Startup-Idee, Erfahrungen bei der Gründung, Tipps zum Schreiben und mehr – Interview

Im heutigen ausführlichen Interview spreche ich mit dem Gründer eines Bewerbungsservice über seinen Start in die Selbständigkeit und wie es ihm seitdem ergangen ist.

Zudem geht es unter anderem um Teamarbeit, generell Schreibtipps und einiges mehr.

Da das Interview sehr lang geworden ist, habe ich es auf 2 Seiten aufgeteilt.

Hallo Till. Bitte stell dich meinen Lesern vor.

Hallo Peer, mein Name ist Till Tauber und ich bin freiberuflich als Bewerbungsschreiber tätig und habe hierzu den TT Bewerbungsservice (tt-bewerbungsservice.de) gegründet.

Nach einem Studium der Elektrotechnik war ich mehrere Jahre im Bereich der Luftfahrt beschäftigt und hatte unter anderem Personalverantwortung für eine Abteilung mit bis zu 15 Mitarbeiter/innen. Durch ein MBA-Studium in Großbritannien habe ich meine Kenntnisse erweitert und mir so auch Wissen im Hinblick auf die englischsprachige Bewerbung angeeignet.

Wie bist du ins Online-Business gekommen und welche wichtigen Erfahrungen konntest du bisher sammeln?

Im Zuge meines MBA-Studiums habe ich gelernt, dass die Fokussierung auf die eigenen Kernkompetenzen oftmals ausschlaggebend für den Erfolg eines Unternehmens bzw. einer Selbstständigkeit ist. Was sind die eigentlichen Fähigkeiten im eigenen beruflichen Profil?

Diese Frage habe ich mir selbst einmal konkret gestellt und musste feststellen, dass es in meinem Fall die schriftliche Kommunikation in deutscher und englischer Sprache ist. Oftmals war es meine Aufgabe, wie es bei größeren Projekten häufig erforderlich wird, eher ungünstige Sachverhalte in einem positiven Licht darzustellen. Das hat mir zu meiner eigenen Verwunderung durchaus Freude bereitet und mein Chef war von meinen Berichten und Schriftstücken immer recht angetan.

In einer eigenen Bewerbungsphase hatte mich zudem das Schreiben von Bewerbungen so sehr motiviert und Freude bereitet, dass ich freiwillig Bewerbungen für Unternehmen geschrieben habe – einfach nur, um zu schauen, ob man dort eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erhält. So entstand bei mir der Wunsch, zukünftig anderen Menschen bei der Bewerbung zu helfen und die Priorität ganz auf das Schreiben zu legen.

Meine wichtigste Erkenntnis im Hinblick auf das Online-Business ist, dass man an der eigenen Idee nicht zweifeln darf. Selbstreflektion ist in der Aufbauphase und auch später von großer Bedeutung, doch muss sie immer konstruktiv sein – also auf klaren Argumenten und Fakten beruhen. Feedback von anderen Selbstständigen und von Freuden sowie der Familie ist essenziell wichtig, allerdings trifft man die Entscheidungen letztendlich selbst.

Mit dem notwendigen Durchhaltevermögen und einer zielgerichteten Entscheidungsfreudigkeit stellen sich meiner Erfahrung nach die ersten Erfolge schnell ein. Geht es um konkrete Zahlen, also beispielsweise um Besucher- und Kundenprognosen oder die Abschätzung von Geschäftsausgaben, ist eine konservative Berechnungsgrundlage nicht verkehrt. An der ein oder anderen unverhofften Investition kommt man einfach nicht vorbei.

Wie kamst du auf die Idee zu deinem Startup tt-bewerbungsservice.de? Woher wusstest du, dass es dafür einen Markt gibt?

Ein erster Überblick sagte mir, dass der Markt für Bewerbungsschreiber im Internet noch nicht gesättigt war, und dass sich ein Eintritt lohnen könnte. Das Schreiben von Dokumenten mit offiziellem Charakter fällt immer mehr Menschen schwer.

Gerade bei der Bewerbung geht es um viel. Der Bewerbungserfolg oder -misserfolg entscheidet über die Art des Berufes, den Standort und das Gehalt. Ein Bewerbungsservice bietet dort einen klaren Mehrwert.

Es gibt – nicht nur im Internet – ein großes Angebot an Dienstleistungen, viele davon sind technischer Natur. Hilfe bei Computer- oder Haustechnikproblemen findet man schnell. Aber wer hilft einem bei der Bewerbung – einem Vorhaben mit großer Tragweite – eigentlich weiter?

Zudem wird dieser Markt vermutlich nie aussterben. Die Onlinebewerbung hat sich etabliert. Am Grundkonzept der Bewerbung hat sich vom Prinzip her in den vergangenen Jahrzehnten nicht viel geändert. Neben der Entstehung neuer Kommunikationskanäle rechne ich nicht mit dem kompletten Verschwinden der Bewerbung an sich.

So entschied ich mich, mir die Situation im Internet einmal genauer anzusehen. Empfehlen kann man an dieser Stelle Porter’s Five Forces. Mag die Herangehensweise einer Branchenanalyse zunächst sehr simpel erscheinen, sind die Ergebnisse dennoch oft überaus brauchbar.

Aufgrund meiner mehrwöchigen Recherche wurde mir dann klar, dass sich hier eine einmalige Chance ergab, meinen Wunsch der Selbstständigkeit erfolgreich umzusetzen.

Wie lief die Planung und die Umsetzung? Wie hat sich die Site seitdem entwickelt?

Mein erklärtes Ziel war es, mit möglichst wenig Ausgaben erste Einnahmen zu erzielen. Dazu habe ich verschiedene Methoden der Kundenakquisition ausprobiert und vor allem eine Website erstellt.

Die Ergebnisse waren mehr als ernüchternd. In diesem Zusammenhang konnte ich einfach nicht verstehen, warum meine Seite in den Suchergebnissen nicht angezeigt wurde. Erst als ich mich mit dem Thema SEO befasst hatte, wurde mir klar, dass ich an einer ausgereiften SEO-Strategie mit externer Unterstützung nicht vorbeikomme. SEO ist der Schlüssel zum Erfolg.

Daher bin ich eine Kooperation mit einem SEO-Spezialisten eingegangen, welche sehr erfolgreich ist und auch viel Spaß bereitet. Man lernt nie aus und erweitert den eigenen Horizont sehr.

Die Seite wächst organisch und mein Anliegen war es immer, guten Content mit Mehrwert für die User zur Verfügung zu stellen. Wenn ich Bewerbungen für Kunden schreibe, so kann ich beispielsweise auch kostenlose Tipps zum Vorstellungsgespräch oder zum Bewerbungsfoto bieten. Das rundet das Angebot ab.

Zudem möchte ich das Leitbild der “professionellen Bewerbung” nachvollziehbar erläutern und auch meine Arbeitsweise als Ghostwriter vermitteln. Das Informationsangebot wird von verschiedenen Interviews mit Fachleuten ergänzt. In diesem Zusammenhang ist die Seite auch anders als ein klassischer Webshop. Ein solcher Eindruck passt nicht zu der freiberuflichen Tätigkeit und würde meinem Anspruch “Klasse statt Masse” gänzlich widersprechen.

Bewerbungen sind keine fertigen Shop-Produkte, welche man in großer Stückzahl generieren kann, sondern Einzelanfertigungen, die viel Arbeit und Mühe erforderlich machen. So versuche ich, gezielt Kunden zu akquirieren, die auf Qualität und einen persönlichen Kontakt viel Wert legen – der Kunde soll wissen, wer seine Bewerbung schreibt und warum diese Erfolg verspricht.

Im zweiten Teil des Interviews geht es unter anderem um Hindernisse bei der Gründung, Tipps für die Teamarbeit, Schreibtipps und die Zukunft der Texter.

Peer Wandiger

6 Gedanken zu „Startup-Idee, Erfahrungen bei der Gründung, Tipps zum Schreiben und mehr – Interview“

  1. Diesen Service kannte ich bisher nicht. Danke für den Link. Das schaue ich mir näher an. Kenne gleich paar Menschen die solch eine Dienstleistung benötigen und suchen.

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  2. Also irgendwas stimmt am oberen Bild nicht. Wer findet den Fehler? 😉

    Den Service selbst finde ich von der Idee her schon interessant, aber irgendwie ist es doch traurig, wenn Leute nicht mal mehr ihre eigene Bewerbung selbst hinbekommen. Mich hätten wirklich ein paar konkrete Zahlen interessiert, um etwa abschätzen zu können, wie der Service tatsächlich in Anspruch genommen wird. Kann mir das ehrlich geasgt gar nicht vorstellen, dass da so viele Leute kostenpflichtige Hilfe benötigen.

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  3. Toller Artikel! Leider wird einem der Start in die Selbständigkeit in Deutschland immernoch unnötig schwer gemacht. Bewundernswert wer trotzdem den Mut aufbringt und seinen Weg geht. Weiter so 😉

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  4. Respekt, mit einer solchen Nischenidee durchzustarten! Wünsche ihm viel Erfolgt und hoffe, das Unternehmen gibt es auch noch in fünf Jahren.

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