Profiblogger und Technikfan – Interview mit Carsten “Caschy” Knobloch

Profiblogger und Technikfan - Interview mit Carsten Im heutigen Interview spreche ich mit einem der bekanntesten Tech-Blogger in Deutschland, Carsten Knobloch.

Vielen ist er sicher eher unter seinem Spitznamen Caschy bekannt.

Mit seinem Blog stadt-bremerhaven.de hat er mittlerweile mehr als zwei Millionen Seitenaufrufe pro Monat.

Im Interview geht es um professionelles Bloggen, den Spaß daran und warum Geld nicht alles ist.

Hallo Carsten. Die meisten meiner Leser werden dich kennen. Aber stell dich trotzdem bitte mal kurz vor.

Ich finde es immer super schwierig, sich selber zu beschreiben.

Ursprünglich bin ich aus Dortmund, mittlerweile im hohen Norden ansässig. Ich habe vor acht Jahren mit dem Bloggen begonnen und darf mein Hobby mittlerweile beruflich machen.

Meine Schwerpunkte liegen im Bereich der Technik – zumindest schreibtechnisch. Hätte mein Tag 72 Stunden, dann würde ich noch Blogs zu anderen Themen füllen wollen. 🙂

Ansonsten kann man mich schnell verschlagworten: 36, BVB-Fan, kommunikationssüchtig.

Was hast du gemacht, bevor du Blogger geworden bist? Wo liegen deine “Internet-Wurzeln”?

Ich war schon immer in der Forenszene sehr aktiv und habe mich auch in Support-Foren mit anderen Menschen ausgetauscht.

Community war mir immer sehr wichtig. Austausch, Kommunikation, Dialog.

Wie ist dein Blog stadt-bremerhaven.de entstanden? Woher kam die Idee dazu?

Gute Frage. Die Domain war frei und ich habe sie spaßeshalber registriert.

Dann bloggte ich anfangs privat, hielt dann aber immer mehr technische Dinge für mich fest, um mein Hirn auszulagern. Hätte ich vor 8 Jahren gewusst, wie sich alles entwickelt, dann wäre der Domainname wohl anders.

Und bevor jemand fragt: Nein, die Stadt hat sich nie beschwert oder die Domain eingefordert.

Wie hat sich der Blog seit dem Start entwickelt? Was waren die wichtigsten Meilensteine und Herausforderungen?

Da muss ich ehrlich gesagt passen. Ich hab das nie auf dem Schirm gehabt, wann nun irgendwas war. Ich habe einfach geschrieben, wenn ich Zeit hatte. Mal mehr, mal weniger.

Das Schwierige war dann erst der Switch auf die völlige Selbständigkeit, den ich erst im Juli letzten Jahres gewagt habe.

Wie ist es dir gelungen so erfolgreich zu werden? Was sind die wichtigsten Gründe für deine heutigen hohen Besucherzahlen?

Wie schon gerade beschrieben: Ich weiss es ehrlich gesagt nicht. Vielleicht erkennen sich die Leute in der Schreibe wieder, vielleicht wissen sie, was ich sagen will.

Vielleicht spreche ich die Sprache der technisch interessierten Leute. Vielleicht bin ich ein netter Kerl oder nichts von dem – ich weiss es nicht.

Bist du eigentlich Vollzeit-Blogger oder ist dein Blog “nur ein Freizeit-Projekt”?

Ich betreibe das Blog seit vielen Jahren als Gewerbe, da ich ja durch Adsense Einnahmen generierte. Zwar wenig, aber ein Gewerbe ist Pflicht.

Im Juli 2012 habe ich mein Blog zum Vollzeitblog gemacht. Dies geht aber auch finanziell nur, da ich nebenher auf anderen Blogs für diverse Firmen schreibe.


Verdienst du Geld mit deinem Blog und wenn ja, wie? Was würdest du nicht für Geld in deinem Blog machen?

Ich habe einen Vermarkter und setze zudem Adsense ein. Ich will mir keine Gedanken um das Geld machen. Schön, wenn man welches verdient, aber noch schöner ist es, Zeit zum schreiben zu haben.

Ich hätte den Schritt in die Selbständigkeit nicht gewagt, hätte ich vorab circa zwei bis zweieinhalb Jahre getestet und gerechnet und mir ein Polster hingelegt, falls etwas schief geht.

Nicht gekennzeichnete Werbung, verkaufte Links oder gesponserte Beiträge ohne Kennzeichnung wirst du bei mir nicht finden. Klassisch Banner und Adsense.


Eine erfolgreiche Website zu haben bringt nicht nur Vorteile mit sich. Gab es schon negative Erlebnisse, die deinen Blog-Spaß getrübt haben?

Täglich. Es gibt immer Menschen, die nicht mit deiner Meinung konform und gerne im Schein der Anonymität trollen. Jeder Blogger wird diese Menschen kennen. Das ist eigentlich der Punkt, der mich am Bloggen stört.

Ich habe kein Problem mit berechtigter Kritik, wohl aber mit anonymen Kommentatoren, die hanebüchene Behauptungen aufstellen.


Wie organisierst du den Umgang mit deiner doch sehr großen Community? Das ist doch bestimmt nicht ganz so einfach.

Doch, es gibt ja E-Mail 😉

Ich versuche einfach auf jede Mail zu antworten, bei Kommentaren ist es immer nicht so einfach, da doch sehr viel reinkommt. Aber das Gute an einem Blog: Es gibt auch andere Leser, die Fragen beantworten können.


Für deinen Blog geht viel Zeit drauf. Wie motivierst du dich täglich zu bloggen und was machst du, wenn du mal überhaupt keine Lust hast?

Das Schlimme: ich hab immer Lust. 🙂

Ich stehe morgens früh auf und arbeite bis in den späten Abend. Aber das ist ja bei mir alles fließend. Ich schreibe ja nicht nur, sondern habe auch noch Kontakt mit Menschen via Facebook, Twitter, Skype und Co.

Faulheit? Liegt mir nicht. Jeden Tag stehe ich auf und halte mir vor Augen, dass ich ein Hobby ausübe, von dem ich sogar leben kann. Das ist Motivation genug. Ich bin dafür sehr dankbar, dass ich das machen darf, was ich mache.


Was planst du für die Zukunft von stadt-bremerhaven.de? Worauf kann man sich freuen?

Ich bin ja nicht so der Stratege. Ich mache einfach. Hätte ich Zeit und Geld, dann würde ich vielleicht mal einem Designer Geld in die Hand drücken, damit das Blog mal professioneller aussieht.

Unter Umständen käme ein anderer Domainname infrage. Vielleicht irgendwann, vielleicht auch nicht.


Zum Schluss würde ich mich über deine wichtigsten Tipps für angehende Blogger freuen.

Nicht von irgendwelchen SEO-Agenturen irgendwelche “Gast-Beiträge” ins Blog zimmern lassen, die nur den Sinn haben, ausgehende Links für die Kunden der Agentur zu generieren. Schreib für den Leser, für dich – aber nicht für Geld. Geld verdienen ist klasse, aber das Schreiben sollte der Hauptgrund für das Blog sein.

Tausche dich mit Lesern aus, nenne deine Quellen. Sei ehrlich. Blogge über das, was dir Spaß macht, imitiere niemanden, finde deine eigene Gangart.

Unterschätze nie die Reichweite von Facebook, Twitter und Google+ – nutze das für deinen Blog.

An dieser Stelle auch vielen Dank für die Fragen und die Möglichkeit, mein Blog und mich hier vorzustellen. 🙂


Danke Carsten

für deine ehrlichen Antworten und Einblicke.

Peer Wandiger

21 Gedanken zu „Profiblogger und Technikfan – Interview mit Carsten “Caschy” Knobloch“

  1. Respekt! Mit der Lust ist es bei Menschen so eine Sache. Anfangs ist man motiviert und versucht täglich einen Artikel zu schreiben, dann aber vergeht die Lust. Ein toller Blog, an dem man vorbildhaft erkennt, dass man nicht 100 Sachen gleichzeitig machen sollte, sondern sich auf möglichst eine oder wenige konzentrieren sollte.

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  2. Das Blog von Caschy gehört zu den wenigen Blogs, die ich überhaupt regelmäßig verfolge, deswegen ganz nett, dass hier zu zwei meiner Favoriten zusammenkommen. 😉

    Was man vll im ersten Teil des Interviews ergänzen könnte: Caschy schreibt unglaublich viel. Sehr viel. Das waren gestern 16 Beiträge, am Tag zuvor 12 (Sonntag!). Und das sind keine Dreizeiler. Die meisten Blogger haben da nicht die Disziplin und den langen Atem für. Denke, das dürfte – neben so der Themenauswahl und Schreibstil – auch geholfen haben, die Website nach vorne zu bringen. 😉

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  3. Die Anzahl der Seitenaufrufe ist schon beeindruckend. Insbesondere wenn man bedenkt, dass die Artikel meist nur um die 100 Wörter haben. Weniger scheint wohl doch zu reichen. Chapeau!

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  4. Uff.
    Ein krasses Gegenmodell zu durchgeplanten und aktiv gesteuerten Projekten.
    Output statt Analyse 🙂 Und der Erfolg gibt Caschy recht.

    Ich hatte andere Informationskaliber erwartet und bin nun vor allem erstaunt.

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  5. Ich weis gar nicht mehr wann ich auf Carstens Blog aufmerksam wurde. Es ist jedenfalls schon eine Weile her und ich lese seit der Zeit zwar nicht alle seine Beiträge, aber dennoch viele.

    Mir gefällt seine Schreibe und wie er an Themen rangeht, denn man merkt durchaus das da jemand mit Spass bei der Sache ist und nicht nur Texte nach dem Schema 350 Worte oder 1840 Zeichen raushaut.

    Und ich kann bestätigen das man mit caschy via E-Mail und fb durchaus kommunizieren kann. Ich bin jedenfalls froh ihn, sowie einige seiner Kumpels, in meiner Social Friendlist zu haben.

    Grüsse
    To Xic

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  6. Sehr schönes Interview! Ungewöhnliche Domain aber mit seinen Werten und Ansichten kann er auf jeden Fall ein Vorbild für die Blogger-Szene sein 🙂

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  7. Die Masse an Beiträgen ist wirklich heftig. OK, wenn man hauptberuflich ein Blog betreibt hat man mehr Zeit. Aber ich würde bei dem Pensum trotzden irgendwann zusammenbrechen. Respekt!

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  8. Ich lese täglich Caschys Blog. Seine Einstellung finde ich prima! Eine bereicherung für die Blogosphäre!

    Christian

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  9. Großartig! Klickte auf stadt-bremerhaven.de und war im ersten Moment total irritiert… 😉 Was stimmt hier nicht? Erwartete einen “Lokal-Blogger”. Klasse! Schließe mich den Vorrednern an und werde diese tatsächlich regelmäßig besuchen…

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  10. Er hat wirklich einen super Blog, den ich gerne lese. Finde es auch super, das er sich keine Beiträge oder eine positive Meinung kaufen lässt.

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  11. Danke für die Einblicke – Übrigens finde ich es gar nicht nötig, das Design zu professionalisieren. Es hat so wie es ist auch den Vorteil, dass man sich “zuhause” fühlt und weiss wo was ist. Nur Cashy’s Suche bringt mich manchmal zur Verzweiflung, wenn ich etwas suche, das ich vor ein paar Wochen gelesen habe und einfach nicht finde.

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  12. Ein Blog auf einer sehr interessanten Domain. Als Domainer kann ich kaum glauben, dass sich die entsprechende Körperschaft beim Caschy noch nicht gemeldet hat…

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  13. Hier zeigt sich ein wichtige Aspekt der viele andere Bloger vernachlässigen. Die planen beinahe alles, vergessen aber oft das wichtigste – regelmäßig an neue Inhalte zu arbeiten.

    Gut ob man jetzt so viele Artikel veröffentlichen muss, steht auf ein anderen Blatt.

    Aber oft begehen Blogger folgende Fehler –

    Sie planen bis zum umfallen, arbeiten ewig an SEO Maßnahmen und Social Media. Beides ist sicherlich wichtig, nur sollte dabei immer noch genügend Output (neue Artikel) kommen.

    Oder glaubt einer das es ausreicht wenn ein gute Stamm an Artikel vorhanden ist, gefühlte 75% der aufgewendete Arbeitzeit in Arbeit zu investieren, die nicht mit weitere, neue Artikel zu tun hat?

    Ich nicht!

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