App-Entwicklung und Vermarktung – Interview

App-Entwicklung und Vermarktung - InterviewIm heutigen Interview mit Appmotion-Geschäftsführer Martin Spitzenberg aus Hamburg geht es um den Markt für mobile Apps.

Wie sieht die Situation aktuell aus und wie macht man eine App am besten erfolgreich.

Martin gibt interessante Einblicke und viele Tipps.

Viel Spaß.

1. Hallo Martin. Bitte stell dich und deine Agentur Appmotion meinen Lesern vor.

Aber gerne doch. Mein Name ist Martin Spitzenberg, ich bin Gründer und Inhaber der Hamburger Mobile Marketing Agentur Appmotion.

Seit 2009 konzipieren, entwickeln und vermarkten wir mobile Applikation und Websites für Smartphones und Tablets.

2. Ihr entwickelt nicht nur iPhone Apps. Für welche Plattformen entwickelt ihr und wo liegt der Schwerpunkt?

Das stimmt. Wir denken, dass es im schnelllebigen Markt “Mobile” falsch wäre, auf nur eine Plattform zu setzen.

Neben iOS konzentrieren wir uns hauptsächlich auf Android und Windows Phone 7. Um unseren Kunden eine höchstmögliche Reichweite für ihre Mobile-Strategie bieten zu können, ergänzen wir den Bereich Native Applikationen um plattformunabhängigere Lösungen wie Web-Apps und mobile Websites.

3. Wie siehst du die Entwicklung des App-Marktes und wie seht ihr die Entwicklung der Tablets?

Der Markt rund um Apps hat sich in der letzten Zeit sehr rasant entwickelt. In Relation zu den am Markt vorhandenen Geräten kann man hier durchaus von einem Hype sprechen.

Grundsätzlich wird es interessant zu beobachten sein, wie sich der Markt weiter verhält und ob sich, wie z.B. bei Websites der Fall, die App zu einer festen Institution entwickeln wird.

Was den Bereich Tablets angeht, darf man nicht vergessen, dass es sich immer noch um eine sehr spezielle Zielgruppe handelt die ein iPad oder Galaxy Tab besitzt. Der Nutzen dieser Post-PC Geräte ist einem Großteil der Bevölkerung nicht direkt ersichtlich.

Dies ist auch einer der Gründe, warum das Tablett im Maßenmarkt in naher Zukunft kein Ersatz für das klassische Buch oder die Zeitschrift sein wird. Aktuell sind Tablets für den Endnutzer nicht mehr als nice to have.

Für den Einsatz in der Arbeits- und Geschäftswelt sind schon jetzt spanenden Prozesse zu beobachten. So werden Tablets vermehrt zur Präsentation und Organisation genutzt. Aber auch der medizinische Bereich nutzt die neuen Möglichkeiten von iPad und Co zusehends.

4. Wer sind eure Kunden und lohnt es sich auch für kleinere Firmen eine Firma für die App-Erstellung zu beauftragen?

Das Feld unserer Kunden ist bunt gemischt. Von größeren Wirtschaftsunternehmen über Radiosender bis hin zu kleinen Start-Ups ist alles vertreten.

In letzter Zeit arbeiten wir auch verstärkt mit Werbeagenturen zusammen, die über keine eigenen Mobile Units verfügen. Hier stehen wir sowohl in der Beratung als auch in der Umsetzung zur als Partner zur Seite.

Ob sich die Beauftragung einer Agentur zur App-Erstellung für kleine Firmen lohnt kann man pauschal nicht sagen. Es spielen viele Faktoren eine Rolle, wie z.B. Zeitplan und vorhandenen Budges.

Allgemein ist es aber immer ratsam, sich in einem ersten Gespräch über Chancen und Möglichkeiten zu unterhalten. Es muss nicht immer eine native App sein um erfolgreiches Mobile Marketing betreiben zu können

5. Die Erstellung einer App ist die eine Sache, diese App erfolgreich zu machen eine andere. Welche Möglichkeiten gibt es um Apps zu vermarkten?

Das Web 2.0 bietet inzwischen viele Möglichkeiten, die man selbst und ohne externe Hilfe vornehmen kann.

Wie bei jedem klassischen Produkt ist es ratsam, für eine angemessene Außendarstellung zur sorgen. Grundsätzlich sollte die Applikation über eine kleine Microsite mit Screenshots, Texten und einem Einführungsvideo verfügen.

Weitere wichtige Multiplikatoren sind Blogs und Magazine. Neben einem interessanten Pressetext sollte man den Redakteuren auch Bildmaterial und Promocodes zum Testen zukommen lassen.

Ganz wichtig: Den direkten Link zur Applikation in den jeweiligen Appstore nicht vergessen

Je nach vorhandenem Marketing-Budget kann natürlich auch Werbung in themenrelevanten Online-Protalen, anderen Apps oder über die klassischen Medien wie Print und TV / Radio geschaltet werden. Auch Profile in Social Networks wie z.B. Facebook können helfen, die Applikation bekannter zu machen.

6. Welche Möglichkeiten gibt es, die App im App-Store von Apple so zu platzieren, dass sie wahrgenommen wird. Bei so vielen Aps geht man ja leicht unter.

Auf die eigentliche Platzierung im Appstore hat man selbst leider nur sehr geringen Einfluss.

Meist entscheiden die Anbieter der Stores welche Apps gefeatured, also prominent beworben, werden. Um selbst gefeatured zu werden, muss die Applikation neben einer hohen Downloadzahl und Qualität auch entsprechen positive Bewertungen mit sich bringen. Doch selbst das ist kein Garant für eine Top Ten Platzierung.

In letzter Zeit finden vermehrt Aktionen wie “Apps for Sale” statt, bei denen die Entwickler Ihre mobile Software für einen kurzen Zeitraum reduziert oder sogar kostenlos anbieten. Solche Aktionen eignen sich hervorragend für den Start einer neuen Applikation.


7. Was kann man als Firma selber tun, um seine Apps noch bekannter zu machen?

Hier gibt es eine ganz einfache Antwort: Dem Nutzer einen Mehrwert bieten. Wenn man diesen Punkt bereits in der Konzeption beherzigt, ist die Chance auf Erfolg sehr viel höher.

Applikationen wie Amazon.de, ImmobilienScout24 oder Blitzer.de sind nicht umsonst so erfolgreich. Sie lösen ein individuelles Problem des Benutzers oder unterstützen ihn grundlegend bei der Lösung. Es muss nicht immer so etwas ausgefallendes oder kompliziertes sein, oft reicht es, sich den potenziellen Konsumenten einfach mal genauer anzusehen.


8. Wenn man Geld mit einer App verdienen will steht man vor der Wahl. Sollte man seine Apps lieber kostenlos vertreiben und Werbung darin schalten oder Geld für eine App verlangen? Was sind da eure Erfahrungen?

Das ist sehr unterschiedlich. Hin und wieder hört man Erfolgsstorys, in denen Entwickler durch Werbung ala “iAd” fünf- bis sechstellige Beträge verdienen sollen. Meist handelt es sich dabei jedoch um die ganz großen Ausnahmen.

Statt Apps mit Werbung zu befüllen die den Nutzer ggf. stört, sollte man sich eher mit dem Gedanken des Freemium-Modells auseinandersetzen. Bei diesem System stellt man eine kostenlose Basisversion seiner Applikation zur Verfügung und bietet dem Nutzer die Möglichkeit, weitere Features per InApp-Kauf nachzurüsten. Besonders Spieleentwickler haben diese Variante in letzter Zeit für sich entdeckt.

Sollte man sich für den klassischen Verkauf entscheiden, ist eine genaue Analyse der Konkurrenzprodukte wichtig. Der durchschnittliche Preis für iPhone Apps im Apple Appstore liegt aktuell bei 1,10 EUR, für iPad Apps bei 2,95 EUR. Entwickler sollten sich deshalb früh mit dem geeigneten Verkaufsmodell auseinandersetzen.


9. Wie bindet man ein App idealerweise in die gesamten Marketing-Aktivitäten einer Firma ein und wie unterstützt ihr dabei die Firmen?

Wichtig ist es, Applikationen als einen interaktiven Kanal zu begreifen. Das Unternehmen hat die Möglichkeit mit dem Nutzer zu interagieren, ihn zu Aktionen aufzufordern und ihn selbst als Multiplikator einzubinden. Dies ist besonders wichtig, um eine bestmögliche integration in den Marketing-Mix sicherzustellen. Natürlich sind die Grundzüge und Guidelines des klassischen Marketings auch im Bereich Mobile zu beherzigen.

Für ein optimales Ergebnis, unterstützen wir Firmen sowohl bei aus der Auswahl einer geeigneten Mobile Strategie, als auch bei der Umsetzung und Analyse.


10. Deine wichtigsten Tipps für erfolgreiche Apps?

  1. Einen Mehrwert bieten und Probleme der Nutzer lösen
  2. Einzigartige Applikationen entwickeln und nicht bestehendes kopieren
  3. Exakt definieren welche Ziele man mit der App verfolgt. Aufmerksamkeit? Image? Abverkauf?
  4. Seine Zielgruppe kennen und für diese entwickeln. Welche Plattform nutzt sie?
  5. Sich frühzeitig mit begleitenden PR- und Marketingaktivitäten befassen
  6. Mit einer Plattform starten und erst später weitere ergänzen
  7. Kontinuierlich Updates und neue Inhalte liefern
  8. Eine klare und intuitive Navigation bieten. Stichwort Usability
  9. Das Feedback der Nutzer ernst nehmen und darauf eingehen

Wenn man diese Punkte beherzigt, sollte eigentlich nichts mehr schief gehen.


Danke Martin

für deine Einblicke und Tipps zur Entwicklung und Vermarktung von mobilen Apps.

Das Thema “mobile Endgeräte” ist auf jeden Fall sehr spannend und es wird interessant sein zu sehen, wie sich das in den kommenden Monaten und Jahren weiterentwickelt.

Dass derzeit Tablets noch nicht das große Thema für App-Entwickler sind, finde ich zwar schade, aber das könnte ich auch bald ändern.

Aus meinem Familienkreis hat nun auch jemand zugeschlagen und sich das iPad 1 zum günstigen Abverkaufs-Preis gekauft. Das zeigt mir, dass Tablets auch bei “Nicht-Technik-Freaks”, sondern auch bei “normalen” Menschen immer interessanter werden.

Es bleibt auf jeden Fall spannend.

Peer Wandiger

2 Gedanken zu „App-Entwicklung und Vermarktung – Interview“

  1. Was mich ja immer mal interessiert ist der 1. Tipp: Mehrwert bieten. Das hört sich immer so einfach an (liegt natürlich auch auf der Hand) aber wieviel Spielraum gibt es noch? Also ich hatte mittlerweile schon soviele gute Ideen für eine App Entwicklung, habe auch schon bei einigen Entwicklern gefragt, aber irgendwie war zumindest schon eine ähnliche App auf derm Markt und dann hat sich das erledigt. Da muss man wirklich gut recherchieren und das ist fast das schwerste. Was nützt der Mehrwert wenn die App nur ein Copycat ist?

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