Micro-Jobs für und von Webworkern – Interview mit klickwork.com

Webworker-Aufträge aus dem NetzOnline-Auftragsbörsen sind mittlerweile ja relativ beliebt.

Stellvertretend habe ich ein Interview mit Philipp Helminger von der österreichischen Plattform klickwork.com geführt.

Diese hat sich speziell auf Micro-Jobs spezialisiert. Was damit gemeint ist und wie Klickwork funktioniert, erfahrt ihr in diesem Interview.

1. Hallo Philipp. Stell doch bitte dich und deine Website klickwork.com meinen Lesern vor.

Wir sind die österreichische Webagentur cyberhouse.at und betreiben seit 01.02.2010 (Palindrom-Datum 😉 ) die Mikrojob-Plattform klickwork.com. Dort kann man als Job-Auftraggeber kleine Computer-Jobs ausschreiben und auch selbständig die Höhe der Vergütung festlegen.

Oder man betätigt sich auf der anderen Seite als “Webworker” und wählt eben aus einer Liste von ausgeschriebenen Aufgaben solche aus, die man gerne erledigen möchte. Das Ganze funktioniert nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage.

Bei den Aufgaben handelt es sich in der Regel um Jobs, die man von zu Hause aus mit dem eigenen Computer abarbeiten kann. Besonders gut geeignet sind Aufgaben wie das Verfassen von Texten zu unterschiedlichen Themen, das Erstellen von kleinen Videos für Präsentationen, Bewertungen oder Meinungsumfragen, Datenerfassung, Usability-Tests und vieles mehr.

Als zusätzlichen Anreiz haben wir Klickwork.com auch noch ein „zweites Gesicht“ gegeben. Nämlich mit der Schwester-Plattform work2buy.com. Hier kann man sich als Webworker mit demselben Account wie bei Klickwork.com einloggen und ebenfalls die Jobs bearbeiten.

Auf Work2Buy.com kann zusätzlich aber jeder, der online etwas verkaufen möchte, seine Produkte einstellen. Die Webworker haben nun die Möglichkeit, mit ihrem erarbeiteten Guthaben bargeldlos auf Work2Buy.com einzukaufen.

2. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen und wie funktioniert klickwork.com genau? Kannst du mal ein Beispiel durchgehen, von der Einstellung bis zum Abschluss.

Wir sind schon seit langem von der Methode des Crowdsourcings fasziniert: nämlich dem Outsourcing von geeigneten Aufgaben an eine mehr oder weniger organisierte Gruppe mit einem vergleichbaren Focus (“the crowd”).

Mit der großen Menge hat man die Chance, dass man jemanden findet, der die gestellte Aufgabe gerne und gut erledigen kann. Ganz nach dem Motto: jeder macht genau das, was er am besten kann. Damit kann man das oftmals verborgene Potential einer Menge optimal ausnutzen.

Webworker-Aufträge aus dem NetzWie funktioniert nun der Ablauf im Detail: Als Job-Auftraggeber schreibt man seine Aufgaben mit einer angemessenen Vergütung aus. Sind Aufgabe und Verdienstmöglichkeit fair gestellt, so wird man schnell Bewerbungen von den Webworkern zur Erledigung der Aufgabe erhalten.

Der Auftraggeber sucht sich unter den Bewerbern den für ihn passendsten aus und erteilt den Zuschlag für die Aufgabe. Dabei helfen ihm einerseits die Selbstbeschreibungen der Webworker. Andererseits gibt es ein Bewertungssystem für jeden Webworker, welches sich aus den bisher erledigten Jobs ergibt.

Nach Erhalt des Zuschlags beginnt der Webworker mit der Erledigung der Aufgabe. Wenn Fragen auftreten, können Auftraggeber und Webworker jederzeit über das Plattform-Nachrichtensystem miteinander kommunizieren.

Nach Fertigstellung wird das Ergebnis an den Auftraggeber geschickt. Der Auftraggeber hat nun die Möglichkeit, das Ergebnis zu akzeptieren und zu bewerten oder den Webworker zur Nacharbeit aufzufordern. Erst wenn der Auftraggeber ein Ergebnis akzeptiert, wird die Vergütung an den Webworker in Form von Punkte ausbezahlt. Die Punkte kann man sich dann entweder in Bargeld auszahlen lassen oder man kann damit auf Work2Buy.com einkaufen gehen.

3. Kostet die Nutzung von klickwork.com etwas?

Die Nutzung von Klickwork.com als auch von Work2buy.com ist für alle Beteiligten, nämlich Auftraggeber, Webworker und Verkäufer („Shop-Besitzer“), kostenlos. Ein Auftraggeber muss lediglich vor der Ausschreibung der Aufgaben sein Klickwork.com Konto aufladen. Dieses Guthaben kann er dann als Gegenleistung für erledigte Aufgaben auszahlen. Dabei erhält der Webworker 80% und die Plattform 20% von der ausgeschriebenen Vergütung.

4. Welche Vorteile bietet klickwork.com für Auftraggeber?

Die Vorteile für den Auftraggeber liegen darin, dass er Routinearbeiten sehr kostengünstig auslagern kann. Manche Aufgaben wären aber für einen einzelnen Auftraggeber ohne eine Plattform wie Klickwork.com vielleicht aber auch gar nicht möglich.

Etwa immer dann, wenn es eben um den Input von unabhängigen und unterschiedlichen Personen geht. Hier denken wir etwa an Meinungsumfragen oder Erfahrungsberichte, Feedback und Verbesserungsvorschläge bei Online-Services oder Websites.

5. Was kann man als Auftragnehmer bei euch verdienen? Welche Voraussetzungen muss ein Auftragnehmer erfüllen?

Die Verdienstmöglichkeiten der Webworker (=Auftragnehmer) hängen natürlich sehr stark vom eigenen Fleiß ab. Im Durchschnitt gehen wir davon aus, dass man pro Job zwischen 1 und 20 EUR verdienen kann und dafür zwischen ein paar Minuten und 1-2 Stunden Zeit investieren muss.

Dann kann man damit doch schon ordentlich das Taschengelt aufbessern. Für einen Full-Time-Job wird es aber nicht ausreichen – dafür ist die Plattform aber auch nicht konzipiert.

6. Wie seid ihr nach dem Start des Projektes an die Vermarktung heran gegangen? Was hat gut funktioniert und was nicht so gut?

Für die eigene Vermarktung haben wir die Plattform selber genutzt, indem wir viele entsprechende Jobs ausgeschrieben haben.

Beispielsweise haben wir aufgefordert, über die Erfahrungen in diversen Foren und Blogs zu berichten oder uns einfach weiter zu empfehlen. Damit haben wir ohne großes Marketing-Budget mittlerweile bereits über 2.000 Webworker für die Plattform gewinnen können.


7. Nutzt ihr auch Social Web Instrument (Facebook, Twitter …) zur Vermarktung? Welche Erfahrung habt ihr da gemacht?

Im Bereich Social Web nutzen wir hauptsächlich Facebook als Marketing-Instrument. Als ergänzende Maßnahme eignet sich dieses Medium sehr gut. Unserer Erfahrung nach reicht es aber als einzige Marketing-Schiene nicht aus.


8. Habt ihr klickwork.com alleine umgesetzt? Wie lange hat das gedauert und welche Aufwand macht die Pflege?

Wir haben die Programmierung und Umsetzung mit eigenen Ressourcen geschafft. Dabei haben wir am Anfang einfach mit einer schnellen Prototyp-Umsetzung begonnen, einfach um unsere theoretische Idee möglichst rasch evaluieren zu können.

Es muss aber hier angemerkt werden, dass die Programmierung und Weiterentwicklung einer solchen Plattform niemals abgeschlossen sein wird. So wird auch mit der Anzahl der registrierten User auch die Wunsch-Feature-Liste immer länger.

Die Erweiterungsmöglichkeiten erstrecken sich dabei von Social-Media Funktionen (Webworker vernetzen und helfen sich untereinander) bis zu einer begleitenden “Ausbildungs”-Plattform für die Webworker.


9. Gibt es Partnerprogamm?

Es gibt noch keine konkreten Partnerprogramme, sehr wohl aber bereits eine Menge von Ideen dazu. Diese wollen wir in Zukunft und schwerpunktmäßig angehen.

Die vorstellbaren Möglichkeiten erstrecken sich hier von Shopping- und Gutschein-Plattformen bis zu Online-Marketing Agenturen.


10. Was plant ihr für die Zukunft von klickwork.com? Auf was können wir uns da freuen?

Eine Vision ist, dass “jedermann” über Klickwork.com seine virtuelle Firma erschaffen kann. Dazu baut er sich einen zuverlässigen Stamm an Webworkern auf, die wie lose, aber “eigene” Mitarbeiter agieren. Zwecks Bindung muss er sich natürlich ein paar Dinge einfallen lassen, wie etwa Aus- und Weiterbildungsprogramme. Klickwork.com soll dabei die nötigen Rahmenbedingungen und Anleitung dazu schaffen, damit auch der weniger erfahrene Job-Auftraggeber mit diesem Modell erfolgreich wird.

Auf Webworkerseite wollen wir ein Zertifizierungs-Programm anbieten. Hat ein Webworker eine gewisse Zertifizierungsstufe erreicht, dann kann er etwa als Coach oder Mentor für andere Webworker agieren und so an deren Einkünfte mitverdienen.


Danke Philipp

für deine Antworten. Mit Klickwork.com wird keine Existenzgrundlage angeboten, was Philipp ja auch ausdrücklich so gesagt hat, aber es bietet die Möglichkeit, viele kleine Arbeiten auszulagern bzw. ein kleines Taschengeld nebenbei zu verdienen.

So sehe ich vor allem Vermarktungsansätze für Online-Projekte, die durchaus günstig mit dieser Plattform durchführbar wären.

Ich werde Klickwork auf jeden Fall nochmal testen und dann hier darüber berichten.

Peer Wandiger

14 Gedanken zu „Micro-Jobs für und von Webworkern – Interview mit klickwork.com“

  1. Danke für den Beitrag, aber bisher finde ich grade mal 37 Aufträge auf der Plattform. Ich werde jetzt mal nicht mutmaßen, wie viele vom Betreiber selbst eingestellt sind…
    Gruß Matze

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  2. Sehr interessantes Interview und sehr interessante Plattform!

    Gerade für Einsteiger und “Neu-Selbstständige im Netz” ist das doch interessant. Klar, ist kein Fulltime-Job. Aber kleinere Aufträge “nebenher” erledigen, ist doch auch schon was. Schon meine Oma sagte immer “Kleinvieh macht auch Mist” 😉 😀

    Viele Grüße
    Gordon

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  3. Ich hatte die Seite vor ein paar Wochen schon mal gefunden und ausprobiert. Das Punktesystem sagt mir aber überhaupt nicht zu. Es ist undurchsichtig, weil man immer erst umrechnen muss, wie viel Geld man damit verdient. Es erinnert ein bisschen an diese “Mach bei 8.000 Umfragen mit und bekomme dafür einen 20 Euro Gutschein” Portale. Mag sein, dass das mittlerweile besser geworden ist. Aber Philipp sagt ja selber, die Seite ist eher was fürs Taschengeld.

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  4. Ich sehe das auch so wie Gordon (#2), für Neueinsteiger ist das bestimmt interessant, weil man so schnell an erste kleine Auftäge kommt. So sammelt man die ersten Erfahrungen und Referenzen.

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  5. Wieviel ist denn ein Punkt wert? Im FAQ finde ich dazu keine handfesten Informationen.

    Oder gibt es da keinen festen Umrechnungskurs, weil er sich ändern kann?

    Wenn es keinen festen Kurs gibt, dann kann sich ja mein Euro-Guthaben auch nach unten ändern, wenn der Kurs fällt, oder?

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  6. Wie du schon schreibst, gibt es mitlerweile eine ganze Reihe solcher Plattformen wo Freiberufler Aufträge finden können. Ich habe einige deutsche sowie internationale Anbieter in einem meiner Artikel aufgelistet. Ich erlaube mir mal als Ergänzung den Link hier zu posten:

    ragazzi-group.de/2010/04/wo-sie-als-freelancer-auftrage-finden/

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  7. @Carsten – 350 Punkte entsprechen 10€!
    Steht unter den gefunden aufträgen hinter dem kleinen Sternchen 😉

    Die Idee ist sicher nett. Aber momentan ist keinerlei interessanter Auftrag dabei. Aber vielleicht wird das ja noch. Muss sich vielleicht auch noch mehr rumsprechen!

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  8. Grundsätzlich sehr interessant, aber mich interessiert hier doch eine andere Seite der Medaille. Wie sieht es denn damit aus, dass gerade bei Texten und Grafiken sich gerne mal im Netz bedient wird?

    Wäre sehr unschön, wenn man da ein paar Aufträge erteilt, die später online stellt und eine Abmahnung für ins Haus geflattert kommt. Vor allem, wenn auf der anderen Seite irgend ein 14-Jähriger sitzt mit einem einem Taschengeldvolumen von 40.- € im Monat. Gibt klickwork da irgendwelche Garantien und steht in der Haftung oder wie läuft das?

    Gruß

    Marc

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  9. Das Konzept klingt in der Tat interessant. Allerdings spricht mich die derzeitige Auswahl an Angeboten leider auch noch nicht besonders an. Aber ich werde auf jeden Fall zukünftig mal weiter reinschauen. Vielleicht kommt ja demnächst noch ein wenig mehr…

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  10. Hallo!

    Also aus Auftraggeber-Sicht hört und liets sich das sehr gut. Gerade für Routinesachen, die ständig anfallen, aber “nervig” sind, ist das hervorragend. 😉

    Werde ich auf jeden Fall in Erwägung ziehen für meine Arbeiten an den Projekten!

    Liebe Grüße
    Alexander Boos

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  11. Für mich als Neuling ne interessante Sache. Die 20% für klickwork.com finde ich zwar ziemlich happig, aber wenn das notwendig ist, um die Plattform zu betreiben, ok.

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  12. Ich finde die Idee von diesem Projekt super, ich habe eben gerade mal drei Aufträge gestartet umzuschauen wie schnell diese abgearbeitet werden. Auf jeden Fall werde ich ein kleines Resümee ziehen und gegebenenfalls die Partnerschaften untereinander erweitern. Genau solche Systeme habe ich bereits häufig gesucht, bloß meist ist das Problem das die arbeiten extrem lange dauern. Ich habe bei einem ähnlichen Projekt mehrere kleine Jobs ausgeschrieben und die wurden bis heute nicht abgearbeitet. Mal schauen wie es bei diesem Projekt vorangeht.

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  13. mal generell zu dem thema: was ich soweit mitbekommen habe ist, dass die online-auftragsbörsen ja jetzt richtig boomen, ich kenne online-firmen die ihre “kompletten” tätigkeiten (z.b. contenterstellung) outgesourct haben, also ich denke wenn klickwork.com sich mit seinen konzept behaupten kann wird es sich schnell auch einen teil von diesem kuchen abschneiden können

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  14. Die Aufträge sind “bei einer Webseite anmelden”, “ein Facebook-Fan werden”, “einen Artikel flattern”, .. das sind keine Aufträge. Das ist ein Witz!

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