Affiliate-Netzwerke aus Merchant-Sicht

Im heutigen Gastartikel stellt Patrick Hundt, Geschäftsführer der Adwords- und Affiliate-Agentur Projecter, die wichtigsten Affiliate-Netzwerke in Deutschland vor und beurteilt diese auf Sicht von Firmen, die ein Partnerprogramm starten möchten.

Affiliate Marketing ist für Online-Shops ein lukrativer Kanal, der im Vergleich zu anderen Online Marketing Kanälen wie SEM meist einen günstigeren CPO (cost per order) aufweist.

Die meisten Unternehmen starten ihre Partnerprogramme bei Affiliate Netzwerken und machen sich so die große Anzahl an potentiellen Partnern im Netzwerk zunutze, die für den Online-Shop des Merchants werben und Umsätze bzw. Leads generieren.

Es gibt ebenfalls die Möglichkeit, ein eigenes Partnerprogramm mit Hilfe einer Affiliate Software zu betreiben, was auch diverse Vorteile hat. Jedoch möchten Affiliates in der Regel alles eher in einem Netzwerk abwickeln anstatt sich bei vielen einzelnen Partnerprogrammen anzumelden. Für Affiliate-Anfänger ist der Start bei einem Netzwerk daher häufig der erste Schritt ins Affiliate Marketing.

Doch zu welchem Netzwerk sollte man nun gehen?

Reicht eins oder muss ich bei mehreren starten?

Im Laufe der letzten Jahre hat sich eine zunehmende Zahl von Affiliate Netzwerken etabliert, weshalb neue Merchants dieser Frage gegenüberstehen.

Die Frage, welches Netzwerk für ein Partnerprogramm am besten geeignet ist, wird häufig durch das Umsatzpotential des Programms und die verfügbaren finanziellen Ressourcen beantwortet. Strategische Fragen wie eine geplante Expansion ins Ausland sollten ebenfalls bedacht werden.

Wir wollen in diesem Artikel einen kurzen Überblick über die Vor- und Nachteile der verschiedenen Netzwerke und somit eine Hilfestellung für den Start eines Affiliate Programms geben.

Funktionen und Kosten von Affiliate Netzwerken

Affiliate Netzwerke übernehmen die Schnittstellenfunktion zwischen Merchants und Affiliates. Dies geschieht, indem die komplette Infrastruktur, d.h. eine Plattform zur Kommunikation und Interaktion sowie technisches Know-How bereitgestellt werden. Hier werden u.a. Werbemittel bereitgestellt, die Provisionen für die Affiliates durch die Merchants verwaltet, durch das Netzwerk abgewickelt und abgesichert.

Da Affiliate Netzwerke dem Merchant die Arbeit deutlich erleichtern, werden auch entsprechende Gebühren fällig. Diese belaufen sich zumeist auf 30% der ausgeschütteten Provisionen.

Beispielsweise generiert ein Affiliate einen Verkauf im Wert von 100 Euro und verdient 10 Euro, da die Provision auf 10 Prozent festgesetzt wurde. Das Netzwerk erhebt auf diese 10 Euro dann zusätzlich 30 Prozent Netzwerkprovision.

Dadurch zahlt der Merchant effektiv 13 Prozent, also 13 Euro an den Affiliate und das Netzwerk zusammen. Bei manchen Netzwerkbetreibern fällt zudem eine Setup-Gebühr für die Einrichtung eines neuen Partnerprogramms an.

Programmbetreiber zahlen bei größeren Netzwerken zwischen 500 und 5.000 Euro. Bei einigen Plattformen fallen außerdem jeden Monat fixe Gebühren an (häufig 250 bis 400 Euro).

Um einen besseren Überblick zu schaffen, werden nun die einzelnen Netzwerke vorgestellt und abschließend bezüglich der wichtigsten Kriterien verglichen.

Zanox

Zanox ist eines der größten Affiliate Netzwerke in Deutschland und seit 2000 am Markt aktiv. Für Merchants ist das Netzwerk aufgrund der großen Anzahl an Affiliates attraktiv. Die Partner- und Werbemittelverwaltung fällt durch ein umfangreiches und übersichtliches Backend leichter als in anderen Netzwerken. Das Layout ist dabei eher schlicht.

Der von Zanox eigens entwickelte AdRank, der das Potential einer Partnerschaft anhand verschiedener Kriterien widerspiegelt, ist ein in der Form einmaliges Tool im Vergleich zu anderen Netzwerken. Die Bedienung im Backend ist relativ einfach aber an manchen Stellen auch etwas umständlich. Leider ist das Support-Level bei Zanox eher niedrig und die API-Schnittstelle befindet sich bisher nur in der Beta-Phase.

Trotz der großen Reichweite des Netzwerks könnte für viele Merchants die Setup-Gebühr in Höhe von verhandelbaren 4.800 Euro für ein neues Partnerprogramm und die monatliche Kosten in Höhe von 300 Euro ein Stolperstein sein.

affili.net

affili.net ist neben Zanox eines der größten Netzwerke. Die Plattform ist seit 1999 aktiv und bietet die Infrastruktur für viele bekannte Partnerprogramme. Im Backend des durch Benutzerfreundlichkeit hervorstechenden Netzwerkes kann man zahlreiche Statistiken abrufen um den Erfolg eines Partnerprogramms zu messen. Ein Schwachpunkt ist jedoch auch hier der Support für kleinere Partnerprogramme. Man findet jedoch einige nützliche Tools, wie z.B. Affilimatch zur Erstellung kontextsensitiver Werbemittel.

Ob ein Partnerprogramm aufgenommen wird, hängt davon ab, ob sich affili.net Erfolg von dem Geschäftsmodell verspricht. Die Höhe der Setup-Gebühr kann niedriger ausfallen, wenn ein Partnerprogramm exklusiv bei affili.net startet bzw. noch kein Konkurrent im Netzwerk angemeldet ist. Zwar fallen bei Affilinet keine monatlichen Gebühren an, aber mit 3000 Euro sind die Setup-Gebühren dennoch nicht zu verachten.

Belboon/Adbutler

Seit 2002 ist das ursprünglich kleinere Netzwerk Belboon auf dem Markt, ehe im Jahre 2009 das Netzwerk AdButler aufgekauft wurde und das Netzwerk bedeutend wuchs. Mit mehr als 1.200 Partnerprogrammen gehört Belboon damit zu den größten Netzwerken und hat ebenfalls eine große Reichweite.

Es werden weder Setup-Kosten noch monatliche fixe Gebühren fällig. Das Backend ist klar strukturiert und ansprechend gestaltet. Es gibt weiterhin einige nützliche Tools, wie den Banner-Rotator oder das Newsletter-Tool. Vor allem hinsichtlich der Statistiken (Auswertung, Kontrolle und Export) liegt Belboon im Vergleich zu anderen Netzwerken vorn. Hier wird außerdem Wert auf Support gelegt, was ein USP gegenüber anderen Netzwerken ist. Ein Nachteil für Merchants ist allerdings, dass keine Webservices zur Verfügung stehen.

Superclix

Man könnte Superclix aufgrund seiner Unscheinbarkeit nach außen und wenig nutzerfreundlichen Aufmachung unterschätzen. Bereits seit 2000 ist das Netzwerk auf dem Markt und weist aufgrund seiner Schwerpunktlegung im Bereich Nischenprogramme, vor allem aus den Themengebieten Gaming und Erotik, eine hohe Zahl an Publishern auf.

Superclix erhebt keinerlei Setup- oder monatliche Gebühren, sodass vor allem kleinere Programme sich etablieren können und dennoch eine hohe Anzahl an Affiliates erreichen. Trotz des neuen ansprechendereren Interface lässt die Benutzbarkeit noch zu wünschen übrig. Weiterhin könnte für Merchants ein Nachteil bedeuten, dass Partner automatisch freigegeben werden, die Werbemittelbearbeitung nur über den Support funktioniert und dass die Geschäftsführung sich deutlich gegen die Einführung von PostView ausgesprochen hat.

Webgains

Webgains ist gemessen an der Anzahl der Affilliates und Merchants eher ein kleines Netzwerk in Deutschland, fällt allerdings durch einen sehr guten Support und eine hohe Benutzerfreundlichkeit auf. Das Netzwerk ist erst seit 2006 auf dem deutschen Markt. Die Setup-Gebühren sind mit 500 Euro (Verhandlungsbasis) sehr moderat. Neue Partnerprogramme werden meist innerhalb weniger Tage freigeschalten.

Leider wird die Bekanntgabe neuer Gutscheine über einen RSS-Feed bisher nicht unterstützt. Dies wird aber kompensiert durch ein nützliches Gutschein-Manager-Tool, welches auf neue Gutscheine seit dem letzten Login hinweist und Gutscheine einfach verwalten lässt. Das Berichtecenter ist sehr gut ausgebaut. Insgesamt ist Webgains ein Netzwerk mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis.


Commission Junction

Wer mit seinem Online-Shop in weitere Länder expandieren will, für den ist der US-Marktführer Commission Junction eine Option. In dem Netzwerk sind Affiliates aus über 130 Ländern aktiv, auch für den deutschen Markt. Vorteilhaft sind die intuitive, übersichtliche und leicht zu navigierende Oberfläche. Die API und der Multi-Account-Login sind weitere Vorteile für Merchants.

Jedoch hat sich das Netzwerk bisher in Deutschland kaum durchsetzen können, was ein großer Nachteil für deutsche Partnerprogramme ist. Die Setup-Gebühr liegt im niedrigen vierstelligen Bereich und ist in der Regel verhandelbar. Zudem fallen monatliche Gebühren in Form von Mindestprovisionen an.


TradeDoubler

TradeDoubler ist ein weiteres international aufgestelltes Netzwerk, wobei es v.a. in UK und Skandinavien sowie dem Rest Europas und Japan zu den größten Netzwerken gehört. In Deutschland hingegen hat es den großen Durchbruch bisher noch nicht geschafft. Ebenso wie bei Commission Junction empfiehlt sich ein international aufgestelltes Netzwerk besonders, wenn man seine Geschäfte auch in andere Länder ausweiten und dort durch entsprechende Publisher Kunden erreichen will.


Sonstige wie ADCELL, affiliwelt, vitrado etc.

Neben den angesprochenen Netzwerken, gibt es noch weitere Anbieter, die sich ähnlich wie Superclix auf bestimmte Themengebiete spezialisiert haben. Diese haben aber keineswegs eine so hohe Reichweite. ADCELL bietet vor allem Partnerprogramme aus den Bereichen Erotik, Gewinnspiele und Zeitschriften-Abos. Affiliwelt hingegen hat sich auf den Bereich Reisen & Urlaub sowie Shopping spezialisiert.


Fazit

Es gibt viele Kriterien, die beim Start eines Partnerprogramms relevant sein könnten. Während für manche Online-Shop-Betreiber eine vierstellige Setup-Gebühr schon ein K.O.-Kriterium sein könnte, möchten sich andere Merchants die Reichweite und potentiellen Verkäufe keinesfalls entgehen lassen.

Man kann auch bei mehreren kleineren Netzwerken starten, wobei hier aber weniger Umsatz zu erwarten ist. Zum Teil haben es Partnerprogramme dann aber schwer, noch bei den großen Netzwerken aufgenommen zu werden, da diese einen gewissen Grad an Exklusivität einfordern.

Weitere Informationen zum Thema “Affiliate Marketing” findet ihr auf www.selbstaendig-im-netz.de.

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Peer Wandiger

12 Gedanken zu „Affiliate-Netzwerke aus Merchant-Sicht“

  1. Super! Ein guter Beitrag mit einer tollen Matrix über die Affiliates. Ich werde mal bei Commission Junction reinschauen.

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  2. Hallo!

    Also ich muss sagen, tolle Auflistung der verschiedenen (großen) Netzwerke und eine gute Übersicht, was auch die Gebühren etc. betrifft. Ich muss aber trotzdem sagen, dass man ruhig auch dem ein oder anderen „Kleinen“ eine Chance geben darf, denn oftmals suchen dort auch Affiliates, die sich in bestimmten Nischen aufhalten.

    Zwar soll dieser Artikel gerade die Sicht der Merchants zeigen, doch wenn man auch als Merchant gute Partner sucht, dann sollte man die kleineren Netzwerke, die vielleicht (noch) weniger bekannt sind, auch in Erwägung ziehen.

    Denn gerade wenn bestimmte Partner in kleineren Netzwerken nach „Schätzchen“ suchen, dann sind das nicht selten auch wirklich starke Partner, denen man dann auch das Passende bieten kann/sollte.

    Liebe Grüße
    Alexander Boos

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  3. Dem Artikel fehlen Informationen darüber, was PostView und Gutscheinfilter bedeuten und welche Vor- und Nachteile sie haben.

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  4. Super Übersicht, man merkt dass da einer vom Fach am Werk war. Das mit den Setup-Gebühren, den monatlichen Kosten und der Provision fürs Affiliate-Netwerk wurde sehr gut verständlich erklärt.

    Etwas anderes: Ist es nicht ein absoluter Joke, dass Affilinet für sich selbst kein Affiliate-Programm anbietet??

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  5. Interessanter Beitrag. Kleiner Fehler: Im Text zu Belboon steht, dass weder Setup- noch monatliche Gebühren fällig werden. In der Tabelle ist bei Belboon/Setup-Gebühr ein Haken dran.

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  6. Hallo zusammen, danke für Eure Kommentare.

    @Alexander: das stimmt natürlich, die ganz kleinen Netzwerke kommen hier zu kurz bzw. werden gar nicht erst erwähnt. Vielleicht wäre es mal einen eigenen Beitrag wert, nur auf diese zu fokussieren.
    Auf der anderen Seite sollten die ganz kleinen vielleicht auch selbst etwas mehr dafür tun, dass man sie kennenlernt. Wir schreiben ja immer wieder über die Branche aber abgesehen von Adcell kam noch nie ein hier zu kurz gekommenes Netzwerk auf uns zu.

    @Stefan: das stimmt auch. So gesehen fehlt dem Beitrag sicherlich noch einiges. Ist eben auch nur einer von vielen Artikeln, die man übers Affiliate Marketing schreiben kann.

    @Michel: sorry, das Häkchen hat da nichts verloren. Bei belboon fallen keine fixen Kosten an (sofern man keine besondere Betreuung wünscht)

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  7. Hi,
    wirklich eine gute Matrix. Nicht überraschend zu sehen das Belboon und Superclix kein Setup Gebühr verlangen, die 2 großen dagegen schon. Bin mit beiden großen recht zufrieden vobei Zanox im Moment ein Problem mit Neuanmeldungen hat.

    Super Artikel!

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  8. Hallo,

    guter Artikel und eine gute Übersicht.
    Da wir selbst Erfahrung sammeln durften als Publisher sowie als Merchant fehlt mir in diesem Bericht ein sehr sehr wichtiger Hinweis.
    Wir durften die Erfahrung machen, dass uns die Aufnahme als Merchant bei einigen Netzwerken verweigert wurde, obwohl wir bereit waren die teilweise sehr hohe, nötige Setupgebühr zu bezahlen.
    Dabei handelte es sich keineswegs um “ein krummes Ding” – die Netzwerke waren schlichtweg der Meinung, dass das StartUp kein größeres Potenzial aufweist. Teilweise wurden wir auch abgelehnt, da es im entsprechenden Bereich schon “genug” Partner gab.

    Was nützt mir also ein Vergleich der Kosten und Reichweite, wenn ich ohnehin nicht in das Netzwerk meiner Wahl aufgenommen werde. Dies ist unbedingt bei der Netzwerkwahl zu beachten.

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  9. Nun ja “Die beiden Großen” passt wohl nicht mehr , da fehlen superclix nur 50.000 . Den support bei superclix würd ich kein neutral geben , aber das ist nur meine persönliche Meinung . Die melden sich wenns um das Geld geht immer Recht spät . Was aber nicht heißt das sie nicht pünktlich auszahlen . Jedoch wurde bei mir schon 3 mal ein Monat “übersehen” (2 mal 3, 1 mal 4 stelliger Betrag ). Im nächsten Monat war dann das Geld aber auch immer da !

    lg

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  10. Bin selber seit mehreren Jahren bei Zanox,
    dank deinem Bericht werd ich jetzt aber auch mal die anderen anbieter unsicher machen:grin:

    lg

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    • Das hängt bei den meisten Netzwerken vom Erreichen eines Mindestbetrages ab. Manche brauchen dafür ein halbes Jahr. Andere schaffen das locker in einem Monat. Für letztere sollte man auch einmal monatlich ausszahlen.

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