Mit Herzblut und Leidenschaft zu Website und Forum – Interview

Es gibt viele Gründe eine Website zu starten. Bei meiner heutigen Interviewpartnerin ist es eher ein nicht so schöner Grund.

Wie sie mit ihrer Website anderen Müttern helfen möchte, mit welchen Problemen sie zu kämpfen hat und was sie für die Zukunft plant, erfahrt ihr im Folgenden.

Hallo Ramona. Bitte stell dich meinen Lesern kurz vor.

Hallo Peer. Ich bin 34 Jahre alt und betreibe seit nunmehr 12 Jahren unter anderem das Frühchen Portal. Ursprünglich in der Pflege tätig, bin ich nun auf dem Weg zur Kauffrau im Gesundheitswesen und habe mich darüber hinaus immer besonders für Medizin, Pflege, Genetik und ähnliche Themen interessiert.

Ich bin Mutter einer “Kämpfer-Tochter” (Frühgeburt mit einem Gendefekt, den Kampf mit 7 verloren und verstorben 2011), eines ebenso wundervollen Sohnes und habe 2 Jagdhunde, die mich allesamt auf Trab halten.

Wie bist du zum Online-Business gekommen?

Im Grunde über einen Umweg. Ein Online Business war konkret nicht der Plan – vielmehr entstand die Seite aus einem persönlichen Hintergrund heraus. Das Internet und seine Möglichkeiten faszinierten mich im Grunde, seit es das Internet gibt.

Im Vordergrund stand zum einen der Spaß an der Tatsache, dass aus „wirren“ Buchstaben, Zeichen und Codes eine bunte Webseite entsteht und zum anderen war es mir ein Bedürfnis, anderen Eltern die Informationen weiter zu geben, die ich mir selbst teils mühsam zusammensuchen musste. Informationen zu den Themen Baby, Schwangerschaft und Geburt gab es zuhauf im Internet, aber ein frühgeborenes Kind ist dann doch im Detail etwas Anderes.

Ich schreibe sehr gerne und lerne immer wieder dazu – schön wäre es, das Hobby zum Beruf machen zu können; mit dem Hobby als Nebenberuf wäre ich auch einverstanden. 😉

Wie ist die Idee für fruehchen-portal.de entstanden?

Ursprünglich war diese Webseite ein Tagebuch – technisch gesehen in Form eines Forums, auf das nur ein ausgewählter Kreis an Müttern, die ich online während der Schwangerschaft kennenlernte, Zugriff hatte. Ich hielt dort die Entwicklung meiner Tochter, die sich derzeit noch auf der Intensivstation befand, fest.

Parallel dazu sammelte ich Informationen und Hilfestellungen (Hilfsmittelbeschaffung, Rechtliches, Informationen zu Frühgeburten und dem Leben mit einem behinderten Kind) für mich und meine Tochter, die ich als kleine Mini-Infohomepage drum herum bastelte; mit Frames, bunten Bannern und allem, was heutzutage wunderbar abschreckend auf mich wirkt. 😉

Ich hatte die Hoffnung, auf diesem Wege auch mit anderen Eltern in Kontakt zu kommen, denn meine Tochter hatte ein sehr seltenes Syndrom. Kinder mit diesem Syndrom gab es seinerzeit weltweit ca. 150, wovon ein Großteil noch während der Schwangerschaft verstarb. Es gab im Internet keine deutschsprachigen Informationen diesbezüglich, dementsprechend wollte ich andere Eltern an meinen gesammelten Informationen über dieses Syndrom, aber eben auch das Thema Frühgeburt welches damit einherging, teilhaben lassen.

Wie lief die Umsetzung und wie hat sich die Website seitdem entwickelt?

Ich habe im kleinen Rahmen, beispielsweise durch Aktivität in anderen Foren, indirekt „Werbung“ gemacht, indem ich den Link in meine Signatur einfügte oder auch konkret auf Artikel hingewiesen, die den Usern eventuell weiterhelfen könnten.

Irgendwann stellte ich fest, dass sich die Besucherzahlen erhöhten. Ich kam auf die Idee, dass ich es eventuell durch Werbeeinnahmen erreichen könnte, dass sich die Serverkosten für die Homepage dadurch selbst tragen – und vielleicht käme ja noch ein Taschengeld dabei herum. Ich ging fleißig „Klinken putzen“ und schrieb themenähnliche Seiten an, entwarf Flyer, Banner und Abrisszettel, die ich an Kliniken, Ärzte und Therapeuten schickte.

Immer mehr Seiten wurden so auf das Portal aufmerksam und verlinkten auf das Frühchen Portal und irgendwann stellte ich fest, dass bereits Firmen (u.a. ein Hersteller für Babynahrung) in ihrer Broschüre auf das Frühchen Portal verweisen oder auch Krankenhäuser. Ich wurde mutiger, schrieb ein Buch über das Stillen von Frühgeborenen und veröffentlichte es im On Demand Verlag.

Ich lagerte Themen aus und widmete den Themen Risikoschwangerschaft/Pränatale Diagnostik, der Babyernährung und dem Syndrom eine eigene Webseite unter anderer Domain. Ich wollte, dass sich nun unter fruehchen-portal.de alles auf die Frühgeburt konzentriert.

Mit sieben Jahren verstarb meine Tochter. Ab diesem Moment lag das Frühchen Portal mehr oder weniger brach. Mit dem Portal verband ich natürlich von Anfang an viele zusätzliche Erinnerungen und ich beschloss, es „stehen zu lassen“ als Lese- und Informationsportal für die Besucher. Jahrelang überlegte ich, ob ich das Portal abgebe oder nicht, aber das brachte ich nichts übers Herz.

Erst Anfang 2016 begann ich wieder intensiver, mich mit den Portalen zu befassen. Trotz, dass es vor Inaktivität nur so strotzte 😉 , fanden sich immerhin auf dem Frühchen Portal monatlich noch ca. 4.000 Besucher ein, was für mich sehr viel war. Inzwischen war meine Webseite u.a. in einem Kinderkrankenpflege-Lehrbuch zu finden, was mich unheimlich stolz machte. Meine Informationen hatten Wert!

Parallel dazu hatten sich in der Zwischenzeit unter anderem die Backlinks verabschiedet. Ich tauchte wieder etwas in die SEO-Materie ein und stellte fest, dass sich vieles verändert hatte. Die Seite benötigte also eine Generalüberholung – man könnte sagen, dabei bin ich immer noch. 🙂 Das Grundgerüst steht, aber letztlich ist man ja immer „dran“, man könnte sagen, ich arbeite nach dem „Try and Error“-Prinzip.

Ich habe nun nicht mehr den Fokus daraufgelegt, möglichst viele Besucher zu bekommen, sondern darauf, die Seite so interessant zu gestalten, dass die Besucher wiederkommen, bleiben, lesen, stöbern und sie im besten Fall weiterempfehlen.

Verdienst du online Geld? Wenn ja, wie?

Parallel zur Generalüberholung entdeckte ich unter anderem selbständig-im-netz.de und versuchte, die Ratschläge umzusetzen. Ich testete verschiedene Möglichkeiten aus, beziehungsweise teste immer noch.

Aktuell nutze ich Backlinkseller, das Amazon Partnerprogramm, VG Wort Zählmarken, blogfoster und Google AdSense. Ich befinde mich noch im Taschengeldbereich, habe aber festgestellt, dass insbesondere Amazon steigende Tendenzen aufweist. Mit Affiliateanbietern wie Belboon und affili.net bin ich regelmäßig über die Jahre kläglich gescheitert – das muss aber nicht zwingend an den Programmen liegen. Seit ca. 2 Monaten ist insgesamt ein Aufwind zu verzeichnen.

Was sind deine wichtigsten Erfahrungen beim Aufbau eigener Websites?

Hartnäckigkeit gehört definitiv dazu – wer glaubt, man wird mal eben über Nacht reich, sollte es lassen. Es muss Herzblut im eigenen Projekt stecken und man sollte sich von ausbleibendem Erfolg nicht entmutigen lassen.

Es ist viel Arbeit, die nicht aufhört, insbesondere wenn man ein One-(wo)man-Projekt betreibt und autodidaktisch unterwegs ist.

Auf welche Probleme bist du dabei gestoßen?

Ich habe mehr Wünsche, als ich programmieren kann. Fehlende Programmierkenntnisse lassen einen oft an Grenzen stoßen. Man hat eine Idee und kann sie (noch) nicht umsetzen. Also wird mit Alternativen gearbeitet und es bleiben immer mal Baustellen/Wünsche/Ziele offen.

Du hattest mal ein Forum. Wie lief das und warum hast du das nicht mehr?

Das Forum lief seinerzeit relativ gut. Nach kurzer Zeit waren es ca. 600-700 User, wovon ein großer Teil sehr aktiv war. Aus privaten Gründen hielt ich es seinerzeit für angebrachter, das Forum zu schließen. Zu dieser Zeit hielt man das Internet für deutlich „anonymer“, was Trollen und Unruhestiftern Tür und Tor öffnete. Die „familiäre Atmosphäre“, die dieses Forum auszeichnete, gab es dann nicht mehr. Eine Userin übernahm es damals, ein neues Forum an anderer Stelle zu eröffnen.

Spätere Überlegungen das Thema Forum erneut aufzugreifen verwarf ich, da inzwischen meinVZ, Facebook & Co. immer beliebter wurden und man feststellte, wie viele Foren (leider) regelrecht ausstarben. Eine traurige Entwicklung, wie ich finde, da ein Forum doch nachhaltiger ist – die sozialen Netzwerke sind der heutigen Schnelllebigkeit, dem Zeitmangel und der Oberflächlichkeit gut angepasst. Das ist praktisch, aber auch schade.

Dies spiegelte sich auch mit den Jahren im an anderer Stelle neu eröffneten Frühchen Forum wider – hinzu kam allerdings auch ein sowohl beruflich, als auch familiär bedingter Zeitmangel aller Beteiligten. Hier stellt sich nun die Frage, was ausschlaggebend für den Rückgang der Aktivität im Forum war.

Kürzlich kam besagte ehemalige Userin, über die Jahre “Online-Freundin” geworden (wir haben uns tatsächlich in 13 Jahren noch nie persönlich getroffen, was wir aber im kommenden Jahr endlich nachholen wollen), auf mich zu, da sie das Forum/die Domain abgeben wollte. Bei Projekten, die mit so viel Herzblut entstanden sind, ist das schon sehr emotional. Ich habe das Forum nun wieder übernommen und schaue, ob es sich noch re-aktivieren lässt.

Du hast eine neue Idee umgesetzt, eine Art Pinnwand. Worum handelt es sich dabei genau?

Nach wie vor hatte ich den Wunsch, Frühcheneltern zusammen zu bringen und ihnen eine Plattform zum Austausch zu bieten. Dies setzte ich dann mit Hilfe eines WordPress Plugins um, sodass sich Eltern austauschen oder auch Vereine auf dem Portal -kostenlos natürlich- vorstellen können – aber auch hier zeigt sich, dass die erst kürzlich gegründete Facebook Gruppe schneller angenommen wird.

Du hast auch schon Texte online eingekauft. Wie waren dazu deine Erfahrungen und welche Tipps kannst du geben?

Damit habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Es ist eine wunderbare Möglichkeit Engpässe zu überbrücken und trotzdem aktuelle Themen bereitstellen zu können. Hauptberuflich mache ich zurzeit eine Umschulung zur Kauffrau im Gesundheitswesen mit vielen Klausuren, sodass oft nicht die Zeit bleibt, gut recherchierte und informative Artikel zu schreiben.

Hier habe ich festgestellt, dass es sich mitunter doch lohnt in sein Projekt zu investieren, denn das regelmäßige Veröffentlichen von Artikeln hat einen großen Einfluss auf die Besucherzahl und somit auch die Werbeeinnahmen, wenn nicht sogar den größten. Diesen Punkt habe ich lange unterschätzt. Man sollte allerdings einplanen, dass der ein oder andere Text nachträglich noch etwas angepasst werden muss; dennoch ist es eine enorme Zeitersparnis.

Die Qualität des Textes steht und fällt mit dem Briefing – ist dieses eindeutig, so erhält man in der Regel auch das gewünschte Ergebnis. Die diversen Portale arbeiten mit Sterne-Bewertungen der Autoren, hier muss man für sich entscheiden, welche Qualität gewünscht ist, da diese sich neben dem Inhaltlichen nicht zuletzt auch auf den Preis pro Wort niederschlägt.

Wie sehen deine Online-Pläne für die Zukunft aus?

Ich werde weiterhin meinen Fokus zunächst auf das Frühchen Portal legen und da optimieren, wo es notwendig ist. Das Buch, welches sich über fünf Jahre regelmäßig verkaufte, soll komplett überarbeitet und neu veröffentlicht werden. Langfristiges Ziel ist es, auch die anderen Portale neu zu beleben. Ich überlege zudem, mir für das Frühchen Portal jemanden mit ins Boot zu holen, der mir mit seinen Programmierkenntnissen zur Seite stehen kann, da ich noch einige Ideen habe, die so für mich jetzt noch nicht umsetzbar sind.

Zum Schluss würde ich mich über deine wichtigsten Tipps neue Website-Betreiber freuen.

Geduld. 😉 Insbesondere wenn man nicht die Zeit und die Möglichkeit hat, sich voll und ganz auf sein Projekt zu konzentrieren, muss man Rückschläge oder auch die Tatsache, dass alles schleppender anläuft und länger dauert, in Kauf nehmen. Man sollte sich nicht der Illusion hingeben, innerhalb von einem Monat von 0 auf 1000 durchzustarten, erst recht nicht, wenn man nicht durchweg „dran bleiben“ kann oder das Ganze gar halbherzig betreibt.

Versuche Up to Date zu bleiben, was die Möglichkeiten der Optimierung anbelangt aber verrenne dich nicht – eine SEO-Wahn optimierte Seite hat keinen Wert, wenn es dem Leser keinen Mehrwert bietet.

Überlege, welchen Anspruch du an dich selbst, deine Seite und die Ergebnisse stellst und versuche diesen zu halten. Bleibe kritikfähig, hinterfrage, überprüfe und lerne!

Das Wichtigste: eigne dir mindestens Grundkenntnisse in kaufmännischen Belangen und vor allem im Marketing (Stichwort: Zielgruppe) an und baue sie immer weiter aus!

Danke für das Interview

Peer Wandiger

4 Gedanken zu „Mit Herzblut und Leidenschaft zu Website und Forum – Interview“

  1. Ich habe das Frühchen Protal im letzten Jahr im Zuge unserer Zwillings-(Früh)geburt gefunden. Hat mir und meinem Mann viel Kraft in einer schwierigen Zeit gespendet.

    Schön, jetzt mal das Gesicht dahinter zuj sehen 😀

    Danke!

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  2. Hallo,

    wie immer ein netter Beitrag!

    Ich möchte mich hier mal kurz speziell zu blogfoster äußern. Ich habe diesen Dienst auch schon in Anspruch genommen. Persönlich bin ich schon recht unzufrieden mit der Antwortrate der Angebote, obwohl blogfoster echt schön gemacht ist. Musste ich mal kurz loswerden.
    Viel Erfolg weiterhin mit der Frühchen Seite!

    Grüße

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  3. Gutes Interview. Gerade die Erfahrungen aus erster Hand mit Affiliate-Netzen sind wertvoll, weil sich hier zu viele (falsche) Gerüchte und Mythen rund um das Monetarisieren von Blogs und Foren gibt. Die Erfahrung zeigt: Am Ende muss man oftmals auf Firmen und Unternehmen, die interessante und thematisch passende Produkte oder Dienstleistungen anbieten, individuell zugehen und Werbeverträge aushandeln – wenn der Traffic stimmt. Ich wünsche weiterhin viel Erfolg. Alles was man mit Herzblut macht, hat am Ende auch Erfolg.

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  4. Hallo,

    ein sehr schöner Artikel, der hier geschrieben wurde. Mir gefällt besonders, die ehrliche Art und das er auch aussagt, dass der Weg im Online-Bereich, auch steinig ist, wie im “echten Leben”. Bitte bleibt weiter so offen und ehrlich hier.

    Wünsche Ramona weiterhin viel Erfolg mit Ihrem Früchen Projekt!

    Lg

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