4. Der Grund, warum der Längste nicht immer der Beste ist!

Ja. Und nein. Nicht, woran du jetzt denkst. Genau. Um deine Texte geht es.

Sicher ein Thema, das polarisiert. Und genau deshalb geht es in diesem Beitrag zur aktuellen Artikelserie “Wie du Web-Texte erstellst, aber richtig!” um die richtige Länge oder Kürze deines Textes.

Was Studien besagen

Ich hatte in der Vergangenheit einen Kollegen, der bei jeder Gelegenheit folgendes in die Diskussion einwarf: „… Studien zufolge ist das…, Wissenschaftler haben festgestellt, dass…“

Dabei habe ich mir geschworen, selbst nie auf diese Art und Weise zu argumentieren. So viel dazu. Ich möchte dir nämlich nicht vorenthalten, was die Seibert Media GmbH in ihrem Whitepaper „Wie schreibe ich Internet-Texte? Ein Leitfaden für gutes Web-Writing“ zum Thema Textlänge veröffentlicht hat.

In diesem Whitepaper heißt es: „Studien haben ergeben, dass kurze und präzise Texte, die keine unnötigen Informationen enthalten, von den Lesern deutlich besser aufgenommen werden als ausschweifende Texte. Wirklich gute Internet-Texte zeichnen sich durch einen geringen Gesamtumfang aus. Das Ziel jedes Texters muss es also sein, möglichst kurz und präzise zu schreiben.“

Natürlich wird kein Wort darüber verloren, was kurz und präzise denn nun wirklich bedeutet. Sprechen wir hier von 500 Wörtern, 1.000 oder vielleicht 2.000? Noch mehr oder noch wesentlich weniger? Und warum sieht es meist in der Praxis völlig anders aus?

Ich denke: Diese Aussage ist zu pauschal. Es kommt eben darauf an.

Online-Lesen als Extremform des selektiven Lesens

Vielleicht erinnerst du dich noch an meinen ersten Beitrag zur Artikelserie „Wie du Web-Texte erstellst, aber richtig!” Ich habe dir erzählt, dass Online-Lesen die Extremform des selektiven Lesens ist. Bedeutet: Im Internet lesen wir quer. Wir überfliegen. Wir scannen. Sind ständig am Suchen. Finden wir innerhalb weniger Sekunden nicht, wonach wir suchen, verlassen wir die Webseite. So machen wir das mit zahllosen Webseiten. Wir scannen, finden die für uns besten Informationen und erst, wenn wir uns einen ausreichenden Überblick im Netz verschafft haben, verweilen wir auf einer Seite und lesen sie wirklich.

Trotzdem ist das für mich kein Grund, meine Texte unbedingt und absolut zwingend kurz zu halten. Denn auch ein langer Text kann für deinen Leser attraktiv sein, sofern du denn den Text lesbar für ihn machst. Es Bedarf also einer Struktur. Strukturiere deinen Text, um auch 1.000 Wörter übersichtlich und scanbar zu gestalten. Dabei helfen dir zum Beispiel Zwischenüberschriften, Absätze, Aufzählungen oder Hervorhebungen.

Klar. Es gilt auch: Hast du in 500 Wörtern alles zum Thema gesagt, dann belasse es dabei. Versuche deinen Text niemals unnötig aufzublähen. Dein Leser wird es dir danken.

Oder noch drastischer formuliert: Schweige, wenn du nichts zu sagen hast. So meint es Walter Epp von Schreibsuchti.

Was ihr dazu denkt

Peer hat bereits im Mai eine Abstimmung durchgeführt zur Frage: „Müssen Artikel 1.000 Wörter oder mehr enthalten, um erfolgreich zu sein?“ Die meisten denken, dass es immer vom jeweiligen Thema abhängig ist. Manche sind eben mehr erklärungsbedürftig als andere. Lediglich 5% haben ausgesagt, dass die Länge eines Artikels entscheidend sei.

Und 15% waren der Meinung, dass es eine gute Mischung macht. Genau so sehe ich das auch. Der Längste ist nicht immer der Beste. Aber wenn es das Thema erfordert und du etwas Interessantes zu sagen hast, dann los.

Was Peer und ich dazu denken

Peer ist ganz klar ein Fan langer Artikel. Oft schreibt er sogar mehr als 1.000 Wörter. Eigentlich schon seit Anbeginn seiner Blogger-Zeit. Generell setzt er sich aber niemals ein Ziel mit einer bestimmten Anzahl von Wörtern bevor er mit dem Schreiben beginnt. Stattdessen versucht er, das Thema von allen Seiten zu beleuchten, Beispiele zu nennen, Tipps zu geben und aus eigenen Erfahrungen zu berichten.

Und ich? Als Neuling im Blog-Business. Naja. Auch bei mir kommt es darauf an, worum es geht. Schreibe ich beispielsweise für eine von Peers Nischenseiten, geht es meistens um die pure Theorie. Um erklärende Beiträge. Die Artikel, die ich dafür schreibe, sind meistens kurz, d. h. auf keinen Fall länger als 1.000 Wörter.

Ganz anders sieht es bei meiner aktuellen Artikelserie aus. Bei dem dritten Teil „Wie man eine unwiderstehliche Überschrift schreibt“ lag ich zum Beispiel bei über 2.000 Wörtern. Daraufhin haben wir den Text einfach sinnvoll in zwei Teile geteilt. So kannst du es auch machen.

Fazit

Ist dir etwas aufgefallen? Schon beim Lesen dieses Artikels müsstest du gemerkt haben, dass dieses Thema kontrovers ist. Selbst ich schwanke in meiner Meinung. Es kommt eben einfach darauf an.

Darauf, mit wie viel Wörtern du es schaffst zu sagen, was du sagen möchtest. Darauf, wie viele Wörter du brauchst, um deine Information zu vermitteln. Und auch darauf, wie du schreibst und wie du dein Geschriebenes strukturierst.

Und in dem Moment ist es doch eigentlich völlig egal, ob dein Text super kurz, einfach nur kurz, mittellang, etwas länger oder ausschweifend ist. Solange er Struktur hat und du deinen Text nicht mit unnützen Informationen sinnlos aufblähst, bist du auf dem richtigen Weg.

Und das „Wie“. Ja, das „Wie“. Auch das ist entscheidend. Ich bin davon überzeugt, dass dein Schreibstil mindestens genauso wichtig ist.

Also los.

Schreibe einfach drauf los und höre nicht eher auf, bis alles gesagt ist. Bis all das gesagt ist, was du deinem Leser unbedingt mitteilen möchtest. Aber vergiss nicht: Schweige, wenn du nichts zu sagen hast.

Zum nächsten Teil der Serie

9 Gedanken zu „4. Der Grund, warum der Längste nicht immer der Beste ist!“

  1. Hi Suann,
    ja ja, die alte Diskussion. Mal wird mit 100 Worten ein großer Mehrwert geliefert, mal braucht es mehrere tausend Wörter um eine Thematik / ein Problem voll zu erfassen und darzustellen.
    Also: Kommt drauf an…

    Gruss
    Martin

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  2. Kurz und knackig ist besser, keine Frage, aber trotzdem ranken alle Texte ab 1.000 Wörter bei all meinen Blogs pauschal besser. Und wenn Papa Google das so will, müssen wir eben alle brav nicken und den Diener spielen 😉

    Auf der anderen Seite gibt es halt die extremen Gegenbeispiele wie Heftig.co. Super kurzer Content, oft nur bestehend aus Bildern oder Videos, dafür aber extrem viel direkter Traffic und Traffic von Facebook.

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  3. Die erste Regel sollte lauten: immer nur so viel, wie nötig.
    Wenn es mir gelingt einen Sachverhalt in 5 Sätzen zu erklären, dann reichen 5 Sätze. Ich habe so einige Artikel, die bei minimalem Inhalt gute Besucher liefern. Für die Suchmaschinen gelten eh mehrere Kriterien als Qualitätsmerkmal, nicht nur die Textlänge. Im Gegenteil. Ich denke wenn bei gleicher Besuchszeit von 5 Minuten ein Text 10.000 Wörter hat und anderer 1.000, dann wird der mit 1.000 Wörtern von Google besser bewertet, weil er relativ gesehen eine besser Bindung erreicht.

    Andererseits ist es so, seitdem Peer auf diese VG-Wort hingewiesen hat, da achte ich schon darauf, dass ein Text mindestens die Anzahl von Zeichen hat, die notwendig sind um Geld dafür zu erhalten. Im letzten Artikel war davon die Rede, dass bei 10.000 Zeichen nur noch 750 Aufrufe notwendig sind. Mal ehrlich, 750 pro Jahr sind echt nicht so schwer und da schaue ich schon bewusst, dass ich diese Marke auch reiße. Das muss man fast schon tun, denn bei ca. 750-1000 Aufrufen pro Jahr kann man vergessen, dass von Adsense viel rüberkommt.

    Das mit dem „wie“, diese Diskussion hatten wir ja schon, und ich muss sagen ich hasse Artikel, die nicht auf den Punkt kommen. Lesen als Entertainment – dafür sind bei mir die Bücher zuständig und ich habe bisher keinen Blog gesehen, der es geschafft hat mich zu binden, weil er emotional schreibt. Mich kotzt dieser Trend voll an. Spiegel Online ist so ein Vorreiter in diesem modernen wischi-waschi-märchenbuch-für-doofe-stil. Aber das ist Geschmackssache, andere Leute tauchen gerne ein in die Welt, über die sie lesen. Daher erübrigt sich im Grunde die Diskussion.

    Als zweite Regel würde ich dennoch festhalten: dass der Stil zum Blog passen muss und dass das „wie“ nur bei einer bestimmten Blogkategorie gilt, nämlich bei den erlebnisorientierten Blogs. Wer über Netzwerkkabel schreibt und meint, dass er mehr Besucher haben wird, weil er schön schreibt, der wird meiner Meinung nach seine Zeit vergeuden.

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  4. Also meinst du das mind 500 Wörter geschrieben werden muss damit Google es “nett” findet?
    Mich würde mal Interessieren wieviel Text eine normale NichenSeite benötigt um bei Google zu Ranken auf 1.
    Natürlich ohne Konkurenz. Was ist das minimum ?
    LG

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    • Gibt keine Richtlinie. Das geniale an Nischenseiten sollte ja sein, dass es sonst keine speziellen Seiten zu dem Thema gibt. Die Seite füllt also eine Nische aus und weil Google sonst keine Inhalte dazu findet, die interessant oder wertvoll sind, landest du mit wenig Aufwand und wenig Content auf Platz 1. Da reichen manchmal one-pager mit 750 Wörtern, um vorne mit dabei zu sein. Umkämpfte Nischen sind natürlich was anderes, aber das ist dann eben auch keine echte “Nische” mehr, in meinen Augen.

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      • Ist ne interessante Unterhaltung.

        Was müsste man wohl tun, um in einer nicht-Nische die vorhandeneKonkurrenz zu verdrängen?

        Kann man das überhaupt?

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  5. Ganz klar: das kommt drauf an!
    Ich habe auf meinen Blogs so ziemlich alles – von ganz kurz bis ganz lang – mit sehr unterschiedlichem Erfolg.

    Mittlerweile denke ich, dass die Qualität und die Konkurrenz wichtiger sind als die Länge. Ich hatte schon ein paar Treffer mit Fachartikeln zu Themen, zu denen es bisher einfach fast keine vernünftigen Inhalte gab. Dazu musste ich einfach nur richtig gute Artikel schreiben und war innerhalb kurzer Zeit bei Google ganz vorn mit dabei. Die Wortzahl dürfte dabei kaum eine Rolle gespielt haben.

    Und dann habe ich zwei ziemlich alte Artikel, die aus heutiger Sicht überhaupt nicht meinen Qualitätsansprüchen genügen: kurz (365 und 461 Wörter), keine vernünftige Struktur, einfach ein paar Gedanken hingeworfen. Aus irgendwelchen Gründen mag Google die und schickt mir ordentlich Besucher dort hin.

    Kurzum, ich schreibe in der Regel alles zwischen 750 und 2000 Wörtern, je nach dem was das Thema hergibt. Wenn ich deutlich darüber komme teile ich das Thema lieber auf – Artikelserien haben ja auch Vorteile.

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  6. Ein gute Artikel zeichnet sich aus dass, diese den Leser gut informiert aber keine unnötigen Längen mit sich bringt. Denkt doch mal an eure Lese Gewohnheiten im Internet nach. Oft “fliegen” wir nur über die Texte und lesen eigentlich nur die Passagen die wirklich informativ sind. Wenn eine Internet Seite nun beinahe immer mit unnötig lange Texte daher kommt, obwohl es doch möglich wäre die gleiche Aussage mit weniger Wörter zu bringen, so finden wir dies suboptimal.

    Vergisst das ganze Geschwafel über “was Google liebt” und vor allem den Kontext VG Wort. Wer nur darauf ist diese (vermeintliche) Richtlinien zu genügen, der vergisst eines – die Text sollen den Leser gefallen und niemand anders!

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  7. Ich schließe mich der Meinung an, dass es ganz darauf ankommt, über welches Thema man eben berichtet und was man vermitteln möchte. Oft geht das kurz und knapp, manchmal muss es aber auch sehr ausführlich sein. Was gar nicht geht, ist Texte unnötig in die Länge zu ziehen, nur damit man auf seine angestrebten Mindest-Wörter kommt. Dann lieber kurz und knapp und Leser-Freundlich geschrieben.

    Eine sehr coole Sache, die ich auch auf meiner eigenen Seite oft nutze: Artikel auf mehrere Seiten aufteilen – das macht es für den Leser einfach viel übersichtlicher.

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