Startup-Fehler, Fremdkapital und eine Höhle voller Löwen – Interview

Viele von euch kennen sicher die Sendung “Die Höhle der Löwen” auf VOX. Dort stellen sich Startups vor und versuchen auf diese Weise eine Finanzierung zu bekommen.

Ich hatte die Gelegenheit mit dem Berater dieser Startups zu sprechen. Darin geht es natürlich um die Sendung, aber auch um Startup-Fehler, Fremdkapital, typische Probleme und mehr.

Hallo Herr Thönnessen. Bitte stellen Sie sich meinen Lesern kurz vor.

Hallo Herr Wandiger, hallo liebe Leser, das mache ich gerne. Mein Name ist Felix Thönnessen und ich arbeite als Gründungsberater in der schönen Stadt Düsseldorf. Rheinblick haben wir zwar nicht, aber dafür eine ausgezeichnete Kaffeemaschine.

In meiner Funktion berate ich Existenzgründer beim Aufbau des eigenen Unternehmens, u.a. auch für Die Höhle der Löwen auf VOX.

Wie sind Sie in die Gründer-Branche gekommen und was reizt Sie an diesem Thema?

Ich habe nach meinem Studium in der Beratung gearbeitet. Oft hat mir aber der direkte Kontakt mit dem Kunden ein wenig gefehlt.

Was ich an der Gründungsberatung mag ist die Leidenschaft, die die Gründer entwickeln. Da macht es auch als Berater Spaß seine Energie mit in das Projekt zu stecken. So entwickelt man gemeinsam ein Geschäftsmodell und sieht auch den Wert der eigenen Arbeit.

Welche Leistungen bieten Sie für Startups an und wieso braucht man als Startup überhaupt eine Beratung?

Generell ist Gründungsberatung natürlich sehr vielseitig. Einige Gründer sind schon sehr weit, andere verspüren nur den Wunsch selbstständig zu sein. Von daher sind auch die Beratungsthemen oft sehr unterschiedlich.

Oft geht es um die Finanzierung des Vorhabens und um das Thema Kundengewinnung. Hier versuchen wir als Gründungsberatung thoennessenpartner zu unterstützen. Die Fälle sind sehr individuell, die Gründer sehr unterschiedlich und die Ideen unterschiedlich weit ausgereift, das macht unsere Arbeit sehr spannend.

Welche Fehler machen Startups ihrer Erfahrung nach am häufigsten?

Auch hier greife ich gerne diese beiden Bereiche wieder auf. Oft scheitert es an der Finanzierung des Vorhabens. Entweder weil die Finanzierung gar nicht erst möglich ist und Bankenkredite oder andere Quellen nicht erfolgreich angezapft werden konnten oder weil einfach eine Fehlkalkulation vorliegt. Oft wird gerade die Anfangsphase unterschätzt, die Umsätze zu hoch angesetzt oder die Anlaufkosten zu knapp kalkuliert.

Neben dem Themengebiet Finanzierung sollte sich jeder Gründer aber auch im Klaren darüber sein, dass das Thema Kundengewinnung elementar ist und das liegt natürlich auch nicht jedem im Blut. Seinen eigenen Vertrieb zu machen ist eine große Herausforderung. Ich kann mich noch an meine ersten Telefonate im Rahmen der Kaltakquise erinnern. Schön fand ich das nicht. Aber daraus lernt man und beim nächsten Mal ist man besser und dann beim dritten Mal kommt es vielleicht zu einem Termin. Hungrig bleiben lautet hier die Devise.

Gibt es Unterschiede zwischen Online- und Offline-Startups?

Ich denke die gibt es. Online haben Gründer häufig das Gefühl alles ist möglich und das auch mit knappem Kapital. Heute muss ich aber auch ins Online Marketing eine Menge investieren, wenn ich wirklich eine Rakete starten will.

Der Weg in eine Online Gründung erscheint oft einfacher. Website, Shop, Facebook Seite und schon stellt sich Erfolg ein. Dem ist natürlich nicht so. Von daher sollten Online Gründer genauso viel Zeit in Marktrecherche und Kapitalbeschaffung stecken, wenn sie den wirklich starten wollen.

Ist Fremdkapital für Startups immer notwendig? Worauf sollte dabei geachtet werden?

Das hängt natürlich sehr vom Finanzierungsbedarf ab. Jedoch steht den meisten Gründern einfach nicht genügend Eigenkapital zur Verfügung. Aus dem Grund ist die Beschaffung von Fremdkapital oft der einzige Weg die Gründung auch wirklich zu vollziehen.

Dabei gilt es jedoch zu bedenken, dass es viele Wege der Fremdkapitalbeschaffung gibt. Nicht immer ist die Bankenfinanzierung hier der Richtige. Verwandtendarlehen, Beteiligungen von Investoren oder spezielle Förderprogramme können hier ebenfalls Möglichkeiten sein.

Verliert man damit nicht eine gewisse Unabhängigkeit?

Wenn ich mir einen Investor ins Boot hole, will der vielleicht zwangsläufig auch ein wenig den Weg mitbestimmen. Aber das muss ja nicht gleich etwas Schlechtes bedeuten.

Um in dem Bild zu bleiben: Wenn der Investor Erfahrungen hat was das Segeln angeht, kann das für mich als Existenzgründer auch sehr vorteilhaft sein.

Aber natürlich sollte ich Herr im Haus bleiben um die Geschicke meines Unternehmens auch noch lenken zu können.

Sie beraten die Teilnehmer der TV-Sendung “Die Höhle der Löwen”. Wie sind sie dazu gekommen?

Ich mache jetzt schon seit vielen Jahren Existenzgründungsberatung. Dann liegt es natürlich nicht fern auch hier tätig zu werden. Das Format finde ich sehr interessant und für die Teilnehmer ist es toll, dass sie hier einen Coach zur Verfügung gestellt bekommen. Daraus hat sich eine langfristige Zusammenarbeit ergeben.

Warum ist es für Startups sinnvoll in dieser Sendung aufzutreten?

Ich denke die mediale Präsenz ist für ein Startup unbezahlbar. Millionen Zuschauer sehen die Pitches und bestellen eventuell im Nachgang die Produkte. Zehn Minuten Sendezeit sind hier ein unbezahlbarer Mehrwert.

Wenn dann auch noch eine Finanzierung durch einen der Löwen rausspringt, ist das natürlich ein doppelter Nutzen.

Was ist das größte/häufigste Problem, an dem Sie mit den Startups arbeiten müssen?

Häufig geht es gerade zu Beginn darum die Idee zu einem funktionierenden Geschäftsmodell zu machen und das ist oft auch gar nicht so einfach. Viele Gründer haben sehr genaue Vorstellungen was sie anbieten können, aber wissen eben nicht genau, wie man damit am besten Geld verdient.

An diesem Punkt versuchen wir gemeinsam zu arbeiten und so ein Modell zu entwickeln das eben auch entsprechende Umsätze generieren kann.

Welche anderen Möglichkeiten gibt es, als Startup für Aufmerksamkeit zu sorgen und die richtigen Kontakt zu knüpfen?

Möglichkeiten gibt es eine Menge denke ich. Eine ultimative Lösung leider nicht. Ich muss mir zunächst wirklich bewusst machen wo sich meine Zielgruppe aufhält und wie ich diese am besten ansprechen kann. Hier sind eben auch kreative Maßnahmen gefragt.

Ich muss als Startup stattfinden. Wenn mich niemand sieht, kann auch niemand was von mir kaufen. Ich weiß, das klingt salopp, aber hier liegt der springende Punkt.

Sind für mich eher Veranstaltungen interessant oder sollte ich mein Marketingbudget in Suchmaschinenoptimierung investieren? Teilweise führt auch kein Weg daran vorbei verschiedene Maßnahmen auszuprobieren.

Danke Herr Thönnessen für das Interview

Peer Wandiger

5 Gedanken zu „Startup-Fehler, Fremdkapital und eine Höhle voller Löwen – Interview“

  1. Das ist wohl wahr, dass die meisten Startups an der Finanzierung und an der Gewinnung von Kunden scheitern. Vielleicht sollt man hier ansetzen?

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  2. Kann es aus eigener Erfahrung bestätigen, dass das größte Problem bei einer Neugründung die finanzielle Ansicht ist. Natürlich will man dann auch zu “guten” Produkten greifen, doch oft lässt es die finanzielle Lage nicht zu.

    Man muss also entweder Abstriche machen oder sich ein finanzielles Polster suchen.

    Toller Artikel übrigens.

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  3. Viele der Startups die in die Höhle der Löwen kommen haben kein wirklich ausgereiftes Geschäftskonzept. Oft wird massig Geld investiert ohne die Hypothese mit der Geld verdient werden soll im Voraus im kleinen Rahmen zu überprüfen. Viele scheitern daher meiner Meinung nach nicht an der Finanzierung, sondern am vorhergehenden Planungsprozess. Vielen der Teilnehmer wäre die Lektüre “The Lean Startup” von Eric Ries zu empfehlen, denn dann könnten diese Fehler vermieden, Geld gespart und die Energie an richtiger Stelle eingesetzt werden.
    Gruß Dan

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  4. Schon echt erschreckend, mit welcher Naivität (nicht alle) manche Gründer dort an den Start gehen. Zwar sind die meisten vorgestellten Produkte innovativ doch für die meisten Menschen eher unbrauchbar! Dazu kommt noch das Produkte für ein viel zu großen Markt produziert werden, ein Markt, der von Platzhirschen nur so wimmelt! Von den Unsummen die investiert werden mal ganz abgesehen. Merkt euch, wer heutzutage Erfolgreich sein möchte, muss eine/seine Nische finden. Leichter gesagt als getan doch nur so funktioniert es.

    Ist jeder dein Kunde – ist keiner dein Kunde!

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  5. Ich persönlich würde mir wünschen, dass wir uns grundsätzlich viel mehr dem Unternehmtum in Deutschland widmen. Wir Deutschen sind ja leider durch unser Sicherheitsdenken so extrem geprägt, weshalb es so wenige Selbständige im Verhältnis zu anderen Ländern gibt. Früher gab es sowas wie die “Ich AG”, welche durch die Rahmenbedingungen zum scheitern verurteil war, seit dem gab es keine große Initiative mehr. Gut, dass es so Leute wie Herrn Thönnessen gibt.

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