Einfach Spenden – Interview mit elefunds über kreative Ideen, Umsetzung und Vermarktung

Im heutigen Interview geht es um ein Thema, das gerade zur Weihnachtszeit immer recht populär ist. Die Rede ist von Spenden.

Da gibt es viele Möglichkeiten und meist ist es mit Aufwand verbunden. Eine kreative Lösung für Spontanspenden hat ein interessantes Startup entwickelt.

Mit dem elefunds-Geschäftsführer Tim Wellmanns habe ich im folgenden Interview über Idee, Umsetzung, Vermarktung und mehr gesprochen. Das Interview ist sowohl für kreative Köpfe, als auch für Shop-Betreiber sehr interessant.

Viel Spaß damit.

Guten Tag Herr Wellmanns. Bitte stellen Sie sich meinen Lesern vor.

Ich werde gerne als Ideengeber für elefunds genannt und bin geschäftsführender Gesellschafter der elefunds GmbH.

Seit über zehn Jahren bin ich im Fundraising tätig und fühle mich hier sehr wohl.

Welche Leistungen bieten Sie auf elefunds.de an?

Zur Zeit ist elefunds.de für den Nutzer primär eine Informationsseite. Shopbesitzer laden wir ein, sich mit uns in Kontakt zu setzen um die Aufrundungsspende auch in ihren eigenen Shops schnell und unkompliziert zu installieren.

Wir haben spannende Ideen in der Pipeline, die User motivieren werden unsere Webseite zu besuchen und dort weitere attraktive Produkte zu nutzen. Vorerst möchten wir mit unserer Webseite für Transparenz sorgen und allen Interessierten den Service von elefunds erklären.

Wie sind Sie auf die Idee für diesen Service gekommen?

Seit Jahren beobachte ich die Bedürfnisse von Spendern und häufig bekomme ich Gründe genannt nicht zu spenden. Man mag sich nicht verpflichten, gerne gibt man spontan was, aber nicht regelmäßig und auch mag man sich die Organisationen selber aussuchen und nicht immer nur an dieselbe spenden.

Dazu gibt es online viele Möglichkeiten zu spenden, jedoch muss man meist erst einen Klickmarathon hinter sich bringen, Anmeldungen auf Drittseiten vornehmen und seine persönlichen Daten angeben.

All das umgehen wir, indem wir dem Kunden erst am Ende des Bezahlprozesses mit einem simplen Klick die Möglichkeit zu spenden anbieten. Wir alle sind gerne bereit hier und da eine Impulsspende zu geben und wir versuchen den Spender dort abzuholen, wo auch die Bereitschaft da ist.

Wo lagen die größten Herausforderungen während der Umsetzung dieses Services?

Sicherlich gab es da ein paar Dinge, die nicht vorherzusehen waren. Das macht es ja spannend.

Eine der großen Herausforderungen liegt sicherlich in der technischen Umsetzung und der besonderen Anpassung. Zum einen indem ein Softwareprodukt gebaut wird, das massenkompatibel ist und zum anderen filigran und einmalig.

Was ich damit sagen möchte ist, dass je komplexer ein System ist, desto simpler muss die Lösung sein. Es klingt ganz leicht zu bezahlende Warenkörbe aufzurunden und zu spenden, dahinter steckt aber sehr viel Kreativität und Expertenwissen – das wir zu einem großen Teil ohne unser Netzwerk an Spezialisten nicht hätten stemmen können.

Welche Vorteile bietet Ihr Service bei der Spendensammlung?

Hier sind sicherlich mehrere Parteien zu unterscheiden. Der Spender hat im Checkoutprozess seinen Geldbeutel schon gezückt, wenn er auf die Aufrundungsoption trifft. Daher ist die Impulsspende für ihn einfacher handhabbar, als sich eines Tages zu überlegen “Heute möchte ich gerne mal spenden”.

In Gesprächen mit Nutzern erfahren wir immer wieder, dass ein doppelter Belohnungseffekt eintritt. Kaufe ich mir eine Handtasche für 140 Euro fällt es mir leicht mich selbst zu belohnen, wenn ich parallel noch 5 Euro spenden kann.

Auch hören wir immer wieder, dass Kunden lieber bei gleichem Preis und der elefunds Aufrundungsmöglichkeit shoppen, wenn sie auch gleichzeitig ein paar Euros an eine coole Charity geben können.

Zum anderen spricht unser Service eine ganz neue Zielgruppe an, die bisher von den Charities eben nicht erreicht werden konnte.

Sie bieten ein weiteres besonderes Feature für Online-Shops an? Wie genau funktioniert das?

Wahrscheinlich sprechen Sie die Social Media Integration an. Auf der Successseite, die meist sehr ungenutzt daherkommt, pflegen wir eine Sharefunktion ein. Der Spender kann nun seine “gute Tat” auf sozialen Plattformen, wie Facebook und Twitter teilen.

Wir senden immer einen Link mit, der zurück in den Shop oder die Shop-Community leitet. Somit empfehle ich, als Nutzer, den Shop und die Charity-Partner meinen Freunden.

Auch hier sehen wir, dass es scheinbar leichter fällt seinen Freunden von der Unterstützung gemeinnütziger Charities zu berichten, als dass man sich neue T-Shirts gekauft hat. Wir verzichten bewusst darauf, den Spendenbetrag und das Produkt anzugeben, um den Fokus nicht auf den Betrag, sondern auf die Grundsätzlichkeit des Spendens zu legen und die Gebermentalität zu stärken.


Wie sind sie auf die Domain elefunds.de gekommen und was waren die wichtigsten Auswahlkriterien?

Natürlich war sie zu allererst frei! 🙂

Wir wussten, dass wir ein starkes CI als Wiedererkennungsmerkmal in die Welt tragen wollten. International sollte es sein. Und wir wollten den Begriff “Fundraising” nutzen. Die Anlehnung an den Elefanten (das Sprichwort “Aus der Mücke einen Elefanten machen”) und das “electronic fundraising” schien für uns unschlagbar.

Das hat sich auch so bewahrheitet. Der Origamielefant steht metaphorisch für ein ganzheitliches System, das nur durch viele Kniffe und unzählige kleine Beiträge ganzheitlichen Charakter bekommt.

Wir sind immer noch sehr glücklich mit dieser Wahl.


Wie sieht ihr Geschäftsmodell aus?

Das komplette Jahr 2012 bieten wir für alle Parteien den Service kostenlos an. Im kommenden Jahr werden wir unserer Dienstleistungen durch die Organisationen, Webshops und weitere Angebote monetarisieren.

Dass Fundraising Geld kostet ist für die meisten Menschen verständlich und gesellschaftlich anerkannt, wenn es transparent kommuniziert ist. Die Branche erfährt seit Jahren mehr und mehr Zuspruch und auch wir werden einen Teil dazu beitragen, dass sich Fundraising in Deutschland weiter etabliert und der Branche gut tut.

Natürlich orientieren wir uns hier an bekannten Richtlinien, wie denen des DZI, der Transparenten Zivilgesellschaft und natürlich an anerkannten Fundraising-Dienstleistern. Wir planen mit einer Transaktionsgebühr für ein Spendenvolumen an die Charities heranzutreten.

Die Shops werden attraktive Angebote von uns bekommen, damit sie den Service gerne nutzen. Der Mehrwert für die Shops liegt neben einem eindeutigen CSR auch in der Neukundenakquise und einer neuartigen Ansprache der Bestandskunden.


Wie vermarkten Sie ihre Website? Was funktioniert gut und was weniger gut? Nutzen Sie auch das Social Web?

Wir konzentrieren uns stark auf das Social Web, das uns kostengünstige Möglichkeiten gibt in die Reichweite zu gehen. Viel mehr aber nutzen wir Facebook, Twitter, Google+ und Co, weil wir großes Potenzial darin sehen, die Nähe zum Spender zu bekommen.

Wir möchten durch unsere Social Media Aktivitäten Dialogbereitschaft signalisieren. Unsere Zielgruppen halten sich maßgeblich im Social Web auf und hier können wir sie gut abholen.

Unsere Webseite sehen wir hier als Dreh- und Angelpunkt und geleiten alle Interessierten von hier natürlich auch in unsere Communities. Zunehmend ziehen wir klassische Maßnahmen, wie AdWords, Bannerwerbung, SEO, PR und weitere Leistungen von Drittanbietern hinzu.


Zum Schluss würde ich mich über Ihre wichtigsten Tipps für Online-Startups freuen.

Konzeption ist der erste und wichtigste Schritt hin zur Realisierung. Es kommen immer noch genug Herausforderungen auf einen zu, die man improvisativ und klug lösen muss.

Ich denke, dass von Beginn an ein klares Konzept stehen muss und sobald auch nur eine kleine Unstimmigkeit in den Realisierungsplänen aufkommt, muss diese ernst genommen werden.

Günther Faltin spricht hier von “Sichtachsen legen”. Ich denke, dass trifft es sehr gut. Man muss sich selbst die unangenehmen Fragen stellen und darf nie von sich auf andere schließen. Ich persönlich halte nicht viel von Nischen. Es gibt genug Platz in bestehenden Märkten, um seine eigene Idee einzigartig zu machen.

Je komplexer die Situation, desto simpler muss die Antwort sein.


Danke Herr Wellmanns.

Peer Wandiger

3 Gedanken zu „Einfach Spenden – Interview mit elefunds über kreative Ideen, Umsetzung und Vermarktung“

  1. Toller Ansatz, ich finde das eine gute Idee und ich werde sicherlich das ein oder andere Projekt fördern. Vor allem wenn es so einfach geht.

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