Businessplan-Sketching – 3 Tipps gegen Businessplan-Schreibblockade

Bei vielen Gründungen heutzutage ist ein Businessplan zwingend erforderlich. Die häufigsten Fälle sind Finanzierung durch private oder öffentliche Institutionen, ein Geschäftsführervisum für ausländische Geschäftsführer oder die Gewinnung von Partnern / Akquise bestimmter Mietobjekte.

Viele Gründer möchten Ihren Businessplan selber schreiben, tun sich aber schwer mit der Erstellung. Sie investieren an den falschen Stellen zu viel oder zu wenig Arbeit und werden häufig von den Rezipienten der jeweiligen Businesspläne in viele Korrekturrunden geschickt. Im schlimmsten Fall werden sie letzten Endes abgelehnt, weil ein schlechter Businessplan auf mangelnde Professionalität und Ernsthaftigkeit der Gründungsabsicht hinweist.

Für diejenigen Gründer, welche sich keine Beratung für Businesspläne leisten möchten oder wollen und ihren Plan auf jeden Fall selbst schreiben möchten, erläutere ich in diesem Artikel 5 Tipps, wie diese Arbeit schneller und leichter von der Hand geht. Nach mittlerweile über 280 geschriebenen Plänen ist es für mich die meiste Zeit ein Leichtes, ein Konzept schnell zu erfassen und die nötigen Eckdaten zusammenzutragen um ein aussagekräftiges Unternehmenskonzept zu stricken. Kein Hexenwerk, sondern 1 bis maximal 2 Tage konzentriertes Arbeiten.

Businessplan selber Schreiben Tipp Nr. 1: Her mit den Mustern

Glücklich der, dessen Geschäftsmodell bereits in einem zu Verfügung stehenden Businessplan-Beispiel beschrieben wurde (PS: Gute Muster und Vorlagen gibt es u.a. auch im BrainHive-Blog, siehe Autorbox). Falls der Beispielbusinessplan dazu auch noch relativ aktuell ist, kann es sein, dass man sich sogar einen Teil der Marktrecherchen sparen kann. Voraussetzung ist jedoch immer, dass der Plan auch wirklich gut geschrieben ist, also im Hinblick auf alle professionellen Best Practices möglichst nur wenig zu wünschen übrig lässt. Ansonsten hat man zu viel Arbeit damit, “Fluff”, also inhaltsarme Textbestandteile zu entfernen oder verschwurbelte Formulierungen geradezuziehen. Best Practices sind etwa alle wichtigen Gliederungspunkte, keine blumigen Formulierungen, viel Zahlenwerk, konkrete Aussagen etc.

Was der clevere Businessplan-Schreiber mit so einem Beispielplan macht? Er nimmt alle relevanten Bestandteile heraus und arrangiert sie neu, bzw. vervollständigt sie mit einem Blick auf seine eigenen Überlegungen. Mit dieser Masse an Informationen und bereits fertigen Textteilen sowie einer schönen Menge an frisch recherchierten Informationen und Überlegungen muss man sich dann nur noch hinsetzen und alles in Form bringen.

An vielen Stellen im Internet und von manchen Businessplan-Dienstleistern wird davor gewarnt, mit Mustern und Vorlagen zu arbeiten. In der Regel arbeiten aber auch die Businessplan-Dienstleister – wie auch wir bei BrainHive – mit eigenen Businessplan-Bibliotheken. Nicht immer ist es notwendig, das Rad 100% neu zu erfinden (aber Vorsicht wenn ein Plan bspw. Behörden vorgelegt werden soll und es sind zwei ähnliche Modelle mit gleichem Standort).

Es gibt eben nur so viele Arten an Strategien und Geschäftstypen. Je nach den gewählten Ein- & Verkaufskanälen, Qualitäts-/Preisstrategien, Produkt-/Dienstleistungsspektrum, Rechtsform, Kapitalhöhe etc. ähneln sich Geschäftsmodelle häufig stark bis sehr stark. Es ist auch einfach so, dass es für jedes Unternehmen toll ist, wenn es den Bekanntheitsgrad seiner Marke steigern kann. Klar, dass so eine Aussage in der einen oder anderen Form in jedem Plan auftauchen sollte.

Die Rezipienten der Businesspläne sind sich darüber bewusst, dass es bei der Businessplanerstellung viele Allgemeinplätze abzuklopfen gilt, brauchen jedoch unbedingt immer wieder die gleichen Schlüsselbegriffe und -Aussagen. Meiner Meinung nach ist dies so, da die Rezipienten sich auf diese Weise sicher sein zu können, dass der jeweilige Gründer seine Hausaufgaben gemacht hat. Zudem folgen sie häufig einem Protokoll oder einer Checkliste. Die meisten Banker sind/waren auch meist einfach keine Geschäftsleute und halten einfach nur Ausschau nach gewissen Phrasen statt sich kritisch mit dem eigentlichen Modell zu beschäftigen. Tun wir ihnen halt den Gefallen, indem wir uns vor der Erstellung unseres Businessplans wenigstens 2-3 Musterbusinesspläne anschauen, die unserem Modell möglichst nahe kommen.

Businessplan selber Schreiben Tipp Nr. 2: Mindmaps und Business Model Canvas

Ich hoffe, du kennst bereits das Business Model Canvas? Das Canvas ist eine clever konzipierte “Leinwand” für Geschäftsmodelle und besteht aus neun Bereichen: Partner, Aktivitäten, Ressourcen, Mehrwert/Alleinstellungsmerkmale, Ein-/Verkaufskanäle, Kundenbeziehungen, Kundensegmente, Kostenstrukturen und Umsatzströme. Mit diesem Werkzeug kannst du perfekt Brainstorming betreiben und deine Gedanken sofort an der richtigen Stelle eintragen. Mit einem Blick auf die nebengelagerten Modellkomponenten werden alle Aspekte deines geplanten Modelles optimal erfasst.

Mit den Stichpunkten aus dem Canvas und allen sonstigen Notizen stürzt du dich dann auf deinen Businessplan-Rohentwurf, der zu diesem Zeitpunkt bereits Textbausteine von anderen Businessplan-Beispielen enthält. Ideal hierfür sind übrigens Mindmaps, Prozessflussdiagramme, Organigramme und andere visualisierende Denkstützen. Visualisierung unterstützt unsere Denkprozesse und kann uns helfen, komplexe Überlegungen besser darzustellen.

Nimm deine wertvollsten Überlegungen aus deinen sämtlichen Brainstorming-Dokumentationen und formuliere sie aus. Dann nehme die jeweiligen Sätze und Absätze und füge diese an den passenden Stellen Businessplan ein. Schlaf eine Nacht über den Entwurf und am nächsten Tag kannst du den Text nochmal harmonischer einpassen und deine Gedanken vom Vortag möglicherweise noch etwas ausarbeiten.

Businessplan selber Schreiben Tipp Nr. 3: Braindumping-Techniken und Recherche

Als ich vor vier Jahren damit begann, Spracherkennung zur Erstellung von Texten zu verwenden, hat sich für mich eine Welt verändert. Spracherkennung ist mit Abstand die bequemste Art und Weise, Information zu verarbeiten, zu ordnen und die eigenen Gedanken mit freien Händen und einem freien Geist zu Papier zu bringen. Natürlich gibt es für den Gelegenheitsschreiber einige Hindernisse, wie beispielsweise die Notwendigkeit einer leistungsfähigen und speziellen Hardware. Auch braucht es Wochen und Monate intensive Benutzung und manuelle Trainingseingaben, bis das Programm die Eigenheiten der Stimme des Benutzers erlernt hat und die Stimme besser erkennt.

Doch auch aus dem Stehgreif kannst du mit einem Diktiergerät oder auch einem rudimentären Erkennungsprogramm viel dafür tun, dass die Gedanken aus deinem Kopf eine Verkörperung finden, mit der du gut arbeiten kannst. Du erinnerst dich an das Konzept, dass es immer einfacher ist, mit einer vorhandenen Masse zu arbeiten, statt auf der grünen Wiese “Streichholz für Streichholz” das Werk entstehen zu lassen? Entsprechend sind diese Methoden Wege, einfach erst mal eine ganze Menge Material zu generieren, welches sich dann leichter in Form bringen lässt.

Denselben Zweck erfüllt extensive Desktop-Recherche. Bei meinen Recherchen über den Markt, den Wettbewerb, mögliche Marketingkanäle, die Zielgruppe etc. schmeiße ich erst mal alle Texte, die auch nur im entferntesten den Anschein von Relevanz erwecken in eine Texteditor-Datei (es sei denn sie enthalten relevante Schaubilder, diese speichere ich separat in einer Word-Datei). Der Vorteil ist, dass der Texteditor meine gefundenen Stücke direkt entformatiert und ich dann Abschnitte davon direkt in den Plan einfügen kann. Danach müssen sie nur noch überarbeitet und eingefasst werden. Schon habe ich wieder etwas mehr Masse geschaffen und kann den Plan weiter “destillieren”. Was ich mit destillieren meine? Nun, wir wollen beim Businessplan tatsächlich nur Hochprozentiges.

Ernest Hemingway ist bekannt für den Spruch, dass man für zehn Seiten brauchbares Material 80 Seiten Grobmaterial produzieren muss. Dieses Verhältnis ist für Businesspläne wohl etwas zu hoch gegriffen. Dennoch ist es schön, wenn man 30 Seiten hat, die man auf 20 Seiten kürzen und komprimieren kann, indem man alles Überflüssige oder blumig Formulierte entfernt. Am Ende steht dann das, was die Investoren und andere Businessplan-Stakeholder sehen wollen: Ein kompakter, präzise und nüchtern formulierter Plan mit einem soliden Zahlenwerk und plausiblen Argumenten.

Schlussfolgerung

Die Erfordernis, gleich am Anfang der Gründerlaufbahn ein zwanzigseitiges Schriftwerk mit betriebswirtschaftlich-analytischem Blick in höchster Qualität (und darüber hinaus häufig auch einen professionellen Finanzplan) auf eigene Faust zu erstellen, kann auf den ersten Blick einschüchternd sein. Jedoch gibt es viele Leute, die routiniert absolut einwandfreie Businesspläne in 10-12 Stunden und weniger produzieren. Jedes Mal haben sie das Businessmodell in seiner Quintessenz verstanden und ihre eigenen Überlegungen mit einer Masse an “Benchmark-Plänen” und Daten aus Recherchen und Analysen ergänzt.

Das Zurechtstutzen, Zusammensetzen und Polieren an sich ist gar nicht so schwer und kann richtig Spaß machen. Die in diesem Artikel genannten Tipps helfen Dir hoffentlich, deinen nächsten oder vielleicht sogar ersten Businessplan auf komplikationsfreie Art und Weise zu erstellen.

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Autor

Joachim Görbert schreibt seit 8 Jahren Businesspläne. Auf BrainHive.de findest du sowohl günstige Businessplan-Komplettpakete als auch Leitfäden, Vorlagen und Muster, wenn du deinen Plan selbst erstellen möchtest. Gerne unterziehe ich deinen Businessplan-/Finanzplan übrigens kostenlos einem kurzen Check. So kannst du sichergehen, dass zumindest im Groben alles passt.

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Peer Wandiger

5 Gedanken zu „Businessplan-Sketching – 3 Tipps gegen Businessplan-Schreibblockade“

  1. Spannender Artikel. Kommt mir gerade ganz gelegen. Das Businessmodell Canvas kannte ich noch nicht. Will ich mich am Wochenende unbedingt mal mit beschäftigen. Vielen Dank für den Artikel und die Inspiration.

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  2. Der Artikel kommt zur rechten Zeit. Ich steuere aktuell auf die Hürde namens Businessplan zu und bin daher sehr dankbar für Hilfen wie diesen Artikel.

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  3. Freut mich, dass ich helfen konnte 😀 bei weiteren Fragen könnt ihr auch gern auf mich direkt zukommen. Grüße, Joe

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  4. Vielen Dank Joe,

    für mich als Neugründer sind deine Tipps Gold wert und Du bringst das Wichtigste, was des Öfteren schnell in den Hintergrund gerät auf den Punkt.

    Der Businessplan soll nüchtern und ungeschönt sein und kein blumig formulierter Selbstbetrug.

    Unheimlich gut und treffend formuliert.

    Vielen Dank Joe für diese wertvolle Hilfestellung.

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  5. Hallo Joachim, du hast mit deinem großartigen Artikel und den vielen wertvollen Tips den Nerv der Gründerzeit getroffen! Gerade weil so viele bei diesem heiklen Thema Angst davor haben Fehler zu machen, finde ich es genial wie du es schaffst den Leuten diese Angst zu nehmen indem du aus der Praxis sprichst. Mein persönliches Fazit lautet daher: Wer Angst hat es selber zu machen, sollte zu einem Profi. Dieser Profi bist du Joachim, weiter so, freue mich wieder von dir zu lesen.

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