Spezialisierung als Erfolgsfaktor für Gründer und Selbstständige im Netz

Spezialisierung als Erfolgsfaktor für Gründer und Selbstständige im NetzEine der wichtigsten Entscheidungen als Gründer betrifft die Festlegung, was man für Leistungen anbietet.

Leider tendieren vor allem in der schwierigen Anfangszeit viele dazu, jeden Auftrag anzunehmen, wenn er denn Geld bringt.

Welche Probleme diese Vorgehensweise auf Dauer mit sich bringt und was man stattdessen machen sollte, erfahrt ihr im Folgenden.

Das „Ja, das mache ich auch“ Syndrom

Als ich mich vor fast 10 Jahren selbstständig gemacht habe, war ich natürlich auf der Suche nach Kunden. Ich war als Webdesigner tätig und da war es nicht einfach hier auf dem Land schnell genügend Kunden zu gewinnen.

Der Gedanke “Davon allein kann ich nicht leben, ich muss noch Leistung B, C und D anbieten” kam bei mir damals recht schnell auf und auch heute noch sehe ich dies bei vielen Gründern. Nicht umsonst hört man oft Slogans wie “Alles rund ums Haus”, “Wir erledigen alle anfallenden Tätigkeiten im Büro” oder “Putzen, Bauen, Herzchirurgie”.

Na gut, das letzte Beispiel habe ich so noch nicht gesehen, aber viele sind auf dem Weg dorthin. Und wenn man sieht, wie billige Konkurrenten in vielen Branchen den Markt überschwemmen, so kann man die Probleme erahnen, die das mit sich bringt, auch für einen selbst.

Probleme von “Alles machern”

Auf Dauer ist es keine gute Idee zu viele Leistungen anzubieten, da dies einige Probleme mit sich bringt.

Je breiter das eigene Angebot,

  • um so größer auch die Konkurrenz gegen die man bestehen muss.
  • um so weniger wird man als Experte wahrgenommen, der Qualität liefert.
  • um so mehr läßt man sich auf einen Preiskampf mit den Mitbewerbern ein.
  • um so mehr Overhead an Zeit und Kosten für Verwaltungsaufgaben hat man.
  • um so schlechter kann man effiziente Routinen und Workflows entwickeln.

Durch diese Vorgehensweise macht man sich beliebig und vergleichbar und kann zwar vieles, aber nichts richtig gut. Zumindest in den Augen der potentiellen Kunden, die das dann auch ausnutzen und Dumping-Preise verlangen.

Spezialisierung vs. Kramladen

Nicht, dass wir uns falsch verstehen, man sollte als Unternehmer immer nach neuen Märkten Ausschau halten. Am besten sind natürlich die sogannten blauen Ozeane, also neue Märkte, wo noch gar kein Wettbewerb herrscht. Dort ist die Nachfrage höher, als das Angebot. Aber auch andere Märkte mit bestehendem Wettbewerb können lukrativ sein.

Leider begeben sich die meisten Unternehmen auf Märkte, die bereits mehr als gesättigt sind. Es wird einfach nach der Divise vorgegangen: “Wo viele sind muss ich auch hin, da es sich ja zu lohnen scheint”.

Das ist natürlich der falsche Ansatz und wird mittelfristig nicht zu dem erhofften Erfolg führen. Wer sich dagegen spezialisiert, wird gegen deutlich weniger Konkurrenz zu kämpfen haben, bessere Qualität abliefern und vor allem höhere Preise verlangen können.

Ich selber habe zu Beginn meiner Selbständigkeit ebenfalls mehr gemacht, als ich eigentlich urprünglich wollte. Neben dem eigentlichen Webdesign habe ich zusätzlich Computer-Service angeboten und auch Grafikdesign-Aufträge übernommen. Das hat kurzfristig für mehr Einnahmen gesorgt, aber dennoch habe ich gemerkt, dass es auf Dauer nicht so weitergehen kann.

Zum einen machten mir diese Zusatzleistungen teilweise nicht wirklich Spaß und gegenüber einem Spezialisten konnte ich natürlich nur geringere Preise nehmen. Spätestens als dann mein Webdesign-Business gewachsen ist, habe ich bewusst angefangen auf solche Aufträge zu verzichten. Aber ich weiß, dass es nicht einfach ist Nein zu sagen.

Nein sagen lernen

Ich habe früher selbst die Erfahrung mit billiger Konkurrenz gemacht. Es wird immer Kunden geben, die nur nach dem Preis schauen. Man muss als Unternehmer lernen Nein zu sagen, was aber (und da spreche ich aus eigener Erfahrung) manchmal sehr schwer ist.

Als ich mich 2006 selbständig gemacht habe, lautete meine Antwort bei der Frage “Machen Sie auch XYZ?” meistens ja. Gerade zu Beginn mag das wirklich notwendig sein, da man kaum Aufträge hat und vor allem Referenzen braucht.

Nach und nach hatte ich immer mehr Ideen für Dienstleistungen und Projekte und irgendwann wusste ich nicht mehr, was ich als erstes machen soll. An dem Punkt habe ich mich hingesetzt und mir genau überlegt:

  • Welche deiner Dienstleistungen kannst du am besten?
  • Was bietet ein gutes Kundenpotential und relativ wenig Konkurrenz?
  • Mit welchen Dienstleistungen kannst du deine Kunden langfristig binden und an ihnen regelmäßig verdienen?
  • Was macht dir am meisten Spaß, um damit am Tag bis zu 12 Stunden zu verbringen?

Natürlich habe ich mir noch weitere Fragen gestellt und als Fazit einige wenige Dienstleistungen gebündelt und bin damit aktiv auf Kunden zugegangen. Das funktionierte gut und ich unterstützte das durch verschiedene Instrumente (umfangreiches Angebot, persönlicher Kontakt, spezialisierte Werbemittel, USP …).

Andere Dienstleistung nahm ich damals zwar immer noch an, allerdings verlangte ich relativ hohe Preise dafür, bewarb diese nicht aktiv und tat dies eigentlich nur für bestehende und gute Kunden.

Spezialisierung im Internet

Mit den Jahren habe ich eigene Internet-Projekte umgesetzt, wie diesen Blog hier oder meine Nischenwebsites. Nach und nach sind die Einnahmen insgesamt gestiegen, aber auch der Aufwand. Deshalb kam vor ein paar Jahren der Punkt, an dem ich mich wieder selbst fragen musste, wohin die Reise in Zukunft gehen soll.

Ich habe mich dann dafür entschieden keine Kundenaufträge mehr anzunehmen und mich voll und ganz auf meine eigenen Blogs und Websites zu konzentrieren. Sicher war auch das kein einfacher Schritt, aber um wirklich sehr gute Ergebnisse produzieren zu können, war es notwendig, dass ich mich auf eine Sache konzentriere.

Deshalb bin ich unter anderem ein so großer Fan von fokussierten Websites und Blogs, die sich nur mit einem Thema beschäftigen. Natürlich spricht nichts gegen einen Hobby-Blog, der sich um alle möglichen Themen dreht. Aber wer professionell Bloggen oder eine Website betreiben will, sollte einen inhaltlichen Fokus finden und sich spezialisieren.

Das führt auch im Internet dazu, dass man eher als Experte wahrgenommen wird und sich z.B. die Monetarisierungsmöglichkeiten verbessern.

Fazit

Sowohl als Dienstleistung, als auch mit eigenen Internet-Projekten ist es sehr zu empfehlen sich zu spezialisieren. Man kann effizientere Routinen entwickeln, liefert bessere Ergebnisse ab und kann mehr Geld verdienen.

Habt ihr mit schlechter Zahlungsmoral von Kunden zu kämpfen?

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Peer Wandiger

7 Gedanken zu „Spezialisierung als Erfolgsfaktor für Gründer und Selbstständige im Netz“

  1. Klasse Artikel, ich lese hier immer wieder gerne, auch weil ich meine eigene Situation oft in den Artikeln wieder finde. Bei mir geht es gerade auch um die Fokussierung bzw. Spezialisierung. Es macht schon sehr viel aus wenn man nur mit einer großen Baustelle zu tun hat oder mit mehreren sehr unterschiedlichen. Wenn man das nicht gut organisiert bekommt, kann es sehr schnell schief gehen, daher ist die Spezialisierung auch für mich aktuell ein Thema. Der Vorteil liegt einfach darin, dass man tiefer in die Materie einsteigen kann und die Abläufe viel reibungsloser laufen und man dadurch auch mehr Zeit spart. Dann hat man auch wieder mehr Zeit für die Dinge des Lebens.
    Grüße und ein schönes Wochenende

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  2. Hi, schöner Artikel. Meiner Meinung dazu ist folgende. Mann sollte sich nur dann selbstständig machen, dass gilt für offline wie online, wenn einem das was man macht auch wirklich Spaß macht. Klar Arbeit macht einem nicht immer Spaß, doch wenn man das macht, für das man lebt macht es das Leben oftmals leichter. Auch das scheitern oder das nicht durchziehen ist meiner Meinung nach stark damit verbunden.
    schönen Sonntag noch
    liebe Grüße Hannes Luckert

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  3. Etwas wird oft vergessen und das, obwohl Du es doch selbst durch hast. Der Start mit dem Kramladen hat einen enormen Vorteil. Man kann direkt starten und sein Geschäftsmodell schörfen. Startet man hingegen mit einen extrem scharf definierten Geschäftsmodell kann man sehr leicht daneben liegen. Nicht nur, dass einem die Kunden nicht zufliegen, sondern auch das man sich im Wald aus Annahmen für sich selbst verrant hat.

    Ich persönlich finde es nicht verwerflich, wenn man breit startet und sich dann anhand von Markt und Bauch weiterentwickelt.

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    • Zum Start habe ich auch nichts dagegen. Man kann selber dabei auch herausfinden, was einem am meisten liegt und den Markt testen. Aber relativ schnell sollte man sich meiner Meinung nach spezialisieren.

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  4. Ich konnte mich dank vieler Ihrer Artikel und Beiträge sehr gut auf meine Gründung als Hauswartdienstleister vorbereiten und habe wirklich sehr viele ungeheuer qualitative informationen bekommen, ich möchte mich bei Ihnen gerne bedanken.

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  5. Zuerst möchte ich los werden, dass ich diesen Blog sehr schätze. Auch als Selbständiger sollte man sich in seinem Spezialgebiet immer weiterbilden. In dem Sinne wünsche ich Alles Gute.

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