Nebenberuflich Selbständig – Mit guten Ideen zu fast komplett passiven Einnahmen

Online Geld verdienen, ohne jeden Tag viele Stunden Arbeit zu investieren. Ist das möglich?

Mein heutiger Interviewpartner ist genau diesen Weg gegangen, auch wenn es nicht darum geht über Nacht erfolgreich zu werden.

Aber er hat sich 2 Online-Standbeine aufgebaut, die er neben seinem eigentlichen Job betreibt. Im Folgenden gibt er sehr interessante Einblicke.

Hallo Simon. Bitte stell dich meinen Lesern vor.

Hallo Peer. Mein Name ist Simon Richartz, ich bin gebürtiger Rheinländer und arbeite hauptberuflich als Product Owner für das Thema Mobile bei Trusted Shops in Köln.

Nebenberuflich betreibe ich zwei Online-Projekte, Taxi-Rechner.de und UrbanMapDesign.com und versuche damit möglichst passives Einkommen zu generieren.

Wie bist du zum Online-Business gekommen?

Angefangen hat das Anfang der 2000er Jahre noch während der Schulzeit. Als mein Vater den ersten Breitbandanschluss zuhause installierte, habe ich damit begonnen erste Websites zu entwerfen.

Die ersten Gehversuche, eine erste private Homepage für meinen Freundeskreis und eine Seite für unseren Hobby-Fußballverein, entstanden dabei noch mit Frontpage Express und Dreamweaver. Nach und nach habe ich dann auch angefangen Websites für Kneipen oder befreundete Unternehmer zu entwerfen und zu betreuen. Als Einzelunternehmer leider kein wirklich skalierbares Geschäftsmodell, so dass ich das während des Studiums wieder zurückgefahren habe.

Während des Studiums hatte ich dann die Idee zu Taxi-Rechner.de und sah hier die Möglichkeit, passives Einkommen zu generieren, und somit ausreichend Zeit für’s Studium zu haben. 😉

Hast du dir die Website-Entwicklung selbst beigebracht? Wenn ja, wie?

Die Grundlagen in HTML und CSS hatte ich durch die ersten Seiten mit Frontpage Express und Dreamweaver schon relativ schnell mitbekommen. Bei der Konzeption von Taxi-Rechner.de sah ich aber schnell die Notwendigkeit dynamische Elemente zu nutzen. Sowohl für die Anbindung des Kartendienstes (damals noch Map24) als auch die Erstellung einer serverseitigen Datenbank waren damals böhmische Dörfer für mich.

Als wissbegieriger Student habe ich mir dann die ersten Grundlagenbücher für Javascript und PHP/MySQL angeschafft und gemeinsam mit Online Tutorials (ausdrücklicher Dank geht hier an SelfHTML und das dazugehörige Forum) und Beispielcode begonnen, Stück für Stück die notwendigen Funktionalitäten zu bauen. Viel im Trial & Error Prinzip aber zielführend.

Wie ist die Idee für Taxi-Rechner.de entstanden?

Hier im Rheinland gibt es die Skihalle Neuss mit einem damals sehr interessanten Après Ski Angebot. Leider ist diese Halle verkehrstechnisch eher ungünstig angebunden, so dass man dort nachts eher schlecht abreisen konnte.

Hier wollte ich nun rausfinden, wie teuer denn das Taxi nach Hause sei, wurde aber nicht wirklich fündig. Im Netz gab es keine konkreten Zahlen, die Aussagen von Taxiunternehmen unterschieden sich recht stark. Da die Recherche ergab, dass sich der Taxipreis aus fest definierten Komponenten zusammensetzt, fehlte eigentlich nur ein Online Rechner dafür.

Du setzt dabei auf Apps. Warum?

Nebenberuflich Selbständig - Mit guten Ideen zu fast komplett passive EinnahmenDas ist einfach vom Nutzer aus gedacht. Die natürlichen Nutzungsszenario für Taxipreisberechnungen sind 1) zur Reisevorbereitung (dann häufig am Desktop) oder 2) im konkreten Fall, wenn ich von A nach B möchte.

Im letzteren Fall befinde ich mich eher nicht zu Hause am Rechner, sondern greife mobil auf den Service zu.

Responsive Webdesign war zu der Zeit noch nicht solch ein großes Thema wie heute, so dass ich hier native Apps ins Auge fasste.

Zwar wurde die Website mit dem letzten Redesign vor zwei Jahren auch responsive gestaltet, trotzdem finden noch ca. 20% der Preisberechnungen über die Apps statt.

Wie hast du deine Apps umgesetzt?

Durch mein berufliches Netzwerk kannte ich einen erfahrenen Java Entwickler, der sich in Richtung Apps entwickeln wollte und konnte mit ihm einen guten, langfristigen Deal aushandeln, der auch die laufende Weiterentwicklung und Betreuung der Apps beinhaltet.

Neben einer monetären Entlohnung profitiert er von den Apps als berufsrelevante Referenzen und ich weiß das Thema in guten Händen.

Wie machst du Marketing dafür? Die ersten App-Nutzer zu finden ist ja am schwersten.

Primär läuft das Marketing für die Apps über die Website. Dort sind die Links zu Google Play und Apples App Store prominent eingebunden, so dass interessierte Nutzer direkt darauf aufmerksam gemacht wurden.

Bevor die Website responsiv war, wurde bei mobilen Zugriffen zusätzlich per Javascript auf die Apps verwiesen. Das funktioniert ganz gut, da der Nutzer mit einer Intention auf die Seite kommt, die auch gleichermaßen durch die Apps befriedigt werden kann. Einen extremen Schub für die Apps hat auch ein (für uns überraschender) Fernsehbericht auf Pro7 gebracht.

Brutto waren es waren zwar nur wenige Sekunden in einem “taff” Beitrag am Vorabend, netto hat es aber mehr als 14.000 App-Installationen an einem Tag gebracht. Sonst bewegt sich die Zahl meist zwischen 100-150 Installation am Tag. Das hat dann natürlich auch für einen guten Push in den App Stores gesorgt.

Welche Probleme und Herausforderungen musstest du bewältigen?

Technisch war die größte Herausforderung wahrscheinlich der relativ abrupte Wechsel des Kartenanbieters von Map24 zu Google Maps. Map24 hat die bis dahin genutzte Schnittstelle kurzfristig eingestellt, so dass ein schneller Wechsel notwendig war. Als nicht gelernter Entwickler war die zeitnahe Einbindung einer komplett neuen API doch ein Kraftakt. Dank der guten Dokumentation der Google Maps Javascript API war das aber auch innerhalb von 3 Tagen bewerkstelligt.

Kaufmännisch war es sicherlich ab dem Moment eine Herausforderung, als die Segnungen des Kleinunternehmertums nicht mehr griffen. Konkret der Moment, in dem Umsatzsteuervorannmeldungen fällig wurden. Ich habe zwar BWL studiert, aber das ist dann doch sehr trockene Materie, immer verbunden mit dem latenten Gefühl etwas falsch zu machen. Die Gründung der GmbH im letzten Jahr habe ich dann zum Anlass genommen, die komplette Buchhaltung inkl. Steuern auszulagern. Kostet zwar den ein oder anderen Euro, lässt mich dafür aber sehr ruhig schlafen.

Wie verdienst du damit Geld?

Mit Werbung. Taxiunternehmen haben die Möglichkeit sich für bestimmte Städte exklusive Werbeplätze zu sichern und so ohne große Streuverluste Ihre Zielgruppe anzusprechen. Dies ist für die Taxiunternehmen insofern besonders wertvoll, als dass sie nicht nur die richtigen Nutzer erreichen, sondern das auch im genau richtigen Zeitpunkt: Wenn die Entscheidung für oder wider einer Taxifahrt getroffen wird.

Und wenn diese Entscheidung positiv ausfällt, ist die nächste Frage wo das Taxi bestellt wird. Hier die ein Taxiunternehmen der logische nächste Schritt. Dies rechtfertig auch einen etwas höheren TKP.

Für die Orte, für die keine Exklusiv-Partnerschaften vorliegen, wird Google AdSense als Restplatzverwertung geschaltet.

Wie kamst du auf die Idee für urbanmapdesign.com und worum geht es da genau?

Bestandteil jeder Studentenwohnung ist ein an der Wand hängender Stadtplan zu Orientierung, ob das nun ein illustrierter Touristenplan oder ein informativer von den Verkehrsbetrieben ist. Zieht man nun aber in die erste “richtige” Wohnung, findet man sowas nicht mehr. Ich glaube nicht, dass plötzlich niemand mehr die Informationen eines Stadtplans benötigt, sondern vielmehr, dass es einfach keine schönen Stadtpläne gibt, die gerahmt oder als Leinwand nicht unpassend aussehen.

Konkret war ich auf der Suche nach einem informativen, aber doch dekorativen Plan für die Stadt Köln. Während man für London, Paris und New York noch fündig werden konnte, sah das für andere Städte (auch für Köln) düster aus.

Also habe ich mich zwei Wochenenden an Google Maps und Photoshop gesetzt und mir eine große Bilddatei zusammenkopiert und drucken lassen. Das war aufwändig und das Ergebnis sah auch nicht wirklich gut aus. Das musste besser und schneller gehen. Geboren war die Idee zu UrbanMapDesign.com: Frei konfigurierbare Stadtpläne in verschiedenen Stilen für Jedermann.

Wie nutzt du Drittanbieter APIs und worauf muss man dabei achten?

Das Kartenmaterial beziehe ich über einen Dienst aus den USA. Dieser setzt auf OpenStreetMap auf und bietet gegenüber Google Maps den großen Vorteil, dass die Kartenstile komplett individuell gestaltet werden können. Neben dieser Flexibilität sind auch skalierbare Leistungspakete wichtig, so dass in Zukunft auch steigende Nutzerzahlen kein Problem darstellen.

Auf der andere Seite arbeite ich mit eine Druckdienstleister zusammen, dem nach der Bestellung über unser Backend semi-automatisch die notwendigen Daten (Bilddatei, Lieferadresse) übermittelt werden und der die Produkte dann White-Label direkt an den Endkunden verschickt. Hier waren neben dem Preis insbesondere die gleichbleibende Qualität, sowohl von Druck als auch von Verpackung und Lieferung entscheidend. Wenn die Produkte direkt in meinem Namen an den Kunden gehen, ist es mir besonders wichtig, dass Retouren aufgrund mangelnder Produkt- oder Verpackungsqualität minimal sind.

Ist es damit wirklich möglich passive Einnahmen zu erzielen?

100% passiv ist es nicht. Die im Backend zu erledigenden Aufgaben nach einer Bestellung nehmen aber nicht mehr als 5 Minuten in Anspruch. Druck und Lieferung übernimmt ein Dienstleister on demand, so dass hier kein Aufwand anfällt.

Charmant an der individuellen Gestaltung der Stadtpläne ist die Möglichkeit, das gesetzliche 14-tägige Widerrufsrecht auszuschließen, da es sich um individuell angefertigte Produkte handelt. Somit entfällt auch der Großteil des Retourenhandlings. Ich würde sagen, die Einnahmen sind zu 98% passiv.

Wie sieht dein Arbeitstag normalerweise aus? Wie viel Pflegeaufwand machen deine Projekte?

Mein Arbeitstag besteht größtenteils aus meinem Hauptjob als Product Owner Mobile bei Trusted Shops. Der Taxi-Rechner läuft mittlerweile beinah komplett passiv. Alleine für Tarifupdates fallen im Monat etwa 30 Minuten an.

Die Bestellabwicklung bei UrbanMapDesign nimmt pro Bestellung ca. 5 Minuten in Anspruch.

Was planst du für die Zukunft?

Im Moment fokussiere ich mich voll und ganz auf das Wachstum von UrbanMapDesign.com. Ich probiere verschiedene Kanäle aus, um die Seite und damit auch die Marke bekannter zu machen, so dass ein stetiges Wachstum erreicht werden kann.

Da warten wieder spannenden Aufgaben, ob das jetzt online SEO, klassisch Public Relations oder – für mich Neuland – Kunst- und Flohmärkte sind.

Zum Schluss würde ich mich über deine wichtigsten Tipps für Gründer freuen.

Zu Anfang einer Idee gibt es eins im Überfluss, und das sind Zweifler. Es wird sich immer jemand finden, der Deine Idee als unnütz oder unrealistisch abtut.

Prüfe für Dich selber seriös, ob eine Umsetzung machbar und lohnenswert ist und dann los.

Danke für das interessante Interview

Peer Wandiger

12 Gedanken zu „Nebenberuflich Selbständig – Mit guten Ideen zu fast komplett passiven Einnahmen“

  1. Zwei der besten Ideen/Projekte, von denen ich seit langem gehört habe! 🙂

    Toll fande ich auch, dass Simon sich bei seinem ersten Projekt nicht davon abschrecken ließ, dass er nicht programmieren konnte.

    Es wundert mich ein wenig, dass er bei soviel unternehmerischer Kreativität noch Vollzeit-berufstätig ist.

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  2. Hey .. anerkennend muss ich leider feststellen, dass urbanmapdesign.com ein wirklich gut gelunge Seite ist. Die Preise sind für meinen Geschmack zu niedrig für das was da geboten wird, aber da mag ich mal nicht meckern und vielleicht würden mich persönlich andere Druckmedien noch mehr interessieren.

    Was mich dann aber doch interessiert. Wie sind die Seiten aufgebaut. Man bekommt zwar sehr schnell heraus, welches Dienste hier sehr elegant zusammenarbeiten, mich würde aber brennend interessieren, wie die Anwendung als solche entsteht, da es fast so aussieht, als wäre diese selbst gestrickt. Ist es beim Dreamweaver geblieben?

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  3. Das ist eine interessante Entwicklung vom Hobby zum Job/zur Selbstständigkeit. Am besten hat mir das Schlußwort gefallen: “Zu Anfang einer Idee gibt es eins im Überfluss, und das sind Zweifler.” Das ist so typisch, die gibts anscheinend überall 🙂

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  4. Hallo zusammen, vielen Danke für die netten Kommentare.

    @Markus: Weitere Druckemedien sind in Vorbereitung und werden in den nächsten Wochen folgen. Als nächstes wird wahrscheinlich Acrylglas dazukommen. Die Preiskalkulation schaue ich mir dann nochmal genauer an 😉

    Beide Seiten sind systemische Eigenentwicklungen. Von Dreamweaver habe ich mich schon seit einiger Zeit verabschiedet und arbeite aktuell mit Sublime Text 3 (https://www.sublimetext.com/3). Der Editor ist auf das wesentliche reduziert, kann aber mit mächtigen Erweiterungen aufgebohrt werden. Und mit den richtigen Plugins gehen die notwendigen Codes PHP, Javascript und HTML schnell von der Hand. Das macht aber natürlich auch nur dann Sinn, wenn Grundlagen in diesen Sprachen vorhanden sind. Aber gerade weil ich kein gelernter Entwickler bin, hilft mir der selbsterstellte Code, zu vestehen, was im Hintergrund passiert. Wenn es irgendwo ein Problem gibt, ist es so schnell identifizierbar und außerdem macht es mir ehrlich gesagt auch eine Menge Spaß.

    Wenn noch weitere Fragen sind, immer her damit 🙂

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  5. Das sind mal wirklich interessante Projekte und heben sich deutlich von diesen “Geld verdienen mit Microsites” ab

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  6. Die Idee mit dem Taxirechner finde ich sehr gut.
    Ich kenne leider keinen entsprechenden App-Entwickler und da ist das mit dem nebenberuflichen programmieren etwas schwierig, vor allem dann, wenn man verheiratet ist und so nicht einfach längere Zeit nach der Arbeit noch viel Zeit in ein neues Projekt investieren kann.

    Hat jemand ein paar Tipps, wie man möglichst einfach und effektiv programmieren lernen kann.
    Mir geht es vor allem um mögliche Apps für iOS.

    Viele Grüße,
    Kai

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  7. Finde es toll wenn man in dem fast schon übersättigtem Online-Markt immer mal wieder gute Ideen findet und dann auch ordentlich umsetzt. Weiter so!

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  8. Sehr guter Artikel. Im Onlinemarkt gibt es immer mehr, ich bin seit 6 Monaten dabei und bin knapp bei 4 stelligen passiven Einnahmen. Allerdings nicht ein Projekt sondern mehrere.

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  9. Hallo, ein sehr schöner Artikel.

    Besonders gut finde ich die Taxiapp, da man hier schonmal einen Richtwert hat, man kann ja schließlich mit jedem Taxifahrer auch einen Festpreis vereinbaren und evtl. dadurch noch ein bisschen sparen.

    Ich sehe einen super Vorteil für die Taxiunternehmen, da der Streuverlust Ihrer Werbung eigentlich gegen 0 geht, denn die Leute schauen ja nicht zum Spass nach einem Taxi.

    Ein weiteren vorteil den ich sehe ist, dass man in einer fremden Stadt durchaus auch ein bisschen kontrollieren kann, ob der Taxifahrer jetzt mit mir ne “Stadtrundfahrt” macht oder ob er direkt zu meinem Zielort fährt.

    Klasse Ideen auf jedenfall… weiter so.

    Beste Grüße

    Marcus

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  10. Tolles Interview und beeidruckend, dass man solche Seiten tatsächlich nahezu passiv betreiben kann. Grobe Richtwerte zu den Einnahmen hätte ich noch interessant gefunden, verstehe aber wenn man die nicht veröffentlichen möchte.

    Von solchen Interviews gerne mehr, ist mal was anderes als reine Nischenseiten.

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  11. Hallo Simon,

    das ist ja mal total cool. Ich bin ein großer Fan davon, aus Lösungen von Problemen Geld zu machen.

    Total super Ansätze. Weiterhin viel Spaß und Erfolg

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