4 + 4 Alternativen zu SEO-Traffic

Fünf Wochen nach dem Start ist das aktuelle Google Core Update immer noch in vollem Gange, aber hat schon viel verbrannte Erde hinterlassen. Und selbst die Update-Gewinner müssen sich immer weniger Traffic teilen. Ein aktueller Blick auf alternative Traffic-Quellen.

Waren Google-Updates in der Vergangenheit meist nach rund zwei Wochen abgeschlossen, wird das am 05. März annoncierte March 2024 Update im Google Search Status Dashboard nach mehr als einem Monat immer noch als aktiv angezeigt. Lediglich das zeitgleich gestartete Spam Update, bei dem Google ungewohnt hart unter anderem gegen AI-Content durchgriff und selbst Websites mit Millionen-Reichweite komplett deindexierte, ist inzwischen abgeschlossen.

Vor allem Betreiber von Informationsseiten kleiner und mittlerer Größe, die schon bei den Core Updates im vergangenen Spätsommer und Herbst häufig unter die Räder kamen, verloren durch die Bank weitere Reichweite. Gleichzeitig verteilt Google immer weniger Traffic, weil der Besucher die Antwort bei Google selbst ausgespielt bekommt oder zu Anzeigekunden weitergeleitet wird.

Entsprechend fieberhaft suchen Publisher, die sich jahrelang ganz oder weit überwiegend auf Google-Traffic verließen, nach alternativen Traffic-Kanälen. Der Anspruch ist, den Traffic-Verlust bei Google zu kompensieren und damit auch die Abhängigkeit von einem einzelnen Geschäftspartner hinter sich zu lassen.

In Foren, Facebook-Gruppen und in der Publisher-Community bei Twitter sind dazu die folgenden Kanäle besonders hoch im Kurs. Auf internationalen Projekt-Marktplätzen wie Empire Flippers finden sich für alle Kategorien Beispiele im sechsstelligen bis siebenstelligen US-Dollar-Bereich, die einen Großteil ihres Traffics über diese Kanäle generieren. Schon heute.

Facebook-Seiten

Facebook-Seiten

Der Facebook-Algorithmus hat ganzen Medien-Imperien zu einem rasanten Aufstieg verholfen – und diese im Jahr 2018 mit einer Verminderug der Gewichtung geschäftlicher gegenüber privater Inhalte praktisch über Nacht wieder ausradiert. Im Verbund mit der Wahrnehmung, Facebook befinde sich seit Jahren auf einem absteigenden Ast, fristete Facebook lange Zeit ein stiefmütterliches Dasein als Traffic-Quelle.

Dabei ist Facebook nach jeder Metrik immer noch das meistgenutzte soziale Netzwerk, 2,1 Milliarden Menschen weltweit besuchen die Seite täglich (Daily Active Users). In Deutschland sind es vor allem Menschen mittleren und höheren Alters. Wer eine entsprechende Zielgruppe hat oder sich diese erschließt und klickstarke Inhalte aufbereitet, kann über Facebook immer noch zehntausende Besucher pro Tag für seine Seiten gewinnen. Organisch wie bezahlt.

Dabei macht es zumeist die Masse, sowohl im Bezug auf die Abonnenten als auch beim Output. Food-Seiten wie Spaceships and Laser Beams (1,6 Millionen Abonnenten) und Dinners, Dishes and Desserts (1,7 Millionen Abonnenten) posten um die 20 Beiträge am Tag. Geld verdient wird vor allem mit Display-Anzeigen in den Rezepten.

Werbeklicks für diese Art von informativ-unterhaltsamen Inhalten sind auf Facebook nach wie vor extrem günstig, gerade im Vergleich zu Google. Mit einiger Optimierung sind Klickpreise von 1-3 US-Cent keine Seltenheit. Gleichzeitig ist gerade der Food-Sektor ein sehr attraktives Werbeumfeld. Entsprechend lukrativ kann Ad Arbitrage sein.

Pinterest

Noch mehr als Facebook ist Pinterest ein nach außen gerichtetes Netzwerk, entsprechend viel Traffic ist dort zu holen. Und noch mehr als bei Facebook ist bei Pinterest die Zielgruppe zu beachten. Die wichtigste Zahl: 80 Prozent der 15 Millionen deutschen Pinterest-Nutzer sind weiblich.

Wir haben gerade erst erst einen ausführlichen Artikel zum Geld verdienen bei Pinterest publiziert, darum bleibt es an dieser Stelle bei einem Hinweis auf das enorme und vielfach unterschätzte Traffic-Potenzial des “Inspo-Netzwerks”. Auch hier funktioniert Food-Content herausragend, genannt sei das Blog Pinch of Yum mit mehr als einer Million Followern und über 10 Millionen monatlichen Pinterest-Aufrufen.

Aber auch wenn du nicht selbst hinter einer realen Kamera stehst, kannst du bei Pinterest gewinnen. Weil der dortige Algorithmus vor allem einzigartige Inhalte liebt, können hier neben “klassischen” Bildbearbeitungsprogrammen wie Canva vor allem AI-Tools einiges Potenzial entfalten.

Newsletter

Auf der einen Seite heißt es “altbacken und überholt”, auf der anderen Seite “the money is in the list”. E-Mail-Marketing polarisiert. Dabei wird mit E-Mails auch heute noch gutes Geld verdient, sei es als “Begleitprodukt” in der Kommunikation oder als CRM-Teil oder als Kern eines Newsletter-Businesses. Siehe auch unsere aktuelle Übersicht Newsletter Software: Die besten Tools in 4 Kategorien.

Deine E-Mail-Liste “gehört” dir und kann beliebig von dir adressiert werden (bis zur Abmeldung und wenn sich kein übereifriger Spam-Filter in den Weg stellt). Sie scheint damit der ideale Ausweg vor undurchsichtigen Algorithmen der Plattform-Riesen.

Das Problem: Auch die E-Mail-Adressen müssen irgendwo her kommen. Integrationen auf der eigenen Website mit und ohne Lead Magnets können den Google-Traffic “aufwerten”, sind aber ebenso abhängig davon. Wenn es dir aber gelingt, kostendeckend Newsletter-Abonnenten über Paid Traffic zu generieren (die etwa lange genug angemeldet bleiben, um über Display-Ads auf den besuchten Seiten monetarisiert zu werden), kannst du das Business enorm skalieren.

Wiederkehrende Besucher & Word of Mouth

Der vielleicht ultimative Hack gegen eine Plattform-Abhängigkeit: Guter Content, der zum wiederholten Aufruf einer Website einlädt. Schaffst du es ins “relevant set” einer ausreichend großen und wachsenden Zahl von Menschen, bist du sozusagen unbesiegbar.

Das gelingt mit so unterschiedlichen Ansätzen wie My Dealz (83%! Direct Traffic laut Similar Web), Wordle, Nachrichtenseiten wie express.de (immerhin 61% Direct Traffic) und Diskussionsplattformen wie Uhrforum (67 Prozent Direct Traffic).

Die Kunst aus Publisher-Sicht ist natürlich, möglichst viele wiederkehrende Besucher mit möglichst wenig wiederkehrendem Aufwand zu gewinnen. Bei den genannten Beispielen eignen sich ein Forum oder ein Online-Spiel besser als eine Nachrichtenseite und ein Schnäppchenblog. Wobei das naturgemäß nur eine Variable einer komplexen Gleichung ist.

Was sonst noch funktioniert – und was nicht

Die Optionen zum Geld verdienen sind so vielfältig wie die das Internet. Aber als konkrete Alternative zu organischem Google-Traffic eignen sich aber einige Plattformen besser als andere. So ist bei Instagram, Youtube und vor allem bei Tiktok die “stickiness” innerhalb der Plattform besonders hoch und die Zahl ausgehender Klicks umgekehrt sehr gering.

Mit Links in der Bio oder in Video-Beschreibungen oder mit Swipe-Ups ist längst nicht so zahlreicher und konstanter Traffic zu bekommen wie mit einem gepinnten Bild, dessen wesentliche Funktion das Anteasern von Website-Content ist. Für andere Wertschöpfungsketten – Influencer Marketing, der direkte Verkauf eigener Produkte, … – sind diese Kanäle aber natürlich hochattraktiv.

Besonders reizvoll ist der Gedanke, den Search-Traffic einer Suchmaschine durch den Search-Traffic einer anderen Suchmaschine – namentlich Bing – zu ersetzen. Und tatsächlich geben viele Publisher an, schon “privat” ihr Suchverhalten entsprechend geändert zu haben und mittelfristig einen Führungswechsel zu erwarten.

Allein, die Statistiken unterstützen diese These nicht. Nach einer kleinen Traffic-Spitze im Zuge der Integration der Microsoft-Beteiligung Open AI krebst Bing beim Marktanteil immer noch knapp unter der 10-Prozent-Marke herum, während sich Google oberhalb der 80 Prozent hält. Da wird selbst mit der perfekten Bing-Optimierung der verlorene Google-Traffic nicht adäquat zu ersetzen sein.

Johannes Haupt

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