In 24 Stunden ein Business aufbauen – Praxisbericht und Tipps

Für den Abschluss unserer 24h-Challenge hatten wir uns spontan einen besonderen Marketing-Gag ausgedacht. Oben ohne und mit unserer URL auf der Brust lief ich über den Alexanderplatz in Berlin.

Mein Team filmte mich dabei und verteilte fleißig unsere Flyer. Innerhalb kurzer Zeit hatte ich neben allerlei kleinen Zeichnungen auch zwei Handynummern auf meinem Arm stehen.

“Kein schlechter Abschluss”, dachte ich – hatten wir doch in den ersten 9 Stunden nach Launch unserer Website schon mehr als 150 Euro verdient.

In diesem Artikel möchte ich darüber schreiben, wie es uns bei unserer 24h-Business-Challenge ergangen ist, die wir im Rahmen der OneDayProfits-Challenge durchgeführt haben. Ich werde unser Konzept anreißen, den Verlauf der 24 Stunden kurz darstellen und mich schließlich vor allem zu Learnings und Tipps auslassen.

Das Konzept der OneDayProfit-Challenge

Zum Hintergrund: Ich bin gerade als Praktikant beim IdeaCamp, die Workshops für Gründungsinteressierte organisieren. Die Philosophie: “Ohne Startkapital an nur einem Wochenende ein Business starten.”

Mit der offenen 24h-Challenge wollen wir zeigen, dass es tatsächlich möglich ist, in kürzester Zeit eine Geschäftsidee erfolgreich zu testen. Die Challenge war eine große Herausforderung für mich – was genau wir getestet haben und wie es uns dabei erging erfahrt ihr im Verlauf dieses Beitrags.

Die erste OneDayProfit-Challenge

Innerhalb von 24 Stunden haben wir einen Workshop zur gezielten Erweiterung der Komfortzone entwickelt.

Alles was wir zu Beginn der Challenge hatten, war die grobe Idee, dass wir Menschen helfen wollen ihre Ziele besser und schneller zu erreichen – und zwar über eine bewusste Erweiterung ihrer Komfort-Zone, also einen Ausbruch aus der Zone, in der sie sich normalerweise wohl und sicher fühlen.

Wir haben innerhalb von nur 24 Stunden das Konzept erstellt, eine Website gebaut, Marketing gemacht – und die ersten 6 Tickets verkauft. Unserem Workshop haben wir den Namen ChallengeYourself gegeben.

Unsere 24 Stunden im Kurzverlauf

  • 19:00 – Treffen mit dem Team; Getränke und Snacks einkaufen; gemeinsam ein Motivations-Video anschauen
  • 20:00 – Start der Challenge – der Countdown läuft!
  • 22:00 – Das Konzept steht; eine grobe Marketing-Strategie ist erarbeitet
  • 23:00 – Die Aufteilung: Thomas und ich kümmern uns um die Website; Patricia schreibt Texte; Vladi bereitet das Marketing vor
  • 1:00 – Erster Durchhänger – die Website braucht wohl länger als kalkuliert
  • 3:00 – Die Stimmung wird immer schlechter – was hilft dagegen am besten? Na klar, aktiv werden! Ohne fertige Website versuchen wir unseren ersten Sale auf der Straße zu erzielen – Ergebnis: Interesse ist da – um 3 Uhr nachts wollen Leute jedoch keinen Workshop buchen.
  • 5:00 – Die Texte sind geschrieben, Fotos auf der Website, der Ablaufplan des Workshops steht – Die Website ist fast fertig zum Launch!
  • 5:30 – Wir launchen unsere Website! – und gönnen uns eine kurze Pause
  • 6:00 – Wir versuchen noch einmal unsere Online-Marketing-Strategie zu strukturieren – eigentlich sind wir dafür gerade viel zu müde.
  • 6:30 – Wir entscheiden uns für ein 30 minütiges “Nap” und stellen den Wecker.
  • 8:00 – War wohl doch ein etwas längerer Nap – Frühstück und Kaffee helfen uns auf die Beine.
  • 10:00 – Die Marketing-Maschine läuft an, wir haben die ersten Besucher auf unserer Seite.
  • 12:00 – Der erste Erfolg! Eine Newsseite für junge Gründer berichtet über uns! 🙂
  • 13:00 – Der erste Sale!! – und kurz darauf direkt der nächste! Der Bann scheint gebrochen!
  • 15:00 – Wir haben schon 5 Tickets verkauft! – Zeit für ein Bier
  • 16:00 – Wir gehen raus auf die Straße und auf den Alexanderplatz.
  • 18.00 – Wir laufen durch die Uni und verteilen unsere Kärtchen. Mit Transparenten laufen wir durch eine Bachelor-Abschlussveranstaltung. Auch für uns eine Komfortzonenerweiterung.
  • 19:00 – Team-Meeting. Die letzten E-Mails gehen raus. Alle sehen fertig aus.
  • 20:00 – Die Challenge ist vorbei. Wir klatschen uns ab. Eigentlich wollen wir alle nur schlafen.

Learnings und Tipps

Hinweis: Diese Learnings ergaben sich für uns aus der 24h-Challenge. Sie sind jedoch allgemein gültig und auch für Projekte von längerer Dauer anwendbar.

1. Das Team
Ein wichtiger Faktor für das Gelingen einer solchen Challenge oder auch eines Startups ist definitiv das Team. Nicht umsonst machen Investoren oder Business Angels ihre Investitionen oftmals vor allem vom Team abhängig.

Wenn Du Dir ein Team zusammenstellen möchtest, kannst Du Dir folgende Fragen stellen:

  • Wer meiner Freunde verfügt über die Motivation zu einem solchen Projekt?
  • Welches Know-how bringt er mit bzw. wie kann er oder sie sich einbringen?
  • Kann er oder sie gut im Team arbeiten und andere gegebenenfalls mitziehen?

So kannst Du Dich beispielsweise erst einmal in Deinem Freundes- und Bekanntenkreis umschauen.

Perfekt ist es natürlich, “Spezialisten” für einzelne Bereiche zu finden. Also bestenfalls einen Entwickler für die Webseite, einen Texter, einen Marketing-Experten und einen Koordinator, der den Überblick behält und einspringt wo er gerade gebraucht wird.

2. Einen Zeitplan aufstellen
Es macht durchaus Sinn direkt am Anfang einen zumindest groben Zeitplan aufzustellen – und jemanden zu benennen, der für dessen Einhaltung verantwortlich ist.

Mithilfe des Zeitplans könnt ihr sicherstellen, dass ihr nicht zu viel Zeit für unwichtige Sachen vertut.

Ihr solltet also ganz klar priorisieren und euch fragen: Was genau ist in 24 Stunden am wichtigsten, um wirklich die ersten Verkäufe zu erzielen? – Im Zweifel ist es das Marketing. Denn wenn die Leute nichts von eurem Produkt oder Service wissen, werden sie auch nichts kaufen.

Legt also von vornherein fest, wie viel Zeit ihr auf was verwenden wollt. Ihr könnt euch beispielsweise Deadlines setzen – also festlegen, dass die Website bis um 3:00 Uhr fertig ist. Das hilft euch fokussiert zu arbeiten und alles Unwichtige erst einmal beiseite zu lassen.

Zudem ist es sehr hilfreich klare Verantwortlichkeiten festzulegen. So könnt ihr jemanden bestimmen, der dafür zuständig ist, dass der Zeitplan eingehalten wird. Dafür bietet sich derjenige an, der das Projekt koordiniert. Weiterhin können je einer aus dem Team die Verantwortung für das Marketing und ein anderer die Verantwortung für Technik, Website usw. übernehmen.

3. Klare Ziele setzen
Super wichtig ist es klare Ziele zu definieren und für die Erreichung der Ziele Deadlines zu setzen (siehe auch Punkt 2). Vor allem zu Beginn sind konkrete Ziele wichtig, denn sie motivieren die Gruppe.

Ziele, die wir uns zu Anfang gesetzt haben waren beispielsweise:

  • Website fertig stellen bis 1.00 Uhr
  • Erster Verkauf bis 3.00 Uhr
  • Profit gesamt innerhalb von 24 Stunden: 300 Euro

Auf diesen Zielen aufbauend, kann man dann für jedes einzelne Teammitglied Zwischenziele festlegen. Zum Beispiel, dass das Grobgerüst der Website bis zu einem bestimmten Zeitpunkt stehen sollte. Oder, dass der Marketing-Verantwortliche eine Marketing-Strategie vorlegt.

Bei unserer Challenge hat es sich bewährt, dass jedes Team-Mitglied eine konkrete To-Do-Liste hatte. Für die Abarbeitung dieser konkreten Punkte hatte dann jeder eine Stunde Zeit, bevor wir uns wieder im Team getroffen und über den aktuellen Stand ausgetauscht haben.

So wird gewährleistet, dass jeder zumindest eine Zeit lang konzentriert an einer Aufgabe arbeiten kann. Beim Austausch mit dem gesamten Team können dann neue Zwischenziele festgelegt und auch Tipps und Hilfestellungen gegeben werden.

4. Die drei “S” – Snacks, Schokolade und Spaß
Cookies, Obst und Schokolade heben die Laune. Gut sind auch Nussmischungen, denn Nüsse geben Power. Grüner Tee ist im Zweifel besser als Kaffee, da die Wirkung länger anhält und man nicht in ein “Kaffee-Loch” fällt.

Pausen zu machen ist auch ein wichtiger Punkt – rausgehen, sich bewegen und frische Luft schnappen. Danach lässt es sich wieder viel produktiver arbeiten.

Und natürlich darf man den Spaßfaktor nicht vergessen: Im Endeffekt sollten alle auch Spaß dabei haben. Also, das Ganze nicht zu ernst nehmen und ruhig auch mal Musik anmachen oder einfach ein wenig rumblödeln.

Sehr unterhaltsam kann es übrigens sein, die Challenge zu filmen. Ihr könnt euch dann gegenseitig befragen, woran der andere gerade arbeitet oder wie es ihm gerade geht.

5. Unsere coolsten Momente und was wir das nächste Mal besser machen werden
Zu unseren coolsten Momenten gehört auf jeden Fall der Moment, als die Website fertig war. Dann war definitiv ein cooler Moment, als wir auf einer Newsseite erwähnt wurden.

Der sicherlich größte Moment war es als wir den ersten Verkauf verbuchen konnten. Dadurch wurde noch einmal richtig Energie freigesetzt.

Hier seht ihr den Stimmungsverlauf in unserem Team:

In 24 Stunden ein Business aufbauen - Praxisbericht und Tipps

Eine Idee, die uns erst im Nachhinein gekommen ist war, dass wir schon ganz am Anfang der Challenge über Social Media und eventuell sogar Newsseiten über unsere Challenge berichten und einen Live-Ticker einrichten können. Und – wir werden definitiv mehr Schokolade kaufen.

Fazit

Eine solche Challenge ist perfekt, um einen schnellen Markttest einer Geschäftsidee durchzuführen. Die Zeitknappheit ist dabei der Motor für schnelle und konsequente Entscheidungen und dafür, zu 100 % fokussiert zu arbeiten.

Super wichtig ist definitiv das Team – gegenseitiger Respekt und die Kunst, die Motivation hochzuhalten.

Wenn Du Interesse hast, an der nächsten Challenge teilzunehmen, schau Dir die Regeln an, überlege Dir ein spannendes Konzept und zeige der Welt und Dir selbst, ob Du uns toppen kannst. 😉

Autor

Benjamin Paul hat für ein Jahr an der Bucerius Law School in Hamburg Jura studiert.

Nach einem Freiwilligendienst in Lateinamerika traf er für sich die Entscheidung, “sein eigenes Ding zu machen” und nicht mehr fremdbestimmt oder angestellt zu sein.

Zurzeit ist er Praktikant beim IdeaCamp, wo er mithilft Workshops für Gründungsinteressierte zu organisieren.

Auf OneDayProfits bloggt er über seine Erfahrungen als junger Entrepreneur und interviewt Gründer.

Du hast Interesse einen Gastartikel hier auf “Selbständig im Netz” zu veröffentlichen?
Die Anforderungen an Gastartikel und ein Kontaktformular findest du auf der Gastautoren-Seite.

Peer Wandiger

12 Gedanken zu „In 24 Stunden ein Business aufbauen – Praxisbericht und Tipps“

  1. In 24 Stunden ein nachhaltiges Internetprojekt zu gründen, ist mit viel Erfahrung ohne Weiteres möglich. Wer keine Erfahrungswerte damit hat, begeht schnell unnötige Anfängerfehler, deshalb würde ich zu Testzwecken erst mal ganz klein anfangen und danach mich an größere Projekte wagen. Mit dieser Strategie bin ich immer ganz gut gefahren.

    Antworten
  2. Wow, ich finde es wirklich begeisternd wieviel in so kurzer Zeit möglich ist. Vorallem weil es sonst immer heisst, man braucht sehr viel Geduld, da der Erfolg erst mit der Zeit kommt.
    Für mich persönlich ist das Projekt sehr motivierend und ich würde soetwas gerne einmal im Selbstversuch starten, wenn ich mehr Erfahrung habe.

    Antworten
  3. An sich eine tolle Aktion und solche Geschichten motivieren wirklich sehr 🙂

    Doch ein paar Punkte passen nicht so ganz zusammen:
    Wie kann man um 20 Uhr eine Idee beginnen und um 05:30 früh eine Domain freischalten lassen um die Domain zu launchen? Also irgendetwas stimmt da nicht.

    Wieso beschreibst du dich selber als jemanden der “sein eigenes Ding macht” und nicht mehr fremdbestimmt oder angestellt zu sein, um dann doch wieder irgendwo ein verzeihs mir “lausiger” Praktikant bist…

    Aber solche Ideologien braucht das Land mehr! Zu viele verfallen in Pessismismus und Litargie, einfach mal “Augen auf” und “Kopf hoch”, dann kann man viel erreichen.
    Gefällt mir!

    Zurzeit ist er Praktikant beim IdeaCamp, wo er mithilft Workshops für Gründungsinteressierte zu organisieren.

    Antworten
  4. Wow, danke für das viele coole Feedback! Das freut mich sehr, dass euch mein Beitrag gefällt. @Klaus, Burkhard und Walter: Ich selbst habe bisher kaum Erfahrung gehabt. Ich habe vorher ca. zwei Monate ein Reiseprojekt (eine Meta-Suchmaschine für Travel-Deals) getestet, das Projekt jedoch eingestellt, weil ich keinen Entwickler gefunden habe. Mit der Challenge wollte ich einfach mal was Neues ausprobieren. Generell bin ich auch noch nicht lange dabei – seit etwa 3 1/2 Monaten beschäftige ich mich intensiv mit Gründungen und Geschäftsideen. Macht gerne mit bei unserer nächsten Challenge – Infos dazu findet Ihr auf unserem Blog.

    Antworten
  5. Man braucht keine 24 Stunden um was zu erfinden. Reicht 5 Minuten. Und es reicht 24 Stunden nicht um was vernünftiges zu erschaffen. Daher sind solche Veranstaltungen nur als Spielereien anzusehen. Nicht wirklich mehr.

    Antworten
  6. Also ich bin da auch etwas skeptisch. Ich glaube zwar schon, dass man in 24h problemlos ne Website online bringen und ein paar Verkäufe am Start haben kann, aber wie Nachhaltig das alles ist, muss sich dann erst noch zeigen.

    Antworten
  7. Sven, ich denke, dass viele solcher Aktionen nicht nachhaltig sind. Dafür müsste man einen ganz anderen Fokus setzen. Die Challenge soll zeigen, dass es möglich ist, schnell Geld zu verdienen und es keinen Sinn macht, lange zu planen und zu warten.

    Wenn man jetzt jeden weiteren mit demselben Fokus an einem Projekt arbeitet und ganz nebenbei noch ein paar längerfristige Strategien entwickelt, ist man aber oft auf einem ganz guten Weg.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar