Mythen der Selbständigkeit – 1.Gründungs-Mythen

Mythen der SelbständigkeitSchon seit langer Zeit habe ich immer wieder die Idee zu einem Artikel über typische Mythen der Selbständigkeit mit mir herum getragen.

Schon vor meiner Selbständigkeit habe ich eine Menge Meinungen von anderen Leuten über Selbständige gehört und das waren in der Regel natürlich selbst keine Selbständige.

Da ich allerdings einige Selbständige in der Familie und im Freundeskreis habe, wusste ich viele dieser Vorurteile einzuordnen.

Dennoch sind diese Mythen einfach nicht totzukriegen und deshalb habe ich in den letzten Tagen alle Vorurteile und falschen Vorstellungen zusammengetragen. Zu meinem Erstaunen sind es doch eine ganze Menge geworden, so dass ich statt eines einzelnen Artikels nun eine Artikelserie daraus mache.

Den Anfang machen heute Mythen über die Existenzgründung.

Mehr als 30 Mythen der Selbständigkeit

Als ich mich an den Artikel gesetzt habe, begann ich alle Mythen und Vorurteile zusammenzutragen, die man immer wieder über Selbständige hört.

Nach und nach wurden es immer mehr und mittlerweile habe ich mehr als 30 auf meiner Liste stehen. Das ist natürlich zu viel für einen Artikel, zumal ich nicht ausschließe, dass mir in den nächsten Wochen noch weitere einfallen oder ihr noch den einen oder anderen Beitrag in den Kommentaren dazu hinterlasst.

Deshalb habe ich die Mythen in insgesamt 7 Kategorien unterteilt, die ich in den nächsten Wochen nach und nach abarbeiten möchte.

Warum sollte man sich mit den Mythen beschäftigen?

Der eine oder andere wird sich nun vielleicht fragen, ob es notwendig ist eine ganze Artikelserie diesem Thema zu widmen. Schließlich gibt es doch weitaus praktischere Themen, die ich behandeln könnte.

Dazu kann ich nur sagen, dass ich das Thema nicht nur interessant, sondern auch wichtig finde. Es ist fatal, wenn man mit falschen Erwartungen und Vorstellungen in die Selbständigkeit startet und dadurch schon am Anfang evtl. schwerwiegende Fehler macht.

Aber auch die Entscheidungsfindung selbst, ob man überhaupt in die Selbständigkeit gehen sollte und wenn ja in welcher Form, sollte man nicht auf Mythen aufbauen.

Nicht zu Letzt soll die Serie dem einen oder anderen Nicht-Selbständigen ein paar Einblicke in die Realität geben.

Gründungs-Mythen

Im heutigen ersten Teil dieser Artikelserie geht es um Mythen, die vor allem etwas mit der Existenzgründung zu tun haben. Es geht um Voraussetzungen, die Motivation zur Gründung und in welcher Form man Gründen sollte.

  • Man muss ein Top-Experte im Thema XY sein
    Viele angehende Gründer zögern, weil sie der Meinung sind, dass man einer der Top-Experten auf seinem Gebiet sein muss, um sich Selbständig zu machen. Schließlich hat man viel Konkurrenz und wenn man deren Werbung sieht, dann scheinen die ja auch die absoluten Experten zu sein.

    Natürlich ist es nicht notwendig ein absoluter Experte zu sein. Wenn nur solche Experten gründen würden, dann hätten wir nicht sehr viele Selbständige. Auch bei der vorhandenen Konkurrenz wird nur mit Wasser gekocht und man sollte keinesfalls immer der Werbung glauben oder sich von großspurigen Aussagen blenden lassen.

    Allerdings sollte man Ahnung von dem Thema haben, worin man sich selbständig macht. Man muss sicher nicht der beste Webdesigner der Welt sein, um sich als Webdesigner selbständig zu machen, aber man sollte den Job schon beherrschen. Man lernt natürlich in der Selbständigkeit immer mehr dazu und wird immer besser, aber ganz ohne Vorwissen und ein gewisses “Start Know How” geht es sicher nicht.

    Und wenn man sich nicht in allem, was man in seiner Selbständigkeit braucht, so gut auskennt, dann kann man immer noch mit anderen kooperieren und bestimmte Arbeiten outsourcen.

    Man sollte seinen Job beherrschen und ein gewisses Know How mitbringen, aber man muss beim Gründen nicht der absolute Experte sein.

  • Man braucht einen Studienabschluss oder ähnliches, um zu gründen
    Viele sind der Meinung, dass man als Gründer unbedingt einen bestimmten Abschluss benötigt oder ein Zertifikat etc.. Nur dann wird man als Selbständiger ernst genommen und die Kunden kommen zu einem.

    Es hängt natürlich auch ein wenig von der Branche der Selbständigkeit ab, ob man gewisse Ausbildungsvoraussetzungen erfüllen muss. Im Web ist das aber nicht der Fall. Dort kann man grundsätzlich gründen, egal ob man seinen Doktor an der Uni gemacht hat oder ob man gerade von der Schule kommt.

    Das Web ist da weit weniger Abschlussfixiert, als das immer noch viele Großunternehmen (zum Teil natürlich auch zurecht) sind. Stattdessen zählen für Dienstleister das eigene Know How und die bisherigen Referenzen bei der “Jagd” nach Kunden. Auch eine gewisse soziale Kompetenz ist bei der Kundengewinnung sicher hilfreich. Und auch bestimmte Zertifikate können bei der Kundengewinnung sehr hilfreich sein (z.B. als Google AdWords Professional)

    Wenn man eigene Websiteprojekte startet, sind noch nicht mal Referenzen notwendig. 😉

    Viel wichtiger als der Abschluss ist das eigene Wissen und die Erfahrungen, die man bisher gesammelt hat. Deshalb kann ein Studium natürlich hilfreich sein, wenn man z.B. Informatik studiert hat und nun auch programmieren kann. Mir hat mein BWL-Studium auf jeden Fall geholfen die wirtschaftlichen Zusammenhänge besser zu verstehen und von Anfang an sowohl meine Kunden als auch meine eigenen Projekte ökonomisch sinnvoll auszuwählen.

    Es ist also nicht so, dass z.B. ein passendes Studium keine Vorteile brächte. Aber man kann sich heutzutage so vieles im Selbststudium und durch “Einfach machen” beibringen, dass es ein Studium oder eine Ausbildung nicht unbedingt benötigt.

    Eine Sache sollte man jedoch bedenken. Wenn es mit der Selbständigkeit nicht klappt, dann steht man ohne Abschluss/Ausbildung natürlich nicht so gut da und die Chancen auf einen Job sind oft geringer, als wenn man einen Abschlüss vorlegen kann.

    Ein abgeschlossenes Studium oder eine bestimmte Ausbildung sind nicht zwingend notwendig, wenn auch oft hilfreich. Unter dem Strich kommt es auf das eigene Know How und die Leidenschaft für die Selbständigkeit an.

  • Geld reicht als Motivation
    Viele hören immer wieder von Erfolgsgeschichten auch und gerade im Web und das klingt natürlich verlockend. Geld ist in unserer heutigen Gesellschaft eine große Antriebsfeder und viele Gründer starten vor allem mit der Motivation (mehr/viel) Geld verdienen zu wollen in die Selbständigkeit.

    Und Geld kann natürlich ein guter Motivator ein. Das gilt zu einen für die Zeit, wenn es fehlt, da Existenzangst viel Energie freisetzen kann.

    Zum anderen gilt das aber natürlich auch für erfolgreiche Zeiten, wenn das Geld reinkommt und man sich endlich für die viele Arbeit belohnen kann.

    Wer allerdings nur Geld als Motivation hat, der wird über kurz oder lang ein Problem bekommen, da Geld nicht auf Dauer motiviert.

    Die Motivation eines Existenzgründers sollte auf mehreren Dingen basieren, von denen Geld gern eines sein kann. Aber Geld sollte nie der Hauptgrund oder gar der einzige Grund für die Existenzgründung sein.

  • Man muss sofort in Vollzeit Selbständig sein
    Nur ein Vollzeit-Selbständiger ist ein richtiger Selbständiger. Nur wer alles riskiert und ins kalte Wasser springt wird erfolgreich werden.

    Auch hierbei handelt es sich um ein Mythos, der einen Funken Wahrheit beinhaltet. Natürlich kann die Vollzeit-Selbständigkeit Energien freisetzen und durch den Druck eine stärkere Motivation erzeugen, als es eine nebenberufliche Gründung macht.

    Wenn man nebenberuflich gründet besteht durchaus die Gefahr, dass man nicht alles dafür gibt und es auf Grund des sicheren Hauptjobs etwas schleifen lässt.

    Trotzdem ist die Aussage, dass nur die Vollzeit-Selbständigkeit der richtige Weg ist, in meinen Augen falsch. Nicht jeder weiß, ob er für die Selbständigkeit wirklich geschaffen ist. Und natürlich weiß man nicht immer, ob die Geschäftsidee wirklich zündet und sich ein profitables Business daraus entwickelt. Und selbst wenn, dauert es natürlich eine Weile bis man damit wirklich gutes Geld verdient.

    Hier bietet die nebenberufliche Selbständigkeit eine Chance, mit weniger Risiko die ersten Schritte zu wagen.

    Wenn es nicht läuft oder man merkt, dass es nichts für einen ist, dann kann man relativ problemlos wieder damit aufhören. Gefällt es einem und möchte man den Weg weitergehen, dann kann man immer noch seinen Job kündigen und in Vollzeit selbständig sein.

    Je nach den eigenen Voraussetzung und den eigenen Plänen kann ein Start als nebenberuflich Selbständiger durchaus die besser Variante sein.

  • Einmal selbständig, immer selbständig
    Manch einer hat die Vorstellung, dass der Schritt in die Selbständigkeit endgültig ist. Wer einmal selbständig ist, will und kann nicht mehr zurück.

    Das ist natürlich quatsch. Viele merken, dass die Selbständigkeit doch nicht das Paradies ist, wie manch einer sich vorher vorstellt. Und natürlich ist es möglich wieder in einen Job zu wechseln.

    Es gibt durchaus Arbeitgeber, die diesen Versuch honorieren, weil sie Angestellte suchen, die etwas riskieren und aktiv sind.

    Und leider gibt es keine Garantien in der Selbständigkeit. Nur weil es aktuell gut läuft, muss das in 5 Jahren nicht auch noch so sein. Gerade im Web kann sich die Situation sehr schnell ändern.

    Ein Problem könnte allerdings sein, dass man es nicht mehr gewohnt ist einen Chef zu haben und man nicht einfach selber alles entscheiden kann. Das wäre wahrscheinlich mein größtes Problem, wenn ich wieder in einen Job wechseln würde.

    Besonders nach längerer Selbständigkeit ist die Rückkehr in einen Job nicht ganz so einfach. Dennoch ist es möglich und die vielen Erfahrungen und Kenntnisse, die man sich während seiner Selbständigkeit angeeignet hat, sind für viele Arbeitgeber interessant.

Fazit

In diesem ersten Teil meiner Artikelserie habe ich versucht ein paar Mythen über die Existenzgründung und die Voraussetzungen dafür zu widerlegen.

Natürlich freue ich mich über euer Feedback, egal ob ihr derselben Meinung seid oder etwas ganz anders seht.

So geht es weiter

Im nächsten Teil dieser Serie geht es um die “Idee” für die eigene Selbständigkeit. Auch da gibt es eine Menge falsche Vorstellungen und Mythen, die ich versuche aufzuklären.

Welche Mythen gibt es noch?

Wie schon gesagt, habe ich zwar eine Menge Mythen bereits zusammengetragen, aber es gibt sicher noch ein paar mehr. Wem spontan etwas einfällt, kann hier gern einen Kommentar hinterlassen.

Peer Wandiger

33 Gedanken zu „Mythen der Selbständigkeit – 1.Gründungs-Mythen“

  1. “Wenn man nebenberuflich gründet besteht durchaus die Gefahr, dass man nicht alles dafür gibt und es auf Grund des sicheren Hauptjobs etwas schleifen lässt.”

    Hier hab ich mich auch selbst erwischt. 😛 Zwar kein anderer Job, aber das Studium hat bei mir Vorrang. Da kommt einiges andere zu kurz, zumal ich keinen Erfolgsdruck hab, da ich nicht auf die Einnahmen angewiesen bin.

    Aber das ändert sich derzeitig, werde immer disziplinierter. Gilt nur, durchzuhalten – auch auf längere Zeit… irgendwie. 😉

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  2. Danke Peer – das musste mal einer sagen bzw. schreiben!
    Leider sind wir Selbständigen für viele immer noch irgendwie “komisch”.
    Angeblich keine Altersvorsorge, rund um die Uhr am Arbeiten & außerdem verdienen wir vielleicht sogar noch mit so neu-modischem Zeug wie “Internet” Geld…

    Komische Welt 😉

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  3. Sehr schöne Idee, die Mythen der Selbständigkeit zu beleuchten.

    Ich denke auch, dass man kein Topexperte sein muss, um sich selbständig zu machen. Viel wichtiger ist die richtige Einstellung. Ein Selbständiger sollte an sich glauben und bereit sein, sich nötiges Wissen anzueignen.

    In punkto Studienabschluss sehe ich das Problem, dass sich die meisten Wirtschaftsunis sowieso viel zu sehr auf Betriebswirtschaftslehre für Großunternehmen konzentrieren. Momentan geht auch der Trend wieder weg von der Gründung nach der Uni hin zum Job in einem Konzern. Entrepreneurship kommt an der Uni viel zu kurz.

    Was Geld als Motivation betrifft: Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung hat vor ein paar Tagen eine Studie veröffentlicht, in der aufgezeigt wurde, dass rund ein Drittel aller Selbständigen eigentlich dem Niedriglohnsektor zugerechnet werden müsste. Also so rosig siehts in Punkto Geld verdienen als Selbständiger auch nicht aus.

    Beim letzten Punkt kann ich dir aber nur teilweise recht geben. Einen Nachteil hast du erfahrungsgemäß schon am Arbeitsmarkt, wenn du vorher selbständig warst. Das haben mir schon viele Ex-Unternehmer berichtet. Zudem gilt Scheitern in unserer Gesellschaft ja als verpönt. Drum wird einfach munter weitergewurschtelt, auch wenn fast nichts mehr dabei herausschaut. Nur um ja nicht das Gesicht zu verlieren.

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  4. Ich kann mich Daniel eigentlich anschließen. Ich habe mich während der Ausbildung “nebenberuflich” selbstständig gemacht. Das Unternehmen wurde gegündet und lief in der Freizeit immer nebenher. Sicherlich muss man sich manchmal nach der Arbeit noch motivieren, seine Mails zu bearbeiten und aktiv zu arbeiten, aber es ist halt eine gewisse Freiheit die ich habe.
    Ich kann mir meine Aufgaben und meine Tätigkeiten frei einteilen. Das man sich zwischendurch immer mal motivieren muss, sein “Nebengewerbe” aktiv zu betreiben, habe ich auch festgestellt.
    Wenn man aber sieht, dass sich die Arbeit durch neue Besucher bemerkbar macht, steigert das auch ungemein die eigene Motivation 🙂

    Viele Grüße,
    Klaus

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  5. Bei den meisten ist nicht Geld der entscheidende Motivationsfaktor den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen, sondern die frei einteilbare Zeitgestaltung. Ich kann nachts arbeiten und tagsüber schlafen. Man kann sich tagsüber um das Kind kümmern und in den freien Stunden arbeiten bzw. wenn die Kleinen schlafen. Ich kann Termine jederzeit wahrnehmen, was man als Vollzeitangestellter nicht so ohne weiteres kann. 🙁

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  6. Diese Mythen enstehen weil die Leute viel zu sehr dazu neigen alles zu pauschalisieren. Wer rational denkt, kann alles erreichen.

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  7. Hallo,
    Ich glaube auch so wie Peter sagt, das der entscheidende FAktor nicht das Geld ist, sondern mehr Freiheit zu haben (Zeiteinteilung) privat wie im Beruf!

    Aber auch hier soll man sich nicht durch das Wort “freie Zeiteinteilung” täuschen lassen, wenn es fruchten soll muss man auch dafür hart arbeiten.

    LG Werner

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  8. Hallo,

    viel mehr als Experte sollte man Unternehmer sein. Dieses Jahr ist das
    erste in dem ich wirklich viele Aufgaben auslagere und es funktioniert
    wirklich sehr gut. Ich bin eigentlich nirgends so ein ein richtig toller Experte.

    freundliche Grüße
    Josef Altmann

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  9. Ich habe in den letzten Monaten bedingt durch meinen Job eine ganze Menge Gründer erleben dürfen. Die 2 wichtigsten Faktoren waren bei allen Leuten die ich kennenlernen durfte zum einen die Vision und zum anderen der Charakter. Es gibt einfach Leute, die werden als eine Art Chef geboren und können dies auch super umsetzen.

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  10. Kann der Argumentation sehr gut folgen. Wir haben uns letztes Jahr selbstständig gemacht und anfngs war es tatsächlich nicht einfach. Wichtig ist das man dranbleibt und sich nicht unterkriegen lässt. Mittlerweile bin ich sehr froh diesen Schritt gemacht zu haben!

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  11. Ich finde die Mythen bzw. Vorurteile bedeutungslos. Sie sagen im Grund genommen gar nichts aus. Deine Sichtweise enthält im Wesentlichen nichts Neues, bringt jedoch einige Sachen auf den Punkt und hilft Aspekte aus der Selbständigkeit zu reflektieren, die man vielleicht aus Kopf hat. Schade nur, dass Menschen, die solche Vorurteile haben, deinen verständlichen Artikel vermutlich nicht lesen werden. Vielleicht bleiben sie ja deswegen bei ihren Mythen? 🙂

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  12. Ich bin nicht Selbständig würde es aber gerne werden, wenn ich eine gute Idee hätte,
    habe ich aber nicht ;).
    Und das sind wirklich die Punkte die; denke ich mal, viele von der Selbständigkeit verscheuchen.
    Vor allem Punkt 3 ist der wo man am meisten Angst davor hat. Den wenn man sich selbständig macht da muss man ja auch davon leben können, ansonsten sehe ich den Sinn der Selbständigkeit nicht ?? Natürlich bin ich auch der Meinung das man Spaß an der Arbeit haben soll. Aber nur mit Spaß an der Sache kann man sich Leider nicht ernähren. Deswegen wenn ich über Selbständigkeit überlegen wird es mir viel zu kompliziert.

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  13. In punkto Studienabschluss sehe ich das Problem, dass sich die meisten Wirtschaftsunis sowieso viel zu sehr auf Betriebswirtschaftslehre für Großunternehmen konzentrieren.

    Ja, wichtiger Punkt! Leider wird das auch in Diskussionen unter Solo-Selbständigen oft nicht recht bedacht. Dabei wissen die Praktiker eigentlich am meisten. Institutionell findet man sie z.B. beim Institut für freie Berufe oder bei Mediafon.

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  14. Eine gute Idee, das Thema Gründung einmal von der anderen Seite aufzuziehen. Sonst wird einem ja immer gesagt, was man alles mitbringen muss (eine gute Geschäftsidee, unternehmerisches Denken, Selbstdisziplin etc etc.). Dass es aber auch übertriebene Vorstellungen gibt, die viele vielleicht zu Unrecht vom Gründen abhalten, wird selten erwähnt.

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  15. Diese Fixierung auf ein bestimmten Studium oder Abschluss hindert viele zum teil sehr guten Quereinsteiger Ihre Qualitäten zu beweisen (dies nicht nur als Selbständige).

    Komisch ist das, diese Denkweise besonders in Deutschland fixiert ist. Zwar schreiben manche Unternehmen das auch Quereinsteiger willkommen sind, aber wenn in einer Bewerbung ein Studium mit Abschluss steht, während ein andere Bewerber alle nötige Kenntnisse in die Praxis erworben hat, und zum teil besser ist als ein studierte, tendieren viele deutsche Unternehmen immer noch zum studierten!

    Ich will ja nicht sagen das, dies in manche Bereich richtig wäre. Aber ein wenig mehr Durchlässigkeit wäre hier sicherlich vorteilhaft!

    Auch beim Makel Scheitern, handelt es sich um eine deutsche Denkweise. In andere Länder werden solche Leute zwar nicht gerade gelobt, aber Ihr Mut mal was zu wagen. wird anerkannt.

    Hinzu kommt das ein gescheiterte Selbständigkeit zwar vielleicht einem aufzeigt das man nicht als Selbständiger geboren ist, aber die Zeit als eigene Unternehmer sehr wertvoll war und ein gute Angestellte für andere Unternehmen ergeben würde.

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  16. Einen Mythos hätte ich noch: Für eine Existenzgründung braucht man viel Kapital. Ich habe seit 2004 hunderte von Gründungen mit begleitet – und ausgesprochen selten waren Finanzierungen nötig.

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  17. @ Annika: Wenn du der typischen “Unternehmerpersönlichkeit” entsprechen willst, musst du dich sowieso zum Mann umwandeln lassen und eine Hausfrau heiraten, die nebenbei im Geschäft mit anpackt 🙂

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  18. Stimmt in jedem Fall. Die erste Frage die ich höre wenn ich sage ich mache mich selbständig ist: Was, du hast doch gar nicht die nötige Qualifikation oder?

    Oder die Aussage: Das Risiko ist viel zu hoch, das wäre mir zu unsicher! Die Aussage kam bevor ich überhaupt gesagt habe was ich mache und womit, wann und wie…

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  19. Bei mir ging es noch während des Abiturs los. Es kam ein Kunde auf mich zu und da hieß es Geld mitnehmen oder den Kunden ablehnen. In dem Alter nahm ich natürlich das Geld mit. Seit dem bin ich in irgendeiner Form immer selbstständig gewesen. Ich hatte damals kein Kapital, keinen Studienabschluss und hätte mich auch nicht als Experte bezeichnet. Vollzeit war das damals natürlich auch nicht.

    Wie heißt es in einer TV Sendung immer: Mythos ZERSTÖRT! 😉

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  20. Hallo,

    ich selbst bin Angestellte und auch nie als Selbstständige aktiv gewesen, finde dieses Thema aber trotzdem ziemlich interessant. Mein Vater hatte sich eine Zeitlang als Selbstständiger versucht (allerdings war ich damals süße 7 oder 8 und bekam daher nicht wirklich viel davon mit), das ist aber auch schon die “intensivste” Erfahrung die ich mit der Selbstständigkeit aus meinem Familien- oder Bekanntenkreis gemacht habe.

    Der einzige Myhtos der mir bekannt ist, ist das man als Selbstständiger keine Zeit mehr hat, 24/7 ackern muss um es überhaupt zu etwas zu bringen und ständig unter Strom steht, weil man nie wirklich planen kann, da man nie weiß, welche Einnahmen man im nächsten Monat haben wird.

    Das war für mich von Anfang an ein sehr abschreckendes Beispiel, da ich auf finanzielle Sicherheit wert lege. Mir ist wichtig das ich meine Miete (und die anderen Rechnungen die im Haushalt so anfallen) zahlen kann und das zu Essen im Haus ist. Jeden Monat neu darum fürchten zu müssen ob ich alles zahlen kann oder “auf der Straße lande”, wäre für mich überhaupt nichts.

    Inzwischen bin ich allerdings generell etwas entspannter geworden und weiß: Es geht immer irgendwo irgendwas, wenn man sich nur mutig ins Leben wirft und – und das gehört in allen Lebensabschnitten dazu – den Hintern hochkriegt. Selbstständig bin ich bislang trotzdem nicht, auch wenn es natürlich einen gewissen Reiz ausübt, jetzt da ich diesem “Kindheitsmhytos” gelassener entgegen sehe. Ich bin also gespannt auf die nächsten Artikel dieser Serie und werde mir meine Meinung über das Thema Selbstständigkeit lieber hinterher bilden.

    Liebe Grüße aus Berlin,
    Alice Högner

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  21. Da sind so viele wichtige und gute Gedanken in diesem Artikel. Großes Lob.

    Ich möchte nur auf einen “Mythos” eingehen: “Man braucht einen Studienabschluss oder ähnliches, um zu gründen.” Es ist richtig, dass man keinen Abschluss braucht, um zu gründen. Ich habe lang studiert und das hat auch seinen Platz, aber am besten ist es, wenn man selbst einfach anfängt, während man noch studiert. Dann fängt man im Normalfall ein Unternehmen an, was überschaubare Risiken mit sich führt und man kann seine Fehler machen. Wenn es schief läuft, dann hängt da nicht gleich die ganze Existens dran.

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  22. Wichtige Informationen – kann bei Nichtbeachtung sogar die Existenz gefährden, wie ich finde. Vor allem die Kombination mehrerer Mythen: Z.B. “Einmal selbständig, immer selbständig” und “sofort in Vollzeit Selbständig”. Das kann zu einer zu hohen Risikobereitschaft, zu Übertreibung und unrealistischen Entscheidungen führen. Diese Artikelserie finde ich echt super. Hoffe sie erreicht sehr viele angehende Selbstständige, sodass diese dadurch realistischer und bodenständiger agieren.

    Und da gibt es eventuell noch ein Mythos: Man muss “Die geniale neue Idee” haben. Eher muss man ein Multitalent und Organisationstalent sein.

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  23. Danke für die Auflistung. Habe mich vor kurzer Zeit auch neben dem normalen Job selbstständig gemacht (um erst mal noch finanziell abgesichert zu sein), aber es ist mittlerweile schon wirklich nervig, dass einem immer noch die ganzen Vorurteile entgegenschlagen, wie du sie hier schön beschreibst.

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  24. Eben erst entdeckt, super Serie! Vielleicht auch ganz passend, dass viele (zumindest in meinem Freundes- und Bekanntenkreis) denken, sobald man sich Selbständig gemacht hat, hätte man auch gaaanz viel Geld. Und wehe sie bekommen mit, dass man statt morgens um 9, erst um 11 loslegt, dann heißt es gern auch mal “na du musst es dir ja leisten können”. Man braucht schon ein dickes Fell als Selbständiger, dafür ist der Spaß an der Arbeit etwa 1 Million mal höher, als als Angestellter – zumindest bei mir ist das der Fall 🙂

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  25. Sehr schön, die Artikelserie passt gerade super auf meine persönlichen Lage. Meine Existenzgründung steht unmittelbar bevor.

    Danke Peer für diese Artikelserie!

    Beste Grüße,

    Marc

    Antworten
  26. Hallo Peer,
    deine Artikelserien über Selbstständigkeit sind immer sehr gelungen und geben Motivation. Ich habe den für mich sichereren Weg gewählt und bin jetzt mittlerweile seit 2 Jahren nebenberuflich selbtständig. Nun steht man aber an der Entscheidung wie es nun weitergeht… Angestellter bleiben oder “Vollzeit” Selbstständiger?
    Grüße
    Sascha

    Antworten
  27. Hallo Peer,

    Deinem Artikel stimme ich fast ganz und gar zu. Zwei Anmerkungen habe ich dennoch.

    In einer Phase nebenberuflichen Selbstständigkeit hab ich persönlich weder das eine noch das andere in einer akzeptablen Qualität hinbekommen. Und mir fehlte die Flexibilität, seltene Chancen wahrzunehmen, z.B. einer kurzfristigen Einladung ins Silicon Valley zu folgen.

    Arbeitgeber würden viele Selbstständige mit Handkuss einstellen, weil die in der Regel das große Ganze verstehen, nicht nur ihr Spezialgebiet. Für mich wäre es gar nicht einmal ein Problem jemanden über mir zu haben. Aber sich wieder diesen irren Prozessen unterwerfen? Nein Danke!

    Viele Grüße,
    Andreas

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  28. Hauptmotivation sollte meiner Meinung nach sein, anderen Leuten irgendwie zu helfen. Sei es als Versicherungskaufmann, in dem man die Leute absichert, als Telefonsupporter, indem man den Leuten direkt am Telefon weiterhelfen kann oder als du, der Selbstständigen und auch vielen Bloggern extrem weiterhilft. Vielen Dank dafür 😉

    viele Grüße,
    Stefan

    Antworten
  29. Hallo Peer,
    ich finde die Auseinandersetzung mit den Mythen (“unrealistischen Vorstellungen”) sehr wichtig für jemanden, der sich für eine Selbständigkeit entscheidet. In meinen Recherchen für meine Blogbeitrag habe ich einige Artikel zu diesem Thema gelesen. Deinen Beitrag finde ich im Vergleich mit anderen sehr gelungen, weil er eine realistische Sichtweise einfordert, dabei einen potentiellen Selbständigen aber nicht entmutigt. Denn wer sich selbständig macht, ist häufig in einem innere Zwiespalt und braucht beides: Realismus und Ermutigung.
    Ich hab die Seite gleich als Link in meinen Artikel über die Entscheidungsfindung zur Selbständigkeit übernommen als ehr gute Ergänzung.
    Liebe Grüße,
    Reinhard

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  30. Ein Freund hat sich nach dem Studium auch selbstständig gemacht. Er ist mit der Gründung einer GmbH losgezogen und kann es sich leisten mehrere Mitarbeiter zu beschäftigen. Ich finde das beeindruckend, würde es selbst aber nicht so machen. Du hast recht, vieles hängt auch von dem Umfeld ab, in dem man sich bewegt und etablieren möchte.

    Antworten
  31. Wie man sieht, halten sind Mythen hartnäckig. Denn auch 8 Jahre nach Deinem Artikel ist er noch super aktuell. Vielen Dank dafür! Selbstständigkeit scheint in Deutschland wirklich ein “strange animal” zu sein; es fehlt uns eine Selbstständigkeitskultur! Was kann es für eine Gesellschaft besseres geben, als Heerscharen motivierter Menschen, die sich ihren eigenen Arbeitsplatz schaffen und super motiviert die vielen kleinen aber offenkundig so wichtigen Dienstleistungen erbringen? Macher eben.

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