise soll Apple iAd später auch für andere Smartphones öffnen, was natürlich ein weiterer Schlag gegen Google wäre.

Was bedeutet iAd für Blogger und Website-Betreiber?

Erstmal nicht viel, denn iAd ist erstmal nur für Apple-Apps gedacht. Es ist also keine kurzfristige Alternative zu AdSense und auf normalen Websites nicht einsetzbar.

Für größere Blogs oder Websites könnte es sich aber in Zukunft schon lohnen, eine kostenlose iPhone/iPad App anzubieten, die im Grunde auch nur die Inhalte des Blogs bzw. der Website anbietet. Also ähnlich der mobilen Version der eigenen Website/Blog, die z.B. ich heute auch schon anbiete.

Dort könnte man dann iAd-Anzeigen einbinden.

Mit iAd bietet sich zumindest eine gute Möglichkeit, mobile Inhalte besser zu monetarisieren.

Wie iAd aber genau funktionieren wird, ob die Auslastung gut ist, ob man Anzeigen filtern kann usw. steht alles noch nicht fest. Da werden wir noch eine Weile warten müssen.

Was bedeutet iAd für App-Entwickler?

Für App-Entwickler ist iAd natürlich sehr attraktiv. Apple hatte in letzter Zeit das Problem, dass einige Entwickler wieder gegangen sind, weil sich iPhone Apps eben doch nicht so einfach zu Geld machen lassen.

Das liegt vor allem an 2 Gründen. Zum einen gibt es fast 160.000 Apps im App Store und da ist es für viele kleine Entwickler schwer überhaupt wahrgenommen zu werden.

Zum anderen sind die Preise im App Store ziemlich niedrig. Viele Apps sind kostenlos oder gehen für 79 Cent weg.

In der Kombination dieser beiden Faktoren bedeutet das für viele Entwickler, dass sie nicht viel verdienen.

Und da ist iAd natürlich eine neue Möglichkeit Geld zu verdienen.

40% der Werbeeinnahmen gehen an Apple, 60% an die App-Entwickler. Das ist durchaus Standard in der Werbeindustrie. Wenn man sich als App-Entwickler nicht um die Werbekunden kümmern muss, ist das natürlich optimal. So lohnen sich dann durchaus auch kostenlose Apps.

Datenschutz?

Ein Thema, zumindest in Deutschland, wird wieder der Datenschutz sein. Apple wird voraussichtlich Targeting-Funktionen anbieten. Also z.B. Alter, Geschlecht, Wohnort etc.

Und Apple könnte natürlich auch feststellen, welche Apps eine Person häufig verwendet etc.

Für Werbekunden natürlich ein Traum, für Datenschützer der Horror.

Wie genau Apple das handeln wird und ob iAd-Werbung an Apps gebunden sein wird, man als Unternehmen also z.B. Werbung in der App XY schalten kann, oder ob man wirklich Werbung für bestimmte Nutzer-Gruppen buchen kann, steht ebenfalls noch nicht fest.

Auch das wird noch spannend.


Fazit

Es ist erstaunlich wie konsequent Apple seine Strategie weiter verfolgt.

Nachdem man ja schon ein Online-Spiele-Netzwerk angekündigt hat, das alle Spiele-Apps verbinden soll (ähnlich XBox Live von Microsoft) und mit dem iPad der Printbranche eine neue Zukunftsperspektive eröffnet hat, macht man nun mit iAd einen weiteren wichtigen Schritt.

Und auch wenn Apples mobile Produkte nur relativ wenig Marktanteil haben (das iPhone hat einen Marktanteil von rund 15% bei den Smartphones), so ist die Käufergruppe von Apple-Produkten für Werbekunden doch sehr attraktiv.

iAd kann mit der Mischung aus Online-Werbung und TV, also Interaktivität und Emotionen, sehr erfolgreich werden. Alles wird davon abhängen, ob Apple als Werbevermarkter erfolgreich sein wird und genügend Werbekunden auch für kleine Apps vorhanden sein werden. Die Auslastung ist ja genau das Problem, was viele Werbenetzwerke haben.

Peer Wandiger

18 Gedanken zu „Apple iAd – Der AdWords Killer?“

  1. Also ich denke das Apple auf dem Mobilen Markt eine gute Chance hat, einen Fuß in die Tür zu bekommen, weil sie in gewissen Bereichen ja Marktführer sind und schon vorher wissen, das die nächsten Geräte können, so dass sie parallel mit neuen AdProdukten starten können und so der Konkurrenz in Teilen voraus sein könnten.

    Auf dem nicht Mobilen Markt ist denke ich kein Platz mehr, denn je länger man in der Szene ist, desto eher steigt man auf Affiliate-Ads um, da die sich mehr auszahlen. Außerdem gibt es ja neben AdSense auch einige inzwischen recht passable Anbieter, die als Alternative dienen.

  2. Die Idee von iAds finde ich gut. Mal sehen wie sie tatsächlich dann umgesetzt wird.

    Allerdings finde ich Apples Verhalten in der letzten Zeit etwas abgehoben.
    So will Apple ab Sommer Drittanbietern wie Adobe z.B. einen großen Riegel vorschieben, was dann u.a. kein Flash bedeutet. Hab da auch einen Artikel zu geschrieben, falls es jemanden interessiert.

    Mal sehen, wie sich Apple noch entwickelt.

    Gruß Carsten

  3. @ Carsten
    Stimmt schon.

    Einerseits verdammt Apple proprietäre Formate wie eben Flash (was ich Okay finde), baut aber selber an einem total abgeschotteten System.

    Allerdings bringt das wieder Vorteile in der Nutzerfreundlichkeit mit sich etc.

    Es hat alles Vor- und Nachteile.

  4. Richtigen Ersatz für AdSense kenne ich leider auch nicht, aber einige weitere Anbieter gibt es doch noch:

    mirago
    miva
    Contaxe
    Oxado
    vibrantmedia.de – InText- Werbung
    search-123.de – Pay-Per-Click (PPC)
    AdInside
    de.mirago.com – InText Werbung
    Pulse360 (CPA & CPC)

    Contaxe sieht man auch hier bei SiN in den monatlichen Einnahmeberichten.

  5. Ich bin gespannt, wie Apple so etwas umsetzen möchte, ohne den Usern ständig mit “unkontrollierten / unkontrollierbaren” Werbeeinblendungen auf den Geist zu gehen.

    Vom zweiten Video bin ich allerdings äußerst beeindruckt! Shake your phone, etc. Das macht Laune, denke ich. Werbung interaktiv? Das könnte funktionieren 😯

  6. Bin ich auch ziemlich gespannt, vor allem da ich momentan selbst an zwei iPhone Apps schraube. Das eine, eine kostenlose Lite Version und zum anderen die Premium Version. Bin dann mal gespannt welche Sache mehr Einkommen generiert.

    Gruß
    Olli

  7. Also AdWords-Killer auf keinen Fall. Kann ich mir nicht vorstellen.
    Aber endlich mal ein Gegengewicht zu AdWords, oder insgesamt zu Google was themenbezogene Werbung angeht. Von daher kann nur der Anwender profitieren. Bin jedenfalls auch mal gespannt! 🙂

  8. AdMob hat sich ja bereits ziemlich etabliert, wodurch es wohl nicht so ohne weiteres möglich sein wird, iAd einfach so zu etablieren. Aber Konkurenz belebt ja Gott sei Dank das Geschäft, was bei Googles Politik ständig Accounts zu sperren auch wirklich notwendig ist.

  9. Also Google-Killer wird dasdenke ich nicht. Google kann doch sowas auch leicht bauen und anbieten. Als zusätzliches Format bei Adsense, zu Text und Bildanzeigen, eben html5-Anzeigen.
    Außerdem erklärt Jobs, als wäre es voll der Wahnsinn, dass man in einer App eine Werbeanzaige besuchen kann und wieder zurück switchen kann. Toll, Multitasking gibt es in Desktopbrowser schon seit Ewigkeiten, wo Werbung eben in neuen Fenster aufgehen.

    In Wahrheit ist es doch nur ein sehr umständlicher Weg Werbung einzubauen in ihren Apps, wofür sie ja gute Geräte entwickelt haben. Aber es ist nichts wirklich Bahnbrechendes, für Apple sicher lukrativ, wenn es alle andere auch so “pretty cool” finden, wie er. Aber wenn er das nur lange genung verkündet und dauernd widerholt, plappern ihm eh bald alle nach und finden das auch “cool”.

  10. Also ich finde die ganz histerie rund um Mobiles extrem überbewertet und das aus mehreren Gründen. Zum einem gibt es aktuell kein einheitliches System, da gibt es auf der einen Seite Apple und die anderen auf der anderen Seite.
    Das vorgestellte iAD mit all denn offenen Fragen ist sowieso aus meiner Sicht her nur ein Wettrennen, wer was wie machen will, nicht viel dahinter, zumal es noch gut 20-30 Jahre dauern wird, bis man damit wirklich GEld machen wird, wer gleich am Beginn dabei sein will, wird mit die REchnung für Entwicklung bezahlen und gerade für kleine Firmen kann dies dann schnell in die Hose gehen und verdammt teuer werden, denn die heutigen Nutzer mobiler Geräte, spielen doch nur mit diesen, ein ernsthafter Werbemarkt kann ich da bei weitem nicht erkennen.
    Denn wenn es um ernsthafte Dinge geht, will ich nicht in ein kleines Gerät gucken müssen, sondern gemütlich eben vor meinem Laptop oder Heimcomputer sitzen, damit ich das alles Übersichtlich vor mir habe, alles andere ist aktuell sowieso nur Spielerei und wird noch einige Jahrzehnte dauern, bis sich daraus ein Werbemarkt entwickelt der es bringt. Ausserdem bezweifel ich stark das dies für jedes Thema Interessant sein wird.
    Denn was ist denn mobil wirklich von Bedeutung…? Adressenfinder (genaue Anschrift, Weg bis dahin), Kontaktfinder – wo haltet sich gerade wer auf (Freunde und Co) und viel mehr fällt mir nicht ein.

    SIN, würde ich mir nie unterwegs geben, Zeitungen genauso wenig, Recherchen zu welchen Thema auch immer, vergiss es. Also sooooo schnell wird sich das Landschaftsbild mit der aktuellen Mobil-Hype nicht verändern, meiner Meinung nach.

  11. Also sicher ist nicht alles was da versprochen wird auch wirklich so toll. Aber ein Hype ist es auch nicht.

    Dass für das Apple iPhone mittlerweile Milliarden Dollar mit Apps verdient wird ist Realität. Und ich nutze meine iPod Touch auch intensiv und freue mich auf das iPad.

  12. Ob man immer gleich alles haben muss, nein, das sicher nicht, aber ich finde iPhone und iPad schon chic. 🙂 Und das man mit Apps und Co nicht schlecht verdient hat sich nun auch schon bis nach Old Djörmeny herumgesprochen 😉 Mobil ist, zumindest bei den jungen Leuten, sehr gefragt. Für die ist es halt cool, und das ist auch wohl auch die Haupt-Zielgruppe, denk ich mal. Und Werbung, nun ja, ich finde Werbung :cool::oops::mrgreen:

  13. Das man bereits Milliarden damit verdient, mit Apps – ok.
    Ich meinte aber die Werbung…. nunja, mit Hype meinte ich die weltweite Aufmerksamkeit die man derzeit Apple schenkt und die hochtrabenden Prognosen.
    Ich sehe dies aus wirtschaftlicher Sicht eines Unternehmers und kann dabei keinen echten Mehrwert entdecken, so leid es mir tut, aber ich werde mal die nächsten 20 Jahre abwarten, bevor ich was für den Mobilen Bereich entwickeln werde, davor ist es meiner Meinung nach nicht mehr als Spielerei – sehe daraus aktuell keine ernstzunehmende Einnahmensquelle noch Vermarktungspotential für ein Unternehmen.
    Ausnahmen sind Bereiche wie Freunde finden (also Bereich Freunde, Flirten und Co) , oder Stadt und Landpläne zur Orientierung (Google klar vorne) und dann ja noch alle möglichen Formen des Entertainments (Spiele und Co…), ja das hat einen Mehrwert für den Mobilen Bereich.

  14. @ Das Wort
    Na das sind doch schon mal eine Menge Branchen, wo es sich deiner Meinung nach lohnt. Und ich denke, da gibt es noch einige mehr.

    Wie auch immer. Mit vielen App-Entwicklern und den viele iPhone, iPod Touch und iPad Nutzern ist es sicher eine gute Idee, eine Werbeplattform zu schaffen.

    Ob die Nutzer dann aber auch wirklich auf diese Apps klicken werden, ist allerdings offen. Das wird sich zeigen müssen.

    Zumal es nicht das Problem “Flaschenhals App-Store” löst. Als kleiner Entwickler ist es dort schwer aufzufallen.

  15. Also mit Contaxe kann man nicht viel machen – aber scheint auch an der Zielgruppe bzw. dem Content zu liegen.

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