Weitere Tipps gegen Stress und Überlastung von Selbständigen und Gründern

Im ersten Teil dieses Artikel habe ich 5 Schritte vorgestellt, wie du gegen eine Überlastung durch zu viele Aufgaben vorgehen kannst.

Dabei bin ich unter anderem auf meine persönlichen Erfahrungen eingegangen und habe gezeigt, was ich dagegen gemacht habe.

Im heutigen zweiten Teil stelle ich nun weitere Tipps und Maßnahmen vor, die vielleicht teilweise nicht so offensichtlich sind, aber ebenfalls dabei helfen den Stress und die Überlastung von Selbständigen zu reduzieren.

Weitere Tipps gegen Stress und Überlastung von Selbständigen

Über die 5 Schritte hinaus gibt es noch weitere Tipps, die ich gegen die Überlastung in der Selbständigkeit geben kann.

  • Ziele
    Ziele sind sehr wichtig, damit man das große Ganze nicht aus den Augen verliert. Deshalb sollte man z.B. emotionale Ziele haben, die mittel- bis langfristig erreicht werden sollen. Das kann ein toller Urlaub oder einfach ‘nur’ die finanzielle Unabhängigkeit sein.

    Darüber hinaus sind aber auch kleine Ziele wichtig, die recht kurzfristig zu erreichen sind und auf die man in der täglichen Arbeit gut hinarbeiten kann. Hat man klare Ziele, dann fällt es sehr einfach zu entscheiden, wie wichtig einzelne Aufgaben wirklich sind. Denn nur die Aufgaben, die zum Erreichen der eigenen Ziele beitragen, sollte man auch umsetzen.

    Generell sollte man sich immer seine Ziele vor Augen halten, um nicht im täglichen Stress zu vergessen, warum und wofür man das alles tun.

    Ich selber hatte am Anfang meiner Selbständigkeit vor allem das Ziel später mal gut davon leben zu können, was ich mittlerweile erreicht habe. Nun sind es andere Ziele, die mich antreiben. Ohne Ziele wäre die Motivation aber manchmal sicher ein Problem, auch wenn ich gern arbeite und schreibe.

  • 80/20 Einstellung
    Ganz wichtig ist es zu erkennen, dass Perfektion ist in der Regel nicht notwendig ist. Man muss es als Selbständiger nur so gut wie nötig machen (damit z.B. der Kunde zufrieden ist) und nicht so gut wie irgend möglich. Sonst verliert man sich zu sehr in Details.

    Die 80/20 Regel ist dabei ein guter Richtwert für die Priorisierung von Aufgaben.

    Das bedeutet, man muss Kompromisse eingehen lernen. Kann man das, kann man auch viel besser und schneller Aufgaben erledigen.

    Natürlich habe auch ich in meiner Selbständigkeit gelernt, dass die 80/20 Regel nicht bedeutet, dass immer genau 20% der Aufgaben für 80% der Ergebnisse sorgen. Aber das Prinzip funktioniert und es hilft dabei genau die Dinge zu identifizieren, die entscheidend sind, statt sich mit den unwichtigen Dingen aufzuhalten.

  • Informationsflut eindämmen
    Ein großes Problem der heutigen Zeit ist die Informationsflut, der wir tagtäglich ausgesetzt sind. Einerseits ist es schön so viel im Internet erfahren zu können, aber das kann auch sehr schnell belasten.

    So übt z.B. Social Media einen besonderen Druck aus immer und überall auf dem Laufenden sein zu müssen. Auch das kann zur Überlastung beitragen, so dass man machmal einfach abschalten muss.

    Ich persönlich habe das bereits vor einigen Jahren gemerkt, so dass ich seitdem konsequent versuche die vielen Informationen zu filtern. So folge ich z.B. nur noch ausgewählten Blogs und Twitter-Usern. Dabei bekomme ich noch immer die wichtigsten Informationen mit, ohne mich mit wirklich allem herumschlagen zu müssen.

    Aber auch im privaten Bereich schaue ich mir lieber Hintergrundsendungen zu bestimmten Themen und lokale Formate an, als mich den normalen Nachrichten auszusetzen, die eh jeden Tag von Tod und Terror berichten. Das ist auch eine Frage der Motivation und der eigenen Stimmung. Leider ziehen einen viele Nachrichten-Medien eher runter, als dass sie ein ausgewogenes und realistisches Bild der Welt zeigen.

    Keinesfalls sollte man als Gründer denken, man müsste wirklich alles lesen und mitbekommen. Dann kommt man auch nicht wirklich dazu, selbst loszulegen.

  • Kommunikation
    Das ist auch ein Problem, welches gerade Selbständige im Netz betrifft. Oft sitzen diese allein den ganzen Tag vor dem Rechner.

    Hier hilft es sehr mit anderen Menschen zu reden und dafür das Haus oder die Wohnung zu verlassen. Freunde, Bekannte, Familie, Kollegen und Co. sind wichtig und sollte nicht zu sehr vernachlässigt werden.

    Allein die Tatsache mit anderen über die eigene Arbeit, die Aufgaben und ggf. Probleme zu reden, sorgt schon für eine Entlastung und oft sind die Gespräche auch hilfreich, um Aufgaben zu priorisieren und eine Einschätzung Dritter zu bekommen.

    Bei mir ist es z.B. meine Frau, mit der ich über vieles berufliche reden kann. Sie ist ebenfalls selbständig und kennt die Probleme der Überlastung und so weiter.

  • Freizeit
    Weniger Arbeiten und dadurch mehr schaffen klingt komisch, aber es macht den Kopf frei und produktiver.

    Ich selber habe früher auf zu viele Aufgaben einfach damit reagiert, dass ich noch mehr Überstunden gemacht habe. Aber das funktioniert meist nicht.

    Stattdessen ist es oft sinnvoller wieder mehr Freizeit zu haben. In dieser Zeit kann man sich regenerieren und man bekommt oft wieder eine klarere Perspektive auf die eigene Arbeit.

    Zudem ist man konzentrierter, produktiver und motivierter.

  • Schlafen
    Ein ganz wichtiger Tipp, den ich viel zu lange unterschätzt habe. Früher habe ich bis in die Morgenstunden gearbeitet und bin dann früh wieder aufgestanden. 5 Stunden Schlaf waren keine Seltenheit. Dass ich dann oft unter Konzentrationsproblemen gelitten und weniger geschafft habe, versuchte ich mit noch mehr Arbeit zu kompensieren.

    Mittlerweile habe ich gelernt, dass ausreichend Schlaf einer der wichtigsten Faktoren einer hohen Produktivität (und des eigenen Wohlbefindens) ist.

    Ich bin einfach ein ganz anderer Mensch, wenn ich genug geschlafen habe und das wirkt sich sehr positiv auf mein Arbeits- und mein Privatleben aus.

    Probiert einfach mal aus eine Woche lang jeden Tag 7-8 Stunden Schlaf zu bekommen. Ihr merkt den Unterschied mit Sicherheit.

Du musst deinen Weg

Das waren jetzt sehr viele Tipps und Erfahrungen von mir. Aber wie so oft bereits hier im Blog geschrieben, sind Erfahrungen, Tipps und Best Practices tolle Sachen, man muss diese aber selber ausprobieren und testen.

Jeder Mensch ist anders und jede Situation ist ebenfalls anders. Deshalb gibt es keine Patentrezepte, die man sich einfach überstülpt. Stattdessen muss man herausfinden, was für einen selbst am besten funktioniert und diese Dinge auch immer wieder in Frage stellen und Neues ausprobieren.

Das hilft alles nicht?

Du hast viele der Tipps hier ausprobiert und dennoch bessert sich nichts an deiner Situation? Du hast immer noch viel zu viele Aufgaben und weißt nicht mehr weiter?

Dann ist es eventuell mehr als nur eine Überlastung. Millionen Menschen leiden in Deutschland an Depressionen und Burnout. Das ist nicht einfach eine Mode oder eine Ausrede, sondern ein ernsthaftes Problem, das man nicht unterschätzen sollte.

Wenn du also von selbst nicht gegen die Überlastung ankommst und es immer schlimmer wird, dass solltest du dir auf jeden Fall professionelle Hilfe holen. Deine Gesundheit ist das wichtigste was du hast, viel wichtiger als deine Selbständigkeit.

Peer Wandiger

9 Gedanken zu „Weitere Tipps gegen Stress und Überlastung von Selbständigen und Gründern“

  1. Hallo,
    wieder ein sehr interessanter und hilfreicher Beitrag.
    Danke für die Tipps.Sind echt hilfreich und motivierend.
    Besonders am Anfang sind diese Tipps sehr nützlich.
    Danke,
    Klaus

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  2. Was meiner Meinung nach der Motivation auch sehr hilft, ist nicht zu stark über Dinge nachzudenken, die passieren könnten. Solche Gedanken schränken die Produktivität stark ein.

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  3. klasse beitrag.

    setzte mich gerade intensiv mit der selbstständigkeit auseinander und kann vor allem die tipps zum thema freizeit und schlaf bestätigen.
    einige selbstständige die ich kennengelernt habe scheinen genau das nicht zu vernachlässigen und schränken ihre produktivität und auffassungsgabe dadruch sehr ein.

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  4. Ich habe schon ein Paar mal von der 80/20 Regel gehört. Mir fällt es eben nicht leicht, zu unterscheiden, welche Aufgaben die wichtigsten sind. Ich finde sie ehrlich gesagt alle wichtig.
    Naja stehe noch am Anfang und werde es wohl noch lernen.

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  5. Danke für die guten Tipps! Bin seit kurzem selbstständig und habe vor allem den Tipp bzgl. Freizeit erst lernen mal selbst lernen müssen. Man denkt sich: Ich habe zuviel zu tun, ich sollte besser arbeiten. Dabei bringt ein wenig Freizeit und Regeneration nicht nur neue Energie sondern auch neue Gedanken und eine klare Sichtweise auf die Dinge. 🙂

    Bzgl. 80/20 Regel habe ich auch noch etwas Probleme, die Wichtigkeit der Aufgaben festzustellen….

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  6. Vielen Dank für die tollen Tipps und die jeweils ehrlichen Worte bei der Selbsterfahrung.
    Mit dem Arbeiten von Zuhause aus und den sozialen Kontakten finde ich es auch nicht einfach, da sich viele Leute überhaupt nichts darunter vorstellen können…leider

    Etwas was mir sehr hilf und fürs Abschalten ideal ist Sport…

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  7. Man sollte sich immer einen ausgleich anschaffen. Grade wenn man ganz am Anfang ist nimmt man sich besonders viel vor und ist dann schnell überfordert, ich habe das selber erfahren müssen. Darum ist ein ausgleich in diesem Fall eine Super Sache um wieder neue Energie und Inspiration zu bekommen. Danke Für die Tips sind Super Sachen mit dabei, sollte man sich auf jeden Fall zu Herzen nehmen um sich nicht zu überlasten Daumen Hoch.

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  8. Einige wundervolle Tipps hast du in deinem Blogbeitrag gegeben Peer! Ich bin überzeugt davon, dass Stress immer nur in den eigenen Köpfen beginnt. Menschen neigen dazu sich konsequent stressigen Situationen auszusetzen. Sei es der Endspurt zur Bahn oder der Versuch noch über die rote Ampel zu rennen. Manchmal ist es besser einfach innezuhalten und sich dem Moment auszusetzen & es mit Ruhe angehen zu lassen. Natürlich gibt es stressfördernde Faktoren, wie die Informationsflut. Und ich stimme dir in diesem Beitrag auch 100% zu & behaupte: Weniger ist manchmal mehr.

    Stress als Ursache so vieler Krankheiten sollte unbedingt gemieden werden.
    Das spiegelt sich am Ende auch in der Produktivität wieder.

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