Die totale Erreichbarkeit in der Selbständigkeit – Pro und Kontra

Dank Smartphone, Tablets, DSL-Standleitung und Co. sind wir heutzutage immer erreichbar, egal ob es um einen Anruf, die neuesten Tweets und eine eMail geht.

Dabei ist es mittlerweile egal wo wir gerade sind, wer uns erreichen will schafft das eigentlich zu jeder Tages- und Nachzeit.

Doch ist das alles wirklich so positiv? Wo liegen die Vor- und Nachteile?

Die totale Erreichbarkeit

Die meisten Selbständigen sind Einzelunternehmer. Deshalb müssen sie sich auch um alles selbst kümmern.

Da ist es schon sehr gut, dass man mit dem Smartphone mittlerweile ein vollwertiges Kommunkationszentrum immer bei sich hat.

Gerade Selbständige im Netz haben permanent neue Kommunikationsanfragen, wie etwa Mails, Tweets, Nachrichten in Social Networks, neue Kommentare usw.. Hinzu kommen noch die Anrufe, die mit einem Smartphone natürlich auch noch funktionieren. 😉

Warum früher nicht alles besser war

Erinnert man sich an frühere Zeiten zurück, dann war damals sicher nicht alles besser. Nicht jeder hatte ein Handy und wenn man sich verständigen wollte, musste man ein Festnetz-Telefon finden oder eben warten, bis man sich von Angesicht zu Angesicht trifft.

Kurzfristige Infos per Mail oder Kurznachricht waren problematisch und oft nur im Büro möglich. Der Kontakt zu Kunden war im Gegensatz zu heute sehr sparsam.

Alles in allem ging es vielleicht ruhiger und auch etwas gemächlicher zu, aber zurück haben möchte ich diese Zeit (zumindest auch technischer Sicht) nicht.

Warum es heute aber auch nicht unbedingt besser ist

Heute hat dagegen so gut wie jeder ein Smartphone und 24 Stunden Internet. Die Kids von heute können es sich gar nicht mehr anders vorstellen, als sofort und überall mit ihren Freunden kommunizieren zu können.

Und auch für Selbständige im Netz hat sich einiges verbessert. Man kann dank der Technik als Einzelkämpfer diverse Websites selbst betreuen und z.B. auch aus dem Urlaub Kommentare freischalten, Fotos veröffentlichen, Mail-Anfragen beantworten und in Social Networks kommunizieren.

Die technische Entwicklung hat es überhaupt er möglich gemacht ganz allein professionelle Websites aufzubauen und davon zu leben.

Doch das ganze hat auch seine Schattenseiten. Die ständige Erreichbarkeit verhindert, dass Selbständige abschalten und wirklich mal Feierabend machen. Dabei ist es wichtig den Kopf richtig frei zu bekommen und nicht immer an die Arbeit zu denken.

Ansonsten droht Stress und die Gesundheit wird in Mitleidenschaft gezogen.

Die richtige Erreichbarkeit

Ich selber habe es in meiner Selbständigkeit schätzen gelernt, dass ich fast überall ins Web kann und erreichbar bin. Anders wäre es kaum möglich als Einzelkämpfer auch mal in Urlaub zu fahren und dennoch diverse Webprojekte unvermindert weiterlaufen zu lassen.

Allerdings habe ich mit den Jahren auch die negativen Auswirkungen gespürt. In den ersten Jahren waren es teilweise Webdesign-Kunden, die mich am späten Nachmittag oder sogar am Wochenende anriefen und der Meinung waren, dass ich doch bitte 24 Stunden für sie da sein soll.

Später dann wurden meine Blogs populärer und auch wenn das natürlich toll ist, bekomme ich immer mehr Anfragen und Anrufe. Leider teilweise am Abend und am Wochenende und dann verstehen manche Anrufer einfach nicht, dass man ein Privatleben hat.

Die ständige Erreichbarkeit führte bei mir dazu, dass ich Probleme hatte abzuschalten und irgendwann merkte, dass mir das nicht gut tut.

Meine Tipps für eine vernünftige Erreichbarkeit:

  • Eine der Änderungen war, dass ich mir eine neue Handynummer zugelegt habe und diese nur privat nutze. Kunden können mich im Büro anrufen, wenn es etwas gibt. Ich arbeite zum Glück in einem Bereich, der in den allermeisten Fällen nicht zeitkritisch ist.
  • Für die eigene Arbeit sollte man “Öffnungszeiten” haben, selbst wenn man gar keinen Kundenverkehr hat. Diese Öffnungszeiten sollte man auch für eMail-Anfragen, Telefonanrufe etc. durchsetzen und aufdringlichen Kunden/Anrufern etc. mitteilen.
  • Ein großer Fehler kann es sein, seinen Kunden alle Wünsche zu erfüllen. Gerade in der Anfangszeit der eigenen Selbständigkeit versuchen viele ihre Kunden zufriedenzustellen, in dem sie immer erreichbar sind und alles sofort fallen lassen, um Kundenwünsche zu erfüllen. Ich kenne da ein paar Beispiele.

    Die Kunden wissen das zu schätzen und nutzen dies aus. Später ist es dann aber sehr schwer, dies den eigenen Kunden wieder abzugewöhnen. Man sollte also von Anfang an, bei allem Service, Arbeit von Freizeit trennen und die eigenen Kunden richtig “erziehen”.

  • Aber auch während der Arbeitszeit kann eine ständige Erreichbarkeit problematisch sein. Wer ständig seine Mails checkt oder permanent auf seinem Social Network Profil unterwegs ist, wird nicht wirklich produktiv sein.

    Deshalb ist es hier ebenfalls zu empfehlen, bestimmte Dinge, wie z.B. eMails lesen, auf feste Zeiträume zu beschränken. Zudem habe ich z.B. Skype abgeschaltet, da immer wieder Anfragen und “Anrufe” kamen. Das stört doch sehr, wenn man gerade wieder an einem Artikel arbeitet.

  • Generell ist es wichtig abschalten zu können. Ich weiß wie schwer das als Selbständiger manchmal ist, aber man muss Feierabend machen lernen.

    Ansonsten riskiert man nicht nur das Familienleben und/oder den Freundeskreis, sondern handelt sich auch gesundheitliche Probleme ein.

Eure Erfahrungen

Wie sind eure Erfahrungen mit der ständigen Erreichbarkeit. Seht ihr das als Vorteil oder habt ihr damit negative Erfahrungen gemacht.

Seit ihr ständig für Kunden erreichbar?

  • Nein, nach Feierabend bin ich nicht erreichbar. (44%, 100 Stimmen)
  • Das kommt auf den Kunden an. (29%, 65 Stimmen)
  • Ja, für Kunden immer. (15%, 34 Stimmen)
  • Mal so, mal so. (13%, 29 Stimmen)

Teilnehmerzahl: 228 (max. 1 Stimmen)

Dieser Artikel wurde durch den Webmaster Friday inspiriert.

Peer Wandiger

18 Gedanken zu „Die totale Erreichbarkeit in der Selbständigkeit – Pro und Kontra“

  1. Ich finde den Beitrag super. Ich bin eigentlich immer online, ob während der Arbeit am PC oder nach Feierabend am Tablet bzw. Smartphone. Ich könnte ohne das mobile Internet nicht mehr überleben und das gibt schon zu denken. Aber in der heutigen Zeit schreitet die Technick immer schneller voran und da möchte man natürlich mithalten. Noch ist es okay ständig erreichbar zu sein, da sich die Kundengespräche auf die Arbeitszeit reduzieren.

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  2. Ich betreibe auf den heutigen Tag genau 6 Jahre lang ein Browsergame. Selbst in Zeiten, als es ein Hobbyprojekt war, und ich daran noch nichts verdient hatte, war ich gefühlt 24 Stunden, jeden Tag die Woche im Einsatz. Nun habe ich Familie, kann dieses Pensum nicht mehr gehen. Für mich ist es aber dadurch zur Selbstverständlichkeit geworden, immer sofort zu reagieren. Es ist eigentlich das Normalste der Welt und hat dann immer einige Tage, wo man in sich zusammenfällt und eine mehrtätige Pause braucht.

    Dank deines Blogs Peer, indem du das Thema schon mal aufgegriffen hast, habe ich auch versucht langsam zu beginnen, Feierabend zu lernen. Mittlerweile klappt das mit meiner kleinen Familie doch sehr gut, indem ich mind. ein Tag in der Woche für niemanden erreichbar bin.

    Übrigens, ich habe genauso wie du ein extra privates Handy (uraltes, nur Anruf- und SMS-Funktion) und ein Smartphone für meinen Beruf. So weiß ich, wenn an dem einen freien Tag mein Smartphone bimmelt, ich nicht rangehe (Klingelton meistens sowieso aus) und am nächsten Tag einfach zurück rufe.

    Am Ende überwiegen die Vorteile. Grade privat hat man für unvorhergesehene Dinge flexiblere Zeiten und kann sich das “Wochenende” und Arbeitszeiten individuell anpassen.

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  3. Man sollte nicht so tun, als läge es nur an der vorhandenen Technik, wie erreichbar man sein muss. Es ist jedem selber überlassen, das richtige Maß zu finden!

    Ich fahre als Web-Werkerin seit Jahren gut damit, meine Kunden per E-Mail zu kontakten und Telefonieren gar nicht erst einreissen zu lassen. Das ist auch sicherer, denn so ist immer klar, was vereinbart, gewünscht und gesagt wurde – anders als im Telefongespräch, wo schon mal was vergessen oder anders verstanden wird.

    Am Wochenende (ok, ab Samstag mittag…) beantworte ich keine geschäftlichen Mails. Soziale Medien nutze ich nach Bockprinzip, mache aber klar, dass man mich nur per Mail verlässlich erreicht.

    Ich bin schon lange selbständig und konnte nie begreifen, warum das für viele ein Grund ist, eine 80-Stunden-Woche hinzulegen. Ganz im Gegenteil war es mir wichtig, schon das übliche 9-to-5 zu vermeiden. Zählt man nur die “Brotarbeit”, bin ich vermutlich nicht mal halbtags tätig – der Rest ist surfen, bloggen, kommunizieren und allerlei offline-Aktivitäten.

    Damit erwerbe ich keine Reichtümer, kann aber schuldenfrei leben – und muss auch keine Angst vor ein paar Monaten Flaute haben.

    “Immer erreichbar” ist für mich ein Synonym für “Hölle”!

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  4. Seit dem ich auf meinem Galaxy SII die App “Auto Airplan mode” habe, ist meine Erreichbarkeit geregelt. Außerdem schont es den Akku. Um 1:00 Uhr Nachts geht mein Handy somit automatisch offline und ab 9:00 Uhr bin ich wieder online. #beste

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  5. ich arbeite noch dran, an der balance zwischen erreichbarkeit und nicht erreichbarkeit.
    wobei ich ganz klar sage: wochenende arbeite ich nicht.
    wenn der kunde selber andere arbeitszeiten hat, das juckt mich nicht.

    ich mache auch abends ab 18 uhr schluß. feierabend.
    das mit dem skype ist mir auch aufgefallen. deswegen bleibt der auch konsequent aus. ein lieferant eines kunden möchte das man im skype erreichbar ist. da ich aber nicht mit denen verbandelt bin, ist das keine notwendigkeit.

    wie auch leonie schrieb: 80 std woche ist nicht erstrebenswert, auch wenn viele selbständige das gerne so hinstellen, mit “selbst und ständig”
    es muß eine gute life-work-balance sein.

    deswegen darf das smartphone auch mal ausgestellt werden und sogar der computer.

    ansonsten: ein wie immer hilfreicher blogbeitrag, der mich zum weiter denken anregt.

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  6. Ständige Erreichbarkeit geht an die Subtanz und ist eine Hemmschwelle um richtig arbeiten zu können.

    Jeder sollte bestimmte Zeiten haben wo er/sie erreichbar ist aber wer meint ein Selbständige muss auch nach 22 Uhr erreichbar sein, der irrt.

    Gut um dies durch zu setzen braucht man auch eines . nämlich Eie.. in die Hose!

    Aber man muss sich auch durch setzen im Leben

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  7. Ich fahre ganz gut mit der Vereinbarung von Telefonterminen per E-Mail. Diese Termine werden genauso behandelt wie solche zu denen ich mich z.B. persönlich mit jemandem treffe.

    Ansonsten gehe ich einfach nicht ans Telefon wenn es gerade nicht passt. Ich lasse mich nur sehr ungern bei meiner Arbeit unterbrechen. Nach 18 Uhr und am Wochenende werden ganz einfach keine Telefontermine vereinbart oder ich gehe eben nicht ran.

    Auf E-Mails antworte ich normalerweise innerhalb von zwei Werktagen, es sei denn es ist ein Notfall, was sehr selten vorkommt.

    Die allermeisten Leute verstehen das und ich komme sehr gut damit klar. Ich hab das mit der Krankheit durch zu viel Stress schon hinter mir und lasse es nicht nochmal so weit kommen. Ständige Erreichbarkeit produziert Stress.

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  8. Vor ein paar Wochen ist mein Smartphone kaputt gegangen. Dank Ersatzhandy bin ich zwar noch telefonisch erreichbar, meine Mails checke ich jetzt aber nur noch ein oder zwei Mal am Tag, am Pc. Für mich ist das eine wirkliche Erleichterung und ich überlege, ob ich das automatische Abrufen der Mails ausstellen werde, wenn mein Smartphone wieder repariert ist.

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  9. Handy nehme ich nur mit, wenn ich längere Zeit aus dem Haus gehe. Sonst höre ich es nur, wenn der Akku piepst. Wer was von mir will, kann mich auch auf dem normalen Telefon anrufen. Man ist ja schließlich nicht der Nabel der Welt und Internet kann mein Handy auch nicht 🙂

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  10. Ich bin extra vom Speckgürtel Münchens (Ammerseebereich) nach Ostfriesland gezogen um entschleunigter zu leben, was hier ganz gut möglich ist. Dieses pflege ich auch und mir ist es wichtiger mit dem Nachbarn einen Baum zu schneiden als ans Handy zu gehen.

    Wer mich erreichen will erreicht mich. Ich besitze keinen Knopf auf den jeder drücken kann und ich springe. Allerdings arbeite ich auch gerne unkonventionell. Wenn denn Not am Mann ist, ist es egal ob es Mittwoch oder Sonntag ist.

    Ich arbeite generell bis mittag, dann kommt Haus und Garten, evtl. Postgänge und Abends bin ich wieder erreichbar. Da hat man auch die meiste Muße den Mailverkehr zu sichten und evtl. zu antworten.

    Allerdings habe ich auch keine Selbständigkeit in der Form dass ich an meine Grenzen komme. Will ich auch nicht, deshalb wohne ich in Ostfriesland.

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  11. Ich bin zum freelancing erst vor ein paar Monaten gestosen, jedoch habe ich in der zwishenzeit meinen vollzeit Job gekündigt und arbeite nur noch als freelancer. Die 24/7 erreichbarkeit ist zwar grundsätzlich kein Problem für mich, da ich als “bald heiratender” sowieso viel und gerne arbeite. Was ein Problem mit der Zeit wird ist das Verständniss von “Virtuäller Arbeitszeit” – Ich habe meine Arbeitszet der Arbeitgeber sein, die beiden zeit verständnisse in einklang zu bringen, macht mir kopfschmerzen. Aber, ehrlich gesagt. Ich würde diese “Freiheit” mit keinem vollzeit Job tauschen wollen.

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  12. Ich bin telefonisch für den Ottonormalkunden nicht erreichbar, nur per E-Mail. Nur wichtige Kunden erhalten von mir eine Telefonnummer über die ich permanent erreichbar bin. Dies wussten bisher auch alle zu schätzen und haben mich nicht zu unmöglichen Uhrzeiten kontaktiert.

    Wie Leonie sagte: Ständige Erreichbarkeit ist ein Synonym für Hölle. Dem kann ich nur zustimmen. Privatleben muss einfach sein!

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  13. Schwieriges Thema… Ich finde, dass (auch) ein Selbstständiger nicht immer erreichbar sein muss. Die beste Lösung ist für mich eine Erreichbarkeit zu “normalen” Zeiten und ansonsten die Möglichkeit, per AB oder Mailbox um einen Rückruf zu bitten.

    Ansonsten würde ich, sofern es sich lohnt, über einen Notfallservice nachdenken. Dieser sollte dann aber zusätzliche Kosten mit sich bringen.

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  14. Nach 10 jahren Online Marketing, Gründer und Begnadeter Performance Manager – befinde ich mich nun den 4. Monat in der Burnout Zwangspause! Ich dacht zuvor das passiert nur Leuten, die keinen Spass an der Arbeit haben oder mit Stress nicht umgehen können… Leider war das eine Fehleinschätzung – eine der wenigen in meiner Karriere – aber eine verheerende. Die Symptome Symptome können monate- oder gar jahrelang ignoriert werden bis zum Tag X. Lasst es nicht soweit kommen, wenn es geht…

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  15. Den Tipp Öffnungszeiten für Anrufe, E-Mails und Sonstiges in der Firma zu machen, habe ich kürzlich auch bei mir eingeführt und fühle mich jetzt freier und entspannter am Abend 😉

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  16. Den Tipp mit der App “Auto Airplan mode” werde ich auch einmal ausprobieren, hört sich gut an. Ständig erreichbar sein zu müssen ist furchtbar. Hatte auch schon einmal über einen externen Dienstleister nachgedacht bisher aber noch keine Zeit dafür gefunden da ständig das Telefon klingelt ,-).

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  17. Ich bin mitunter freie Redakteurin und Anzeigenverkäuferin und da ist es auch so… eigentlich müsste man ständig in die Mails schauen oder per Skype oder was auch immer… das geht einem irgendwann wirklich auf den Wecker und man hat nie richtig Feierabend. Glücklicherweise ist das nur zu “Stoßzeiten” so, wenn wieder alle auf einmal was wollen und Zeitdruck ist. Da ist natürlich die unproblematische Erreichbarkeit oft ein Segen, aber auch genauso oft Fluch.

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  18. Hi,

    klasse Artikel, ich schaue mir gerade so ein neues StartUp an, das wohl versucht einen alternative zu den teuren Sekretariatsdiensten zu schaffen.

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