Fans finanzieren kreative Ideen – Crowdfunding im Abo mit Patreon.com

Crowdfunding hat unter anderem mit Kickstarter auf breiter Basis den Durchbruch geschafft.

So gut das oft funktioniert, so wenig dauerhaft ist es.

Vom großen Aufwand einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne gar nicht zu reden.

Einen anderen Ansatz verfolgt Patreon, welches sich am besten als Crowdfunding-Abo beschreiben lässt.

Dauerhaftes Crowdfunding

So gut Kickstarter und Co. für einzelne große Projekte funktionieren, so ungeeignet ist es für die dauerhafte Finanzierung von kreativer und künstlerischer Arbeit.

Nicht jeder Künstler, Autor, Podcaster, Videocaster usw. möchte die EINE große Sache umsetzen, sondern lieber regelmäßig interessante und unterhaltsame Dinge “produzieren”. Dafür eignet sich Kickstarter eher nicht.

Das hat sich Jack Conte, ein Video/Musik-Künstler aus San Francisco, auch gedacht. Er kann zwar mittlerweile von seinen Projekten leben, aber das geht vielen anderen eben nicht so.

Und so dachte er sich, dass es toll wäre, wenn es eine Möglichkeit für Fans gäbe, einem Künstler/Creator dauerhaft Geld zu geben. Aus dieser Ideen ist Patreon.com entstanden.

Patreon.com – Nicht nur für Künstler

Es scheint mir typisch deutsch zu sein, dass man hierzulande im Zusammenhang mit Patreon vor allem von Künstlern spricht. Dabei ist das gar nicht so gedacht.

Auf der Website heißt es explizit “Creator”. Es werden also alle angesprochen, die etwas kreieren. Und so wundert es auch nicht, dass der Service neben Musikern und Autoren, auch von Podcastern, Videoproduzenten, Bloggern, Grafikern und anderen genutzt wird.

Doch wie funktioniert Patreon überhaupt?

Patron bedeutet übersetzt Mäzen oder auch Förderer.

Im Grunde handelt es sich um ein Abonnement-Modell. Jeder, der etwas Kreatives erstellt, kann sich ein Profil bei Patreon.com erstellen. Dabei wählt man unter anderem aus, wie die Vergütung erfolgen soll. So kann man ein Abomodell pro Monat anbietet oder z.B. um eine finanzielle Unterstützung pro Artikel, Song oder Video bitten.

Will jemand nun diese Person oder diese Gruppe unterstützen, damit diese dauerhaft von ihrer Leidenschaft leben kann, “abonniert” er auf Patreon diesen einfach. Man kann ab 1 Dollar pro Monat, Song, Video … ausgeben und das bekommt dann der Künstler solange, bis das Abo wieder gekündigt wird.

Ähnlich wie bei Kickstarter kann man Anreize anbieten, damit die Abonnenten mehr als 1 Dollar “bezahlen”. So gibt es zum einen Meilensteine. Man kann also z.B. festlegen, dass man als Podcaster bei mindestens 500 Dollar Gesamteinnahmen im Monat eine zusätzliche Sonderfolge aufnimmt.

Es gibt auch auch “Belohnungen” für einzelne Unterstützer. So kann man z.B. anbieten, dass bei mindestens 10 Dollar pro Monat ein Förderer eher Zugriff auf ein neues Video bekommt.

Es gibt also Anreize insgesamt, aber auch für die einzelnen Förderer.

Funktioniert Patreon für jeden?

Patreon.com ist noch nicht ganz so lange “am Markt”, hat aber schon ein paar Erfolgsstories hervorgebracht.

Der Erfinder von Patreon, Jack Contes, nimmt aktuell pro Video mehr als 7.000 Dollar von 1.173 Patrons ein. Da er pro Monat im Schnitt 1 Video veröffentlicht, ist das ein gutes Einkommen, wie ich finde.

Andere verdienen auch nicht schlecht. So z.B. der YouTube Video-Kanal Lazy Game Reviews, der aktuell knapp 2.000 Dollar pro Monat von rund 250 Unterstützern einnimmt.

Sogar Deutsche sind dabei und können kleine Erfolge verbuchen. Der von mir gern gehörte Podcast Insert Moin hat aktuell 109 Patrons, die insgesamt knapp 700 Dollar pro Monat geben. Davon kann man nicht leben, aber es sind schon ganz ordentliche Werte.

Allerdings ist es keineswegs ein Selbstläufer. Andere verdienen nur die berühmten Peanuts pro Monat/Song/Video.

Ganz wichtig ist es, dass man bereits eine loyale Fanbasis hat. Nur diese Fans sind in der Regel bereit Geld auszugeben, damit diese Person mit dem weitermacht, was sie so lieben.

Wer noch keine Fans hat, der wird über patreon.com auch nicht viel verdienen.

Nutzt du Patreon für Podcasts?

Ergebnis anschauen

Ist das wirklich dauerhaft?

Ein gute Frage ist, wie dauerhaft patreon.com wirklich ist. Die Plattform ist noch recht jung und bietet viel Potential.

Jedoch bleibt abzuwarten, ob die Förderer wirklich dauerhaft dabei bleiben und wie stark die Fluktuation sein wird. Wirklich sicher ist diese Einnahmequelle natürlich nicht, aber was ist schon sicher?

Für Künstler/Kreative mit einer Fanbase ist es auf jeden Fall eine interessante Sache.

Fazit

Ich muss sagen, dass ich patreon.com ziemlich cool finde. Es ist mal wieder eines dieser Startups, wo man sich fragt, warum man nicht selber auf diese Idee gekommen ist.

Zudem ist die Umsetzung ziemlich gut gelungen und z.B. die verschiedenen Abo-Modelle (per Monat, Video, Song, Artikel …) zeigen, dass hier jemand wirklich die Zielgruppen kennt und etwas Neues geschaffen hat.

Zudem ist die Transparenz sehr sympathisch und so für ein deutsches Startup wohl auch nicht denkbar. Man sieht die Zahl der Unterstützer und die Einnahmen. Damit vermeidet man Spekulationen.

Im Gegensatz zu Kickstarter sieht man hier zudem in der Regel sofort die Resultate. Schließlich gibt es die Künstler und Kreative ja schon und sie haben auch schon viel gemacht. Man unterstützt also ein laufendes Projekt und steckt kein Geld in etwas, was vielleicht in 1-2 Jahren kommt und dann vielleicht so gar gut wird.

Ob es allerdings für jeden Künstler das richtig ist, wage ich zu bezweifeln. In gewisser Weise muss man den eigenen Förderern dann auch regelmäßig was bieten, ganz besonders wenn man eine monatliche Unterstützung gewählt hat. Dieser Druck, regelmäßig was abzuliefern, wird “richtigen” Künstlern sicher nicht zusagen.

Alles in allem finde ich es aber dennoch ein tolles Projekt. Wer damit bereits Erfahrungen sammeln konnte, kann sich gern bei mir melden. 🙂

Peer Wandiger

9 Gedanken zu „Fans finanzieren kreative Ideen – Crowdfunding im Abo mit Patreon.com“

  1. Das dürfte für viele Musiker ziemlich interessant sein. Ist sicherlich nur eine Frage derzeit bis einige bekanntere Bands dort ein Projekt starten bzw über das Projekt bekannt werden.

    Gerade im independent Bereich gibt es eigentlich massenweise Künstler mit einer Fanbase von mehreren 100 treuen Gefolgsleuten.

    Habe mich direkt einmal nach einem Affiliate Programm für die Seite erkundigt. 🙂

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  2. Zur Zeit spriesen Crowdfunding-Plattformen nur so aus dem Boden! Mal schauen welche es noch in drei Jahren geben wird! Ich kann z.T. den ganzen Hype nicht so richtig verstehen, da sind Unternehmen die nur aus einer gewöhnlichen Affiliate Seite bestehen z.T. mit 3 Millionen Euro bewertet. Und die Leute stellen diesen Unternhemen noch ihr Geld bereit und hoffen auf eine Rendite.

    Ist zwar eine nette Idee, aber ob es langfristig erfolgreich sein wird, ist noch abzuwarten! Und die meisten verdienen bei solchen Plattformen ja auch nur Peanuts. Bei youtube ist es nicht anders. Die meisten verdienen da auch nur 20-50€ im Monat, nur die ganz großen Bekannten verdienen genug um damit zu leben. So was wird denke ich in Deutschland auch nicht so gut laufen, wir sind anders gestrickt als die in den USA!

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  3. Vielen Dank für den Link. Ic kannte patreon.com noch nicht. Die Idee finde ich Klasse und auch die Umsetzung ist gut. Ich bezweifel aber ob es hier in Deutschland auch funktionieren würde. Die Deutschen sind Sparer und wollen ganz klar Wissen was mit Ihrem Geld passiert (außer bei den Steuern 🙂 ). Daher laufen deutsche Projekte auch nur sehr schleppend. Einige Crowdfunding-Projekte habe ich in meinem Hobby Astronomie betrachtet und dort funktionieren diese Arten der Finanzierungen kaum oder gar nicht.
    Aber es ist sicherlich einen Blick wert und als Blogger (Creator) sollte man diese Seiten im Auge behalten.
    Viele Grüße
    Stefan

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  4. Ist ja eigenlich nur ein ausgelagertes Premium-Abonnenten-Modell. Sehe keinen wirklichen Mehrwert gegenüber einem auf der eigenen Internetseite/Blog integrierten Premium-Abo-Modell.

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  5. An sich ein sehr interessantes Konzept. Allerdings stimme ich meinem Vorredner zu und sehe da keinen wirklichen Mehrwert gegenüber einem Abo-Modell im klassischen Sinne. Allerdings denke ich, dass man grundsätzlich mit dem Konzept in einer anderen Schiene einen großen Erfolg haben könnte.

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  6. Eine schöne Sache. Klar ist es technisch nicht viel anders als ein Abo-Modell, aber der Tenor ist ein anderer. Es wird nicht klassisch etwas verkauft, sondern man spendet einen selbst gewählten Betrag für jemanden, den man unterstützen möchte. Ob es langfristig Erfolg hat, bleibt natürlich abzuwarten.

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  7. Übrigens ein tolles Beispiel wie Patreon in Deutschland funktionieren kann ist aktuell der Podcast von DEM deutschen Basketball Journalist, André Voigt von 3meter5.de mit seinem Podcast GOT NEXXT. Hier auf Patreon: http://www.patreon.com/drevoigt
    Ich unterstützte ihn selbst und bin echt begeistert davon und bin erst über ihn auf deinen Artikel hier aufmerksam geworden.
    Ein Interview wäre doch bestimmt ganz interessant, oder Peer? 😉

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  8. Das klingt alles sehr gut und mit meinen Ideen, die ich plane um zu setzen, zusammen mit Patreon könnte ich mir endlich mal was dazu verdienen.

    Je doch frage ich mich wie das hier in Deutschland gehandhabt wird. Ich mein man “verdient” ja quasi Geld. Wie sieht es mit Steuerabgaben aus? Es läuft ja alles über Paypal wen ich richtig verstanden habe. Muss man das Monatliche “Einkommen” via PP beim Finanzamt anmelden und verrechnen lassen?

    Wobei Paypal ja fast als Schweizer Bank angesehen werden kann. Dort können sich Geldbeträge häufen bis ein Mitarbeiter die Daten auf CD brennt und diese verkauft wie es bei den schweizern Konten der Fall war.
    Oh vielleicht sollte ich dass nicht zu laut sagen. ^^

    Weiß da jemand was genaueres? ICH will mich auf keinen Fall mit dem Finanzamt in die Wolle kriegen wen ich Erfolg haben sollte und das Geld fliest.

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