3. Geschäftsmodell 1:n statt 1:1 – 52 Tipps für eine erfolgreiche Selbständigkeit

1:n statt 1:1 - 52 Tipps für eine erfolgreiche SelbständigkeitAls Einzelkämpfer haben viele Selbständige vor allem mit dem Problem der Skalierbarbeit zu kämpfen.

Wer Kundenprojekte bearbeitet, kann sich nicht aufteilen. Jede investierte Arbeitsstunde kann man nur einmal abrechnen, teilweise nicht mal das.

Welche Nachteile diese 1:1 Arbeit hat und welche Vorteile das Geschäftsmodell 1:n bietet, erkläre ich im heutigen 3.Teil meiner Artikelserie ’52 Tipps für eine erfolgreiche Selbständigkeit’.

Dieser Artikel gehört zur Serie:
52 Tipps für eine erfolgreiche Selbständigkeit

Lieber 1:n statt 1:1

Das Geschäftsmodell 1:1 (one-to-one) basiert darauf, dass man kundenbezogen arbeitet. Das ist z.B. bei vielen Webdesignern und Grafikern so. Man bekommt einen Auftrag und erstellt für den Kunden etwas.

Ist das Projekt abgeschlossen wird man dafür bezahlt und widmet sich dem nächsten Auftrag. Natürlich laufen in der Regel mehrere Aufträge parallel, dennoch ändert das nichts daran, dass man nach dem Ende so eines Kundenprojektes wieder von vorn anfängt.

Nun ist zwar an diesen Geschäftsmodell grundsätzlich nichts auszusetzen, allerdings lohnt es sich für viele Selbständige dennoch nur bedingt. In vielen Branchen sind die Stundenlöhne nicht gerade hoch und solange man nicht wirklich als Experte anerkannt ist oder was ganz besonderes anbieten kann, muss man sich mit einem relativ niedrigen Stundensatz begnügen.

Das führt dazu, dass viele Selbständige zwar sehr viel arbeiten, sie aber nicht so richtig von der Stelle kommen. Für Selbständige, die gerade so über die Runden kommen, bietet das 1:1 Geschäftsmodell wenig Aussicht auf bessere Zeiten.

Nur einmal arbeiten
Besser wäre es doch, wenn man einmal arbeiten würde und dafür mehrmals Geld verdienen könnte. Ein Beispiel sind Buchautoren. Diese schreiben einmal ein Buch und können es dann immer wieder an neue Leser verkaufen. Diese 1:n (one-to-many) Beziehung ermöglicht also die wiederholte Nutzung von einmal geleisteter Arbeit.

Genau das ist im Internet ebenfalls möglich und besonders gut umsetzbar, da die meisten Arbeitsergebnisse in digitaler Form vorliegen und deshalb ohne weitere Kosten vervielfältigt werden können.

Um beim Beispiel des Autors zu bleiben. eBooks können unendlich oft verkauft verkauft werden, ohne das Vervielfältigungskosten entstehen, anders als bei gedruckten Büchern.

1:n in der Praxis
Es gibt viele Möglichkeiten das 1:n Geschäftsmodell zu nutzen. Ein Beispiel ist dieser Blog hier. Ich schreibe Artikel, um Besucher zu gewinnen, denen ich wiederum Werbung anzeige. Das ist das Geschäftsmodell.

Dabei spielt es keine Rolle, ob ich 10.000 oder 100.000 Besucher im Monat habe. Der Aufwand für das Schreiben meiner Artikel bleibt im Wesentlichen gleich. So kann ich heute ein Vollzeiteinkommen vorweisen, obwohl ich nicht viel mehr für meinen Blog arbeite (der Overhead/Verwaltungsaufwand steigt natürlich ein wenig) als noch vor 5 Jahren. Damals kamen nur ein paar Euro pro Monat zusammen.

Ein anderes Beispiel für das 1:n Prinzip sind virtuelle Güter. Man könnte ein Premium-Plugin oder -Theme verkaufen. Oder man erstellt als Webdesigner nicht immer ein neues Layout, sondern entwickelt ein Baukastensystem, mit dem man es Firmen ermöglicht selbständig ihre Website zu erstellen.

Immer dann, wenn man einmal investierte Arbeit mehrfach nutzen kann um Geld zu verdienen, spricht man von 1:n.

Der Vorteil liegt auf der Hand. Man investiert nur einmal Arbeit und kann damit mehrfach Geld verdienen. Das steigert die Skalierbarkeit enorm und sorgt mit der Zeit dafür, dass man weit mehr verdienen kann als jemand, der nur 1:1 Aufträge abarbeitet.

1:n und n:n
Eine andere Form dieses Geschäftsmodells nennt sich n:n (many-to-many). Damit ist in der Regel gemeint, dass man selber gar nicht mehr direkt Arbeit für Kunden leistet, sondern eine Plattform für andere bereitstellt.

eBay ist dafür ein Beispiel, wo unzählige Anbieter mit unzähligen Nachfragern zusammengebracht werden.

Dieses Modell bietet oft noch größeres Verdienstpotential, ist aber insgesamt wohl auch am schwierigsten umzusetzen.

Meine Erfahrungen

Ich habe meine Selbständigkeit als Webdesigner begonnen und damit ein typisches 1:1 Geschäftsmodell verfolgt. Allerdings habe ich früh erkannt, dass die Zukunft nicht unbedingt nur darin liegen sollte.

So habe ich ein eigenes CMS programmiert, welches ich dann für jeden Kunden genutzt habe. Spezielle Funktionen habe ich in neuen Modulen umgesetzt, die ich dann auch für andere Kunden nutzen konnte, ohne den Aufwand nochmal zu haben. Das war schon ein Teileinsatz von 1:n.

Später habe ich dann bei meinen eigenen Blogs und Websites das 1:n Prinzip konsequent umgesetzt und so nun auch meine finanzielle Unabhängigkeit gefunden. In Zukunft möchte ich diesen Weg z.B. mit einem eBook und einer Membership-Site weiter ausbauen.

Ich bezweifle, dass ich mit meinem ursprünglichen Geschäftsmodell heute so gut dastehen würde.

Fazit

Zum Schluss möchte ich nochmal klarstellen, dass das 1:1 Geschäftsmodell keineswegs pauschal schlecht ist. Ich kenne einige Selbständige, die damit sehr gut fahren und glücklich damit sind.

Wenn man hohe Stundensätze realisieren kann und es mag bei jedem Kunden mehr oder weniger wieder neu anzufangen, dann ist dagegen nichts einzuwenden.

Wer aber mit Kundenprojekten gerade so über die Runden kommt, sich aber nicht wirklich eine finanzielle Basis aufbauen kann, sollte sich mal mit dem 1:n Geschäftsmodell beschäftigen.

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Peer Wandiger

17 Gedanken zu „3. Geschäftsmodell 1:n statt 1:1 – 52 Tipps für eine erfolgreiche Selbständigkeit“

  1. Hallo,

    sehr guter Artikel. Ich selbst bin auch ein 1:1 Selbstständiger, was aber auch mein Beruf mit sich bringt und auch sehr glücklich damit. Allerdings ist das nicht grundsätzlich zu empfehlen und schon garnicht in meiner Branche.

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  2. Ich denke hier ist mal wieder eine gute Mischung das Beste. Für mich als Webdesigner bieten 1:1 Aufträge erstens regelmäßiges und relativ schnelles Einkommen. Ein Buch zu schreiben oder ein PlugIn zu entwickeln kann dagegen Monate oder Jahre dauern und am Ende weiß ich nicht einmal wieviel ich erhalten werde im Gegensatz zu einem normalen Auftrag.

    Andererseits ist das 1:n-Prinzip das typische Modell welches amerikanische Blogger immer beschreiben wenn sie ihre “Werde reich im Internet”-Artikel veröffentlichen. Hierfür braucht es jedoch Erfahrung, Know-how, harte Arbeit und Durchhaltevermögen. Wer das aber hat kann sich über eine langfristige passive Einnahmequelle freuen.

    Selbst wenn mich 1:n reich machen würde, würde ich aber noch Kundenaufträge bearbeiten. Warum? Weil ich es einfach toll finde vor Herausforderungen gestellt zu werden, mir neue Branchen und Unternehmen anzuschauen und neue Leute kennen zu lernen. Deshalb sagte ich auch das mit der optimalen Mischung. Natürlich kann es aber auch Spaß machen ein Buch zu schreiben, das wollte ich damit nicht sagen…

    Ein Artikel über das 1:n Geschäftsmodell würde mich aber interessieren. Vielleicht auch mal fernab von den “Schreib ein eBook” und “Verkauf deine PlugIns” Artikeln, sondern vielleicht mal mit etwas ungewöhnlicheren Ideen.

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  3. Hallo,

    ich bin der Meinung, dass oft als passiv bezeichnetes Einkommen in Wirklichkeit keines ist.
    Ich hab z.B. ein Buch geschrieben und dies weltweit veröffentlicht – über epubli einem BoD – Anbieter. Wenn ich nicht immer darauf aufmerksam machen würde, dann würde auch kaum was verkauft werden.

    Auch das Bloggen ist kein Selbstläufer. Die erfolgreichen unter denen, schreiben täglich mehrere
    Artikel um so erfolgreich zu sein. Da frage ich mich schon was da passiv ist. Auch diese Einkommensquellen brauchen immer Aufmerksamkeit – Ausnahmen bestätigen die Regel. Wenn es geht sollte man nie auf eine Karte setzen und immer mehrere Quellen haben.

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  4. @ Josef
    Da stimme ich dir zu. 100% passiv ist so gut wie nichts.
    Allerdings ging es hier gar nicht um passives Einkommen, sondern eher um die Frage, ob ich für einen Kunden arbeite oder für viele.

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  5. Obwohl ich im Moment auch eher 1-zu-1 arbeite bin ich gerade dabei, ein erstes e-Book zu erstellen um damit Erfahrungen zu sammeln. Ich bin übrigens besonders gespannt auf deine Umsetzung einer Membership-Site!

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  6. Moin,

    interessanter Artikel, über den ich mir in der Form noch nie Gedanken gemacht habe. Bei mir läuft es momentan so (und ich würde sagen, ich bin noch am Anfang meiner Selbständigkeit), dass ich die eine Hälfte des Tages 1:1 Arbeit mache und die andere Hälfte 1:n Arbeit.

    Gerade am Anfang wird man mit 1:n nicht auf einen grünen Zweig kommen, da diese Art des Einkommens eher langfristig etwas bringt (außer, man ist Buchautor, aber selbst dann muss das Buch ja erst geschrieben werden).

    Später, wenn 1:n erfolgreicher wird, kann man ja immer noch die schlechten 1:1 Aufträge abknipsen und nur noch gut bezahlte Jobs annehmen – oder es irgendwann auch ganz sein lassen.

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  7. Hallo Peer, super Artikel sehe ich im Prinzip genauso. Allerdings gibt es noch eine weitere Möglichkeit. Wer gute 1:1 Arbeit als Webdesigner etc. macht kann hier auch skalieren, indem er sich mit Partner zusammenschließt, Mitarbeiter einstellt o.ä. und so über seine gute Reputation skaliert. Die Herausforderung ist hierbei natürlich, dass die Qualität der Arbeit nicht darunter leidet.

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  8. Peer, danke. So habe ich das gar nicht gesehen. Aber mit dem n:n finde ich echt spannend. Hier muss eine richtig gute Idee in der Birne schlummern…

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  9. Hallo, ich bin zum ersten Mal auf diesem Blog unterwegs. Finde es sehr interessant, obwohl ich selber nicht selbständig bin (hoffentlich aber bald werde). Was mich nur interessieren würde: Hier sind doch bestimmt einige weitere Blogger unter euch. Gibt es keine ansprechenderen Websites, die man beschreiben kann? Wenn ich mir das so anschaue ist das alles hier sehr unübersichtlich (klar mit Werbung voll), aber insgesamt einfach nicht ansprechend vom Layout.
    VG Isa

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  10. Ich habe irgendwann angefangen meine Ressorcen so nutzen, um das 1:n Modell umzusetzen. Viele Dienstleister haben doch die Mögleichkeit, wenn sie ihre eigene Leistung mal etwas analysieren und kreativ nachdenken, wie sie ihr Portfolio auf Autopilot anbieten könnten. Zwar arbeite ich immer noch als Dienstleister, kann mit dem 1:n Modell das Einkommen aufbessern.

    Das mit dem Buchschreiben ist schon mal ein interessanter Ansatz. Meiner Meinung nach fehlt hier jedoch das Hörbuch als publizierendes Medium. Die Nachfrage wächst von Jahr zu Jahr und seien wir ehrlich, ein Hörbuch hört sich leichter mehrmals als ein Buch gelesen ist.

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  11. @Isa – was genau stört dich denn, bzw. was ist für dich ein ansprechender Blog? Ich finde die Seite eigentlich durchaus ansprechend und übersichtlich. Der aktuelle Trend geht zwar eher zu großen Bildern und viel Freiraum aber ich finde es eher nervig, erst lange Scrollen zu müssen, bis man überhaupt beim Content ankommt. Von daher liegt es viel im Auge des Betrachters, was ansprechend ist und was nicht …

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  12. Ich denke in jedem berufszweig gibt es die möglichkeit eine 1:n Einnahmequelle aufzubauen. Webdesigner können (in Kooperation mit Codern) Designs zum Verkauf anbieten bzw. kostenpflichtige Templates für die einschlögigen CMs-Systeme. Meist mangelt es daran, dass der Vertrieb nur über wiederum 1:N Anbieter möglich ist, welche mitverdienen wollen.

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  13. Ich habe im letzten Jahr viele Seminar gegeben und irgendwann festgestellt: Das ist ne Menge Arbeit, jedes Seminar zu füllen.

    Deswegen habe ich umgesattelt und Listenaufbau und ein Online-Produkt als Haupteinkommensquelle deklariert.

    Wenn das läuft kann ich immer noch so viele Seminare geben, wie ich möchte. Die Kunden habe ich dann ja auch schon…

    grüße

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  14. Guter Artikel, aber im Grunde ja nur “alter Wein in neuen Schläuchen”. Das berühmte passive Einkommen: einmal anstoßen und mehrfach – im besten Fall unbegrenzt – verdienen. Leider klappt das auch im Netz nur begrenzt. Jedes eBook z. B. hat einen Peak, an dem die meisten Exemplare verkauft werden, dann geht es in der Regel wieder bergab. Bei Blogs und Webseiten muss man halt immer hinterher sein und ständig für neue Links, Content etc. sorgen, sonst ist es nichts mehr mit 1:n.

    Die einzigen wahren passiven Einkommensarten sind m. M. n. Kapitalanlagen und vielleicht noch in begrenztem Maß Immobilien.

    Trotzdem, Peer: weiter so!

    Grüße
    Markus

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  15. Hallo, also ich kann aus eigener Erfahrung nur davor warnen, sich auf einen Auftraggeber einzufahren. Man lässt seine eigenen Projekte liegen, um seine ganze Energie für das Projekt des Auftraggebers zu nutzen. Um mit einem Schlag steht man mit leeren Händen da. Unbedingt mehrere Einkommensströme aufbauen! Liebe Grüße und viel Erfolg für alle!

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