Vom eigenen Problem zum Internet-Startup – Interview über Idee, Umsetzung und Tipps

Vom eigenen Problem zum Internet-Startup - Interview über Idee, Umsetzung und TippsIm Folgenden spreche ich mit einem Online-Gründer über sein neues Startup.

Es handelt sich um eine interessante Tauschplattform, die aus einem eigenen Problem entstanden ist.

Mein Gesprächspartner erzählt über die Entstehung der Website, Probleme, Pläne und praktische Tipps.

Hallo Kevin. Bitte stell dich meinen Lesern vor.

Hallo Peer, sehr gerne.

Ich bin Kevin Arnold und einer von zwei Gründern der Internetplattform swap-that – sicher tauschen im Internet. Ich bin 25 Jahre alt und in Leipzig geboren und aufgewachsen.

Zu meinen größten Hobbys gehört das Sammeln von Retro-Konsolenspielen.

Was hast du als letztes mit jemand anderem getauscht?

In der Regel tausche ich überwiegend Retrospiele mit anderen Sammlern aus dem Netz. Aber auch ein Tablet habe ich schon einmal für ein neueres Smartphone über’s Internet getauscht.

Was ist swap-that.de genau?

swap-that ist ein Treuhandservice, der speziell für Tauschgeschäfte im Internet konzipiert wurde. Die Nutzer haben so die Möglichkeit, über unseren Service, ihren Tauschhandel im Internet sicher abzuwickeln.

Wir dienen dabei als “Mittelsmann” und kontrollieren die Tauschware bei uns vor Ort auf Zustand, Vollzähligkeit und ggf. Funktionalität.

Wie habt ihr herausgefunden, dass Bedarf für so einen Service besteht?

Wie ich bereits erwähnt habe, sammle ich alte Konsolenspiele. Manche davon sind sehr wertvoll und dementsprechend sehr kostenintensiv. Über ein Forum hatte ich jemanden kennengelernt, der diese Leidenschaft teilte und wir hatten schnell ein paar Spiele gefunden, die wir untereinander tauschen wollten.

Allerdings stellten sich einige Fragen bei der Abwicklung […]

  • Ist mein Tauschpartner vertrauenswürdig?
  • Wer schickt sein Paket zuerst ab?
  • Was ist, wenn ich mein Paket abschicke, aber meine Tauschware nie dafür bekomme?
  • Was ist, wenn die Tauschware defekt / kaputt ist?

Bei meinem Tauschwert wollte ich solch ein Risiko nicht eingehen. Es wäre nicht der erste Internetbetrug gewesen. Also suchte ich im Internet nach einem Zusatzanbieter, der als “Mittelsmann” beide Pakete annimmt und auch dessen Inhalte auf Richtigkeit überprüft. Leider gab es keinen Service, der so etwas anbot. Dafür gab es aber zahlreiche Fragen in Foren und Portalen, wie man denn sein Tauschgeschäft über das Internet absichern könne – allerdings ohne zufriedenstellende Antworten darauf.

Da ich also scheinbar nicht der Einzige war, der dieses Problem beim Tauschen im Internet hatte, verabredete ich mich mit meinem besten Freund und erzählte ihm von meinem Vorhaben. Sein Zuspruch und seine Unterstützung mehr daraus zu machen, brachte den Stein letztendlich ins Rollen.

Wie lief die Umsetzung und wie lange hat das gedauert?

Die Umsetzung von swap-that hat mehr Zeit in Anspruch genommen, als wir vorher angenommen haben. Vom Konzept bis hin zur Fertigstellung ist fast ein Jahr vergangen. Dabei lag der Schwerpunkt auf der Erstellung der Internetplattform.

Welche Probleme und Herausforderungen musstet ihr überwinden?

Während ich das Grundkonzept von swap-that erarbeitete, begriff ich erst wie umfangreich dieses Projekt eigentlich ist und auf was für Kleinigkeiten man alles achten muss, an die man vorher gar nicht gedacht hatte.

Des Weiteren spielte die rechtliche Absicherung unserer Dienstleistung eine zentrale Rolle. Wir beauftragten einen Rechtsanwalt für Internetrecht, der sich mit unserem Konzept und dessen Anforderungen auseinandersetzte und daraufhin individuell die AGB’s, sowie die Widerrufserklärung für uns erstellt hat.

Die meiste Zeit floss dann aber in die Website. Wir beauftragten eine Internetfirma, die für uns die Website erstellen sollte.

Schwerpunkt war hier das sogenannte “Tauschformular”, ein individuelles Formular mit Angaben zur Adresse, zum Tauschgegenstand, integriertem Versandrechner und Einbindung von Bezahlsystemen.
Vermeintliche Kleinigkeiten wie Bildauswahl oder die Anpassung der Website an mobile Geräte, zögerten die Fertigstellung der Website von ursprünglich gedachten 6-8 Wochen auf über 8 Monate hinaus.

Letztendlich wurde aber alles zur vollsten Zufriedenheit umgesetzt, auch wenn es hier und da Schwierigkeiten bei der Umsetzung unserer Wünsche und Vorstellungen gab.

Welche Technik setzt ihr für eure Website ein und wie habt ihr die Logistik gelöst?

Die Website wurde nach W3C Standard optimiert. Wir haben außerdem einen integrierten Back-End Bereich, wo wir sämtliche Tauschgeschäfte einsehen und verwalten können. So können wir unsere Kunden über jegliche Schritte per E-Mail informieren. Sie werden automatisch über die Ankunft ihrer Tauschware bei uns, sowie nach erfolgreicher Prüfung und Weiterversand der Ware zur Zieladresse, benachrichtigt.

Logistisch haben wir uns eine Geschäftsstelle, nahe eines örtlichen Versandservices angemietet. Dort werden die Pakete empfangen, kontrolliert und wieder transportsicher verpackt.

Der Datenschutz spielt sicher auch eine wichtige Rolle, oder?

Da wir aufgrund der Versandadressen unserer Kunden wichtige persönliche Daten mitgeteilt bekommen, spielt der Datenschutz für uns eine sehr wichtige Rolle. Selbstverständlich werden jegliche Daten nicht an Dritte weitergegeben, sondern dienen für uns nur als Versandinformationen, um die Ware nach Überprüfung weiter zur richtigen Zieladresse schicken zu können.

Natürlich wird unseren Kunden, vor Abschluss jedes Tauschgeschäftes, die Datenschutzerklärung auch noch einmal deutlich angezeigt.

Wie groß ist euer Team und wie seid ihr organisiert?

Unser Team besteht zur Zeit aus 3 Personen. Dabei bin ich überwiegend für die Verwaltung, Planung und dem Marketing zuständig.

Die anderen zwei kümmern sich um die Kontrolle und Prüfung der Tauschware, sowie die Wiederherstellung einer transportsicheren Verpackung für die Tauschware.

Die ersten Kunden sind immer die schwersten. Wie geht ihr das an und welche Marketing-Maßnahmen funktionieren gut?

Heutzutage ist es wirklich schwierig sich im Internet einen Namen zu machen – und uns ist bewusst, dass das auch bei uns nicht leicht sein wird.

Über unsere SEO optimierte Website konnten wir uns allerdings schon recht gut platzieren. Ansonsten haben wir uns schon mit diversen Tauschbörsen, Foreninhabern und anderen Plattformen auseinandergesetzt, für die der Service von swap-that interessant sein könnte und konnten dadurch auch schon einige Kontakte knüpfen und bereits verschiedenen Tauschpartnern beim Absichern ihres Tauschgeschäftes behilflich sein.

Welche Rolle spielt das Social Web?

Das Social Web spielt für uns ebenfalls eine große Rolle. So sind wir nun auch bei den gängisten Social Web Plattformen vertreten und erhoffen uns, auch darüber neue Kunden gewinnen zu können.

Wie geht es in Zukunft weiter?

Wir werden versuchen unseren Service weiter auszubauen und den Kundenansprüchen gerecht zu werden.

So ist es vielleicht bald möglich, eine gezielte fachkundige Prüfung der Tauschware anzubieten. Also zum Beispiel einen Zusatzservice zur Überprüfung der Echtheit von Gold (Schmuck), Markenuhren oder andere Waren, wo sachkundiges Wissen unabdingbar ist.

Desweiteren gibt es erste Pläne zur Umsetzung als App für mobile Geräte.

Zum Schluss würde ich mich über deine wichtigsten Tipps für Gründer freuen.

Ich habe mir im Vorfeld viele unabhängige Meinungen zu unserem Vorhaben eingeholt und kann das auch nur jedem Gründer empfehlen.

Ich war sehr von dem Projekt überzeugt und war schon fast etwas übereifrig bei der Umsetzung. Gespräche mit engeren Freunden und Familienangehörigen zeigten Probleme und eventuelle Schwierigkeiten auf. Dadurch konnten wir verschiedene Sachen noch einmal überdenken und letztendlich besser umsetzen. Allerdings sollte man seine Ideen und Vorstellungen wirklich nur vertrauenwürdigen Personen im engeren Kreis erläutern.

Ich drücke allen Gründern die Daumen und wünsche viel Erfolg bei der Umsetzung ihrer Ideen und Projekte.

Danke für das Interview

Peer Wandiger

6 Gedanken zu „Vom eigenen Problem zum Internet-Startup – Interview über Idee, Umsetzung und Tipps“

  1. Toll, da sieht man mal wieder, was alles möglich ist, wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht und auch mal ein bisschen über den eigenen Tellerrand schaut.

    Ich finde es immer beeindruckend, wenn Gründer für ein individuelles Problem eine generelle und vermarktbare Lösung finden und umsetzen.

    Mein größter Respekt!

    Oliver

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  2. Sehr interessant, Danke!

    Arbeitest du daran in Vollzeit?
    Wie habt ihr die Programmierung finanziert?

    Wie hoch sind die Versandkosten von euch zum endgültigen Empfänger?

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    • Hallo Jens,

      es ist zwar mehr oder weniger ein Fulltime-Job, aber in Vollzeit arbeite ich nicht daran. Ich habe aber das Glück, dass sich das Projekt und meine Aufgaben diesbezüglich gut mit meinem Hauptberuf vereinen lassen.

      Zum Versand, wir verschicken aus Sicherheitsgründen nur mit DHL (Paket und bis zu 500 € versichert). Also wären es z.B. bei einem 2 Kg Paket 4,99 €, die der Kunde noch zusätzlich bezahlen müsste. Wenn wir eine gewisse Paketzahl pro Jahr erreichen, können wir dies aber in Zukunft vielleicht sogar noch etwas günstiger anbieten.

      Das Projekt haben wir mit unserem Privatvermögen finanziert.

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  3. Coole Idee und die “Painspotting-Strategie” par excellence umgesetzt. Da sieht man mal wieder das bedürfnissorientierte Problemlösungen sehr gute Geschäftsideen sein können. Weiterhin viel Erfolg.

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  4. Auch hier, vielen Dank für das Lob !

    Es freut uns immer, auch mal von anderen Seiten, positives Feedback zu bekommen.

    Viele Grüße
    Kevin Arnold

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