SEO und Inhalte – Tipps und Einblicke im Interview

SEO (Suchmaschinenoptimierung) hat in den letzten Jahren einen starken Wandel erlebt.

Von einem sehr technisch geprägten Ansatz ging es hin zur gesamtheitlichen Betrachtung mit nachhaltigen Maßnahmen. Diese betreffen vor allem die Inhalte.

Im heutigen Interview spreche mich einem SEO und Buchautor über moderne Suchmaschinen-Optimierung. Dabei gibt es viele Einblicke und Tipps.

Hallo Herr Kurby. Bitte stellen Sie sich kurz vor.

Hallo, mein Name ist Pierre Kurby. Ich bin selbstständig und betreibe mit einem ausgewählten Team aus Designern, Programmierern und Textern die Agentur Searchrising.

Wir haben uns Suchmaschinenoptimierung und Webseitenentwicklung auf die Fahne geschrieben, da beides für uns zusammengehört und wir schon bei der Entwicklung einer Webseite Wert auf die Umsetzung essentieller SEO-Faktoren legen (Sprechende URLs, Erreichbarkeit, Sitemap, Gute Ladezeit, Webmastertools …).

Wie sind sie zum Thema SEO gekommen?

Ich habe Psychologie studiert und war nebenbei in einer Online Marketing Agentur tätig. Dort wurde ich nach meinem Abschluss übernommen und arbeitete als Online Marketing Manager.

Im Jahr 2013 habe ich mich dann selbstständig gemacht, um in Eigenregie und selbstständig meinen weiteren Werdegang zu bestimmen.

Wie hat sich die Suchmaschinenoptimierung in den letzten Jahren verändert?

Die wilden Jahre sind vorbei und die alten Automatisier, die auf Knopfdruck tausende von Links erzeugen konnten, haben die Bühne verlassen. Psychologen haben die Bühne betreten, da der Fokus auf Menschen und deren Interessen liegt. Hier gibt es zwei große Fragen, die eigentlich jeder Webseitenbetreiber beantworten sollte:

  • Was motiviert meine Nutzer meine Webseite (wieder) zu besuchen?
  • Wie können Nutzer emotional erreicht werden?

Diese zwei Fragen sind mächtig und deren Beantwortung ist leider nicht so leicht. Wenn Webseitenbetreiber, den Grund verstanden haben, warum Menschen ihre Webseite immer wieder besuchen, dann können sie ihre Inhalte nach dieser Motivation bzw. diesem Bedürfnis ausrichten.

Die Nutzer emotional zu erreichen, ist sehr wichtig. Hier gibt es zwei mächtige Emotionen:

  • Neugier
  • Nostalgie

Die Neugier ist eine starke Emotion. Es ist ein Kribbeln, das wir haben. Ein Kribbeln, das das Nachdenken ausschaltet und uns auf einen Link klicken lässt. Neugier kann schon durch eine einfache Überschrift erzeugt werden á la: „Diese 5 Geheimnisse gelten nur im Juli 2015.“

Nostalgie ist – in meinen Augen – die stärkste Emotion. Wenn wir nostalgisch werden, denken wir an vergangene Zeiten zurück. Wir wünschen uns diese zurück und wollen sie am liebsten noch einmal durchleben. Nostalgie ist der Grund warum die neuen Star Trek Filme oder Jurassic World so erfolgreich sind.

Lohnen sich Backlinks noch? Wie sieht es in Zukunft aus?

Backlinks haben nach wie vor eine der wichtigsten Funktionen im Internet: Sie führen Menschen von einer Webseite auf eine andere Webseite. Backlinks sind nach wie vor noch Empfehlungen. Die Frage ist hier nur wer gibt diese Empfehlung!

Aus Suchmaschinenoptimierungssicht lohnen sich Backlinks noch, wenn diese von Menschen benutzt werden! Jedoch sollten Linkaufbauer sehr anspruchsvoll sein, was Backlinks angeht. Hier empfehle ich lieber zu wenig aufbauen, als zu viel und nur von Webseiten, die leben. Gemeint sind damit Webseiten die Fans haben und auf denen Fans auch aktiv sind.

Wer eine gute von einer schlechten Webseite unterscheiden möchte, sollte sich einfach die Kommentarspalten anschauen. Gibt es fast keine Kommentare, so würde ich von dieser Webseite keinen Link nehmen. Google sieht das übrigens auch. 😉

Wie wichtig ist Inhalt heutzutage und worauf kommt es dabei besonders an?

Inhalt ist sehr wichtig. Noch wichtiger sind aber gute Inhalte und Inhalte, die nicht in irgendwelche Textboxen am Ende einer Webseite eingesperrt sind.

Ich empfehle jedem, der Inhalte erstellt, vorher eine gründliche Suchwortanalyse durchzuführen. Daneben sollte Google Suggest untersucht werden und auch ein Blick in Foren kann nicht schaden. Grundsätzlich sollte die Frage beantwortet werden:

Welches Ziel soll mit den Inhalten erreicht werden?

  • Sollen Nutzer informiert werden?
  • Sollen Nutzer Kaufinformationen erhalten?
  • Soll der Inhalt unterhalten?
  • Soll der Inhalt beraten?
  • Soll der Inhalt über den Ersteller berichten?
  • Welche Nutzen haben Leser vom Beitrag?

Wer einen guten Beitrag erstellt, weiß für wen er/sie das macht und kann sein Thema auch spannend herüber bringen. Die Hauptüberschrift ist sehr wichtig. Sie entscheidet darüber, ob Nutzer den Beitrag lesen. Hier sollten sich Ersteller viel Mühe geben, um Interesse zu wecken. (Aber bitte nicht in den heftig.co Stil verfallen.)

Von der technischen Perspektive her, sollte jeder Inhalt genau eine H1 Überschrift haben. Dann zwischen 2 und 3 H2 Überschriften und letztendlich mehrere H3 Überschriften. Dann braucht der Beitrag noch 1-2 Bilder und ein Video, wenn es passt.

Es geht hier ebenso um Struktur und Inhalte einfach wahrnehmbar zu machen. Daher empfehle ich jedem ein Inhaltsverzeichnis zu wenden. (Hier gibt es tolle WordPress-Plugins)

Als kleiner SEO-Tipp: Inhalte zu aktualisieren bzw. zu erweitern, ist immer sinnvoll. So können jahreszeitliche Bezüge hergestellt werden. Unter „aktualisieren bzw. zu erweitern“ verstehe ich das Hinzufügen von neuen Inhaltsteilen. Dies muss nicht umfangreich sein. 100-200 neue Worte reichen.

Welche Tipps haben Sie für Selbständige im Netz, die ungern schreiben?

Wenn ihr eure Inhalte nicht mit Leben füllen könnt, lasst es. Leser merken, wann ein Text mit Hingabe geschrieben wurde. Hier können Plattformen wie Textbroker oder die Zusammenarbeit mit Freiberuflern helfen. Nehmt hier bitte nicht den billigsten Preis, sondern legt Wert auf Qualität. Wir haben den Spruch: „Wer billig kauft, kauft zweimal.“ So sehe ich das mit billigen Content auch. Wenn das Wort nur 2 Cent kostet, so muss der Text in der Regel noch einmal überarbeitet werden – das kostet Zeit, wenn es selbst gemacht wird oder es kostet Geld, wenn ein Freiberufler dies macht.

Wer ungern schreibt, sollte sich eines bewusst machen: Wer nicht über sein Thema schreibt, nimmt nicht am Internet teil.

Welche anderen Inhaltstypen sind sinnvoll und auf was muss man dabei achten?

An Inhaltstypen gibt es eine große Auswahl. Neben Text-Inhalten, Videos und Grafiken, gibt es Formen wie:

  • Checklisten
  • Countdowns
  • Fallstudien (Wer interessante einzigartige Daten hat, sollte diese freigeben.)
  • Internetmeme wie z.B. das Troll-Face oder der For-ever Alone Guy können Inhalte lustig aufbereiten
  • Interviews mit bekannten Branchenpersönlichkeiten sind oft eine gute Idee
  • Live-Blogging
  • Quizes
  • Tools/Rechner – ein kleiner Kalkulator, kann hilfreich sein
  • Tutorials
  • Umfragen

Wichtig ist bei diesen Inhaltstypen: Interessieren meine Nutzer bzw. Besucher sich dafür? Befriedigt mein Inhalt ein Bedürfnis? Wer glaubt, dass der Inhalt seine Nutzer erreicht, sollte diesen erstellen.

Eine kleine Einschränkung möchte ich machen: Der Erfolg kommt nicht von heute auf morgen, sondern wird über viele Monate aufgebaut. Wer glaubt mit einem einzigen tollen Beitrag zum Star des Internets zu werden, kann dies vergessen. Nachhaltigkeit und Ausdauer sind gefragt, um Erfolg zu haben. Das beste Beispiel sind Sie Herr Wandiger. Die Reichweite, die Sie heute mit SIN haben, haben Sie seit 2007 aufgebaut!

Sie haben auch ein Buch zum Thema verfasst. Wieso?

Im November 2014 habe ich mein Buch Trumpf durch Inhalt veröffentlicht. Gearbeitet habe ich seit 2012 an diesem Buch.

Im Buch zeige ich wie nach den Umbrüchen durch Panda und Pinguin Suchmaschinenoptimierung betrieben werden kann. Mir ging es nicht um die Darstellung von Techniken, sondern um die Vermittlung einer Haltung bzw. einer neuen Denkweise. Inhalte und Nutzer stehen bei mir im Fokus.

Während es schon viele Bücher über die technischen Schwerpunkte von SEO gibt, fehlte in meinen Augen ein Buch, das die Inhalte, Nutzer und die Psychologie hinter beiden betrachtet. Mein Buch ist ein Schritt in diese Richtung.

Das Internet lebt nicht durch Webseiten. Es lebt durch Menschen. Hinter jeder Webseite stecken Menschen, hinter jedem Nutzernamen steckt ebenso in der Regel ein Mensch. Hinter Facebook-Seiten stecken genauso Menschen. Wer im Internet Erfolg haben möchte, muss auf Menschen eingehen. Damit ist das Eingehen auf Bedürfnisse und Wünsche gemeint. Wer dies schafft, ist auf einem guten Weg.

Welches Feedback haben Sie bekommen und welche Erfahrungen gemacht?

Ich habe viel Feedback bekommen. Viele Leser haben mir geschrieben, dass sie vom Buch überrascht waren und das Ihnen aufgefallen ist, dass die technischen Erläuterungen wie z.B. htaccess Befehle fehlen. Ebenso hat vielen Lesern explizit das Cover gut gefallen. 🙂

Viele sagten mir, dass dieses Buch SEO aus einer anderen Perspektive betrachtet. Das Buch halte quasi das SEO-Hamsterrad an und fragt nach dem: „Was machen wir da und wofür?“

Im Buch selbst, sind natürlich viele praktische Beispiele enthalten und auch die Beschreibung deren Wirkung. In meinen Augen werden psychologische Faktoren immer noch unterschätzt. So ist zum Beispiel die Schaffung von Regelmäßigkeit ein tolles Instrument, um Leser an den Besuch einer Webseite zu gewöhnen. Wer jeden Dienstag und jeden Freitag, um die gleiche Zeit einen Beitrag veröffentlicht, erzeugt bei seinen Lesern Vorfreude. Diese Vorfreude und das anschließende Konsumieren des Beitrages ist das Beste was einem Webseitenbetreiber passieren kann.

Des Weiteren stelle ich die Technik der thematischen Hybridisierung vor. Wer diese verstanden hat, kann sein eigenes Thema mit anderen spannenderen Themen verbinden und so Aufmerksamkeit erhalten.

Wie gut läuft die eBook-Version im Vergleich zur Print-Ausgabe?

Von allen Verkäufen im Jahr 2014 und im ersten Quartal 2015 waren nur 20,8 Prozent aller Verkäufe Ebooks und 79,2 Prozent waren Printausgaben.

Ich vermute, dass Fachliteratur gerne als Paperback gelesen wird, da so gleich interessante Stellen markiert werden können. Ob die Verteilung normal ist, kann leider nicht sagen.

Was war beim Schreiben des Buches die größte Herausforderung?

Beim Schreiben des Buches war die größte Herausforderung für mich, das Finden von Zeit. Hier war Recherche-Zeit und Zeit zum Nachdenken, sowie Verdauen des Gelesenen am wertvollsten. Da ich nebenbei in meiner Agentur gearbeitet habe, habe ich die Stunden der Ruhe sehr geschätzt. Mir hat es am meisten geholfen den Großteil des Buches innerhalb von 4 Wochen auf einmal niederzuschreiben. Meine Kunden wussten natürlich, dass ich beschäftigt war und nach diesen 4 Wochen ging alles normal weiter.

Für diese Mammut-Leistung hatte ich mir damals die Sklaventechnik entwickelt. Ich stöpselte mir Kopfhörer in die Ohren, setzte mich im Schneidersitz auf meinen Schreibtischstuhl, machte mir monotone Musik an und begann mit dem Schreiben. Der Vorteil dieser Technik war, dass ich schlecht aufspringen konnte, da ich im Schneidersitz am Computer saß und zudem durch das Köpfhörerkabel angebunden war. Die monotone Musik erzeugte Flow-Effekte, die sehr hilfreich beim Schreiben und Formulieren waren. 🙂

Zum Schluss würde ich mich über Ihre wichtigsten SEO-Tipps für neue Websites freuen.

Trumpf durch Inhalt! Eine neue Webseite muss Google und Nutzern erst einmal zeigen, dass sie die Besuche des Crawlers und die Besuche von Menschen wert ist. Dies ist nur durch Inhalte möglich.

Aus diesem Grund sollten Webseitenbetreiber viel Wert auf Inhalte legen. Es müssen nicht 100 Artikel auf einmal veröffentlicht werden, wenn die Webseite pro Woche, um 4-7 Texte wächst, ist schon viel geholfen. Ein Redaktionsplan kann hier helfen.

Wer unter spontanen Einfällen und Ideen leidet, der sollte einen Test – wie ich ihn habe – anwenden und folgende Liste abarbeiten:

  1. Die ersten 10 Ergebnisse bei Google auf ihre Qualität überprüfen
  2. 50 Themen für Beiträge recherchieren
  3. Zu 10 Themen je einen Beitrag erstellen

Wenn die Themenrecherche und das Artikel-Erstellen einfach möglich ist, so sollte das Webprojekt gestartet werden. Hier zeigt sich schon wie ergiebig ein Thema ist. Alles andere wie Domainankauf und CMS-Installation usw. folgen danach.

Ein Blick auf die ersten Ergebnisse bei Google hilft übrigens noch mehr! Schauen Sie sich die Ergebnisse an und beantworten Sie folgende Frage:

Können Sie bessere Inhalte als in der Top10 bei Google erstellen?

Beantworten Sie diese Frage mit „Ja“, so sollten Sie umgehend mit dem neuen Webprojekt beginnen.

Es gibt leider im Internet sehr viele schlechte Webseiten bzw. tote Webprojekte. Mit einer guten Vorsorge kann dies verhindert werden.

Danke Herr Kurby für das Interview

Peer Wandiger

7 Gedanken zu „SEO und Inhalte – Tipps und Einblicke im Interview“

  1. Interessantes Interview. Backlinks lohnen sich ja nicht nur SEO-technisch, sondern vorallem auch dadurch dass man direkt über den Link ebenfalls Besucher erhält. Von daher denke ich, werden die nie aussterben^^

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  2. Das Interview habe ich sehr gerne gelesen, weil die Antworten ausführlich sind und dazu noch viele Tipps gegeben werden. Der Fokus auf den Menschen und nicht auf die Technik ist interessant und sollte eigentlich selbstverständlich sein. Letztendlich ist die Technik (CMS, Backlinks, etc.) nur ein Hilfsmittel. Backlinks sind aus meiner Sicht auch Teil der sogenannten Technik, weil es für mich einen Kanal darstellt, über den Besucher kommen können.

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  3. Sehr schönes und vor allem ausführliches Interview. Ich finde es immer wieder klasse, wenn man die Fragen schön ausführlich beantwortet!

    Der Fokus auf den Menschen ist ein wichtiger Punkt, den 90% aller Betreiber wohl nicht wirklich im Fokus haben.

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  4. Hallo Peer,

    ein paar Frage zum Thema Keywords. Mal angenommen ich habe eine Seite zum Thema “Bröttchen” und habe meine SEO nur auf dieses Keyword ausgelegt.
    Wenn ich nun mit dem Keyword “Semmel” (anderes Wort für Bröttchen) ranken möchte, sollte ich dann eher ein paar Wörter aus bestehenden Content austauschen oder neuen Content schreiben? Kann ich mein Ranking für das alte Keyword verschlechtern wenn ich ein paar Wörter durch ein sinngemäß gleiches Wort ersetze? Wie würdest du vorgehen um mit deiner “Bröttchen” Seite im nachhinein das Keyword “Semmel” abzudecken?

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  5. Hi,

    ich empfinde das hier teilweise als zu “pauschalisiert”. Thema Content-Erstellung bzw. Inhalte:
    Es wird von einer H1 Überschrift gesprochen. Absolut nachvollziehbar. Dann meint der gute Mann, es sollten mehrere H2, mehrere H3, 2 Bilder und 1 Video veröffentlicht werden. Hmm. Was ist aber, wenn der Besucher der Webseite eine schnelle Antwort will? Das ist einfach zu pauschal.
    Ich kann keinen kilometerlangen Text mit zig Überschriften und tausend Bildern anbieten, wenn der Nutzer einfach nur eine kurze und knappe Antwort bzw. Anleitung erwartet. Als Beispiel: “Wie richte ich einen Hotspot ein?”.
    Für mich ist das Stichwort hier usability (Absprung, Conversion, bla bla), was nichts mit vielen Überschriften und Videos zu tun hat. Der Nutzer will eben nicht immer einen langen Text, sondern auch mal schnelle Hilfe. Wobei dieser lange Text hier (trotz meiner Kritik) in vielen Punkten super ist 😉

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    • Zu kurz darf ein Text aber auch nicht sein, sonst wird er komplett als Auszug in Google angezeigt und der potenzielle Besucher braucht gar nicht mehr auf die Website zu navigieren.

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