Die Bedeutung des Fan-Follower-Verhältnisses bei Twitter und Co.

Follower sind bei Twitter Gold wert. Je mehr man davon hat, umso größer ist die eigene Reichweite und umso mehr Menschen kann man wiederum mit seinen Veröffentlichungen erreichen.

Doch was viele dabei übersehen, ist das Verhältnis von eigenen Followern zu den Leuten, denen man folgt.

In diesem Artikel geht es um eben dieses Verhältnis und die Frage, warum das wichtig ist.

Fan-Follower-Verhältnis

Was genau meine ich mit Fan-Follower Verhältnis?

Twitter funktioniert so: Man kann selber anderen Twitter-Nutzern folgen. Dann werden deren Tweets (das sind die Kurznachrichten, die über Twitter verbreitet werden) in der eigenen Zeitleiste angezeigt, so dass man diese nicht verpasst.

Folgt man also 10 Sportlern, dann sieht man in seiner Übersicht bei Twitter (oder einem Desktop-Tool wie Tweetdeck) alle Tweets, die diese 10 Sportler veröffentlichen.

Andere Twitter-Nutzer können aber natürlich auch mir folgen und diese erhalten dann alle meine Tweets in Ihrer Zeitleiste. Twitter funktioniert also dadurch, dass die Twitter-Nutzer sich untereinander folgen.

Allerdings deutet sich da schon ein Problem an. Wenn man 20 oder 30 Leuten folgt, ist das noch relativ übersichtlich. Folgt man 500 Leuten, dann rauschen die Tweets einfach nur so durch und man wird kaum etwas wirklich lesen können.

Warum weniger manchmal mehr ist

Aus diesem Grund macht es in Twitter mehr Sinn, wenn man nur einer bestimmten Auswahl an Personen folgt und nicht jedem. Im Gegensatz zu anderen sozialen Netzwerken habe ich hier deshalb eine strenge Auswahl getroffen wem ich folge und diese Auswahl überprüfe ich auch regelmäßig. Dadurch versuche ich die Zahl der Personen, denen ich folge, bei 30-40 zu halten.

Das ist eine Menge die machbar ist und wo ich genügend Zeit finde die Tweets wirklich zu lesen, ohne dass ich 24 Stunden am Tag auf Twitter unterwegs sein muss.

Und hier sind wir schon beim Marketing-Aspekt von Twitter. Wie groß ist die Chance, dass jemand wirklich unseren Tweet liest und vielleicht auch noch auf den darin enthaltenen Link klickt, wenn diese Person 1.000 weiteren Leuten auf Twitter folgt?

Sehr gering würde ich sagen. Twitter-Nutzer mit hunderten Leuten denen sie folgen sind in der Regel nur als Push-Instrument gedacht. Diesen Nutzern geht es gar nicht ums Lesen, sondern nur um das Verbreiten eigener Tweets.

Das bedeutet, dass man eigentlich gar keinen Wert auf all diese Twitter-Nutzer legen sollte, die drei-, vier- oder fünfstelligen Zahlen an Twitter-Accounts folgen.

Die Jagd nach dem längsten …

Leider ist es dennoch zum “Volkssport” geworden seine Followerzahlen immer mehr nach oben zu treiben, um eine möglichst große Zahl an Followern vorweisen zu können.

Und an sich ist eine große Zahl ja auch was gutes, aber nicht wenn sie vor allem durch das gegenseitige Folgen entstanden ist. Denn genau das ist das Problem. Es gibt viele Twitter-Nutzer, die automatisch allen Folgen, die ihnen folgen.

Das Ergebnis sind dann meist fast gleich große Zahlen bei den eigenen Followern auf der einen Seite und den Personen, denen man selbst folgt auf der anderen Seite.

Dann freuen sich diese Leute, dass sie 50.000 Follower haben. Dass sie selber aber auch 50.000 Leuten folgen, wird dabei gern verschwiegen. Um auf die Frage vom Anfang zurück zu kommen: Wie viele dieser 50.000 Follower wird wohl wirklich einen Tweet dann auch lesen. Sehr wenige.

Deshalb ist der Marketing-Wert solcher künstlich gesteigerten Follower-Zahlen recht gering und diese eignen sich eigentlich nur zum angeben bei all denen, die nicht wissen, wie diese Zahl zustande gekommen ist.

Warum ist das Fan-Follower Verhältnis so wichtig?

Twitter-Tipp - Die Bedeutung des Fan-Follower Verhältnisses Qualität geht hier über Quantität. Ich habe bei meinem Twitter-Account @selbstaendig derzeit rund 4.500 Follower.

Das ist keine Rekordzahl, aber ganz ordentlich.

Ich selber folge derzeit aber nur 37 Twitter-Accounts.

Das bedeutet, dass ich ein Fan-Follower Verhältnis von 1:121 habe. Das ist ein sehr gutes Verhältnis, welches allerdings von richtig prominenten Leute noch deutlich übertroffen wird.

So hat Gronkh, ein bekannter deutscher Let’s Player (also Spielevideo-Publisher) ein Verhältnis von 1:1609 (168.986 Follower und 105 Leute, denen er folgt).

Solche Werte zeigen ganz deutlich, dass hier jemand wirklich was interessantes zu bieten hat und die Leute ihm folgen, weil sie seine Tweets lesen möchten und nicht weil er ihnen dann ebenfalls folgt. Mal abgesehen davon, dass Gronkh seinen Twitter-Account meiner Meinung nach nicht wirklich optimal nutzt (der letzte Tweet ist aktuell 2 Wochen her).

Das Fan-Follower Verhältnis ist also ein Qualitätsmerkmal und je besser dieses Verhältnis ist, umso mehr Follower werden die Tweets dann auch wirklich lesen.

Zudem wird die persönliche Kompetenz immer wichtiger, nicht erst seit der Einführung der Autoren-Kennzeichnung in Google. Wenn man sich also z.B. bei einer Firma bewirbt oder als Dienstleister im Bereich Social Web seine Leistungen anbietet, wer wird dann wohl kompetenter erscheinen?

In der Regel der, der ein sehr gutes Fan-Follower-Verhältnis hat. (Neben anderen Auswahlfaktoren natürlich.)

Follower kaufen?

Neben dem gegenseitigen Folgen gibt es seit einer Weile auch ein neues Geschäftsfeld. Man kann sich Follower kaufen.

Gegen eine Betrag X kann man sich ein paar tausend falsche Follower dazu kaufen (siehe Infografik).

Warum macht man das? Weil man mit einer großen Zahl angeben will. So haben in der Vergangenheit bereits einige Politiker auf diese Weise versucht ihre Kompetenz und ihre Beliebtheit größer zu darzustellen, als sie das in Wirklichkeit ist.

Nicht verschweigen sollte man aber auch, dass eine große Follower-Zahl an sich natürlich einen positiven Marketing-Effekt mit sich bringt. Viele Follower suggerieren, dass diese Person wichtige Sachen zu sagen hat. Also folgt man dieser Person ebenfalls.

Ich halte dennoch nichts davon Follower zu kaufen. Im ersten Moment mag das eine gute Außen-Wirkung haben, aber die Leute durchschauen so etwas dann doch und dann ist es umso peinlicher.

Was haltet ihr davon Twitter-Follower (oder auch Fans bei Facebook) zu kaufen?

Lohnen sich gekaufte Fans, Follower und Co.?

Ergebnis anschauen

Fazit

Es kommt nicht nur auf die Zahl der Follower an, sondern vor allem darauf, wer einem da folgt und wie diese Zahl zustande gekommen ist.

Das sollte man bedenken, wenn einem demnächst mal wieder so ein “Social Web Consultant” seine Follower-Zahl unter die Nase reibt.

Peer Wandiger

15 Gedanken zu „Die Bedeutung des Fan-Follower-Verhältnisses bei Twitter und Co.“

  1. Hi Peer,

    Ich bin in Sachen “Who to follow” anderer Meinung als Du. Du verwendest Twitter zum allergrößten Teil, um deine eigenen Tweets zu promoten. Ich beispielsweise folge über 300 Leuten, weil ich deren News lesen will und interessante Dinge davon an meine Follower retweeten will. Das ist der eigentliche Sinn von Twitter und ich denke, Du nutzt das Potenzial nicht aus, sondern kapselst Dich zu sehr ein. Ich sage ja nicht, dass man tausend Leuten followen soll – aber 30-40 sind ein bisschen wenig, findest Du nicht?

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  2. Ganz richtig, dieses Fan-Einkaufen geht ja auf Facebook auch. Für 25$ bekommt man da 100 Follower beispielsweise. Langfrisitig halte ich das jedoch für einen Trugschluss, der schnell nach hinten losgehen kann. Man sieht ja dann z.B. auch, dass niemand die Beiträge kommentiert.

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  3. Ein sehr interessanter Artikel. Im Grunde geht es doch wirklich darum, die Leute auf seine eigene Seite zu locken. Ob nun durch Twitter oder durch Kommentare in einem Blog wie deinem, Viele verfolgen das Ziel mehr Traffic zu bekommen.
    Mich würde es mal interessieren, wie viel Leute wirklich noch twittern, ohne das eigene Marketing im Hinterkopf zu haben. Das Verhältnis dieser zur Gesamtanzahl aller Twitternutzer wäre eine interessante Statistik, bei der sich Twitter höchstwahrscheinlich als Marketing Ballon aufbläht. Nichts anderes ist auch aus Facebook und Co geworden….

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  4. Also ich versteh den ganzen Wirbel um Twitter nicht. Wenn ich mir diesen Twitterstreit von Becker und Pocher nur anschaue, dann denk ich echt, dass das Kindergartengehabe ist. Für mich wirft das automatisch auch ein schlechtes Bild auf Twitter selber.

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  5. ” Folgt man 500 Leuten, dann rauschen die Tweets einfach nur so durch und man wird kaum etwas wirklich lesen können.”

    – Das stimmt zwar, aber jeder nutzt Twitter eben etwas anders – sage ich als jemand, der auch bald 500 Leuten folgt. In der Tat lese ich niemals alles , was diese 500 Twitterer jeden Tag so von sich geben. Und diese 500 Twitterer sind ja auch nicht immer all gleichzeitig online. Ich lasse Twitter im Hintergrund laufen, wenn ich online bin, und kann so interessante, aktuelle Eregnisse oder Diskussionen mitbekommen, mit jeweils anderen Menschen je nach Tages-/Nachtzeit. – Gezwitscher eben.

    Dazu gibt es die Möglichkeit, die Follower nach Themen in Listen zu sortieren etc (so organisiert bin ich allerdings nicht (; )

    Aber rein aus Marketing-Sicht stimmt es natürlich, Tweets versenden sich bei Nutzern wie mir natürlich eher mal….

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  6. Wer nicht jeden möglichen Marketing Kanal nutzt ist selber schuld.
    Mich würden allerdings die Auswirkung von Followern und Tweets auf den Traffic interessieren.
    Zu den gekauften Followern/Fans : Ja evtl. um eine kleine Basis zu haben, damit echte Nutzer eher dazu tendieren mir zu folgen oder meine Seite zu liken.
    Wer sich durch massenweise Bots als Fans bessere Rankings bei Googel erhofft ist hier auf dem Holzweg.

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  7. Ich würde mir nie Follower oder Fans kaufen – lieber eine kleine feine Gruppe die mir folgen, als eine grosse Gruppe die nicht aktiv ist und die mir eigentlich gar nicht folgen… – aber klar – ich verstehe schon den Abstrahleffekt dass viele Follower auch wieder weitere Follower “ziehen” bzw. “generieren” können…

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  8. “Wer nicht jeden möglichen Marketing Kanal nutzt ist selber schuld.” lieber einige wenige effektiv nutzen. wer jeden möglichen kanal nutzt ist nirgends wirklich erfolgreich.

    der größte nutzen an hohen follower zahlen ist social proof.

    twitter ist entweder fürs markenting da oder zeitverschwendung/zeitvertreib.

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  9. Also ich teile deine Meinung im Bezug auf Follower nicht ganz.
    Sicherlich geht der Sinn von Twitter verloren wenn man tausenden Leuten folgt, nur um an Follower zu kommen.
    Allerdings finde ich 100-200 Leute denen man folgt noch völlig m Rahmen.
    Ich folge momentan 126 Leuten und das rein aus Interesse und nicht Followerwünschen.
    Ich finde man muss auch nicht alle Tweets lesen, die erscheinen.
    Übrigens habe ich noch einen Twitter User mit Fan-Follower Verhältnis von 1:unendlich gefunden.
    Rammsteins Twitter Account hat 110.821 Follower obwohl sie 0 Menschen folgen und ungefähr alle zwei Monate mal was Twittern.

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  10. Interessanter Artikel. Ich bin derzeit ein Twitter-Verweigerer, von daher bin ich was das angeht völlig unvoreingenommen. Umso interessanter Deine Sicht auf Twitter zu lesen.

    Gruss,
    Jens

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  11. Hallo. Fans kaufen für Twitter und Facebook ist gar nicht nötig. Es geht auch kostenlos alles, sogar nur deutsche Fans. Egal ob Twitter, Facebook, Youtube… außer bei Google+ ist da noch Nachholbedarf. Kann man alles in sogenannten “SEO-Blackhat-Foren” durchlesen.

    Sinnvoll halte ich es auch nicht, weil sie ja nicht wirkliche Interessenten sind. Das ist der Nachteil. Der einzige Vorteil ist, dass man etwas mehr Aufmerksamkeit von Google und Co. erreicht. Wer aber nachhaltig eine echte Stammgruppe aufbauen will, der wird damit nicht weit kommen. Denn nicht nur die Fans zählen, sondern auch Kommentare, Retweets, Likes von Posts, +1s, etc. Also das “Leben” an sich auf den Social Media Kanälen wird analisiert. Hier ist der eigene Handgriff gefragt, es kostet Zeit und Leidenschaft, aber es lohnt sich.

    Grüße

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  12. Anfangs (2007) hab ich auch versucht, unter 50 Following zu bleiben, weil ich immer alles lesen wollte, was die schreiben. Aber das erschien mir dann doch schnell unrealistisch, denn so verpasste ich ja systematisch ganz viele Accounts.

    Heute beschränke ich mich zwar noch, bin aber jetzt gut Faktor 10 über den 50. Natürlich verpasse ich immer noch viel, aber ich hab mehr Spielraum, Leute hinzuzufügen und gleichzeitig ist es nicht so, dass ich in besonders aktiven Zeiten reinschaue und es passiert einfach nichts.

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  13. Hallo Peer,

    im Grossen und Ganzen sind die hier geteilten Ansichten von Dir zu Twitter durchaus vertretbar. Folgen und zurückgefolgt werden betrachte ich auch als Quatsch bzw. langfristig als nicht sinnvoll.

    Aber aus Deinem Artikel lässt sich für “Einsteiger” in Twitter herauslesen, dass sie nur wenigen Leuten folgen sollen, damit es auch schön übersichtlich bleibt. Diese Leute werden wohl recht schnell von Twitter enttäuscht werden, denn ihre Followerzahlen werden nicht wachsen. Dass Du oder Gronkh oder andere diese Werte vorweisen hängt nicht wirklich an Twitter sondern primär damit zusammen, dass die Popularität auf anderen Kanälen erreicht wird/wurde. Bei Dir das Blog, bei Gronkh YouTube etc.

    Würdest Du heute mit Deinem hier aufgeführten Schema bei Twitter starten, ich glaube, diese Zahlen wären nicht annähernd vergleichbar mit den jetzigen.

    Für mich hat sich immer wieder eines bei Twitter herausgestellt: ein wirkliches richtig oder falsch gibt es da nicht. Jeder nutzt die Plattform anders. Es gibt Leute die nur pushen, andere nutzen es chatähnlich für Austausch, wieder andere haben eine Mischung aus senden, Austausch, ReTweets. Manche haben hunderte oder tausende, denen sie folgen, um möglichst viele verschiedene Quellen für Informationen etc. zu haben. Andere nur 20-30 weil sie nur Leuten folgen, die zum Freundeskreis gehören. Alles ok, alles legitim.

    Habe mir eben mal Deinen Account für das Blog hier angeschaut. Innerhalb der letzten 2,5 Monate sind einige ReTweets zu sehen und jede Menge Hinweise auf Deine Artikel. Dialog findet sich jedoch nur recht schwer. Auch das ist ok, für Dich funktioniert das, da Du durch das Blog eine recht hohe Popularität hast, die sich anteilig auch bei Twitter widerspiegelt. Dies jedoch als generelle Handlungsempfehlung darzustellen erachte ich als falsch, da es in keinem Fall die persönlichen Präferenzen des Einzelnen berücksicht. Und genau diese Differenzierung ist mMn nicht unerheblich und fehlt mir in Deinem Post.

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  14. @ Steve
    Danke für dein Feedback.
    Im Grunde hast du natürlich recht, da die eigenen Ziele immer ausschlaggebend dafür sind, wie man die Instrumente einsetzt.

    Da ich Twitter vor allem als Marketing-Instrument nutze, sind die Ausführungen entsprechend darauf auch ausgerichtet.

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  15. Gibt es denn bei Twitter auch so etwas wie einen Algo für die Reichweite ähnlich wie bei YouTube oder Facebook? Man kann ja genauso gut 100 Top Followern folgen, um auf sich aufmerksam zu machen.

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