YouTube-Kanal, Website-Fehler, Gründer-Tipps, Einnahmequellen und mehr – Interview Teil 2

Im zweiten Teil des Interviews geht es unter anderem um den zur Test-Website gehörenden YouTube-Kanal und wie Etienne dort vorgeht.

Zudem schildert er eigene Fehler, geht auf seine Einnahmequellen ein und gibt Tipps für Gründer im Netz.

(Zum ersten Teil des Interviews geht es hier: Fake-Testwebsites, Testprodukte und der Aufwand von echten Tests – Interview)

Hast du mit YouTube bereits Erfahrungen sammeln können? Was bringen eigene Videos?

Wie in den vorherigen Fragen schon ein bisschen durchgesickert ist, habe ich für werkzeugcheck erstmalig auch auf YouTube gesetzt. Vorher gab es auf meinen Seiten immer nur Texte und Bilder, aber ich wollte eben ein weiteres Alleinstellungsmerkmal schaffen.

Es gibt Produkte, die regelrecht nach Videos schreien, und andere, für die Videos völlig uninteressant sind. Um das zu verdeutlichen, nehme ich einmal zwei Extreme: Autos und Drucker. Autos sind ein äußerst emotionales Thema. Klar kann eine klassische Autozeitschrift mit Texten und Bildern viel herüberbringen. Nichts kommt aber an ein Video ran, in dem man das Auto sehen, hören und erleben kann. Ich schaue sehr gerne POV-Aufnahmen („Point of View“) von Autos, die mich interessieren. Mit Kopfhörern auf den Ohren ist das als würde man selbst im Auto sitzen. Komischer Weise habe ich aber noch niemanden gesehen, der POV-Aufnahmen von der Benutzung eines Druckers erstellt hat. Drucker sind langweilig. Nichtsdestotrotz gibt es bei Druckern enorme Qualitätsunterschiede und somit einen Bedarf an ordentlichen Tests. In diesen Tests sollte man aber eher die Druckqualität vergleichen, das geht am besten anhand von Fotos oder Scans. Weiterhin sind hier Messwerte zur Druckgeschwindigkeit und Lautstärke interessant. Folgekosten lassen sich hervorragend in Tabellen verdeutlichen. All das spricht gegen Videos. Trotzdem kann man bestimmt auch zu Druckern unterhaltsame Videos produzieren. Ich käme allerdings eher nicht auf die Idee.

Werkzeuge liegen irgendwo dazwischen. Sie sind nicht so emotional wie Autos, aber auch nicht so langweilig wie Drucker. Somit war für mich schnell klar, dass eine Werkzeug-Testseite enorm von Videos profitieren kann. Meine Video-Testberichte sollten also immer eine Art Ergänzung zum eigentlichen Testbericht darstellen. Trotzdem war für mich direkt klar, dass ich die Videos auf YouTube stellen würde. Denn erstens habe ich keine Lust mich mit dem Thema Video-Hosting zu beschäftigen. Zweitens bietet YouTube die Möglichkeit neue Interessenten zu finden und drittens gibt es auf YouTube für jeden Themenbereich eine Community an Gleichgesinnten.

Produkt-Reviews sind auf YouTube natürlich nichts Neues. Oft sind das aber allgemeine Channels in einer bestimmten Nische, die nur ab und zu ein Review posten. Bei den dort vorgestellten Produkten handelt es sich dann oft um Product Placement oder eine sonstige Art des Sponsorings. Soweit ich weiß, ist ein systematischer und objektiver Test-Channel eher selten. Jetzt da ich den Aufwand dahinter kenne, wundert mich das auch kaum ;).

Ich sehe mich nicht als YouTuber, aber ich sehe trotzdem gigantisches Potential in YouTube – auch für werkzeugcheck. Ich befinde mich in der deutschsprachigen Werkzeug-Nische. Diese ist natürlich irgendwo begrenzt. Trotzdem gibt es hier natürlich einige Interessenten. Auch wenn YouTube immer nur als Traffic-Lieferant gedacht war, sehe ich auch Potential direkt mit YouTube Einnahmen zu generieren. Ich habe die Monetisierung bereits testweise auf meinen Videos aktiviert. Die Umsätze sind lächerlich, aber der Channel ist auch noch winzig. Aber er wächst und das sehr regelmäßig.

Welche Vorgehensweise hast du bei YouTube und wie kommt man an die ersten Abonnenten?

Laut „dem Internet“ hat Albert Einstein einmal gesagt: „Das exponentielle Wachstum sprengt jedes System. Die stärkste Kraft der Welt ist der Zinseszinseffekt.“ Ob dieses Zitat wirklich von Einstein stammt oder nicht, weiß ich nicht. Sinngemäß habe ich es zum ersten Mal in der Schule von meinem Mathelehrer gehört. Entscheidend ist, dass dieses Zitat nicht nur auf ein auf Dividenden ausgelegtes Aktienportfolio passt, sondern vor allem auch auf YouTube.

Im deutschsprachigen Raum gibt es einige Technik-YouTuber, die mittlerweile davon leben können. Verfolgt man den Anstieg derer Subscriber, fällt auf, dass ein Großteil der Subscriber erst relativ kürzlich dazu kam. Ein YouTube-Channel, der bisher noch ganz am Anfang steht, ist dagegen meiner. Aber auch dieser zeigt ein sehr ähnliches Verhalten, was das Wachstum der Abonnenten angeht. Bei mir sind es im Moment rund 750 Abonnenten. Das ist verglichen mit „echten“ YouTubern natürlich nichts. Wenn ich dazusage, dass ich fast ein ganzes Jahr gebraucht habe, um diese 750 Abonnenten aufzubauen, ist es fraglich, ob ich jemals zum YouTuber werden werde. Eine entscheidende Information fehlt aber noch: Vor einem Monat hatten nur rund 570 Menschen meinen Channel abonniert. Innerhalb des vergangenen Monats habe ich also rund 24% meiner Subscriberbase aufgebaut. Und im Monat vorher sah das Verhältnis ähnlich aus. Das ist ein Paradebeispiel für exponentielles Wachstum. Ich weiß nicht, ob ein derartiges Wachstum auch in der Zukunft so weitergehen wird. Ich will es nicht verschreien. Aber zumindest müsste jeder das Potential von YouTube daran erkennen können. Der Input ist linear – alle zwei Wochen ein Video. Der Output ist aber exponentiell. Zumindest dann, wenn man die Subscriber als Output zählt. Ein korrekter Output wären wohl eher die Werbeeinnahmen. Auch diese hängen aber natürlich mit den Subscribern zusammen. Denn eine hohe Zahl an Subscribern sorgt für hohe Views am Anfang. Das sorgt wiederum für ein gutes YouTube-internes Ranking. Und das sorgt letztendlich für Werbeeinahmen.

Nun muss man aber der Fairness halber dazusagen, dass ich einen enormen Anteil meiner Zeit in die Produktion von YouTube-Videos stecke. Heruntergerechnet auf die bisherigen YouTube-Einnahmen käme ich auf einen Stundenlohn von etwas weniger als 50 Cent. So darf man aber als Unternehmer nicht rechen. Denn – exponentiellen Wachstums sei dank – kann sich das diese Rechnung ganz schnell ändern. Ich denke man kann aber verstehen, wie extrem viel Durchhaltevermögen so etwas kostet. Es ist durchaus möglich, dass mein YouTube-Channel auch nach Jahren als solcher nicht profitabel wird. Das ist aber egal. Profitabel soll werkzeugcheck als Ganzes werden. Auch wenn der YouTube-Channel direkt kaum Einnahmen produziert, trägt er indirekt maßgeblich zum Erfolg des gesamten Projekts bei.

Das schöne an YouTube ist aber, dass das System als solches sehr dankbar ist. Jegliche in YouTube investierte Zeit geht in die Content Creation. Es gibt keinen Offpage-Bereich wie bei einer Webseite. Ich habe mich nie um die Gewinnung eines Abonnenten gekümmert. Die ersten Abonnenten kamen einfach von selbst. Sei es, weil man meine Videos von Tag 1 an in der YouTube-Suche finden konnte oder weil doch ein Hersteller mit einer bestehenden Reichweite mal mein Video geteilt hat. Das kann ich nicht sagen. Aber solange man regelmäßig Inhalte veröffentlicht, die die Zielgruppe sehen möchte, kommen Abonnenten über YouTube selbst. Leider gilt das für Webseiten nicht. Hier muss man sich aktiv um die Generierung einer Reichweite kümmern.

Welche Fehler sollte man bei eigenen Websites nach deiner Erfahrung vor allem vermeiden?

Mein bisher größter Fehler war, dass ich zu sehr auf die Qualität meines Contents alleine vertraut habe. Diesen Fehler habe ich sogar mehrfach gemacht. Bei werkzeugcheck dachte ich, echte Tests zu haben reicht aus. Ich dachte damit könne man die Fake-Test-Konkurrenz verdrängen.

Werkzeugcheck ist jetzt fast ein Jahr online und ich habe die Fake-Test-Konkurrenz in den beiden Bereichen Akkuschrauber und Stichsägen noch lange nicht verdrängt. Im Gegenteil – diese hat sich in der Zwischenzeit durch grenzwertigen Linkaufbau eher gestärkt. Ich dachte, ich könne nur durch YouTube, Facebook und ein bisschen Publicity seitens der Hersteller bereits ordentliche Rankings schaffen. Das war naiv.

Hier muss ich also umdenken, aber deswegen werde ich jetzt noch lange nicht für tausende von Euros Links kaufen. Ich muss versuchen, noch stärker die Influencer in der Werkzeugbranche zu erreichen. Das klappt nur mit Networking. Die Tatsache, dass ich mich seit 2007 mit SEO beschäftige, aber quasi niemanden in der SEO-Branche persönlich kenne, zeigt ein bisschen, was ich in der Vergangenheit verpasst habe. Einen ähnlichen Fehler habe ich auch bei einem anderen Projekt gemacht. Das hat hervorragend gerankt, also dachte ich „Jetzt kann ich mich einzig und allein auf Content Creation konzentrieren.“ Fehlanzeige, während ich Content erstellt habe, haben die Wettbewerber Links aufgebaut. Und beim nächsten Google-Update war ich weg vom Fenster.

Aus meinen Fehlern und anekdotischen Beispielen sollten man jetzt aber nicht interpretieren, dass Content egal sei. Ich würde am liebsten nur Content aufbauen und habe jetzt mehrfach gemerkt, dass das alleine nicht reicht. Jemand anderes, der seine Schwerpunkte anders setzt, könnte aber vielleicht von besserem Content profitieren. Der Mittelweg ist wohl wichtig, denn ganz ohne Content und nur mit Offpage-Maßnahmen bekommt man auch keine guten Rankings.

Welche Einkommensquellen findest du außer Affiliate Marketing noch interessant und wie siehst du da die Zukunft?

Product Placement
Für die meisten YouTuber ist Product Placement oder Sponsoring eine gute Option. Für einen Test-Channel wie meinen, geht das natürlich nur schwieriger. Wenn ein Werkzeug-Test auf einmal von Bosch oder Makita gesponsert wäre, würde mich wohl keiner mehr ernst nehmen. Product Placement ginge bei mir also nur in Bereichen, in denen ich nicht aktiv teste. Es wäre zum Beispiel möglich, dass ich immer eine bestimmte Schraubenmarke verwende oder einen bestimmten Holzleim oder derartiges. Für einen eher klassischen YouTube-Channel kann Produkt Placement aber hervorragend sein. Wichtig ist dabei immer, dass man seinen Zuschauern gegenüber ehrlich ist. Letztendlich ist es auch eine rechtliche Verpflichtung eine solche Art des Sponsorings offenzulegen.

Klassische Display Ads wie Adsense oder Direktvermarktung
Glaubt man den Nutzern im Webmaster World Forum ist Adsense tot. Meine Erfahrungen mit Adsense beschränken sich auf meine weiter oben erwähnte Pizza-Nischenseite. Diese hat nicht mal ein Responsive Design und generiert seit Jahren mehr oder weniger konstante Adsense-Einnahmen. Klar ist der CPM bei Displaywerbung deutlich geringer als bei zielgerichtetem Affiliate-Traffic. Aber man sollte das nicht außen vor lassen. Ich möchte auf werkzeugcheck in Zukunft neben den Testberichten auch mehr zusätzlichen Content schaffen. Das könnten z. B. Bauberichte, Tutorials oder hochwertige Lexika-Einträge sein. Diese Art von Content ist deutlich leichter zu ranken als „Money Sites“. Man kann hier also verhältnismäßig leicht den Traffic auf der Seite erhöhen. Diese Besuche könnte man z. B. mit Displaywerbung monetarisieren. Ob das jetzt Adsense ist oder die Direktvermarktung ist prinzipiell egal. Mit einer gewissen Reichweite fände ich Direktvermarktung sehr spannend. Aber auch hier ist natürlich wieder wichtig für mich, dass kein Interessenkonflikt besteht. Anzeigen von großen Werkzeugherstellern wird es also eher nicht geben. Interessant könnte es dennoch für Shops und Firmen sein, in deren Bereichen ich keine aktiven Testserien laufen habe.

YouTube Ads
Wie in den beiden Fragen zum Thema YouTube bereits erwähnt, sehe ich in der Zukunft auch das Potential mit YouTube direkt Werbeeinahmen zu generieren. Zwar wären diese zum jetzigen Zeitpunkt kaum nennenswert, aber nach 2 Jahren exponentiellen Wachstums kann das ganz anders aussehen. Und da ich für meine Testberichte ohnehin regelmäßig Videos produziere, gibt es hier quasi kein Risiko.

Projektverkauf
Theoretisch wäre auch der Verkauf eines Projektes eine plausible Einnahmequelle. Praktisch sehe ich es aber als unrealistisch an, dass mir jemand einen wirklich fairen Preis für ein Projekt bieten würde. Aber das ist ein ganz anderes Thema, das auch Seiten füllen könnte. Da das Interview ja nun doch schon ein paar Worte lang ist, geh ich darauf besser gar nicht erst ein.

Zum Schluss würde ich mich über deine wichtigsten Tipps für Online-Gründer freuen.

Diese Punkte beziehen sich jetzt wirklich auf das Thema Gründen. Wer Tipps zum Erstellen von Webseiten sucht, sollte sich meine Antworten zur Frage zu den häufigsten Fehlern anschauen.

Wenn möglich, gründet im Team.
Manche alltäglichen Dinge sind als Einzelkämpfer unglaublich schwer. Dein familiäres und soziales Umfeld wird dein Online-Business teilweise erst dann erst nehmen, wenn du anfängst nennenswerte Einnahmen zu generieren. Bis dahin ist aber ein unglaublich weiter Weg. Hier hilft es enorm, wenn du jemanden an deiner Seite hast, der genauso verrückt ist und dich tagtäglich daran erinnern kann, dass ihr auf dem richtigen Weg seid. Wenn das nicht möglich ist, hilft es immer noch enorm, wenn die besten Freunde oder dein(e) Partner/in oder auch deine Eltern voll und ganz hinter dir stehen. Hierbei hatte ich Glück, aber das Glück wird wohl nicht jeder haben.

Wenn du kein Team möchtest, suche dir trotzdem ein paar Gleichgesinnte für den Austausch.
Ich finde es enorm schwierig, Tag für Tag alleine im Büro zu sitzen und niemanden für den fachlichen Austausch zu haben. Hier würde sich ein Coworking-Space enorm anbieten. Da meine Werkzeug-Tests einiges an Lärm machen und ich für die Videoproduktion mittlerweile ein ganzes Studio aufgebaut habe, kommt das für mich derzeit nicht in Frage. Würde ich aber z. B. „nur“ Produktvorstellungen publizieren, wäre das eine tolle Option. Aber das ist für jeden anders, Peer hat – wenn ich mich recht erinnere – nach der Testphase mit seiner Mitarbeiterin festgestellt, dass er alleine besser arbeiten kann. Hier muss man einfach ein paar Erfahrungen sammeln.

Verlasse dich niemals auf Einnahmen, die von Faktoren abhängen, die du nicht kontrollieren kannst.
Weiter oben habe ich bereits, die „Black Box“ namens Google erwähnt, die manchmal nicht das macht, was ich gerne hätte. Auch wenn ich der festen Überzeugung bin, dass langfristig die besten Inhalte im Google-Ranking vorne stehen werden, habe ich kurzfristig bereits mehrfach das Gegenteil erlebt. Es ist unglaublich verlockend, wenn die ersten größeren Online-Einnahmen kommen, z. B. ein nettes Auto zu leasen. Wenn allerdings plötzlich ein Google-Update zu deinen Ungunsten veröffentlicht wird, bist du ganz schnell froh, dass du kaum regelmäßige Ausgaben hast. Auch der steuerliche Vorteil eines Firmenwagens verschwindet sehr schnell, wenn du gar kein Geld mehr hast, dass du versteuern müsstest. Wenn du jetzt auch noch einer Leasingbank Raten schuldest, wird es schnell kritisch. Auch wenn ich schon einige sehr gute Monate hatte, versuche ich meine Lebenshaltungskosten so niedrig wie möglich zu halten, denn garantiert ist gar nichts. Durstperioden gibt es immer! Erst recht, wenn man so stark vom organischen Traffic abhängt. Das Stichwort lautet hier Diversifizierung, was aber bei Affiliate-Projekten teilweise nur bedingt möglich ist. Ich denke, wenn man erstmal einen Brand geschaffen hat, wie es z. B. SiN darstellt, kann man sich auch eher auf organischen Traffic verlassen. Aber kleine Seiten können genauso schnell wieder weg sein, wie sie gekommen sind. Langfristig steht für mich also die Stärkung meines Brands „werkzeugcheck“ ganz vorne. Vorher werde und würde ich nichts auf Kredit kaufen. Zumindest nicht ohne ausreichende Sicherheiten.

Gründe zunächst nebenberuflich, vermeide schon an Tag 1 ins kalte Wasser zu springen!
Ich hatte das große Glück, dass ich zunächst einen Bachelor- und dann einen Masterstudiengang machen konnte. Die meisten Studenten erhalten von ihren Eltern finanzielle Unterstützung während des Studiums. Zum Glück war das auch bei mir so. Selbst wenn das nicht möglich ist, sind die Lebenshaltungskosten für einen Studenten verhältnismäßig gering. Eine Krankenversicherung für Studenten kostet gerade einmal rund 80€ im Monat, als Student findet man leicht eine WG. Und wenn man sich nicht ganz doof anstellt, lässt einem das Studium doch recht viel Freizeit. Das ist die perfekte Zeit, um Grundsteine für dein Business zulegen. Viele Studenten sind hier ganz anderer Meinung. Sie meinen diese Freiheit während des Studiums sei einmalig und man müsse sie damit verbringen, jeden Tag Party zu machen. Das mag eine Zeit lang Spaß machen, für mich war das aber nie wirklich erfüllend. Da ich wusste, dass ich mich ohnehin selbstständig machen würde, habe ich das ganze vorgezogen. Wenn man auf einmal hauptberuflich selbstständig ist, sind die Kosten leider doch recht hoch. Alleine die Krankenversicherung sollte man nicht unterschätzen. Es hilft also sehr, wenn zu diesem Zeitpunkt schon ein paar regelmäßige Einnahmen da sind. Wenn du bereits im Berufsleben bist oder nicht vor hast zu studieren, kannst du trotzdem zunächst nebenberuflich gründen. Bist du z. B. die Hälfte deiner Zeit in einem Angestelltenverhältnis tätig, hast du den enormen Vorteil, dass du bereits krankenversichert bist und ein Einkommen hast, von dem du zumindest Miete und Lebensmittel zahlen kannst. Genug Zeit wirst du trotzdem noch haben. Wenn du dir 100%ig sicher bist, dass dein Business sehr erfolgreich sein wird, kannst du diese Tipps auch ignorieren und entweder mit Fremdkapital oder fremdem Eigenkapital gründen. Beides kam für mich bisher nicht in Frage. Hast du bereits eigene Ersparnisse, kannst du natürlich auch mit diesen die Anfangszeit überbrücken. Als junger Gründer ist das aber leider oft keine Option.

Sorge für einen kurz- und mittelfristigen Backup-Plan.
Langfristig möchte ich „nur“ noch als Online-Unternehmer aktiv sein. Es wäre allerdings naiv schon jetzt deswegen alle Offline-Alternativen zu ignorieren. Daher bin ich – wie im allerersten Absatz erwähnt – nach wie vor offline als Freelancer tätig. Als Web-Developer gibt es zum Glück Jobs wie Sand am Meer, auch wenn diese nicht immer ganz leicht zu finden sind. Manchmal rechne ich mir aus, was ich als Fulltime-Freelancer verdienen könnte. Diese Rechnung sollte man nicht machen. Aber man sollte wissen, wie man kurzfristig an ein paar Freelance-Jobs kommt, um sich über Wasser zu halten. Nämlich immer dann, wenn Google mal wieder eher auf Spam als auf Content steht. Auch wenn man nicht gerade Web-Entwickler ist, kann man immer irgendwo aushelfen. Hier ist wichtig, die eigenen Kompetenzen zu kennen und diese auch ein bisschen vermarkten zu können.

Danke für das Interview

Peer Wandiger

6 Gedanken zu „YouTube-Kanal, Website-Fehler, Gründer-Tipps, Einnahmequellen und mehr – Interview Teil 2“

  1. Tolles Interview, von dem ich schon Part 1 gelesen habe. Ich kann dem Werkzeugcheck Macher nur fest die Daumen drücken, beim besuchen der Webseite und des Youtube Kanals merkt man, dass er sein Handwerk versteht. Ich wünsche weiterhin viel Erfolg, wenn ich mal eine Makita brauche, schaue ich dort vorbei 🙂

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  2. Das ist interessant. Von befreundeten Youtubern höre ich, dass die Einnahmen bei Youtube eher sinkend sind (zumindest zurzeit und vermutlich durch das Wachstum). 1000 Views 1 Euro, die Rechnung geht ungefähr auf. Im besten Fall gibt es etwas mehr, im schlimmsten weniger.

    Deshalb vertreiben ja auch immer mehr Merchandise, oder gehen Placements ein bzw. wandern viele Let’s Player zum Beispiel auch gezielt nach Twitch aus, weil die Donations dort viel mehr einbringen als Youtube Werbung.

    Geld verdient man meist nur über Masse und zeitlose Inhalte, weil diese dann auch in Jahren noch geklickt werden können und geklickt werden, sodass möglichst viele Views generiert werden müssen. Das wiederum führt zu roten Kreisen, Pfeilen und den ganzen Mist-Content den es dort zurzeit gibt (wohlgemerkt vor allem im deutschsprachigen Raum).

    Ich zweifel nach wie vor an Youtube. Sie waren letztes Jahr, soweit bekanntgegeben, immer noch nicht profitabel (!) Sie stehen zwar an der Schwelle, aber sie sind noch weit von echten Einnahmen entfernt. Youtube kostet Google also weiterhin vor allem sehr viel Geld und die Werbung funktioniert auch nicht sooo gut, weshalb ja jetzt die 6-Sekunden Spots kommen, die besser funktionieren sollen. Vom Abo etc. ganz zu schweigen, denn Youtube testet ja noch massiv an der Monetarisierung herum, was zeigt wie schwierig es ist.

    Interessant dürfte auch werden, ob Facebook nun wirklich mal aktiv anfängt Videos zu pushen, denn wenn jemand gegen Youtube ankommen könnte, dann Facebook, mit geschickter Integration und guten Beteiligungen. Gerüchte darüber gibt es lange, aber es kommt halt einfach nichts. Ich bin trotzdem immer noch gespannt, denn Youtube gilt als soziales Netzwerk und Facebook braucht unbedingt einen größeren Relaunch, wenn sie wirklich bestehen bleiben wollen. Zumindest aus meiner Sicht, denn aktuell wirkt Facebook einfach nur antiquiert.

    Ich bin kein Freund von Google und Youtube ist zurzeit auch nicht der Quell von Qualität, was vermutlich auch so bleiben wird, solange du als Videomacher mit Klicks im Grunde nichts refinanzieren kannst, was größer ist als ein selbstgefilmter Vlog.

    Schauen wir mal wo das hinführt. Dass du mit reinen Tests Geld verdienst, glaube ich nicht. Aber die Werkzeug-Nische ist gar nicht sooo klein und wenn du Geräte wirklich gut vorstellst, könntest du über Affiliate-Links in der Videobeschreibung (wie es quasi auch alle Youtuber machen) ganz gut verdienen. Meine Erfahrung mit Youtube ist nämlich auch, dass du Nutzer von dort nur schwer wegbekommst oder weiterleiten kannst. Sie kaufen vielleicht über einen Link, sie werden aber kaum auf die Nischenseite gehen.

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  3. Viele Studenten denken leider nicht nur das die Freizeit mit Party verbracht werden kann, sondern auch die Zeit bei einem Werkstudentenjob. Dabei kann man gerade in einer solchen Zeit durch Praktika und Jobs derart viel Erfahrungen für eine spätere Selbständigkeit sammeln. Nebenbei ist die Krankenversicherung wirklich ein nicht zu vernachlässigender Kostenfaktor.

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  4. zu Youtube:
    Ich denke gerade bei solchen Themen kann man Adsense bei YT eigentlich komplett vernachlässigen. Ich sehe hier das Potenzial vor allem bei Productplacements und evtl. noch bei Affiliatelinks in der Beschreibung. Wobei Ersters denke ich die Haupteinnahmequelle sein sollte.

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  5. Danek für das sehr interessante Interview und die offenen und ehrlichen Einblicke in deine Nischen-Website. Insbesondere finde ich die Entwicklung der Youtube-Follower für ein Nischenthema sehr spannend. Ich habe den Artikel zwei Tage nach der Veröffentlichung gelesen und es waren bereits deutlich mehr Follower als skizziert. Das scheint die Hypothese vom exponentiellen Wachstum in jedem Fall zu unterstützen. Die Videos sind wirklich sehr professionell gemacht.

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  6. zu Youtube Werbeeinblendungen:

    Ist es eigentlich erlaubt, in YouTube Videos eigene Werbung an den Anfang zu schalten?

    Also das die Werbung sich bereits in dem Teil des Videos befindet, der upgeloadet wird?

    Oder verstößt das gegen die Youtube Richtlininen?

    Beste Grüße
    Mathias

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