Warum Brainstorming quatsch ist und Mind Maps unterschätzt werden

Warum Brainstorming quatsch ist und Mind Maps unterschätzt werdenIm Internet sein Geld zu verdienen ist meist mit Kreativität verbunden. Kreativität bei der Gestaltung eines Internetangebots, bei der Erstellung der Inhalte und beim Bewerben des Gesamtpakets. Viele meinen, sie seien gar nicht kreativ, weil sie damit fälschlicherweise nur künstlerisches Schaffen assoziieren. Und auch die, die vor Kreativität strotzen, machen mal eine Durststrecke durch.

Gut, dass man Kreativität lernen, wiederbeleben und steigern kann. Dafür gibt es unterschiedliche Methoden, die in den letzten Jahren zum Teil eine beachtliche Popularität erfahren haben. Wenn von Brainstorming die Rede ist, hat fast jeder Hipster vor Augen, die in einer coolen Werbeagentur Ideen für den nächsten Werbespot suchen. Dabei ist Brainstorming eigentlich quatsch. Mind Maps hingegen, mit denen schon Lehrer ihre Schüler quälen, sind ein unterschätzter Ideenmotor.

Folgend mehr über diese und zwei weitere Methoden zur Ideenfindung, Problemlösung und Kreativitätssteigerung.

4 Methoden zur Ideenfindung, Problemlösung und Kreativitätssteigerung

1. Brainstorming
Brainstorming ist eine von Alex F. Osborn im Jahr 1939 erfundene und von Charles Hutchison Clark weiterentwickelte Technik zur Ideenfindung innerhalb von Gruppen. Der Gedanke dahinter ist eigentlich nicht schlecht: Mehr Menschen haben mehr Ideen. Bringt man diese zusammen, potenziert sich ihre Kreativität, es werden zusätzliche Ideen geboren. Die Gruppe kann gemeinschaftlich darüber diskutieren und die besten auswählen.

Doch die Gruppe ist zugleich das Problem, wie wissenschaftliche Experimente belegen. An der Universität Utrecht hat man herausgefunden, dass Gruppen 20 bis 50 Prozent weniger Ideen hervorbringen als Einzelne. Während man sich allein auf das Ziel fokussiert, gibt es in Gruppen oft Hemmungen. Hierarchien und Konkurrenzdenken verhindern, dass man seine Einfälle frei herausposaunt. Aber genau das ist der Sinn des Brainstormings.

Der eine hat Angst, seine Ideen würden geringeschätzt, der andere generell Hemmbungen sich in einer Gruppe zu äußern und wieder andere behalten die in ihren Augen beste Idee für sich, um das Lob dafür ganz allein einzupreisen und nicht mit der Gruppe teilen zu müssen. Außerdem ist die Kommunikation in der Gruppe immer mit Regeln verbunden. Während der eine redet, muss der andere sich mit Anmerkungen zurückhalten und sich seine gerade formierenden Ideen merken, statt sie gleich mit in den Ring werfen zu können.

Deshalb funktioniert Brainstorming eigentlich nur in kleinen, sehr vertrauten Runden gut. Freunde kennen sich, haben keine Hemmungen voreinander und können selbst absurdeste Ideen ohne Gesichtsverlust verlautbaren. Und genau in solch ungezwungenen Runden entstehen die besten Ideen.

2. Mind Maps
Wie wir gerade gelernt haben, ist die konzentrierte Ideenfindung allein mitunter produktiver. Wenn man sich dabei dem Mind Mapping bedient, kann man seine Kreativität frei entfalten. Mind Maps stehen ganz am Anfang des Kreativitätsprozesses. Ich nutze sie gern im Rahmen der Konzeption neuer Internetprojekte. Man kann damit beispielsweise mögliche Inhalte skizzieren und bringt sie dabei zugleich in eine erste Form.

Im Zentrum des Mind Maps steht immer das Thema. Tony Buzan, der Erfinder, rät, dies am besten als Bild in die Mitte des Blattes zu malen. Bilder lösen stärkere Assoziationen aus als Wörter. Wen dieser Gedanke angesichts seiner Kunstnote Schweißperlen auf die Stirn treibt, der darf aber auch weiterhin schreiben. Wenngleich so ein skizziertes Symbol natürlich keinen Schönheitspreis gewinnen muss.

Um das Thema herum wird alles notiert, was einem dazu einfällt. Leicht sortiert in Gruppen, unter die Unterpunkte kommen. Verbunden werden sie zum Hauptthema hin mit Linien. Buzan empfiehlt, dass die Schlagwörter nicht mit geraden, sondern mit geschwungenen Linien verbunden werden sollten. Gerade Linien langweile das Hirn. Damit das Gehirn die Begriffe gleich verknüpfen kann, sollten sie immer nur aus einem Wort bestehen, um möglichst schnell Assoziationen hervorzurufen.

3. Walt-Disney-Methode
Ein Problem aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten weitet den Horizont. Doch objektiv alle Vor- und Nachteile abzuwägen fällt einem allein oft schwer. Außerdem ist es nicht konstruktiv, wenn man gleichzeitig über eine erfolgreiche Umsetzung nachdenkt und die Idee im selben Moment hinterfragt. Stattdessen blockiert man sich und das Ziel rückt in weite Ferne.

Walt Disney, der berühmte Filmproduzent, hat deshalb ein Rollenspiel präferiert. Eine oder mehrere Personen setzten sich mit einem Thema aus verschiedenen Perspektiven auseinander. Die Betrachtung und Diskussion erfolgt aus drei Blickwinkeln heraus: Der Träumer ist enthusiastisch und subjektiv orientiert, der Realist denkt pragmatisch-praktisch und der Kritiker prüft die Aussagen der anderen und will mit seiner positiven Kritik mögliche Denkfehler aufdecken.

Jeder der drei Charaktere argumentiert nacheinander und nur aus seiner Rolle heraus. Wird die Walt-Disney-Methode konsequent angewendet, lassen sich damit Visionen und Ziele konkretisieren und realistisch formen. Robert B. Dilts, der diese Kreativitätsmethode in Walt Disneys Handeln sah und beschrieb, empfiehlt sogar eine vierte Rolle. Der Neutrale nimmt dabei die Beobachterfunktion ein und berät die andere. Er analysiert das Problem zunächst sachlich, bevor die andern ihre Standpunkte vertreten.

Wer diese Methode nicht im Team, sondern allein anwendet, sollte sich vier Stühle bereitstellen, und sich beim Perspektivenwechsel jeweils auf eine neue Sitzgelegenheit setzen. Das hilft ungemein bei der sauberen Abgrenzung der Rollen. Weil jeder an andere Aspekte denkt, hilft es auch beim Gruppenrollenspiel, wenn jeder Mal eine andere Rolle einnimmt. So macht die Idee oder das Problem einen Entwicklungsprozess durch, der zu einem hoffentlich optimalen Ergebnis führt.

4. Denkhüte
Ähnlich wie Walt Disneys Technik funktionieren die sechs Denkhüte von Edward de Bono. Auch bei dieser erstmals 1986 vorgestellten Kreativitätsmethode geht es darum, keinen Blickwinkel außer Acht zu lassen und so einen effizienten Diskurs über ein Thema zu führen.

Die Betrachtung der Idee oder des Problems erfolgt von sechs Seiten aus. Es gibt einen analytischen, einen emotionalen, einen positiven bzw. optimistischen, einen zweifelnden bzw. kritischen, einen verrückten bzw. kreativen und einen vermittelnden bzw. ordnenden Denker. Indem jeder seine Position vertritt, aber alle parallel denken, werden Konflikte vermieden und dennoch alle Sichtweisen berücksichtigt.

Um die verschiedenen Rollen besser kenntlich zu machen, soll jede einen andersfarbigen Hut aufhaben. Daher auch der Name dieser Kreativitätstechnik. Farbige Armbänder, knallige T-Shirts oder einfach Tischkärtchen tuen es aber auch. Hauptsache jeder ist sich seiner Rolle bewusst und nimmt diese ernst, unabhängig davon, was er vielleicht wirklich denkt.

Die Denkhüte stellen vor allem sicher, dass alle notwendigen Positionen zur ausgewogenen Entscheidungsfindung vertreten sind und die Kommunikation in der Gruppe verbessert wird. Damit ist diese Gruppenmethode deutlich erfolgsversprechender als das Brainstorming. Weil jedes Teammitglied nur eine Rolle spielt, ist eine gelöstere Diskussion möglich, als wenn jeder er selbst ist.

Der Gewinn an Offenheit sollte jedoch nicht dadurch zerstört werden, dass die Rollenvertreter in ihrer Argumentation in theatralisches Verhalten mit übertriebenen Ansichten verfallen. Ein parteiloser Moderator kann diese potentielle Gefahr bannen und zudem für Ausgewogenheit zwischen den Sichtweisen sorgen, die vor allem dann in Gefahr ist, wenn eine Gruppe aus extrovertierten und introvertierten Charakteren besteht.

13 Gedanken zu „Warum Brainstorming quatsch ist und Mind Maps unterschätzt werden“

  1. Schöne Übersicht. Ich persönlich nutze intensiv Mind Maps. Sowohl für Projekte aber auch Themen wie Zeitmanagement bis hin zur persönlichen Lebensführung. Man ist halt auch visuell veranlagt. Die Denkhüte sind sicher hilfreich, wenn man eine Geschäftsidee bewerten möchte.

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  2. Beim Thema Brainstorming geht man hier finde ich von etwas falschem aus. Warum nur Gruppen? Ich nutze Brainstorming für mich selbst. Ich schreibe alle Ideen zu einem neuen Projekt “wild” auf. Erst am Ende picke ich mir dann die besten raus und gehe strukturiert vor.

    Jeder sollte vor einem neuen Projekt Brainstorming betreiben. Am besten erst allein und dann als Gruppe. Vielleicht kommt dann ja noch die ein oder andere Idee dazu.

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    • Brainstorming ist einfach per Definition eine Gruppenmethode. Natürlich kann man auch allein brainstormen, was dann aber nichts anderes als (nach-)denken ist.

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  3. Das Brainstorming pauschal zu verdammen halte ich persönlich für falsch. Brainstorming kann sowohl in Gruppen als auch alleine sehr effektiv sein, wenn es richtig gemacht wird. Es dient dann allerdings nur als abstrahierte Ausgangsbasis für grobe Stoßrichtungen und nicht für detaillierte Ideen.

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  4. Na ja, die Überschrift soll wohl bewusst provozieren?
    In der Arbeit nutzen wir auch Brainstorming erfolgreich.
    Für ein gutes Ergebnis ist auch eine gute Moderation erfolgreich.
    Ein guter Moderator kann da mehr aus den einzelnen Personen herausholen, als sie ursprünglich beitragen wollten.

    Ich nutze aber auch für Einzel-Projekte sehr gerne das Mind-Mapping.

    Alle Methoden sind gut. Man muß sie nur zur richtigen Zeit einsetzen.

    LG
    Bernd

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  5. Also ich kenne Brainstorming sowohl als Einzelmethode als auch in der Gruppe.
    Der Vorteil von Brainstorming ist, dass eben alles, was einem (oder allen) zu dem Thema einfällt, aufgeschrieben wird und erst im Anschluss eine realistische Einschätzung und eine Bewertung erfolgt. Klar, fallen dann Dinge raus, aber durch Schnapsideen kommt man auch oft erst auf gute (umsetzbare) Ideen.

    Wenn man noch nicht weiß, wo die Reise hingeht, ist das die, meiner Meinung nach, effektivere Methode. Deshalb benutze ich sie sehr gerne.

    Zur Spezifizierung kann man dann eine Mind Map benutzen. Damit kann man ganz gut die “Standard”dinge analysieren. Auf außergewöhnliche Ideen kommt man dadurch aber eher seltener. Ich benutze Mind Maps eigentlich erst dann, wenn ich anfange, konkrete Ideen zu strukturieren (z.B. um Kategorienfestzulegen und Ordnung zu schaffen). Neue Ideen kommen dabei wenige dazu.

    Die anderen beiden Methoden sind eher geeignet, um gefundene Ideen näher zu betrachten. Dazu muss aber vorher eine Auswahl stattgefunden haben, sonst zieht sich das zeitlich ins Unendliche …

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  6. Das mit dem Brainstorming stimmt sowas von. Gerade introvertierte mit besseren Ideen ziehen da den kürzeren, weil es ja typisch ist dass der lauteste immer recht hat 😉 zudem kann nicht jeder mit jedem. Wenn ich Projekte mit einem Freund Pläne ist da eine symbiose die 100% passt. Auf der Arbeit hingegen mit 10 anderen im Team kann ich mich nicht gut einbringen.

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    • genau meine Meinung, da kommst ned dran weil sich immer welche in den Vordergrund drängeln und dieses umständliche Gequatsche nervt mich dann schon so, daß ich total uninspiriert werde und überhaupt keine Lust mehr habe etwas zu sagen aber später, wenn ich allein herumspaziere, dann kommen mir tausend Ideen und ich rede mit mir selber oder erkläre es in meinen Gedanken aber in der Gruppe no way etwas zu sagen…

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  7. Ich nutze auch sehr oft Mind Maps (gleiche Programm) und Asana (To-Do Liste) um mich zu organisieren und kann es jedem nur empfehlen. Eine gute Organisation spart einem hinten raus viel Zeit.

    Brainstorming funktioniert bei mir im Team auch gut aber

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  8. Hallo,
    als eine gute alternative, welche aus wissenschaftlich belegt ist, zum Brainstrorming, ist das Brainwriting. Hier schreibt jeder erstmal alles auf und später wird es zusammen aufgeschrieben.

    Man vermeidet hier die Effekte, wie dass eine zu früh geäußerte gute Idee, dazu führt, dass nicht alle anderen genannt werden, weil Teilnehmer denken, Ihre Idee wäre nicht mehr redenswert.

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  9. Mit Brainstorming habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Allerdings waren es Kleingruppen von Leuten, die schon lange kenne. Da hat es keinen interessiert, ob eine Idee gut oder schlecht ist und sich deswegen auch niemand zurückgehalten. Bei einer großen Gruppe in einem normalen Arbeitsumfeld stimmt es aber schon, dass die Gruppendynamik in die falsche Richtung laufen kann und sich der durchsetzt, der am lautesten ist.

    Am besten ist es verschiedene Methoden zu kombinieren. Ich finde in dem Zuge auch das von Marco erwähnte Brainwriting spannend.

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  10. sehr gute Methoden zum Ausprobieren. Ich habe in der letzten Zeit Mindmaps probiert und hilft mir sehr bei Projektvorbereitung und Zeitmanagement.

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  11. Mein Favorit ist immer wieder die Mind Map, benutze ich in der Arbeit in einer Online Marketing Agentur auch sehr oft. Diese Disney Methode war mir ganz neu, klingt aber auch ganz interessant! Ich würde das Brainstorming auch nicht als meine Lieblingsmethode bezeichnen, hat aber sicher auch Vorteile!

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