Cloud Computing – Worauf man bei der Anbieter-Auswahl achten sollte!

Dieser Artikel setzt voraus, dass Sie den Einsatz von cloud-basierten Lösungen in Ihrem Unternehmen anstreben.

Er behandelt folglich nicht die Vor- und Nachteile von Cloud Computing sondern will ein Wegweiser auf dem Weg in die Cloud sein und die wichtigsten Überlegungen beleuchten.

Anforderungen, Auflagen und Gesetzestexte

Gerade bei Onlineunternehmen und Webprojekten lassen sich unterschiedliche Aufgabenfelder und Tätigkeiten oft nur schwer unterscheiden und strukturieren. Daher ist in jedem Fall eine sorgfältige Analyse Ihres Unternehmens nötig, um den optimalen Einsatzbereich für Cloud Computing zu bestimmen.

Beziehen Sie dabei Ihre Mitarbeiter aktiv in den Prozess ein, da diese oft am intensivsten mit den Schwachstellen von Soft- und Hardware vertraut sind.

Zu viele Unternehmer stürzen sich bedenkenlos auf vermeidlich vorteilhafte Cloud Dienste, ohne deren Kompatibilität mit dem eigenen Geschäftsmodell untersucht zu haben.

Lassen Sie sich nicht von den in der Regel kostengünstigeren und skalierbaren Eigenschaften der Cloud Services blenden. Oberstes Augenmerk sollte auf die Funktionalität und Leistungsumfang des Produktes gelegt werden. Wer hier Kompromisse eingeht, kann eventuell geschäftsentscheidende Features verlieren und die Zukunft seines Projektes gefährden.

Wenn beispielsweise GPS-gestützte Daten für die Effizienz Ihrer Logistik nötig sind, dann wäre eine Cloud-Lösung die dieses Feature nicht hat (wenngleich günstiger) keine Alternative zu bestehender Software.

Im Zweifelsfall lohnt sich auch hier die Kontaktaufnahme zu Mitarbeitern und Kunden um sich der eigenen Bedürfnisse bewusst zu werden. Helfen kann auch die bewährte Prioritätenliste, die die Wichtigkeit der Funktionen durch eine Anzahl Sternchen verdeutlicht (z.b 5 Sterne = absolutes Muss, 1 Stern = entbehrlich).

Verkompliziert wird der Implementierungsprozess von Cloud Computing durch eine Vielzahl von Auflagen und Datenschutzrichtlinien. Spätestens wenn Ihr Unternehmen mit sicherheitssensiblen Daten (z.b. Gesundheitsbefunden) in Berührung kommt, schließen sich viele Türen. In solchen Fällen verbietet sich beispielsweise die Auslagerung von Daten in eine US-Cloud, da hier der Patriot Act zum Einsatz kommen würde.

Das Thema Datenschutz ist mit Sicherheit eines der Hauptbedenken, die die großflächige Adoption von Cloud Computing vor allem in Deutschland noch behindern. Die Gesetzeslage ist zudem noch sehr volatil, was das regelmäßige Studium von Fachartikeln selbst nach der Implementierung nötig macht.

Allgemein gilt: wer sich zu Beginn erfolgreich durch Gesetzestexte quält, bei Unklarheiten Rechtsberatung in Anspruch nimmt und sich regelmäßig auf den neusten Stand bringt, der minimiert das Risiko im späteren Verlauf erheblich.

Vorsichtsmaßnahmen

Je nachdem in welchem Umfang Sie Cloud Computing in Ihrem Unternehmen einsetzen möchten, sollten Sie eine Aufstellung Ihrer bisherigen IT-Systeme in Betracht ziehen. Wer lediglich von Software auf cloud-basierte SaaS-Applikationen umsteigen möchte, kann sich diesen Schritt in der Regel sparen.

Nehmen wir also an, Sie möchten den Großteil Ihrer IT-Infrastruktur in die Cloud auslagern. Dies wäre beispielsweise bei einer Komplett-Umstellung von in-house Servern hin zu Cloud Hosting gegeben. In diesem Szenario würde die Mehrheit ihrer bestehenden IT-Systeme überflüssig werden. Es bietet sich an, kostenspezifische und technische Vorhersagen zu treffen, um festzustellen welche Elemente bei der Umstellung bedenkenlos losgelöst werden können. Stützen Sie sich bei Ihren Analysen auf konservative Schätzungen, um dem Sicherheitsaspekt einen größtmöglichen Spielraum zu geben.

Viele Cloud Provider erlauben ihren Kunden die Nutzung ihrer Produkte zu Testzwecken. Dies erlaubt Ihnen sich einen Eindruck über die Funktionalität und die Leistungsfähigkeit dieser Cloud Systeme zu verschaffen. Aber auch im fortlaufenden Betrieb ist Monitoring angebracht. Überwachen Sie Ihr Cloud System und prüfen Sie es regelmäßig im Hinblick auf Latenz, Redundanz und Verfügbarkeit.

Die Suche nach dem richtigen Cloud Anbieter

Nun kommen wir zur letzten Verzweigung auf dem Weg in die Wolke – der Wahl des richtigen Providers.

Nützliche Anlaufstellen bei der Suche nach einem Cloud Anbieter sind beispielsweise das Anbieterverzeichnis www.clouds.de, Fachzeitschriften oder die bewährte Recherche bei Google.

Letztendlich werden Sie auf die eine oder die andere Weise auf den Webseiten der in Frage kommenden Provider landen. Hier gilt es dann nach Informationen über u.a. folgendes Ausschau zu halten:

  • Funktionen und Verfügbarkeit
  • Preise
  • SLAs (Service Level Agreements) / Datenschutz

Zunächst gilt es zu überprüfen ob die Funktionalität des Cloud Dienstes den zuvor festgelegten Anforderungen entspricht. Ist dies nicht der Fall, sollte überlegt werden in wieweit dies zu verschmerzen ist (Stichwort Prioritätenliste).

Ein weiterer Faktor ist die angegebene Verfügbarkeit des Dienstes, die normalerweise nach dem Schema XX,X % angeben wird und ebenfalls ein K.O.-Kriterium darstellen kann.

Je nach Segment unterscheidet sich die Preispolitik in der Datenwolke. Bei Public Clouds, SaaS und Cloud Storage (also Diensten wie Amazon Webservices, Salesforce und Dropbox) wird dem Nutzer nach dem Pay-per-Use-Prinzip nur die von ihm tatsächlich in Anspruch genommene Datenmenge in Rechnung gestellt.

Komplizierter wird es bei on-premise Lösungen wie Private Clouds und hybriden Clouds.

Der Einfachheit halber nehmen wir an, dass Sie sich für eine typische Public Cloud-Lösung entschieden haben. Nicht zuletzt gehören SaaS, Cloud Storage und Public Clouds zu den häufigsten Cloud Anwendungen für die sich Internetunternehmer entscheiden.

Bei SaaS-Angeboten wie Salesforce staffeln sich oft Preise für verschiedene Versionen des Produktes je nach Funktionsumfang, Anzahl der Nutzer, Datenkapazität oder einer Kombination dieser Limitierungen.

Viel zu wenig Beachtung finden oft die mit dem Datenschutz direkt verbundenen SLAs (Service Level Agreements) oder zu Deutsch Dienstgütevereinbarung (DGV). Diese sind rechtlich bindende Verträge und bestimmen die vom Cloud Anbieter zu erbringenden Dienstleistung sowie Abrechnungsmodalitäten. SLAs beinhalten die wohl detailliertesten Informationen über den Cloud Service.

Wichtig ist vor allem der Serverstandort des Cloud Providers. Liegt er in Deutschland gilt allein deutsches/europäisches Recht und der Schutz vor dem US-amerikanischen Patriot Act ist gewährleistet.

Aufgrund ihrer Wichtigkeit (SLAs regeln auch wer Zugriff auf die Daten hat und die Rechte an ihnen besitzt) ist das genaue Studium von SLAs unerlässlich. Bei Unklarheiten empfiehlt sich die Kontaktaufnahme mit einem Cloud Consultant und/oder einem Rechtsanwalt.

Sind Sie mit den Angaben des Providers einverstanden, steht einer Vertragsvereinbarung nichts mehr im Wege.

Fazit

Der Weg in die Cloud ist in der Regel leichter als die Implementierung von traditioneller Soft- und Hardware. Dennoch will der Einsatz von Cloud Computing gut geplant sein, um am Ende den richtigen Provider ausfindig machen zu können.

Nehmen Sie sich ruhig Zeit und untersuchen Sie die Cloud Anbieter bis ins Detail. Wer genug Zeit in die Planungsphase investiert hat später größere Chancen, langfristig von den zahlreichen Vorteilen des Cloud Computing zu profitieren.

Autoreninformation

Christopher Kloes ist Webmaster und Betreiber der Seite clouds.de, einem Anbieterverzeichnis für Cloud Computing Dienste im deutschsprachigen Raum mit bereits über 200 Providern. Ziel der Seite ist es, Informationen zu bündeln um so für ein höheres Maß an Transparenz für den Endkunden zu sorgen.

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Peer Wandiger

6 Gedanken zu „Cloud Computing – Worauf man bei der Anbieter-Auswahl achten sollte!“

  1. Cloud Services sind so eine Sache. Nicht jeder Datenschützer wird hurra schreien, aber am Ende kann kein Datenschützer der Welt diese Entwicklung aufhalten. Für Unternehmen kann es durchaus interessant sein, vor allem, wenn keine Manpower für den Betrieb eigener Server da ist. Beispielsweise Office aus der Cloud, mit Anbindung an Cloud Email, kann besonders für kleine Unternehmen eine Alternative sein.

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  2. Danke, für den spannenden Artikel. Ich bin einer von den Menschen, der seine Daten nicht irgendeinem Anbieter überlassen will. Zwar finde ich die Idee toll, aber irgendwie will ich nicht meine Daten irgendwo hochladen. Aber mal schauen, was die Zukunft bringt.

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  3. Ich glaube “Cloud-World” ist noch nicht reif genug!

    Ich versuche nur die Daten frei zu geben, die ich auch sonst überall verteile!

    Bin aber auch wie “Andy” gespannt was die Zukunft uns bringt.:smile::smile:

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  4. Ich finde Clouds super !! Und seit auch in Europa erste “richtige” Cloud-Anbieter Fuß fassen, gibt es auch weniger rechtliche Bedenken.

    Tragisch ist halt nur, dass in puncto dynamisch skalierbarer Cloud eigentlich nur Azure, Amazon oder Google als Anbieter in Frage kommen.. nicht unbedingt das Ungünstigste aber dennoch weggebend und aufzeigend warum so ein Global Player letztendlich unschlagbar ist.

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  5. Die Clouds werden auf lange Sicht kommen. Viele End-User (Verbraucher) haben ja schon ihre Private Cloud. Für Firmen wird in der Zukunft, kein Weg dran vorbeiführen.

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  6. Danke für den Artikel. Also ich finde Clouds als Idee wirklich schön. Leider gibt es reichlich Probleme bei einigen Cloud-Anbietern mit der Sicherheit. Für Unternehmen ist jedoch der Kostenfaktor entscheidend. Durch Clouds entstehen auf lange Sicht weniger Kosten. Allein durch manche Software die meist von Spezialisten für viel Geld aktualisiert werden muss oder speziell entwickelt oder angepasst werden muss. Dazu kommt das bereits nach einigen Jahren die Software veraltet ist und viele Sicherheitslücken vorhanden sind. Durch das SaaS-Modell kann das nicht auftreten.
    Ich arbeite selbst für ein Unternehmen welches SaaS-Produkte vertreibt bzw. entwickelt und bin davon überzeugt… Aber ich weiß ja auch das unser Produkt sicher und gut ist.
    Ich gebe zu das kann man nicht von allen behaupten. Aber das wird hoffentlich noch besser werden :mrgreen:

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