Profi-Blogger im kalten Norden – Interview mit Alex Olma

In der Apple-Szene ist der Blog von Alex Olma recht bekannt.

Auf iphoneblog.de schreibt er über aktuelle Apps, neue iPhones und mehr.

Da er nicht nur interessanterweise nach Finnland gezogen ist, sondern auch ein Profi-Blogger ist, habe ich einige Fragen für Alex zusammengestellt und mich mit ihm über Technik, Bloggen und einiges mehr unterhalten.

Hallo Alex. Bitte stell dich meinen Lesern vor.

Alex, 32 Jahre alt, Diplom-Soziologe und selbstständiger Journalist. Ich habe Jobs als festangestellter Redakteur (Video Games), freiberuflicher (Print-)Autor und PRler (Microsoft) hinter mir.

Seit fünf Jahren schreibe ich das iPhoneBlog.de; seit zwei Jahren in Vollzeit.

Wann ist dein Blog iphoneblog.de entstanden und warum hast du dieses Thema gewählt?

Das Blog entstand im Dezember 2006, rund einen Monat vor der offiziellen iPhone-Ankündigung, aus purer Lust und Laune. Die Gerüchteküche über ein Telefon von Apple brodelte schon damals kräftig.

Als Steve Jobs am 09. Januar dann den bereits vermuteten Namen “iPhone” bestätigte, weckte dies den Anreiz, weiter über das Thema zu schreiben.

Vor 2007 hatte ich nicht das geringste Interesse am Thema Mobilfunk – von Nokia bis Sony (Ericsson) herrschte nur große Langeweile. Das iPhone änderte alles – auch für mich persönlich.

Wie hat sich der Blog in den letzten Jahren entwickelt und wo steht er heute?

Interessen schwanken, aber die Themen iPhone, iPad und iOS wurden in den vergangenen Jahren ausschließlich spannender. Das Blog fing bei Null an, ohne Anschub, ohne Leser und vor allem ohne Ahnung.

Ich hatte keinen besonderen Schreibstil oder irgendeine Idee wohin die Reise mal geht. Allein die Begeisterung gab den Startschuss. Und als dann die ersten Kommentare und das Feedback per Mail eintrudelte, wollte ichs irgendwie nicht mehr aufhalten.

Aber du hast nach dem aktuellen Stand gefragt. Rund 17.000 einzelne Besucher finden sich pro Tag auf der WWW-Adresse ein – die Feed-Leser zählen extra. So ein paar Leute folgen mir unter @iPhoneBlog auf Twitter.

Über die Aufmerksamkeit von selbstproduzierten Videos fürs Blog, die auf YouTube und im Podcast-Feed landen, freue ich mich immer sehr.

Schreibst du alle Inhalte selber oder hast du Hilfe?

Ich hatte in den vergangen Jahren immer mal wieder Gastautoren, meistens zu Themen, die mir nicht liegen. 98 Prozent der Artikel stammen jedoch von mir und enthalten immer eine persönliche Färbung.

Ich verstecke mich nicht hinter dem Namen der Publikation sondern stehe zu Empfehlungen, Meinungen und Fehlern.

Wie sieht es mit der Vermarktung aus? Betreibst du aktiv Marketing für deinen Blog und wenn ja was?

“Ausbaufähig” wäre eine viel zu nette Umschreibung meiner “Vermarktungsqualitäten”. Werbepartner sprechen meistens mich an und nicht umgekehrt. Ein gewisses Kontingent überlasse ich Agenturen. Daran gilt es zu arbeiten, weil noch mehr drin wäre.

Die Werbebudgets aus Print sind noch nicht ansatzweise in den Blogs angekommen – die Leser aber schon.

Nutzt du das Social Web, also Facebook, Twitter und Co. für deinen Blog?

Klar, alles. Insofern es möglich ist, bringe ich meine Inhalte zu den Lesern. Dafür gibt einen dedizierten Twitter-, Facebook- und Google+-Kanal sowie (selbstverständlich) einen Volltext-RSS-Feed.


Lebst du eigentlich von deinem Blog und wenn ja, wie verdienst du damit Geld?

Ja, seit zwei Jahren. Die Einnahmen setzen sich aus verkauften Bannerplätzen, Affiliate-Einnahmen und (Flattr-)Spenden zusammen.

Das macht nicht reich, steigt jedoch kontinuierlich und bringt mich ganz “okay-ish” über den Monat.


Auf welcher Technik basiert dein Blog? Was machst du, um mit deinen großen Nutzerzahlen zurecht zu kommen?

Das iPhoneBlog nutzt eine WordPress-Installation auf einem eigenen Server, der sich über WP Super Cache und Varnish ausbalanciert. Dabei sind insbesondere die “Spitzen” rund um Apple-Events eine Herausforderung.

Mittlerweile haben ich und die Technik uns jedoch ausreichend beschnuppert und pflegen ein eingespieltes Miteinander.


Zum Ende eine persönliche Frage. Du bist nach Finnland ausgewandert. Warum und wie ist es dort so?

Meine Freundin ist Finnin. Nach drei gemeinsamen Jahren in München hatten wir mal Lust auf Helsinki, eine ausgesprochen lebenswerte Stadt.


Kannst du bitte zum Abschluss des Interviews deine wichtigsten Erfolgs-Tipps für Blogger verraten?

So etwas wie “Selbstläufer” gibt es heutzutage nicht mehr, dafür ist die Auswahl an Mitbewerbern und (Entertainment-)Alternativen viel zu hoch. Ich schätze es sehr, wenn jemand seine begrenzte Zeit in meine Artikel investiert. Das verpflichtet, im positiven Sinn, zu täglich neuer Begeisterung.

Ohnehin ist es in der heutigen Zeit wichtig seinen eigenen Stil zu finden. Auch wenn’s abgedroschen klingt: Ich schreibe ein Blog, das ich selbst gerne lesen würde. Nichts ist langweiliger als generische Newsticker, die Pressemitteilungen wiederkäuen und jede Pseudo-Nachrichten unreflektiert rauskloppen. Und Meinungslosigkeit regt mich auf.

Daher würde ich den Begriff ‘Leidenschaft’, in welcher (Ausdrucks-)Form auch immer, als ‘Erfolgs-Tipp’ bezeichnen. Klingt verdammt idealistisch, hat für mich aber bislang funktioniert.


Danke Alex

für deine Antworten.

Peer Wandiger

15 Gedanken zu „Profi-Blogger im kalten Norden – Interview mit Alex Olma“

  1. Schönes Interview! Vor allem der Schluss stimmt! Man muss wieder lernen das Internet informationsreicher und persönlicher zu machen. die ganzen Satellitten Blogs und Newsticker nerven einfach nur noch.

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  2. Das es heutzutage, nachdem nahezu jedes Thema im WWW inzwischen abgegrast ist, keine Selbstläufer mehr gibt, müsste den meisten Leuten inzwischen klar sein. Insofern sollte sich eigentlich jeder Blogger Gedanken machen, wie man den Benutzern Mehrwerte oder lesenswerte Inhalte bieten kann. Ein Iphone Blog kann natürlich mit den richtigen Inhalten durchaus zum Selbstläufer werden 🙂

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  3. Echt cooler Typ der Alex. Habe ihn letztes Jahr kurz auf einem Event kennengelernt. Ist echt bodenständig und locker, halt ein typischer Apple Fanboy. 😛

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  4. @Jan

    das finde ich nicht, ich könnte dir innerhalb eines Tages locker 100 Themen nennen wo es keinen Profi-Blog zum Thema gibt (vielleicht weil einfach unterschätzt als Thema, etc…)

    Es gibt enorm viele Themen wo noch ein Profiblogger locker sein Geld damit verdienen kann, selbst das Thema von der Poolheizung – jedoch etwas umfassender und nicht zu sehr Nischenmässig aufgebaut, könntem man als Blogger einen grossen Blog zum Thema machen.

    Aber es fehlt entweder an denn Ideen selbst oder an den Profi Blogger – wohl deshalb weil jeder oder fast ein jeder nur versucht schnelles Geld zu machen oder möglichst Themen sucht die eine Menge an bereits bestehenden Blogs, Affiliate programme, Seiten etc… gibt, da ist es dann viel schwieriger was zu erreichen – es sei denn man ist ausserordentlich begabt.

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  5. Ich kenne wiederum eine ganze Menge Blogger, die wirklich gute Ideen haben und schöne Blogs betreiben, die meiner bescheidenen Meinung nach durchaus auch in eine Einnahmequelle verwandelt werden könnten. Auf Nachfrage höre ich dann aber meistens “soll nur ein Hobby bleiben” oder “klappt doch eh nicht”… irgendwie schade. Andererseits müsste natürlich auch in gute Blogs noch eine ganze Menge Arbeit gesteckt werden, um Geld damit zu verdienen, und da hat nicht jeder Lust drauf.

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  6. hallo, ich finde es sehr mutig auszuwandern und zudem wenn man als einzige Einnahmequelle im Prinzip nur einen Blog hat. Ich habe auch schon oft darüber nachgedacht mal für ein paar Monate wegzugehen, aber ich konnte mich bis jetzt noch nicht dazu durchringen, ich habe viel zu viel Angst am Ende total verschuldet zurück zu kommen. Ansonsten wünsche ich dem Alex weiterhin viel Erfolg mit seinem Blog und hoffe dass er auch weiterhin finanziell gut über die Runden kommt.

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  7. Was ich noch vergessen habe. Peer könntest du nicht vielleicht doch noch mal mit ihm reden ob er nicht vielleicht doch seine Einnahmen Preis geben möchte? Am besten wäre monatlich in deinem Einnahmen Report sauber aufgeschlüsselt! :wink::lol::lol::lol:

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  8. @ Florian
    Ich finde dass es mit einem Blog einfacher ist auszuwandern als mit vielen anderen Jobs.

    Welcher Dienstleister oder Angestellte kann einfach von Deutschland nach Finnland ziehen und seine Einnahmen 1:1 beibehalten?

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  9. Ein weiterer Grund, warum es sich lohnt, Alex’ Blog regelmäßig zu besuchen: Er ist ein klasse Typ. Habe ihn schon mehrmals persönlich auf Veranstaltungen getroffen. Viele andere Blogger sind mir “zu arg von der elitären Sorte”.

    @Alex: Das hier ist nur ein Nickname, also nicht den Kopf zerbrechen. 😉

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  10. Die endgültige Auswanderung ist für mich auch noch nicht beschlossen, zu sehr hänge ich an familiären Bindungen und Freunden. Aber ich gehe Versuche in diese Richtung ein und habe schon 3 Monate in New York und 3 Monate in Tallinn “gelebt.”

    Alles was man als Blogger zum Arbeiten braucht, ist schließlich ein Internetzugang. Besonders die estnische Hauptstadt Tallinn hat mich extrem beeindruckt. Schicke, gemütliche Stadt, sehr nette Leute, tolle Landschaft und eine Auswanderung wäre vor allem auch aus Gründen wie Steuern, Lebenshaltungskosten (KV, Miete) sehr interessant. An Estland würde mich nur der recht lange kalte Winter stören. Aber die Stadt gefällt mir so gut, dass ich überlege dorthin meinen Firmensitz zu verlegen und von März bis November dort zu leben.
    Für 2014 auf jeden Fall eine Option die ich erwäge.

    ich finde einfach dass man auch einmal ein wenig mutig sein sollte und Experimente eingehen sollte. Gefällt es nicht, gehts halt wieder zurück nach Deutschland.

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