Social Media Marketing für Gründer & Selbständige – Interview über Tipps, Chancen und Fehler

Social Media Marketing für Gründer und SelbständigeSocial Media bietet viele Möglichkeiten, auch und gerade für Gründer und Selbständige.

Rufaufbau, Networking und Kundengewinnung sind möglich, aber dafür bedarf es einer Kommunikation auf Augenhöhe.

Darüber und über weitere interessante Themen spreche ich mit Robert, der unter anderem Social Media Manager bei einem großen Online-Shop und aktiver Blogger ist, in einem ausführlichen Interview.

Hallo Robert. Bitte stell dich meinen Lesern vor.

Hallo Peer, zunächst danke für die Einladung zu einem Interview bei SiN – ich fühle mich geehrt.

Aktuell trifft die Bezeichnung Social Media Manager meinen Beruf am besten. Seit Februar bin ich in einem Sport-E-Commerce als solcher tätig, davor war ich eine Zeit lang selbständig im Bereich Grafik- und Webdesign.

Dieser Werdegang passt auch gut zu meinem Ausbildungsverlauf: angefangen habe ich mit einem Sport- und Marketing-Studium, parallel dazu Verlagsgrafik und zum Schluss noch einen Lehrgang im Online-Marketing draufgesetzt. Dabei ist mein Blog seit 2011 mein ständiger Begleiter.

Wie bist du zum Internet generell und speziell zum Bloggen gekommen?

Ins Internet kam ich zuerst noch über ein ISDN-Modem, das so klang wie Nachbars Katze wenn man ihr auf den Schwanz tritt. Nicht, dass ich den Vergleich jemals gemacht habe.

Zum Blogger wurde ich aus verschiedenen Motivationen heraus. Zum einen lasse ich mir doch von meinem Schullehrer nicht einreden, dass ich keine Texte schreiben kann! Und von wissenschaftlichen Formvorlagen wollte ich während des Studiums auch wenig wissen, denn dem Verständnis von Texten waren sie wenig dienlich.

Vielmehr dient mir mein Blog dazu Dinge zu verstehen und zu verarbeiten, indem ich in eigenen Worten anderen davon erzähle. So konnte ich schon immer am besten lernen. Zudem wähle ich die Themen meiner Blogartikel so, dass auch ich jedes Mal noch etwas Neues lerne.

Du beschäftigst dich vor allem mit Social Media und Online Marketing. Warum?

Meine ursprüngliche Intention war die, mich als Grafiker im Internet besser zu präsentieren. Sowohl meine Webseite hinsichtlich SEO, als auch mich persönlich als Marke.

Schnell hat mich dann die Faszination gepackt. Es gibt so vielfältige Möglichkeiten und unterschiedliche Methoden, um Social Media fürs Business zu nutzen. Je länger ich mich damit beschäftige, desto mehr Spaß finde ich daran.

Mit der Zeit entwickelte sich daraus ein eigener Geschäftsbereich, denn zusätzlich zur Gestaltung von Facebook-Bannern und Fangates fragten mich immer mehr Kunden danach, wie sie Social Media geschäftlich nutzen können.

Inzwischen ist Social Media Management mein Hauptberuf und ich beschäftige mich täglich damit. Quasi als kontinuierliche Fortbildung, man lernt ja nie aus. 😉

Wie wichtig ist deiner Meinung nach das Social Web für Gründer und Selbständige heutzutage?

Unverzichtbar. Social Media sind eine gute Basis für den effizienten Informationsaustausch und hervorragende Möglichkeiten sich mit Gleichgesinnten (oder sogar potenziellen Kunden) zu vernetzen. Gerade Gründer und Selbständige mit schmalem Budget können Social Media zur Kommunikation nutzen, um sich ins Gespräch zu bringen.

Ganz zu schweigen von den Chancen für ihr Business über Crowdsourcing, Crowdfunding und die Kundenakquise. Ich höre aus meinem Umfeld immer wieder erstaunliche Zahlen, dass bspw. innerhalb weniger Monate über die Hälfte aller Neukunden über einen Blog generiert wurden. Das sagt doch schon genug über die Bedeutung des Social Webs aus, oder?

Gibt es wichtige Tipps, auf was man bei der geschäftlichen Nutzung der Social Networks achten sollte?

Abgesehen von den rechtlichen Rahmenbedingungen meinst du?

Wichtig finde ich die Grundeinstellung des Nutzers. Egal ob Solopreneur oder Unternehmen, Werbung ist in Social Media tabu – es geht um Kommunikation und den Dialog. Von Mensch zu Mensch, auf Augenhöhe und möglichst persönlich. Wer das nicht versteht oder umsetzen will, der sollte einfach noch ein wenig warten, bis er seinen Fuß ins Social Web setzt.

Abgesehen davon ist mein Tipp, keine Angst zu haben. Das klingt jetzt leichter gesagt als getan, aber wer sich im Vorfeld genügend Gedanken über seine Absichten, Möglichkeiten (v.a. im Sinne der verfügbaren Ressourcen) und Risiken macht, der wird “auf dem Feld” eher bestehen als jene, die sich ohne Vorbereitung ins Getümmel stürzen.

Ich will damit nicht sagen, dass es keines Respekts bedarf, aber Social Media ist viel Learning by Doing. Wer kennt schon seine Fans und Follower bevor er anfängt mit ihnen zu kommunizieren? Man entwickelt sich eben weiter. Wer authentisch und ehrlich bleibt, wächst zusammen mit seiner Community.

Welche Fehler sollte man vermeiden?

Alle natürlich. 🙂

Wenn ich im Vorfeld schon abschätzen kann, was passieren könnte, dann wäre ich doch selten dämlich wenn ich mich nicht auch darauf vorbereite, oder? Wir können schließlich auch auf die Erfahrungen anderer zurückgreifen und aus ihren Fehlern lernen.

Wenn dann doch etwas Unerwartetes passiert, muss ich die Ursache finden, das Problem lösen und auch aus diesen Fehlern lernen.

Eine sinnvolle Herangehensweise sieht für mich im Groben so aus:

  1. Beantworten der Frage, WARUM ich überhaupt in Social Media aktiv werden will und ob es zu mir bzw. meiner Unternehmensphilosophie passt
  2. Ziele und Zielgrößen definieren und die entsprechenden Zielgruppen identifizieren
  3. Relevante Plattformen bestimmen und erstmal nur zuhören und beobachten
  4. Chancen und Risiken analysieren
  5. Notwendige und vorhandene Ressourcen abgleichen und ggf. Ziele anpassen
  6. Kommunikationsstrategie entwickeln und Content planen
  7. Aktiv werden
  8. Engagement messen, bewerten und anpassen

Einen allgemeingültigen Fahrplan gibt es meiner Meinung nach nicht, dafür müssen einfach zu viele individuelle Faktoren berücksichtigt werden.

Ich empfehle immer, lieber langsam anzufangen und sich kontinuierlich zu steigern, als sich gleich zu übernehmen und auf die Nase zu fallen.

Wie nutzt du Twitter, Facebook und Co. eigentlich in der Praxis?

Angefangen habe ich mit Twitter, um meinen Blog-Content zu promoten, doch je mehr gleichgesinnten Usern ich jetzt folge, desto besser eignet sich die Plattform auch als Informationsquelle.

Inzwischen nutze ich Twitter hauptsächlich zum Austausch mit anderen Bloggern und Social Media Marketern, sowie zur Entdeckung neuer Blogs rund ums Social Web.

Google+ ist für mich eindeutig eine Dialog-Plattform und steht bei mir ganz oben auf der Liste für 2014. Nirgendwo sonst finde ich so viele spannende Diskussionen mit so vielen interessanten Usern. Sei es über den Kommentarthread zu einzelnen Beiträgen oder in Communities.

Dass ich durch Authorship gleichzeitig meinen “Status” bei Google als Autor verbessern und mein Searchranking positiv beeinflussen kann sind schöne Nebeneffekte. Ganz zu schweigen von dem hervorragenden Layout der Plattform, den vielen Funktionen und der intuitiven Bedienung.

Facebook muss ich ehrlich zugeben hat sich mir nie so richtig erschlossen, weder privat noch beruflich. Zu schnell wurde aus einem altruistischen Netzwerk für Freunde ein gewinnhungriger Datenfresser.

Was ist der Social Media Fitness Guide? Warum sollte man das eBook lesen?

“Man” und “sollte” sind hier die falschen Begriffe. Erstens konzentriert sich das Ebook sehr speziell auf die Sportbranche, vor allem Sportstudios und Vereine, zweitens freue ich mich einfach, wenn auch andere davon profitieren und es mir nicht nur eine Note beschert hat. Der Social Media Fitness Guide ist nämlich nichts anderes als eine überarbeitete Version meiner Abschlussarbeit.

Zu diesem Thema hat mich die Tatsache motiviert, dass viele Fitnessstudios kaum Social Media Marketing betreiben, obwohl die Aussicht auf Erfolg relativ hoch und das notwendige Budget verhältnismäßig klein sind.

Empfehlungsmarketing, oder “Word of Mouth” wie wir es inzwischen gerne nennen, funktioniert im Internet genauso gut wie offline und gerade Mitglieder eines Studios oder Vereins eignen sich hervorragend als Markenbotschafter.

Der Social Media Fitness Guide beschäftigt sich mit der Konzeption einer grundlegenden Marketingstrategie sowie der Analyse von Chancen und Risiken.

Spannender dürfte für Social Media Interessierte eher mein Twitter Trainingsplan sein. Auch dieses Werk ist kostenlos und wird zudem kontinuierlich erweitert und aktualisiert.

Darin enthalten sind nicht nur mein persönlicher Erfahrungsschatz im Umgang mit Twitter, sondern auch weitere Tipps und Tricks von Experten und Links zu weiterführenden Beiträgen im Netz.

Dein Blog-Layout gefällt mir sehr. Wie wichtig ist das Layout eines Blog deiner Meinung nach und auf was achtest du da am meisten?

Vielen Dank! Es hat auch lange genug gedauert, bis ich einigermaßen zufrieden damit war. 😉

Das Layout ist für mich zusammen mit dem eigentlichen Content (sprich den Blogbeiträgen) das Wichtigste am Blog. Beide sollten sich auf den Leser konzentrieren und ihm die Zeit, die er im Blog verbringt, möglichst angenehm gestalten.

Im Vordergrund stehen für mich

  • eine simple Struktur und einfache Navigation,
  • eine leicht leserliche Schrift sowie einfach zu verstehende Texte (wobei das je nach Zielgruppe sehr unterschiedlich ausfallen kann),
  • ein klares Farbschema mit der Möglichkeit Akzente zu setzen sowie
  • viel Raum zum Atmen (Whitespace).

Bei neuen Blogs achte ich außerdem darauf, die späteren Inhalte und vor allem deren Medienformate in den Gestaltungsprozess miteinzubeziehen, denn das Design allein macht noch keinen guten Blog aus. Form folgt Funktion heißt es doch so schön, das gilt auch hier.

Darüber hinaus mache ich mir viele Gedanken über die visuelle Präsentation meiner Beiträge. Durch die wachsende Popularität von Pinterest und Instagram gewinnt das Bild gegenüber dem geschriebenen Wort immer mehr an Bedeutung. Ein Blogbeitrag muss zur optimalen Verbreitung multimedial funktionieren und nicht nur im RSS-Reader gut aussehen.

Zum Schluss würde ich mich noch über deine wichtigsten Tipps für angehende Blogger freuen.

Blogge um des Schreibens Willen und nicht weil du hoffst, möglichst schnell Geld damit zu verdienen. Sei mit Leidenschaft dabei, bleib aufrichtig und authentisch und kümmere dich nicht zu sehr um Keywords oder SEO.

Du selbst stehst an erster Stelle, denn es ist dein Blog und deine Arbeit. An zweiter Stelle stehen deine Leser, denn sie treiben dich weiter an. Erst danach kommen Vermarkter, für die dein Blog nur ein Mittel zum Zweck darstellt.

Bleib dran! Schneller Erfolg ist selten, der Aufbau einer Community erfordert Zeit und rentiert sich, in welcher Form auch immer, womöglich erst nach Monaten oder sogar Jahren.

Wende dich bei Fragen an Gleichgesinnte. Wir Blogger helfen uns gegenseitig!

In diesem Sinne freue ich mich, auch durch dieses Interview ein paar neue Leute kennenzulernen.

Danke Robert

für das Interview.

Peer Wandiger

4 Gedanken zu „Social Media Marketing für Gründer & Selbständige – Interview über Tipps, Chancen und Fehler“

  1. Hallo Peer,
    vielen Dank für die Einladung zum Interview hier auf SiN!

    Da es hier auch ums Bloggen und Networking geht darf ich vielleicht gleich die Chance nutzen, um meine aktuelle Blogparade zum Thema “Kommentieren auf Blogs” vorzustellen? http://www.toushenne.de/newsreader/blogparade-wann-kommentierst-du-einen-blog.html

    Ich bin sicher, das die Leser hier noch die ein oder andere Meinung haben, von denen ich noch was lernen kann 😉

    Danke & liebe Grüße,
    Robert

    Antworten
  2. Hallo Peer,

    danke für das schöne Interview. Ich mag deine Interviews, also gerne mehr davon.

    Ich muss sagen, dass ich in den meisten Fällen zustimmen, jedoch gehört Social Media nicht in jeden Bereich oder sagen wir besser so, es funktionirt einfach nicht in jedem Bereich. Um es jetzt mal etwas plakativ auszudrücken und ich vermarke zum Beispiel Herpes Creme, dann werde ich für die Creme eher weniger ein “like” auf Facebook bekommen, da es den Leuten unangenehm ist.

    Chris

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  3. Ich muss Chris vollkommen recht geben. Viele Unternehmen setzen jetzt Zwanghaft Social Media Profile auf ohne weiter darüber nachzudenken (Auch wenn es erstmal zielgruppen orientiert ist). Im Web möchte der Nutzer sich präsentieren, seine Interessen zeigen und selber immer up-to-date bleiben. Man liked und teilt tendenziell nur Sachen die das (positive) Image/Selbstbild im Web stärken und dazu gehören keine Netto-Discount Fanpages auf der die Tiefstpreise im Titelbild herausleuchten. Oder Gewinnspiele in denen man Billigroller gewinnen kann indem man die Lidl Fanpage teilt. Sondern eher Inhalte die mit Prestige verbunden sind. Deshalb muss man sehr genau darauf achten wie man sich positioniert und welche Inhalte man stellt um möglichst viele Nutzer zu erreichen! So müssen sich Marken die wenig Prestige oder Bekanntheit haben eher durch das Erstellen von relevanten und guten Inhalten bekannt machen (etwa wie durch witzige Guerilla Marketing Gags; Beispiel DHL auf Youtube).
    Es gibt zwar überall nettes Infomaterial (z.B. hier vexeo-socialmediamarketing.de/ratgeber/social-media-whitepaper/) aber viele Unternehmen sind einfach nicht am Geschehen dran und denken an der Social Media Masse vorbei.
    Zumal sich das Geschehen dort rasant verändert! Deshalb ist es glaube ich gut immer frische junge Leute mit in die Teams zu bekommen, mein kleiner Cousin(17) teilte mir vor kurzem mit keiner aus seiner Klasse nutze mehr aktiv Facebook, geschweige denn Twitter..

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