Foto-Tipps, Bildagenturen, Foodfotografie, Kamera-Empfehlungen und mehr – Interview

Im heutigen Interview spreche mich mit einem langjährigen Blogger und leidenschaftlichen Fotografen.

Darin geht es unter anderem um die Frage, ob er vom Fotografieren leben kann und was die Hürden dabei sind.

Zudem gibt er Tipps für bessere Fotos, Infos zu Foodfotografie und mehr.

Hallo Bernd. Bitte stell dich meinen Lesern kurz vor.

Ich bin in Stuttgart geboren und wohne derzeit Im Remstal, welches östlich von Stuttgart liegt. Beruflich bin ich als Kaufmann in einem international tätigen Industrieunternehmen welches Kabel und Leitungen herstellt tätig.

Wie bist zu zum Fotografieren gekommen?

Zum ersten Mal mit fünf Jahren. Da wünschte ich mir den ersten Foto-Apparat und habe auch eine Kodak Instamatic zu Weihnachten bekommen. Der erste Film mit 12 Aufnahmen war am gleichen Abend voll geknipst.

Mit 15 habe ich in den Schulferien drei Wochen gearbeitet um mir die erste Spiegelreflexkamera leisten zu können. Das war damals eine gebrauchte Pentax Spotmatic. Ein gebrauchtes Schwarz-Weiß-Labor kam kurz danach auch dazu.

Seitdem hat mich der Fotografie-Virus nicht mehr losgelassen.

Lebst Du vom Fotografieren? Wie schwer ist es, damit seinen Lebensunterhalt zu bestreiten?

Nein, die Fotografie ist bei mir Nebenerwerb. Ursprünglich habe ich ein Gewerbe angemeldet um meine privaten Homepages über meine Hobbies zu vermarkten. Das lief in den ersten beiden Jahren auch sehr gut.

Dann kam die Weltwirtschaftskrise und die Werbeeinnahmen sind spürbar nach unten gegangen. Um diese Rückgänge kompensieren zu können, habe ich meine besten Fotos bei Microstock-Bildagenturen hochgeladen. Erst mal zum testen ob sich etwas verkaufen lässt. Im Jahr kamen so ohne großen Aufwand ein paar hundert Euro zusammen.

Allerdings waren das damals meist Fotos die für Fotowettbewerbe gemacht wurden oder die üblichen Urlaubsfotos. Eigentlich bei den Bilderkunden weniger gefragte Motive. Erst 2012 habe ich gezielt für Bildagenturen fotografiert. Seitdem entstehen pro Jahr meist über 1.000 neue Fotos, welche ich bei verschiedenen Bildagenturen vermarkte. Mein Schwerpunkt ist inzwischen die Foodfotografie. Da wird alles was mit Essen und Trinken zu tun hat abgelichtet.

Meinen Lebensunterhalt kann ich davon nicht bestreiten. Die Einnahmen sind stark von den Motiven und dem Umfang des Portfolios abhängig. Um davon leben zu können sollte man mindestens 5.000 bis 10.000 hochwertige Fotos im Portfolio haben.

Über was schreibst Du auf blog-ueber-fotografie.de und warum bloggst du überhaupt?

Im Prinzip schreibe ich auf meinem Fotoblog über alles was mich selber an der Fotografie interessiert.

Die Schwerpunkte sind Fototipps, Stockfotografie, Foodfotografie und ein bis zweimal im Jahr Urlaubsfotos und deren Entstehungsgeschichte.

Welche Rolle spielt Selbstvermarktung für Fotografen und was ist dabei wichtig?

Selbstvermarktung ist im Zeitalter der sozialen Netzwerke sicherlich eine Möglichkeit seinen Bekanntheitsgrad als Fotograf zu steigern. Man kann bei aktiver Teilnahme bei machen Netzwerken auch Kontakte zu Kunden und Aufträge realisieren.

Ob man dadurch mehr verkauft mag ich allerdings bezweifeln. Ohne Zeitaufwand ist auch da kaum ein Erfolg realisierbar. Und diese Zeit könnte einem für die Produktion von Fotoaufträgen wiederum fehlen.

Das muss jeder für sich selber abwägen ob das für einen selbst der richtige Weg ist oder ob man seine Prioritäten anders setzt.

Die meisten sehr guten Fotografen haben sich auf ein Genre spezialisiert und sich einen sehr guten Ruf erarbeitet. Da ist dann eine Selbstvermarktung kaum noch notwendig, weil zahlungskräftige Kunden meist Schlange stehen.

Andere Fotografen, wie ich, vermarkten ihre Fotografien über Bildagenturen. Auch da spielt die Selbstvermarktung meist eine geringe Rolle.

Und dann gibt es noch eine Mischung daraus. Fotografen die Auftragsarbeiten machen und die überzähligen Fotografien dann über Bildagenturen vermarkten.

Eine pauschale Antwort ist da aber kaum möglich, da es zu sehr vom Einzelfall abhängt.

Welche Foto-Technik nutzt Du und was empfiehlst Du einem Einsteiger, der ein gutes Preis/Leistungs-Verhältnis möchte?

Ich fotografiere derzeit mit zwei Nikon-Gehäusen und verschiedenen Wechselobjektiven von 10 bis 400 mm Brennweite. Eine kleine Studioblitzanlage macht mich von Wetter- und Lichtkapriolen unabhängig.

Gute Fotos kann man aber mit den meisten Kameras machen. Nicht die Kamera, sondern der Fotograf macht das Foto.

Was ist ein gutes Preis- Leistungsverhältnis für eine Kamera? Sorry, die Frage kann dir niemand beantworten. Da müsste man vorher die fotografischen Wünsche konkretisieren. Was will man fotografieren? Was will man mit den Fotos machen?

Vielen Menschen reicht heute eine Smartphone-Kamera aus. Mit einer kleinen Digitalkamera mit gutem Objektiv und Technik macht man schon einen qualitativen Sprung nach vorne machen.

Mit einer Bridge-Kamera hat man schon ein Zoom und eingebautes Blitzgerät und kann viele Fotowünsche realisieren.

Mit den jüngeren kleinen Sucherkameras mit Wechselobjektiven ist man sehr flexibel und bekommt schon sehr gute Objektive zu Auswahl.

Für professionelle Fotos oder höchste Ansprüche an die Bildqualität, wird man an einer digitalen Spiegelreflexkamera nicht vorbei kommen. Durch Wechselobjektive kann man das System an sehr viele fotografische Aufgaben anpassen.

Am Ende entscheidet aber auch sehr oft, das liebe Geld.

Wie wichtig ist die Foto-Nachbearbeitung und welche Software nutzt Du dafür?

Ich fotografiere mit meiner Spiegelreflexkamera immer im RAW-Dateiformat, dem digitalen Negativ, um die maximale Qualität aus dem Bildern holen zu können. JPG hat da wesentlicher weniger Spielraum in der Bearbeitung, da es komprimierte Daten sind.

Die Bearbeitung erfolgt mit Adobe Lightroom. Dort kann ich die wesentlichen Bearbeitungsschritte vornehmen oder bei immer wiederkehrenden Lichtsituationen auch Einstellungen abspeichern und bei Bedarf automatisch auf neue Motive übertragen. Zudem kann auch gleich die Verschlagwortung und Copyright-Vermerke hinterlegen. Damit habe ich einen schlanken und recht effizienten Workflow.

Bei Montagen, extremen Kontrastausgleich oder komplizierteren Bildbearbeitungen wechsle ich aus Adobe Lightroom in Adobe Photoshop. Die gespeicherte Photoshop-Bearbeitung wird dann auch von Lightroom übernommen.

Welche typischen Fehler machen Anfänger beim Fotografieren und wie kann man sie vermeiden?

Das was man mit dem Auge sieht wird nicht von der Kameraautomatik 1:1 umgesetzt. Unser Auge wird teilweise von unserem Hirn getäuscht. Fotografie ist Physik und unterliegt einigen optischen Gesetzen.

Wenn man fototechnisches Wissen erlernt versteht man wie die Fotografie funktioniert und kann dadurch gezielter und bessere Fotos machen. Nur durch erlernen der fototechnischen Grundlagen kann man die Entstehung eines Bildes verstehen und gezielte Aufnahmen machen.

Auf vielen Fotos sehe ich häufig wenig vom Hauptmotiv. Dafür aber viel zu viel darum herum. Näher ran an das Motiv. Zu Fuß oder mit einem Teleobjektiv.

Was sind Deine wichtigsten Tipps für Foto-Laien? Wie kann man die Qualität seiner Fotos am einfachsten verbessern?

  1. Näher ran an das Motiv und sich auf das wesentliche konzentrieren
  2. Informiere dich über die Bildgestaltung
  3. Nicht die Kamera, sondern der Fotograf macht ein Foto

Zum Schluss würde ich mich über Deine wichtigsten Tipps für tolle Fotos freuen.

  • Erlerne fototechnisches Wissen
  • Lerne deine Kamera besser kennen
  • Wähle ein ausbaubares Kamerasystem
  • Näher ran an das Motiv
  • Grundwissen über die Bildgestaltung

Danke Bernd

für das Interview.

Peer Wandiger

11 Gedanken zu „Foto-Tipps, Bildagenturen, Foodfotografie, Kamera-Empfehlungen und mehr – Interview“

  1. Vielen Dank für das Interview, das kam zur rechten Zeit.
    Ich habe kurz in den Blog reingelesen, werde mich aber noch damit beschäftigen. Der Ehrgeiz hat mich gepackt und auch ich bin der Meinung, dass der Fotograf und nicht die teuere Kamera ein gutes Bild ausmacht.

    Viele Grüße
    Kristina

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  2. Interessantes Interview! Den Blog von Bernd verfolge ich auch regelmäßig, da die Fotografie auch meine große Leidenschaft ist! Das Experimentieren mit dem Rohdatenformat (RAW-Format) kann ich nur empfehlen! Es ist schon erstaunlich was man aus einem “digitalem Negativ” gegenüber einer herkömmlichen JPEG Datei alles herausholen kann!
    Auch den Tipp sich mehr mit der Bildgestaltung zu beschäftigen, kann ich nur unterstreichen!
    Bereits mit einfachen “Gestaltungsregeln” kann man die Wirkung von Fotos deutlich verbessern.
    Ein paar konkrete Tipps von meiner Seite:
    – Platziere das Hauptmotiv seitlich versetzt (nicht mittig)
    – Weniger ist mehr (mache dir lieber Gedanken darüber, was NICHT auf das Bild soll)
    – Wende die Drittel-Regel an (Ein Drittel Horizont, 2 Drittel Land – oder umgekehrt)
    – Hineinführende Linien: Verwende Straßen, Zäune etc. als gestaltete Linien, die in das Bild hineinführen- das Bild erhält dadurch mehr Tiefe…

    Und ja- meiner Meinung nach muss es nicht immer eine DSLR sein! Professionelle Kompaktkameras wie zum Beispiel die Canon Powershot G16 leisten gute Dienste und können ebenfalls im RAW-Format fotografieren…

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  3. Ich baue mir mittlerweile auch eine kleine Bilddatenbank auf, die ich dann ohne Bedenken einsetzen kann. Ich habe mir dazu Ende letzten Jahres eine Sony RX100 zugelegt. Das waren die am besten investierten 450€ seit langem.

    Die kleine, aber nicht ganz günstige, Kompakte macht einfach tolle, knackscharfe Bilder, auch in den Szenen-Modi. So brauch ich mich nicht mit mehr einer DSLR und Zubehör abschleppen, die unterwegs für mich einfach ein Klotz am Bein waren.

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  4. Vielleicht als Hinweis für zukünftige Themen: wie kann man als Fotograf auf seine Fotos aufmerksam machen? Bspw. in dem man manche seiner Aufnahmen unter eine freie Lizenz stellt und so seine Fotos mit dem eigenen Namen möglichst weit im Web streut und ähnliches…

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  5. Ich habe vor einigen Wochen auch die Fotografie für mich entdeckt. Ich dachte nicht, dass es da so viel zu lernen gibt. Deshalb verschlinge ich Artikel wie diesen gerade.

    Ich habe lange recherchiert und mich schlussendlich für die Nikon D3200 entschieden. Ist keine Profikamera, aber für mich genau das Richtige. Kann ich jedem Anfänger nur empfehlen.
    Ich interessiere mich sehr für Produktfotografie, weil ich gerne meine Modellautos abbilden möchte um auf meiner Seite zu zeigen.

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  6. hey Jochen, ich hab den vorgänger, die d3100, sicher ist sie keine highend kamera aber man kann mit ihr richtig gute Fotos machen. Ich habe mir ein aufsetzbaren Blitz hinzugekauft und ein Tele mit Bildstabilitator. Die Fotos in dieser Kombination sind gleich noch mal so gut geworden.

    Ich habe mich jetzt auch entschlossen Gestaltungsfotos für den Blog selbst zu machen und nicht mehr zu kaufen. Wenn man schon so eine gute Kamera hat, sollte man sie auch nutzen 😉 …

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  7. Interessanter Artikel. Auch gerade für Produktfotografie interessiert mich das Thema. Dennoch wäre es interessant zu wissen welche Spezifikationen eine gute Kamera mindestens haben sollte. Gibt es da Tipps oder eine Empfehlung?

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  8. @ Sascha
    Produktfotografie kann eine Stecknadel oder ein Hochhaus sein.
    Das Spektrum ist also sehr breit gefächert.
    Deswegen kann auch die optimale Ausrüstung sehr unterschiedlich ausfallen.
    Damit sind ganze Bücher mit gefüllt.
    Zudem kommte es auch darauf an was mit den Fotos geschehen soll?
    Viele Laien vergessen das die Ausbildung zum Fotografen 3 Jahre dauert.
    Wie soll man Fach-Wissen von drei Jahren in einem Satz zusammen fassen?
    Auf meinen Blog findest du auch weiterführende Literatur-Empfehlungen auch zur Produkfotografie:
    http://www.blog-ueber-fotografie.de/medien/fachbuch-professionelle-produktfotografie/
    Ohne reinlesen wird es nicht gehen, wenn du ernsthaftes Interesse an der Produktfotografie hast.
    Schönen Gruß
    Bernd

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  9. Das Interview hätte ich zu großen Teilen ähnlich bis gleich beantwortet. Man merkt das hier ein echter Fotograf interviewt wurde der neben Fachwissen vor allem Engagement für seinen Beruf mit bringt.

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  10. Super Interview!
    Ich habe mir letztes Jahr nach langem Zögern ein DSLR zugelegt (Sony Alpha 65) und bin seitdem total infiziert von der Fotografie.
    Und Bernd hat definitiv recht, man sollte nicht vergessen, dass eine Ausbildung zum Fotografen 3 Jahre dauert merke ich jeden Tag aufs neue. Man lernt eben ständig dazu! Aber es macht unendlich viel Spaß!
    Um das gelernte zu festigen habe ich mich entschieden einen kleinen Blog aufzusetzen, denn wenn man Dinge aufschreibt bleiben sie einfach besser im Kopf!
    Geldverdienen steht beim dem Blog aber nicht im Vordergrund, deshalb sind auch alle Bilder die ich veröffentliche bis jetzt unter CreativeCommons lizenziert.

    Weiter so, Marc.

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  11. hallo liebe freunde, und hallo liebes internet ich grüße sie ganz herzlich wir (ich und mein knudellbär) wollen sie Willkommen heißen auf dieser großen weiten welt. Ich finde diese seite seeeehr grosartig.

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