E-Commerce-Einstieg ohne hohe Kosten – Teil 2

In diesem zweiteiligen Gastartikel geht es um den günstigen Einstieg in den E-Commerce. Deshalb werden hier die Möglichkeiten und Varianten vorgestellt, die man bei der Auswahl eines Shop-Systems hat.

In Teil 2 des Gastartikels werden 2 Shop-Lösungen verglichen und es geht um die Vermarktung.

Lassen Sie uns doch nun konkret anhand von zwei Beispielen die Vor- bzw. Nachteile einmal gegenüberstellen.

Dafür habe ich bewusst eine Software aus der klassischen Distribution und eine SaaS Variante ausgewählt.

(zu E-Commerce-Einstieg ohne hohe Kosten – Teil 1)

Magento

Magento kann man, wie anfangs schon erwähnt, sicherlich als Überflieger und Liebling der E-Commerce Szene betrachten, denn die Entwicklung der eigentlich noch recht jungen Software ist enorm. Man muss aber auch beachten, dass aufgrund des Lizenzmodells Magento nur in der Community Edition kostenlos erhältlich ist.

Die Professional und Enterprise Edition hingegen kosten Geld. Das Gute an der Sache ist aber, dass sowohl Enterprise wie auch Professional Edition auf der Community Edition basieren, d.h. der Kern der Software ist immer der selbe.

Der große Funktionsumfang und die vielen Möglichkeiten haben aber auch zur Folge, dass die Software eine gewisse Einarbeitungszeit verlangt. Aus meiner Erfahrung kann ich Ihnen auch sagen, dass (außer Sie beschäftigen sich exzessiv mit dem Thema) für eine professionellen Online-Shop oftmals eine Agentur benötigt wird.

Das heißt, wenn Sie auf Magento setzen, setzen Sie damit auch auf gewisse Kosten, die einfach anfallen. Selbst gestrickte Lösungen wirken bei Magento hingegen oft unprofessionell und spiegeln dann auch von der Erfolgsseite betrachtet die investierte Zeit / Aufwand wieder.

Das bedeutet, wenn Sie sich aus bestimmten Gründen für Magento als Online-Shop Lösung entscheiden sollten, rechnen Sie damit, dass Sie von einer Agentur betreut werden müssen und rechnen Sie auch damit, dass Magento nicht auf Webspace-Angeboten für ein paar Euro im Monat gehostet werden können.

Greift man nicht gleich zum dedizierten Server, so sollte es auf jeden Fall ein leistungsstarkes virtualisiertes System sein.

Möglichkeiten
Doch welche Möglichkeiten bestehen nun für Sie als Existenzgründer, wenn Sie aus bestimmten Gründen dennoch auf Magento setzen möchten, aber nicht das nötige Budget für eine Agentur haben?

Eine Voraussetzung ist auf jeden Fall, dass Sie sich mit dem System auseinandersetzen, d.h. Sie müssen verstehen wie Magento funktioniert und vor allem warum es so funktioniert. Abgesehen von 1-2 Bücher investieren Sie hierbei nur Ihre Zeit.

Schauen Sie daher einfach einmal bei Amazon vorbei und bestellen Sie sich die Magento Bücher. Mit Hilfe der Bücher sollten Sie dann auch in der Lage sein, Magento dahingehend zu konfigurieren, damit Sie zumindest Bestellungen abwickeln, den Produktkatalog online stellen können.

deutsches Recht
Ein großes Fragezeichen ergibt sich bei Magento aber bei der Anpassung für den deutschsprachigen Markt. Als Unternehmen aus den USA ist Magento die Gesetzeskonformität nicht ganz so wichtig, aber auch hierfür gibt es eine Schmalspur Lösung. Mit Hilfe des Moduls “Market Ready Germany” machen Sie nämlich Ihren Magento-Shop fit für den deutschen Markt.

Ganz offen gesagt hat das Modul aber auch Nachteile, gerade wenn der Shop noch mit zusätzlichen Erweiterungen versehen wird, setzen wir gerne auf eine selbst angepasste Variante für den deutschen Markt. Für Sie als Existenzgründer und E-Commerce Durchstarter erfüllt das Modul aber sicherlich den Zweck und ist vor allem kostenlos erhältlich.

Design
Nachdem Sie also den Shop fit für den deutschen Markt gemacht und Dank eines guten Buches die Konfiguration angepasst und den Produktkatalog angelegt haben, fehlt eigentlich nur noch ein schönes Design für den Shop.

Auch wenn ich persönlich Templates immer ein wenig unschön finde, einfach aus dem Grund weil X andere Shops das selbe Template verwenden können, so ist es doch die kostengünstigste Variante Ihrem Magento-Shop ein Design fernab des Standards zu verpassen.

Wenn Sie sich nicht wirklich hervorragend mit (X)HTML, CSS, JavaScript und PHP auskennen und obendrein grafisch sehr talentiert sind, sollten Sie sich auch ehrlich gesagt nicht an ein eigenes Design heranwagen. Wenn Sie also ein Template haben möchten, können Sie unter den folgenden Seiten schauen:

Anschließend haben Sie ein “eigenes” Design, eine angepasste Konfiguration und Ihren eigenen Produktkatalog. Der Verkauf Ihrer Artikel könnte also theoretisch beginnen.

Plentymarkets

Ganz im Gegensatz zu Magento setzt die aus Deutschland stammende E-Commerce Allround-Lösung Plentymarkets auf SaaS als Software Distributionsmodell. Das bedeutet letztendlich für Sie als Kunden, dass Sie die Software mieten, d.h. einen monatlichen Betrag zahlen und dafür die Software samt Bereitstellung zur Verfügung gestellt bekommen und sich um nichts mehr Gedanken machen müssen.

Dieses Distributionsmodell hat vor allem den großen Vorteil, dass der Hersteller gar nicht möchte, dass Sie sich als Kunde exzessiv mit dem System beschäftigen müssen. Viel mehr liegt der Fokus darauf, schnell starten zu können und die Investitionskosten möglichst gering zu halten.

Plentymarkets verfügt dabei sogar noch über einen recht großen Funktionsumfang. Neben einer eingebauten Warenwirtschaft legt Plentymarkets vor allem auf Schnittstellen und Anbindungen einen sehr großen Wert. Dazu zählen auch Anbindungen zu Versanddienstleister wie DHL, Hermes, UPS aber auch Zahlungsdienstleister wie saferpay und moneybookers.

Darüber hinaus stehen Ihnen Anbindungen zu Marktplätzen wie Amazon, eBay oder auch Tradoria zur Verfügung.

Da Plentymarkets auch tendenziell eher für kleinere Unternehmen konzipiert ist, werden Ihnen auch eine umfangreiche Dokumentation und Videos an die Hand gegeben.

Das heißt, wenn Sie selbst bereit sind Zeit zu investieren, werden Sie hier sicherlich selbst eine Lösung schaffen können, mit der Sie auch erfolgreich Produkte im Internet vertreiben können.

Sicherlich benötigen Sie für den Aufbau eines Plentymarkets-Shop aber viel weniger technisches Know-How, als beispielsweise bei Magento. Der technische Aspekt wird vor allem bei Plentymarkets sehr gut von dem Anbieter der Lösung “übernommen”. Sie müssen sich daher eigentlich nur noch um den Verkauf der Artikel kümmern.

Nach dem Aufbau ist vor dem Verkauf

Ein großer Fehler, der oftmals gemacht wird, geschieht nach dem Aufbau des Online-Shops. Letztendlich können Sie sich nicht darauf verlassen, dass Sie “irgendwie” gefunden werden.

Die Marketingmaßnahmen sollten schon im Vorfeld geplant werden, da diese ja auch in gewissermaßen mit der Wahl der Software zusammenhängen. Wenn Sie aus Marketinggründen unbedingt ein Bonuspunktesystem benötigen, sollten Sie das auf jeden Fall bei der Wahl Ihrer E-Commerce Lösung bedenken.

Nun haben Sie aber gerade als Existenzgründer ein geringes Budget und können nicht tausende von Euro monatlich in Google AdWords, oder direkt in Anzeigen auf bestimmten Websites investieren. Dennoch haben Sie verschiedene Möglichkeiten, wie Sie Leute auf Ihren Online-Shop aufmerksam machen.

Nutzen Sie Anbindungen! Wenn Ihre E-Commerce Lösung über Anbindungen auf Marktplätze verfügt, dann nutzen Sie diese. So können Sie Produkte auf eBay, Amazon und Co. anbieten und erhöhen natürlich dadurch die Verkaufschance.

Exportieren Sie Ihre Artikel auch in Preissuchmaschinen. Diese Art von Suchmaschinen werden gerne von vielen Leuten genutzt und so können Sie selbst auch gefunden werden und Umsätze generieren.

Darüber hinaus können Sie, ohne dass dabei direkte Kosten entstehen, das organische Ranking in Google bis zu einem gewissen Grad beeinflussen. Ein kompletter Exkurs in das Thema Suchmaschinenoptimierung (SEO) würde an dieser Stelle zu weit führen, aber gerade durch “richtige” und umfangreiche Produktbeschreibungen haben Sie gewisse Möglichkeiten in der organischen Trefferliste in Google weit oben zu stehen.

Grundsätzlich gilt aber: Identifizieren Sie Ihre Zielgruppe, schauen Sie wo sich diese Personen im Netz bewegen und holen Sie die Besucher dort ab.

Fazit

Die Frage, die sich nun zum Schluss stellt, sollte lauten, ob E-Commerce ohne hohen Kosten denn nun überhaupt möglich ist. Ich bin der Meinung, wobei man hier natürlich von Fall zu Fall differenzieren muss, dass Sie als Existenzgründer bzw. Jungunternehmer sicherlich auch eine erfolgreiche E-Commerce Lösung ohne hohe Kosten realisieren können.

Hierbei kommt es vor allem darauf an, dass Sie sich am Anfang für eine Basis entscheiden, die Ihrem Budget entspricht. Sie werden sicherlich bei einer Magento-Lösung am Ende des Tages mehr bezahlen als beispielsweise bei Plentymarkets. Dafür bietet Ihnen Magento meiner Meinung nach auch mehr. Die Frage ist nur, ob Sie dieses “mehr” an Leistung benötigen.

Werden Sie sich deshalb im ersten Schritt darüber bewusst, was Sie garantiert benötigen, d.h. was Ihrer Meinung nach “must haves” sind und was nur “nice to have” ist. Auf dieser Basis können Sie dann eine genaue Entscheidung darüber treffen, welche E-Commerce Lösung Sie nehmen.

Sollten Sie dann dennoch bei Magento stehen bleiben, so können Sie hier selbst auch einiges bewirken, vorausgesetzt Sie nehmen sich die Zeit. Wichtig ist dabei auch immer der gesamte Blick auf das Thema E-Commerce. Es reicht wie gesagt nicht, wenn Sie sich nur auf die Software konzentrieren und schlussendlich bei den Marketingmaßnahmen keinen Spielraum mehr haben.

Wenn Sie von Anfang an wissen, dass Sie viel über Preissuchmaschinen und andere Portale verkaufen müssen, dann wählen Sie eine Software, die diese Anbindungen von Haus aus hat oder zumindest leicht zu realisieren sind.

Wenn Sie die im Artikel angesprochenen Tipps beachten und letztendlich eine fundierte Entscheidung treffen, werden Sie sicherlich, mit geringen Kosten, eine gute E-Commerce Lösung umsetzen und erfolgreich betreiben können.

Autor

Der Autor des Gastartikels ist Alexander Steireif. Vor knapp 5 Jahren hat er die Magento Agentur ITABS gegründet und ist dort, neben der Entwicklung auf Basis von PHP / MySQL, auch sehr stark im beratenden Bereich eingespannt, d.h. an welchen Stellschrauben muss man drehen, um die Conversionrate zu erhöhen, welche Werbeformen gibt es und machen speziell bei dem Projekt XYZ Sinn, was muss man bei der Usability beachten etc.

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Peer Wandiger

15 Gedanken zu „E-Commerce-Einstieg ohne hohe Kosten – Teil 2“

  1. Es wurde ja bereits angesprochen, das Magento sehr umfangreich ist. Da es sich um ein Enterprise-System handelt sind auch Erweiterungen, die man extern durchführen lässt, wesentlich teurer als zum Beispiel bei den alten Hasen wie xtCommerce (xtcModified). Experten finden sich seltener und die sind sehr teuer. Ich bekomme sehr viele Anfragen aus der Richtung Magento, da ist der Stundensatz von 80-100 € Netto nicht unüblich. Aufgesetzt ist das System relativ schnell aber weitere Schritte sind dann halt umfangreicher als bei anderen Systemen. Nimmt man diese Schritte in Kauf, hat man aber in jedem Fall einen professionelleren Shop. Aber ich denke nicht immer sind solche Investitionen für StartUps möglich aber fast immer nötig, um sich von der Konkurrenz absuheben.

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  2. An diesem Artikel gefällt mir vor allem die Argumentation, dass Magento keine kostengünstige Lösung ist. Aus Erfahrung weiß ich, dass der Aufwand für Anpassungen hoch ist und fortlaufend Kosten entstehen.

    Für den Einstieg kann ich aus Erfahrung eine Lösung wie beispielsweise den JTL Shop empfehlen. Ich betreue Kunden die Magento benutzen und auch den JTL Shop. Dabei ist mir aufgefallen, dass die mit dem JTL-Shop einfach loslegen können und die mit dem Magento ständig mit technischen Hürden zu kämpfen haben. Vor ein paar Tagen gerade zeigte mir ein Kunde seine Investitionen für den Magento Shop auf, die im laufe der Jahre für Hosting und Anpassungen entstanden sind. Es war beträchtlich und er war deswegen nicht gerade guter Dinge was die Zukunft mit dieser Shoplösung angeht.

    Bei dem JTL Shop hat man viel weniger Freiraum für Anpassungen, aber dafür definitiv die Kosten im Griff. Man ist dann auch an einen Anbieter gebunden und nicht an eine Agentur.

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  3. Gerade in Zeiten von Facebook und Twitter müssen Unternehmen auch lernen nicht nur online präsent zu sein, sondern auch diese Social Media für sich zu nutzen.

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  4. Schöner Beitrag,
    ich hab vor kurzer Zeit selbst das Modul “Market Ready Germany” nutzen wollen, jedoch war zu diesem Zeitpunkt ein abhäniges Plugin nicht in der benötigten (BUgfreien) Version verfügbar. Dies ist immer Schade wenn man sich auf kostenlose Plugins verlässt, welche sich dann manchmal in der Qualität und Zeit bis zum Bugfix doch sehr von Bezahlversionen unterscheiden. Ich selbst sehe aber noch alternativen neben Magento und xTCommerce.

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  5. Magento benötigt auch ein gute Shop Hosting da diese doch schon einiges an Leistung verlangt.

    Überhaupt sollten alle die mit ein eigene Online Shop an den Start gehen gerade am Hosting nicht sparen. Halbwegs vernünftige Angebot für Shop Hosting wird man nicht unter 25 Euro im Monat bekommen.

    Wer hingegen nur eine eigene Webseite für sein Unternehmen ins Netz stellen will, der kann durchaus zumindest am Beginn auf billige Lösungen setzen. Gut Angebote von viele 1 bis 2 Euro im Monat sich sicherlich nicht die Wahl, aber 🙂

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  6. Ich hatte früher das Vergnügen mit xtCommerce bei einem Uhrenshop. War recht zufrieden wobei ich heute nicht mehr den Shop betreibe. Lohnte sich nicht. Die Software war echt Klasse.

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  7. es wäre besser gewesen Magento und oxid einem Vergleich zu unterziehen. Das ist für Shopbetreiber häufig die Qual der Wahl.

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  8. Hallo Felix,

    der Hinweis mit der SaaS Lösung ist gut, da diese aber primär auf den amerikanischen Markt ausgerichtet ist (Noch), würde ich das aber nicht unbedingt empfehlen.

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  9. Ich finde hier wurden ausreichend Informationen zum jeweiligen Anbieter veröffentlicht. Auch die Vor- und Nachteile gegenüber gestellt.
    Somit kann jeder selbst entscheiden, welchen Anbieter er für sich als richtig empfindet oder ob es sogar noch ein ganz anderer sein soll.

    Sonnige Grüße
    Thomas

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  10. Ich habe mir das Magento System auch einmal kurz angeschaut. Die Einarbeitung erscheint mir sehr aufwendig. Ausserdem sollte man nicht beachten, dass wie oben bereits erwähnt, die Shop relativ viel Maschinenleistung benötigt und auch bei gutem Server offensichtlich nicht superschnell läuft. Und wie wir alle wissen, möchte Google (der Besitzer des Internets) schnelle Reaktionszeiten beim Seitenaufbau sehen, ansonsten ist das Ranking gefährdet. Was nutzt ein schöner Shop ohne Besucher?

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  11. Ich halte Plentymarkets für keinen guten Einstieg wenn es um geringe Kosten geht. Da bin ich ja wirklich eher für Magento oder Shopware.
    Beide Shopsysteme sind darüber hinaus äußerst flexibel und recht beliebig skalierbar.

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  12. ich habe bisher nur Erfahrungen mit Magento und damit bin ich recht zufrieden. Ist halt durchaus komplex – und sich in etwas neues einzuarbeiten ist immer mit Zeitaufwand verbunden.

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  13. Laut unserer Webkalkulator-Erhebung ist Magento tatsächlich nach xt:Commerce die beliebteste Shopsoftware in Deutschland. Das durchschnittliche Budget von über 7000 Euro für ein Magento Projekt zeigt aber auch, dass Magento kein Einsteiger-Produkt ist, Magento kommt bei anspruchsvollen Projekten zum Zug. Für den Einstieg ist die xt Familie erste Wahl.

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  14. Wir hatten unsere ersten Shops auf xt:Commerce / Veyton programmiert. Die Shopsoftware ist für Einsteiger sehr einfach, allerdings muss einem klar sein, dass beim aufsetzten z.B. von mehreren Ländershops alle Webseiten durch das angebotene Lizenzmodell immer auf der gleichen IP laufen. Das erschwert die Umsetzung einer konsistenten SEO-Strategie für die jeweiligen Ländershops ungemein….

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