Auf YouTube gescheitert – Interview über das Ende eines YouTube-Kanals und Tipps

Einer der wichtigsten Online-Trends und -Hypes der letzten Jahre war sicher YouTube.

Viele Erfolgsgeschichten haben gezeigt, dass man mit YouTube gutes Geld verdienen kann.

Doch das ist nur die eine Seite der Medaille. Wie bei allen anderen Online-Business Arten auch, gibt es in der Regel noch viel mehr Beispiele, die es nicht geschafft haben und wenig bis gar nichts verdienen.

Im heutigen Interview spreche ich mit einem ehemaligen YouTuber, der seinen Kanal nun eingestellt hat, über seinen Start, die gemachten Erfahrungen, Beweggründe für das Ende und praktische Tipps.

Hallo Maximilian. Bitte stell dich meinen Lesern vor.

Hallo, mein Name ist Maximilian Krehl, ich bin 23 Jahre alt, habe einen Abschluss in BWL und studiere derzeit Wirtschaftspsychologie.

Nebenbei betreibe ich ein kleines Start-Up im Bereich Personalvermittlung und habe nun einen neuen Blog gestartet, der meine bisherigen und zukünftigen Erfahrungen im Bereich Online-Business beschreiben soll.

Was waren deine ersten Schritte im Internet. Hast du gleich mit YouTube angefangen?

Meine erste eigene Homepage habe ich mit 9 Jahren zusammengeklickt. Später habe ich ein sehr beliebtes Forum für die Schüler meiner Stadt betrieben.
Eigentlich hatte ich immer irgendein Online-Projekt, das mich beschäftigt hat. Allerdings habe ich erst viel später versucht, mit meiner Arbeit auch Geld zu verdienen. Mein YouTube-Kanal war eigentlich das erste Projekt, das längerfristig profitabel funktionierte.

Wann hast du deinen YouTube-Kanal ins Leben gerufen und wie lief der Start?

Als ich den Kanal startete, studierte ich gerade BWL in Großbritannien, das war im Februar 2013.

Ich fing an, die ersten Videos zu produzieren und hochzuladen, ohne allzu große Erwartungen zu haben, denn man liest ja überall, wie viel Geduld man benötigt um erste Resultate zu erhalten.

Zu meiner großen Überraschung erreichte ich schon mit dem ersten Video mehrere Tausend Menschen innerhalb der ersten 72 Stunden. Der Anfang lief vergleichsweise bombastisch und war ein echter Motivationsschub, weiterzumachen.

Warum hast du einen YouTube-Kanal gestartet? Was waren deine Ziele?

Für die meisten jungen Leute gehört YouTube absolut zum Alltag, es ist überall präsent. Gerade in Großbritannien, wo es für Smartphones echte(!) Flatrate-Tarife für wenig Geld gibt, läuft es immer und überall.

Als chronisch klammer Student (ihr habt vielleicht von den Mietpreisen in England gehört) ist man immer auf der Suche nach Möglichkeiten, sein Taschengeld aufzubessern. YouTube ist da natürlich eine der ersten Ideen.

Der Plan war also von Anfang an: Gewinnmaximierung.

Wie hat sich der Kanal entwickelt und wie viel Arbeit hast du dort rein gesteckt?

Es ist erstaunlich, dass bereits der zweite Monat nach Start der erfolgreichste überhaupt war und bis heute bleibt. Nach einem anfänglichen Peak konnte ich den positiven Trend leider nicht fortsetzen.

In 2 Jahren konnte 6.500 Abonnenten, 750.000 Views und 2,1 Millionen geschaute Minuten generieren.

Diese Zahlen (die große YouTuber in einem halben Tag erreichen) habe ich mit insgesamt 119 Videos erreicht, in die jeweils 60-120 Minuten Arbeitszeit geflossen sind.

Wie aufwändig war die Erstellung der Videos? Hattest du Kosten für die Technik?

Meine Videos waren nicht aufwendig produziert, aber auf die Qualität habe ich sehr geachtet. Gefilmt wurde mit einer Spiegelreflex-Kamera und der Ton separat mit einem hochwertigen Mikrofon aufgezeichnet und digital nachbearbeitet.

Qualität ist auch sicher eines der entscheidenden Kriterien auf YouTube. Ironischerweise ist mein erfolgreichstes Video das einzige, das wackelig und mit schlechtem Ton veröffentlicht wurde.

Für das Mikrofon habe ich 60€ investiert, alles andere war bereits vorhanden.

Was hast du in den 2 Jahren nach dem Start verdient und welche Einnahmequellen hast du genutzt?

In meinem Blogartikel zum Thema habe ich alle Statistiken für die gesamte Zeit veröffentlicht.

Ich habe natürlich das YouTube-eigene Monetarisierungsprogramm verwendet, eine Art AdSense für YouTube, mit dem Anzeigen vor und während des Videos geschaltet werden.
Mit den Anzeigen konnte ich insgesamt 1000€ umsetzen, was auf die Anzahl der Videos heruntergerechnet einen traurigen Stundenlohn ergibt.

Als halbwegs erfolgreicher YouTuber wird man automatisch von Unternehmen angesprochen, die Produkte über den Kanal vermarkten wollen. Dies geschieht durch bezahlte Produktreviews oder indem man das entsprechende Produkt zugeschickt bekommt.

Durch dieses Direktmarketing konnte ich weitere 700€ umsetzen.

Unter jedes Produkt, das ich vorgestellt habe, wurde in die Videobeschreibung ein Affiliate-Link (meistens Amazon) gesetzt. Mit den entsprechenden Partnerprogrammen habe ich 300€ in 2 Jahren eingenommen.

Nun stellst du den Kanal ein. Warum?

Das Thema meines Kanals und meiner Videos hat sich überholt, mittlerweile erreiche pro Monat nur noch knapp 10.000 Zuschauer, die Abonnentenkurve rutscht zeitweise sogar in den negativen Bereich.

Es war sicherlich von Anfang an kein ernstzunehmendes Business, aber mittlerweile wäre jede Stunde die ich in den Kanal investiere eine Verschwendung.

Was würdest du heute anders machen? Würdest du überhaupt nochmal eine YouTube-Kanal starten?

Wenn ich heute einen Kanal starten würde, um damit Geld zu verdienen, würde ich besser überlegen wie nachhaltig das Thema ist. Ich denke hier lag mein größter Fehler, denn es war relativ offensichtlich dass sich mein Thema früher oder später von selbst erledigen wird.

Als Ergänzung für meinen neuen Blog kann ich mir gut vorstellen, früher oder später einen Kanal einzurichten. Als eigenständiges Projekt kommt YouTube für mich vorerst nicht mehr in Frage.

Was sind deine wichtigsten Tipps für alle, die einen YouTube-Kanal starten wollen?

Ich denke, ich kann es in drei Grundsätzen zusammenfassen:

  1. Dein Thema sollte dich interessieren, denn nur so kann man genug Ausdauer entwickeln, interessante und neue Inhalte zu produzieren.
  2. Dein Thema sollte nachhaltig sein und genügend Menschen interessieren, wobei man kein Millionenpublikum benötigt um profitabel zu arbeiten.
  3. Entwickle deine eigene Marke, die sich wie ein roter Faden durch alle deine Videos zieht. Wiedererkennungswert ist auf Grund der großen Konkurrenz das A und O.

Danke für das Interview

Peer Wandiger

19 Gedanken zu „Auf YouTube gescheitert – Interview über das Ende eines YouTube-Kanals und Tipps“

  1. Mich würde mal interessieren, woran Du die Grenze zwischen lukrativ und unprofitabel festgemacht hast und welche Erwartungen Du an Deinen Channel ursprünglich hattest!

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  2. In dem Kanal ging es wohl im iPhone Jailbreak. Das ist natürlich eine sehr kleine Nische. Vor allem kommen die Besucher auch nicht so oft wieder, wer ständig iPhones Jailbreakt (warum auch immer) braucht dafür natürlich keine Videoaleitung mehr.

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  3. Schade, auch das Scheitern gehört dazu. Ich finde der Autor sollte sich nicht davon abbringen, es gibt genug Beispiele die nach dem Scheitern mit einer anderen Idee gut bei Zuschauern ankamen. Daher vielleicht Mut fassen und in eine neue Idee Zeit investieren. Erfahrung hast du genug jetzt gesammelt..

    Grüße

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  4. Hab ich was überlesen (ist ja noch recht früh), oder wird das Thema des Youtube-Kanals nicht ein einziges Mal erwähnt? Link zum Kanal sehe ich auch keinen, falls es den denn überhaupt noch gibt.

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  5. Nehmts mir nicht übel, aber das ist der klassische “one hit wonder” Verlauf. Man hat ein Video, das einschlägt wie eine Bombe, und danach kommt nichts mehr nach. Hinzu kommt, dass das Thema zeitlichem Verfall unterliegt. Der Jailbreak für das Handy von damals war für kurze Zeit aktuell, jetzt braucht das keiner mehr.

    Hier liegt der “Fehler” in der zeitlichen Ausrichtung der Videos. Wer den Leuten erklärt, wie man angelt, oder ohne Streichhölzer Feuer macht, dessen Videos werden die nächsten 20 Jahre lang angesehen. Aber so ein Jailbreak bei einem bestimmten Handytyp, da muss man sich bewusst sein, dass das nen kurzen Lebenszyklus hat und nur über kurze Zeit viel Geld bringt.

    Vor dem gleichen Problem stehen die Let´s Player. Deren Videos haben Millionen Zugriffe binnen kurzer Zeit, danach kommt lange nichts mehr. Daher müssen die immer was nachschieben.

    Bei Maximilian gehe ich jetzt mal davon aus, dass es nur zeitlich begrenzte Themen waren. Sonst hätte er den Kanal einfach weiterlaufen lassen können, ohne neue Videos hochzuladen und das Geld wäre trotzdem weiter gekommen.

    Man muss einfach eine klare Strategie haben für den eigenen Kanal und am besten eine Mischung aus zeitlosen und aktuellen Themen fahren, um das Maximum aus der Sache herauszuholen. Möchte man zum Beispie dauerhaftes Passiveinkommen erzielen, dann kommt man um zeitlose Inhalte nicht herum. Wer schnell das große Geld will, der braucht echte Hammer-Videos, die viral werden. Aber das ist sehr schwer einen Hit nach dem anderen zu landen.

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    • Das Problem haben Technik-Websites genau so, wie auch jeder Kanal zu technischen Themen. Spiele, Handys, Software… das ist alles nach zwei Wochen von der Masse wieder “vergessen”. Da kommt es wirklich nur auf ständige Aktualität an, News zu bringen, vielleicht kreative Ausreißer zu erstellen.

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  6. Und ich glaube, dass man mit diesem “nachhaltigen Denken”, das Maximilian heute an den Tag legen würde, wenn er es nochmal machen könnte, am Medium vorbei arbeitet. Zeitlose Themen sind ja toll, aber irgendwann gibt es halt genug Anleitungen zum Feuermachen und zum Angeln. Du brauchst also einen kurzen Hype, damit es anläuft, und dann musst aus aus diesem Hype etwas machen und eine langfristige Strategie daraus machen.

    Ich finde es auch schade, dass Maximilian den Kanal einstellt, bzw. halte das für einen Fehler. 10.000 Abonnenten sind schon mal eine kritische Hürde, welche die wenigsten schaffen, die bei YouTube Fuß fassen wollen. Zudem weiß Maximilian genau, wer deine Videos anschaut und wer den Kanal abonniert hat. Die tun das alle mit einer gewissen Intention.

    Ich habe leider auf die Schnelle auch nicht herausgefunden, worum es in dem Kanal gingt. Aber nehmen wir mal iOS Jailbreak an:

    Klar, wer sein iPhone jailbreaken will, tut das einmal. Aber was kommt dann? In der Regel braucht er dann noch Anleitung, wie er Cydia installiert, wie er an “freie” Apps kommt, welche Apps empfehlenswert sind, etc. pp. Das gibt es genügend Stoff, um relevante Inhalte nachschieben zu können. Und die Bühne dafür hat er ja bereits – im Gegensatz zu vielen anderen ist das eine gute Basis, um mehr daraus machen zu können.

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    • Das mit dem Feuermachen und Angeln, das waren nur Beispiele. Ich habe jedenfalls auch zeitlose Videos in Themenbereiche hochgeladen auf YT, die schon gut besetzt waren. Dennoch laufen sie nicht schlecht. Das Schlüsselwort in non-entertainment-Bereich lautet: Qualität.

      Ja, das Potenzial wäre da gewesen, um noch gute Folgevideos für den Jailbreak zu machen. Es ist auch schade, dass das bereits vorhandene Potenzial von 10.000 Abonnenten “veschenkt” wurde. Da wäre ein Themenwechsel vielleicht cleverer gewesen. Ein paar von den Abonnenten hätte er vielleicht mit rüberretten können ins neue Themengebiet. Und wenn nicht, dann wären halt neue dazugekommen.

      Anstatt zu sagen: ich habe 119 Videos gedreht und damit nur 1.000 + 700 Euro verdient, daher gebe ich auf, wäre eine Überarbeitung der Strategie und der Inhalte ratsam gewesen. Vielleicht wäre da eine bessere Quote beim Verdienst pro Video herausgekommen.

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  7. Mich würden vor allem die Optimierung der Sichtbarkeit in YouTube interessieren. Vielleicht könnte ein weiterer Artikel/ein weiteres Interview zum Thema noch mal hier erscheinen.

    Das was ich bisher an Erfahrung gesammelt habe ist am Beispiel Diät/Abnehmen:

    1. Egal wie gut dein Content, wenn du nicht sichtbar fällt es sehr schwer überhaupt Leute zu finden, die dein Video anschauen. (Das ist wie bei einem Blog der immer auf dem gleichen, niedrigen Niveau rumdümpelt.)

    2. Leider ist es da aber auch wie mit den Katzen bei Facebook. Da kommst du nicht gegen an. Das heißt konkret, dein Channel braucht unglaublich viel kreativen Input.Das hat mittel- und langfristig sicher auch mit dem Thema Markenkern etc. zu tun.

    Ansonsten wäre ich für Tipps sehr dankbar – gern auch als Kommentar hier – so für den Admin in Ordnung.

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    • Ranking bei Youtube wird immer wichtiger. Ist inzwischen halt wie bei Google… da kommst du nicht mehr auf die erste Seite, ohne was geleistet zu haben.

      Bei Youtube gilt es vor allem in kurzer Zeit sehr viel Gefällt-Mir-Angaben zu erhalten, genau wie Views. Dann wirst du gerankt und wenn die Ergebnisse überdurchschnittlich gut sind, landest du auf der Startseite. Das ist auch mit der Grund, warum alle immer um Daumen Hoch und Views betteln – ohne gibt es keine Reichweite auf Youtube. Du kannst das mal in einem Testaccount mit gekauften Views etc. testen… da ist viel möglich.

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  8. Also ich denke das wichtigste für einen erfolgreichen Youtubekanal ist die richtige Filmbearbeitung. So lange man sich bei der Postproduktion richtig Mühe gibt und den Content anständig verpackt, spielt auch das Thema keine allzu große Rolle.

    LG
    Minja

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  9. naja, zur Zeit, die er für die Herstellung der Videos gebraucht hat, kommt ja auch noch der Zeitaufwand für die Vermarktung, Recherche,… usw.. Somit insgesamt ein Stundensatz der unterhalb von 10,- Euro/Std. liegt und da sollte ein Student schon bei gewöhnlichen Aushilfsjobs auf mehr kommen. Er hat ja auch noch das unternehmerische Risiko zu tragen. Denn was wäre hätte er weniger Erfolg oder gar überhaupt keinen Erfolg!

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  10. Servus,

    Dein putzdienst startup find ich ja richtig interessant. Aber warum hast du auf deiner Firmen Website einen Link zu 4k Fernseher test?????

    Viele grüße
    Johannes

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  11. Ich habe mich bisher noch gar nicht mit Youtube als Einnahmequelle auseinander gesetzt und habe kein Gefühl für die Zahlen. Aber 10.000 Klicks im Monat klingt für mich gar nicht so wenig.
    Ist der Kanal komplett gelöscht worden oder läuft er noch, ohne das neuer Content produziert wird?

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  12. Hallo Peer,
    hast du die Links in deinem Artikel nicht gecheckt?
    Die angeblich neuen Projekte cleenmaid.de und auch digital-and-free.de haben nichts mit Personalvermittlung bzw. Blog zu Online-Business zu tun. Auf Cleenmaid.de werden Damenschuhe verkauft, digital-und-free.de verkauft Herrenkleidung und -schuhe.
    Da frage ich mich was hier noch alles erfunden ist…..

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    • Der Artikel ist über dreieinhalb Jahre alt. Die Websites sind mittlerweile wohl verkauft worden bzw. werden anders genutzt.

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