Als Selfpublisher erfolgreich werden – Worauf es ankommt und praktische Tipps

Ein Buch schreiben, davon träumen sicher viele, aber die wenigsten ziehen es dann wirlich durch. Und als Selfpublisher dann auch noch erfolgreich zu werden, ist ebenfalls nicht so einfach.

Im diesem Artikel spreche ich mit einem Autor über seine Erfahrungen und welche Herausforderungen man bewältigen muss. Zudem gibt es praktische Tipps für das Marketing und das Schreiben.

Hallo Pascal. Bitte stell dich meinen Lesern vor.

Hallo, Peer, mein Name ist Pascal Utke, ich bin 25 Jahre alt, verheiratet und stolzer Papa. Von meinem schreiberischen Fähigkeiten profitiert vor allem meine dreijährige Tochter. Abends lese ich ihr immer meine Kindergeschichten und Bücher vor.

Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Schon als Kind könnte ich gut Blödsinn erzählen. Ob es am Lagerfeuer beim Zeltlager war oder in der Schule. Ich habe schon immer die tollsten Geschichten erfunden und ausgeschmückt. Doch irgendwann reichte es mir nicht mehr diese Geschichten nur zu erzählen und ich musste diese aufschreiben. Und aus diesen unzähligen Geschichten wurde irgendwann mein erstes E-Book. Doch erst durch Amazons Kindle habe ich den Schritt zur Veröffentlichung gewagt.

Eigentlich habe ich eine miserable Schrift und bin Legastheniker. Dennoch liebe ich das Schreiben und dank moderner Technik und meiner Frau kann ich traumhafte Geschichten zaubern. Ich erzähle das, weil ich auch zu meinen Schwächen stehe und Menschen Mut machen möchte, die vielleicht in der Schule, so wie ich, nicht so gut wahren.

Wie hat sich der Buchmarkt durch die eBooks verändert?

Seit es Computer gibt, gibt es auch E-Books. Doch diese haben sich nie wirklich durchgesetzt. Erst durch Kindle, Tolino und Co. wurden die E-Books wirklich erfolgreich. Ich denke Sach- und Fachbücher sind im PDF-Format besser aufgehoben, aber Belletristik und Co. haben durch das epub- und- mobi-Format einen wahren Boom erlebt.

Buch oder eBook? Für was sollte sich ein Selfpublisher heute entscheiden?

Das ist reine Geschmackssache. Es hängt unter anderem sehr stark von den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln ab. Lektorat, Korrektorat und Druck sind teuer. Und was ist, wenn sich das Buch sich nicht verkauft?

Obwohl der Trend wieder zum gedruckten Buch geht, bewege ich mich vorerst im digitalen Bücherregal, um Kosten und Risiken so gering wie möglich zu halten. Außerdem darf man sich beim Schreiben nie auf Trends verlassen. Es dauert einfach zu lange, bis ein Buch fertig ist und der Trend ist dann meist schon verflogen.

Immer mehr Menschen wollen als Selfpublisher Bücher und eBooks verkaufen. Was sind da deiner Erfahrung nach die Möglichkeiten?

Als Einsteiger ohne irgendeine Plattform oder großen Blog im Hintergrund ist Amazons Kindle aus meiner Sicht die einzig richtige Wahl. Amazon bietet mit seinem Kindle Unlimited eine riesen Bühne für Autoren, auf die gerade Einsteiger nicht verzichten können.

Für bekannte Autoren ist auch Tolino-Media eine gute Wahl. Die Tantiemen sind ähnlich und man deckt bis zu 15 Verkaufsplattformen auf einen Schlag ab. Dafür muss man allerdings die Kontrolle etwas abgeben. Änderungen werden nur spärlich von den einzelnen Shops übernommen. Wenn Du eine große Webseite oder einen Blog hast, würde ich Digistore24 oder PayPal empfehlen. Da lässt sich deutlich mehr Umsatz machen, wenn genügend Besucher da sind.

Worauf kommt es vor allem an, wenn man als Autor erfolgreich werden will?

Erfolg ist eine Frage der Einstellung. Der eine fühlst sich erfolgreich, wenn das Buch bis zum Ende geschrieben wurde bzw. fertig ist. Und andere messen Erfolg am Umsatz. Das Schreiben ist eine Kunst und so sollten angehende Autoren es auch betrachten. Wenn Du Dich erfolgreich fühlst, dann bist Du erfolgreich.

Klar müssen wir alle von etwas leben und Geld spielt in unserer Gesellschaft eine große Rolle. Dennoch ist es für mich das Schreiben an sich. Ich fühle mich erfolgreich, wenn ich eine tolle Geschichte geschrieben habe und jemand sie liest, auch wenn negative Kritik dabei rumkommt. Denn nur durch Kritiken und viel üben kann man besser werden.

Wie wichtig ist es eine eigene Nische zu finden? Und wie findet man die?

Das kommt darauf an, in welchem Genre man sich bewegt. Bei Sach- und Fachbüchern ist die Nische sehr wichtig. Sie sollte gut ausgearbeitet und recherchiert sein. Nur eine gute und strukturierte Planung kann zum gewünschten Leser führen. Um die geeignete Nische zu finden, benutze ich das Google Keyword Tool oder Ubersuggest, doch die dort gelieferten Daten müssen dann noch per Hand mit den einzelnen Shops und Toplisten abgeglichen werden. Zum Schluss ist es bei mir eine Mischung aus Bauchgefühl und Daten. Man sollte auf jeden Fall darauf achten, damit man eine Nische findet, die einem Spaß macht. Es gibt nichts Schlimmeres, als über ein uninteressantes Thema zu schreiben und die Ergebnisse sind meistens auch miserabel.

Bei einer Geschichte egal welcher Art sieht das anders aus. Wie oben schon erwähnt, sollte man nicht mit Trends gehen. Schreib einfach, worauf Du Lust hast und verschwende nicht zu viel Zeit mit der Nischenfindung. Eine Geschichte zu schreiben ist gleichzusetzen mit einem Gemälde. Der eine liebt es, der andere hasst es. Versuch einfach Deinen Schreibstil immer weiter zu verbessern und schreib, was Dir Spaß macht.

Welche Fehler machen unerfahrene Selfpublisher immer wieder?

Ich höre oft von angehenden Autoren, dass sie auf Seite einhundert schon nicht weiter wissen. Der häufigste Grund ist, dass die Figuren die Handlung nicht tragen können und der Autor sie nicht gut genug kennt.

Gerade junge Autoren neigen dazu geschwollen und intelligent schreiben zu wollen. Das ist durchaus okay, wenn man gerade seine Doktorarbeit schreibt. Bei einem normalen Buch oder E-Book verjagt man damit allerdings seine Leser.

Auch mit Füllwörtern sollte man sparsam umgehen. Es gibt keinen Preis für viele Wörter. Hier heißt es, weniger ist mehr.

Wie sorgt man dafür, dass viele Menschen das eigene Werk dann kaufen?

Das Zauberwort heißt Marketing. Das Schöne beim Marketing ist, dass alles erlaubt ist und gerade die unkonventionellen Methoden am meisten bewirken. Die Welt ist voller Werbung und man muss sich Gedanken, wie man auf sich und sein Buch aufmerksam machen kann.

Ähnlich wie beim Bloggen macht der Autor nicht nur für sein Buch, sondern auch für sich selbst Werbung. In meinem neuen E-Book: “Erfolgreich Schreiben – Erfolg ist kein Hexenwerk”, bin ich sehr ausführlich auf das Thema Marketing für Autoren eingegangen. Dort werden zahlreiche Tipps, Tricks und Schreibübungen erklärt und aufgezeigt. Wichtig ist das “um die Ecke denken”. Die Leser wollen was anderes, wobei anders nicht immer neu sein muss.

Muss ein Autor heute auch selber Marketing betreiben bzw. sich selbst zur Marke machen?

Er muss nicht, aber er sollte. Verlangsautoren stehen nicht vor diesem Problem. Der Verlag übernimmt das Marketing und der Autor hat nur bedingt damit zu tun.

Bei Selfpublishern sieht das anders aus. Für sie übernimmt keiner die Werbung und es bleibt alles an einem selbst hängen. Dafür lassen sich deutlich höhere Tantiemen fahren und man hat selbst die Entscheidungsgewalt. Und darum geht es ja schließlich beim Selfpublishing – um die Freiheit.

Kann man als Selfpublisher wirklich erfolgreich werden?

Ja es gibt einige Selfpuplisher, die deutlich erfolgreicher sind als ihre Kollegen bei einem Verlag. Ein Verlag ist keine Verkaufsgarantie. Wobei auch hier der Erfolg eine Definitionsfrage ist.

Zum Schluss würde ich mich über deine wichtigsten Tipps für angehende Buch- bzw. eBook-Autoren freuen.

Eigentlich gibt es nur einen Schlüssel zum Erfolg. Du musst Dich erfolgreich fühlen, und wenn Du hinfällst einfach wieder aufstehen und weiter machen.

Die größte Herausforderung ist das Anfangen. Ich scheue mich auch manchmal mit einem neuen Buch oder E-Book anzufangen. Das muss aber nicht sein. Einfach nicht so viel nachdenken. Wer Angst vor dem weißen Blatt hat, sollt mit dem ersten Buch einfach ohne Planung anfangen. Such Dir ein Thema aus, mit dem Du Dich sehr gut auskennst, und schreib einfach drauf los. Auch wenn das Buch hinterher sehr viel Überarbeitung braucht, bist Du produktiv. Das ist eine schöne Übung. Ich mache das regelmäßig. Einfach ohne Plan irgendwas schreiben. Manchmal entwickelt sich daraus eine tolle Geschichte.

Auf meinem Blog melanda.de Stelle ich euch regelmäßig neue Artikel zum Schreiben und Selfpublishing vor. Ein Blick lohnt sich.

Danke für das Interview

Peer Wandiger

3 Gedanken zu „Als Selfpublisher erfolgreich werden – Worauf es ankommt und praktische Tipps“

  1. Klasse Interview! Ich habe mich beim Lesen die ganze Zeit gefragt ob er wirklich erst 25 ist oder schon deutlich älter. Weil er einfach schon sehr weit ist, auch von seinem Mindset. Sehr viele tolle Tipps, danke!

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  2. Pascal hat genau den richtigen Ansatz gefunden und stellt mit seinem Slogan “Fang einfach an!” die aus meiner Sicht richtige Herangehensweise vor.

    Aus eigenem Erfahren kann auch ich für den noch unerfahrenen Autor, der sein finanzielles Risiko im Griff behalten möchte, den Amazons Kindle Direct Publishing (KDP) sehr empfehlen.

    Ist das Manuskript erst einmal fertiggestellt, dann dauert das Veröffentlichen nur wenige Minuten und dein erstes Buch erscheint innerhalb von 48 Stunden im Kindle-Shop.
    Du kannst deinen Verkaufspreis selber festlegen.
    (Mein Rat: Achte dabei auf die unterschiedlichen Tantiemen, die u.a. vom Verkaufspreis abhängig sind.)
    Hier seien nur zur Verdeutlichung die Stichworte Mindest- oder Höchstlistenpreis benannt.

    Und ganz, ganz, lass es mich noch weiter steigern, BESONDERS WICHTIG:
    Achte unbedingt auf Rechtschreibung und Grammatik. Tippfehler zählen zu den häufigsten Qualitätsproblemen, die bei Amazon im Bereich KDP vorzufinden sind. Und immer wieder sehe ich Erstlingswerke, die genau diesen Punkt überhaupt nicht erfüllen und zum “Weglegen des Buches” auffordern.

    Und ein Ansporn für den Einen oder Anderen, der jetzt gerade grübelt und Interesse findet:
    Ich habe zwei KDP-Autoren im Bekanntenkreis, die nach ihren ersten beiden Veröffentlichungen von einem bekannten deutschen Buchverlag angefragt wurden.
    Heute veröffentlichen sie ihre Werke mithilfe des Verlages.
    (Was aber damit nicht gleichbedeutend ist, dass sie jetzt mehr Tantiemen erhalten würden – aber beide zehren an einem wunderbaren Marketing des Buchverlags, der aber auch Forderungen an dich als Autor deutlich ausspricht.)

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  3. Lieber Peer, lieber Pascal,

    vielen Dank für dieses interessante Interview! Wie mein Vorredner schon gesagt hat, ist es unglaublich wichtig, einfach loszulegen. Viele Leute haben Ideen, doch scheuen sich davor, sie in die Tat umzusetzen.

    Auf deinem Blog hast du ja schon viele nützliche Hilfestellungen für Anfänger des Online Marketings, beziehungsweise generell zur Vermarktung von Fähigkeiten geliefert. Du bist in dieser Hinsicht definitiv eine große Hilfe!

    Wobei man einfach sagen muss, dass der Erfolg beim Selfpublishing auch immer ein kleines bisschen vom Glück abhängig ist. Doch, je länger man es probiert, je stärker man sich anstrengt, desto kleiner wird das benötigte Glück.

    Mal wieder ein sehr interessantes Interview! Vielen Dank dafür.

    Liebe Grüße und ein schönes Wochenende,
    Robert Z.

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