Software-Idee, -Umsetzung und -Vermarktung – Interview mit Freemake

Software-Idee, -Umsetzung und -Vermarktung - Interview mit FreemakeMit Software Geld zu verdienen ist zugleich verlockend und schwierig.

Das Angebot an Software ist fast unüberschaubar und für viele Anwendungszwecke gibt es eine große Auswahl an Lösungen.

Wie man dennoch in so einem umkämpften Markt eine neue Software etablieren und mit kostenloser Software zudem Geld verdienen kann, erfahrt ihr unter anderem im heutigen Interview.

Ich habe mit der Software-Schmiede Freemake gesprochen und darin ging es unter anderem um Ideen, deren Umsetzung und viele Tipps zur Vermarktung.

Viel Spaß damit.

Hallo Irina. Bitte stell dich meinen Lesern kurz vor.

Hallo Peer. Zuerst möchte ich mich bei Dir bedanken, dass ich über mein Projekt erzählen kann, an dem ich zur Zeit arbeite. Es ist eine große Ehre für uns alle, die am Projekt Freemake teilnehmen.

Ich heiße Irina und ich bin bei Freemake als PR Manager seit zwei Jahren tätig. Im Laufe dieser Zeit haben wir verschiedene neue Freemake-Produkte und Updates veröffentlicht, auch für die deutschen Nutzer.

Was genau macht Freemake?

Vom philosophischen Standpunkt aus gesehen versucht Freemake mit Hilfe der eigenen Produkte eine bessere Welt zu schaffen und das Leben bei der Handhabung von Multimedia-Content leichter zu machen. 🙂

Praktischer gesehen bietet Freemake kostenlose Programme zur Video-, Audio- & Musikbearbeitung und zum Herunterladen von Video- und Audio-Content aus verschiedensten Web-Ressourcen an.

Momentan bietet Freemake die folgenden kostenlose Programme an: Freemake Video Converter, Freemake Video Downloader, Freemake Music Box, Freemake Youtube Converter und Freemake Audio Converter.

An den Programmnamen läßt sich leicht erkennen, welche Grundausrichtung diese Produkte jeweils haben. Alle diese Produkte sind ins Deutsche lokalisiert und auf unserer Homepage www.freemake.com/de/ zu finden.

Wie entstand die Idee zu den Freemake-Tools? Was war der Grund für die Gründung?

Software-Idee, -Umsetzung und -Vermarktung - Interview mit FreemakeDie Idee entstand aus unserem Wunsch, einfache, hochwertige und ästhetisch anziehende Programme auf der Windows-Plattform zu schaffen, welche wir zu jener Zeit (2009) im Netz nicht finden konnten.

Die Programme waren meist sehr kompliziert und hatten ein schlechtes User-Interface, welches vom Nutzer all zu viel Mühe und Geduld erforderte. Teilweise wurden die Programme auch nicht mehr weiter entwickelt und hatten viele Bugs.

Deshalb haben wir die Entscheidung getroffen, eine neue Reihe an kostenlosen Programmen für Windows zu erstellen und zudem an unserem eigenen Beispiel zu beweisen, dass kostenlose Programme hochwertiger sein können, als die kostenpflichtigen.

Deshalb sind die grundlegenden Eckpunkte von Freemake-Programmen: Kostenlos, hohe Qualität und einfache Handhabung.

Habt ihr die Konkurrenz bzw. den Markt analysiert, bevor ihr Freemake gegründet habt? Oder war es eine Bauchentscheidung?

Natürlich haben wir uns an den schon existierenden Firmen bzw. denen Programmen orientiert. Im Großen und Ganzen waren es kostenpflichtige Programme bzw. Open-Source-Projekte.

Der Boom von kostenlosen, aber professionellen Programmen hatte damals erst begonnen und hält bis heute an. Wir beschlossen, dass wir Programme erstellen wollen, die besser sein sollen, als die der Mitbewerber. Wir sahen Potential ein tolles Produkt bereitzustellen und es nicht zu verkaufen, sondern mit Werbung Geld zu verdienen. Das war die Grundlage für das Projekt.

Wie verlief die Gründung von Freemake? Was waren die größten Herausforderungen und wie habt ihr das Unternehmen finanziert?

Die Umsetzung unserer Idee, die wir nur verschwommen im Kopf hatten, wurde in der Tat viel komplizierter. Wenn wir unsere Mitbewerber anschauten, wussten wir genau, was dort schelcht gemacht wurde und was wir besser machen wollten, aber dennoch hatte wir noch kein klares Bild darüber vor Augen, wie wir es genau besser machen sollten.

Am schwersten war es, die vielen mächtigen Funktionen in ein leichtes Interface zu integrieren. Die Software sollte intuitiv bedienbar sein, auch und gerade für PC-Anfänger. Zum Beispiel enthält der Video Converter von Freemake so viele Funktionen, dass es mit Recht eine All-In-One Solution genannt werden kann. Die Entwicklung des Designs und der GUI hat praktisch ein Jahr in Anspruch genommen.

Zusätzlich machte die Umsetzung von Funktionen wie z.B. die Datei-Aufbereitung und DVD/BD-Aufnahme, sowie die Erstellung eines universalen und einfachen Web-Video-Loaders mit Unterstützung einer großen Menge von Websites die Arbeit komplizierter und verzögerte den Projekt-Start um ein halbes Jahr.

Finanziert wurde das Projekt durch Eigeninvestitionen der Gründer, die ein Produkt erstellen wollten, auf das sie stolz sein konnten.

Was genau bietet Freemake an? Was unterscheidet euch von der Konkurrenz?

Freemake bietet kostenlose Programme mit hohem Niveau an. Das betrifft nicht nur die Funktionen oder das Aussehen der Produkte, sondern das bedeutet auch eine ständige Verbesserung des Produktportfolios, Veröffentlichung neuer Produkte und Updates, Ausbau der Funktionalität und ständiger Support.

Ich bin mir sicher, dass nur wenige unserer Mitbewerber einen mehrsprachigen Kunden-Unterstützung anbieten, die nicht mit Standard-Antworten auf Nutzer-Fragen arbeitet, sondern tatsächlich die technischen Probleme in kürzester Zeit löst.

Was die Unterschiede angeht, so ist dies in erster Linie die Stabilität. Vor kurzem waren, wegen einer Änderung des Youtube-Algorithmus, praktisch alle Programme und Web-Dienste lahmgelegt und konnten keine Videos von Youtube herunterladen, während der Freemake Video Downloader einwandfrei und ohne Störungen funktionierte. Das war kein Zufall, sondern ein Ergebnis der gründlichen Programmierung.

Ein zweiter Unterschied liegt in der Nutzung von neuesten Technologien. So beinhaltet unser Youtube Converter eine “Mehrwegeinfang-Technologie”, welches es ermöglicht, Youtube-Videos on the fly in mp3 bzw. mp4 um ein Vielfaches schneller umzuwandeln. Wir nutzen auch Hardware-Beschleunigung in Form von ?UDA.

Zudem bieten wir einzigartige Funktionen, wie zum Beispiel die Unterstützung von lokalen Seiten wie z.B. myvideo.de und andere.


Bindet ihr eure User in die Produktentwicklung und -verbesserung mit ein? Wenn ja, wie genau?

Selbstverständlich. Die Fans schreiben uns jeden Tag ihre Wünsche per E-Mail und im Facebook Kanal. Wir sammeln und analysieren diese Wünsche und nehmen viele davon in unsere Planungen mit auf.

Unsere Users haben zudem die Freemake-Programme und die Homepage ins Holländische, Chinesische, Portugiesische, Norwegische und in mehr als 17 weitere Sprachen übersetzt.


Wie sieht euer Geschäftsmodell aus? Wie kann man mit kostenloser Software Geld verdienen?

Unsere Einnahmequelle ist Werbung in unseren Produkten und das Spenden-Programme. Von Werbekunden erhalten wir Geld für Werbebanner. Die User, die das Projekt unterstützen möchten, spenden Geld.


Wie vermarktet ihr eure Software? Welche Marketingmaßnahmen haben gut funktioniert und welche nicht?

Wir vermarkten unsere Programme auf unterschiedlichen Wegen.

So haben wir gute Kontakte zur Presse, speziell zu Fachzeitschriften. Zum Beispiel erschienen unsere Programme in Deutschland in vielen renommierten Zeitschriften auf CDs mit Begleitartikeln.

Wir kommunizieren auch mit Fachbloggern über unsere Software und schlagen ihnen vor, diese zu testen.

Gleichzeitig arbeiten wir sehr viel mit Sozialen Netzwerken, wo wir stets einen Dialog mit den Fans unterhalten, sowie interessante Infos über Freemake bzw. interessante Infos aus dem Web veröffentlichen. Das Ergebnis ist einer viraler Effekt, der unsere Produkte bekannt macht.

Wir haben zudem einen eigenen Youtube-Channel, auf dem wir Anleitungsvideos zur Arbeit mit Freemake-Programmen veröffentlichen.

Aus jüngerer Zeit stammt die Idee, Infografiken zur Vermarktung zu nutzen. So wurde z.B. unsere Infografik “Windows User Evolution” bei mashable.com und mehr als 15 weiteren Websites veröffentlicht. Dadurch konnten wir unser Projekt auf indirektem Wege Lesern präsentieren, an die wir früher nicht kommen konnten.

Zu den Marketing-Fehlschlägen würde ich die Arbeit mit reddit.com zählen, wo die Community sehr spezifisch und geschlossen ist, sowie unsere bisherigen Versuche auf Pinterest. Bisher haben wir keinen Weg gefunden, der uns für die Nutzer von Pinterest interessant machen könnte.


Zum Schluss würde ich mich noch über deine wichtigsten Tipps für neue Software-Startups freuen.

Startet euer Projekt so früh wie möglich. Versucht nicht es perfekt zu machen, da der Markt meist sowieso etwas andere Vorstellung und Wünsche hat, als man sich das ursprünglich überlegt hat.

Je eher man am Markt ist, desto schneller erhält man Feedbacks der Nutzer, mit dem man das das Produkt verbessern kann.

Wenn es möglich ist, sollte man das Produkt in die wichtigsten Sprachen lokalisieren. Dies wird die Akzeptanz und Verbreitung in den lokalen Märkten erleichtern.

Versucht Kontakte zu renommierten Tech-Bloggern aus dem von euch gewählten Themenbereich aufzubauen. Diese kenne sich gut aus und haben meist schon sehr viele Softwarelösungen gesehen, weshalb sie das Produkt sehr gut einschätzen können und wichtiges Feedback geben können.

Zeigt eure Software euren Freunden, Bekannten, Verwandten und so weiter. Wie regieren diese Otto-Normal-Nutzer und welches Feedback geben sie?

Bereiten Sie den Launch gut vor. Dazu gehört eine gute Beschreibung des Produktes, damit jeder sofort weiß, was ihn erwartet. Zudem sollte man die Möglichkeit anbieten, einen Newsletter zu abonnieren und für die Abonnenten kann man zusätzliche Anreize schaffen.

Man sollte natürlich auch die Sozialen Netzwerke und Communities nicht vergessen. Dabei sollte man nicht nur auf Facebook allein setzen. Eventuell können kleinere Fach-Communities, wie flickr, imgur, gutefrage oder so weiter, sehr gut am Anfang funktionieren.

Von Beginn an sollte man die Vermarktung in Soziale Netzwerken bis in die Einzelheiten planen. Das können gut platzierte Social Networks Buttons in der Software selbst sein oder aber auch eine Bitte an die User, Information über das Produkt mit ihren Freunde zu teilen.

Man sollte sich wöchentlich die folgende Frage stellen: “Sind wir auf dem richtigen Weg?”.


Danke Irina

für die interessanten Einblicke und die nützlichen Tipps.

Peer Wandiger

2 Gedanken zu „Software-Idee, -Umsetzung und -Vermarktung – Interview mit Freemake“

  1. Was mich wirklich überrascht ist das “Spenden-Programm” als Einnahmequelle. Die Bereitschaft von Usern, für die Nutzung von kostenlosen Tools freiwillig Geld zu spenden, hätte ich eher als sehr gering (eher fast gegen 0) eingeschätzt.

    Antworten
  2. @Peter: Ich kann mir recht gut vorstellen, dass man mit Spenden Links auch etwas verdienen kann. Ich entwickle selbst in meiner Freizeit Software und stelle Sie auf meinem Blog zum Download. In den entsprechenden Blogposts findet sich teilweise auch ein Paypal Button. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass ca. jeder 3000 Download spendet. Dann jedoch auch gerne mal 10-15 Dollar, was ich für eine freiwillige Spende schon eher hoch einschätze.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar