Patreon startet in Deutschland durch – Beispiele und Erfolgsfaktoren

Patreon startet in Deutschland durch - Erfolgsbeispiele, Probleme, TippsPatreon habe ich vor einer Weile schon mal vorgestellt.

Mittlerweile gibt es immer mehr deutsche Künstler, Journalisten und Hobbyisten, die mit Patreon regelmäßige Einnahmen erzielen.

Ich schaue mir im Folgenden einige erfolgreiche Kampagnen genauer an und analysiere, was diese genau gemacht haben. Dabei gehe ich auch auf die wichtigsten Erfolgsfaktoren ein.

Patreon startet in Deutschland durch

Zu Beginn noch mal eine kurze Info, was ist Patreon eigentlich ist. Dabei handelt es sich um einen Online-Service aus San Francisco, der von 2 Künstlern gestartet wurde. Der Gedanke dahinter war und ist, dass Fans einzelne Künstler und Kreative direkt finanziell untersützten können, damit diese ihre künstlerische Tärtigkeit fortsetzen können.

Nicht nur in Deutschland, auch in den USA ist es so, dass die meisten Künstler mehr schlecht als recht von ihrer Kunst leben können. Aber oft haben diese Künstler zumindest eine kleine Fanbase, die aber bisher nicht wirklich ausgereicht hat.

Mit Patreon hat sich das stark geändert. Diese Plattform ermöglicht die regelmäßige finanzielle Unterstützung von kreativen Menschen und Projekten. Es ist also eine Art Crowdfunding, welches aber im Gegensatz zu Kickstarter.com nicht nur einmalig, sondern dauerhaft angelegt ist.

Damit können sich Künstler und andere “Schaffende” eine recht stabile Einnahmequelle aufbauen und das sehr flexibel. Das Geld der Unterstützer (Patrons) kann monatlich kommen, aber z.B. auch pro Lied, dass ein Sänger veröffentlicht oder pro Zeichnung eines Malers.

Zudem können Ziele definiert werden, die bei Erreichen bestimmte neue Inhalte oder zusätzlichen Content für die Unterstützer bringen. Und man kann verschiedene Dollar-Stufen für die Unterstützer festlegen, die dadurch unterschiedliche Belohnungen bekommen können.

Aktuell werden pro Monat rund 7,4 Millionen Dollar an Kreative über Patreon “gespendet”. Wobei es in dem Sinne keine Spende ist, da man in der Regel einen Gegenwert bekommt. So kann man seinen Patrons einen exklusive Feed bereitstellen, in dem z.B. Podcast-Episoden oder Videos drin sind, die nur die Patrons abrufen können.

Erfolgreiche Kampagnen

In Deutschland hat Patreon mittlerweile einen relativ guten Bekanntheitsgrad erreicht und meiner Meinung nach Flattr als Unterstützungsform abgelöst. Es gibt immer mehr positive Beispiele, in denen Kreative nicht nur ein wenig nebenbei verdienen, sondern fast oder komplett ihren Lebensunterhalt über Patreon verdienen.

Im Folgenden stelle ich ein paar erfolgreiche Beispiele aus Deutschland vor:

Auf ein Bier
Bei Auf ein Bier handelt es sich um einen Podcast von zwei Veteranen des Spielejournalismus. Seit April 2015 sprechen André Peschke und Jochen Gebauer über aktuelle, aber auch ältere Spiele und unterhalten damit vor allem ihre älteren Fans, die sie teilweise aus ihrer Zeit bei der GameStar kennen.

Mit Patreon haben die beiden schon recht zeitig begonnen. Bereits im Oktober letzten Jahres, also vor über einem Jahr, konnten sie erst kleine Einnahmen erzielen. Im Sommer diesen Jahres haben sie dann Fahrt aufgenommen. André hat die GameStar verlassen und der Podcast rückte noch mehr in den Vordergrund. Neue Formate speziell für Unterstützer, eine neue Website und eine starke Aktivierung der Fanbase haben dazu geführt, dass die Einnahmen in den letzten Wochen deutlich angestiegen sind.

Patreon startet in Deutschland durch - Beispiele und Erfolgsfaktoren

Mittlerweile sind es ca. 8.500 Dollar pro Monat, die von fast 2.000 Unterstützern kommen. Damit ist “Auf ein Bier” eines der erfolgreichsten deutschen Patreon-Projekte, wenn nicht sogar das erfolgreichste. Und es gibt noch weitere Ziele. Der nächste Meilenstein liegt bei 10.000 Dollar und es ist nicht unrealistisch, dass dieser bald erreicht wird.

Erfolgsfaktoren:
Bei diesem Podcast ist natürlich die Bekanntheit der beiden Betreiber der Schlüssel zum Erfolg. Sie hatten bereits eine Fanbasis, bevor sie Patreon genutzt haben.

Anhand des Verlaufes der Patreon-Kampagne ist aber auch sehr gut zu sehen, dass es auf eine aktive Vermarktung ankommt. Erst als mehr Patreon-Belohnungen eingeführt wurden und neue Meilensteine dazu kamen, hat die Kampagne richtig Fahrt aufgenommen. Stark dazu beigetragen haben natürlich die zusätzlichen Podcasts, die nur die zahlenden Unterstützer erhalten.

Erstaunlich ist hier aber, dass es nur 2 Pledge-Stufen gibt, nämlich 1 und 5 Dollar. Das macht es für Interessierte einfacher sich zu entscheiden, als wenn es 10 verschiedene Möglichkeiten gibt.

Stay Forever
Einen etwas anderen Weg hat der Podcast Stay Forever genommen. Diesen Podcast über Retro-Spiele gibt es bereits seit rund 5 Jahren.

Auch die beiden Betreiber dieses Podcasts waren in der Spielejournalismus-Branche tätig. Beide waren ebenfalls unter anderem bei der GameStar tätig und habe sich über die Jahre natürlich ebenfalls einen Namen gemacht.

Im Unterschied zu “Auf ein Bier” haben die beiden aber erst recht spät eine Patreon-Kampagne gestartet. Vor gut einem Monat ging es erst los und das lief sehr erfolgreich. Aktuell sorgen rund 1.200 Fans für mehr als 7.000 Dollar im Monat.

Patreon startet in Deutschland durch - Beispiele und Erfolgsfaktoren

Es handelt sich um eine sehr erfolgreiche Kampagne, die in kürzester Zeit fast für ein Vollzeit-Einkommen gesorgt hat. Auf jeden Fall finden die beiden dadurch nun natürlich mehr Zeit für den Podcast, da sie auf andere Jobs nicht mehr ganz so stark angwiesen sind.

Auch hier hat man sich aber noch höhere Ziele gesetzt, peilt man nun doch die 10.000 Dollar im Monat an. Ist diese Marke erreicht, will mindestens einer der beiden in Vollzeit am Podcast arbeiten.

Erfolgsfaktoren:
Auch bei Stay Forever liegt einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren in der Bekanntheit der beiden Protagonisten. Diese haben zudem über die Jahre eine treue Hörerschaft aufgebaut, die teilweise gern bereit war Geld zu geben, um das Projekt noch weiter auszubauen.

Auch hier gibt es für die Unterstützer Bonusangebote, wie z.B. exklusive Podcasts und für manche sogar Einblicke hinter die Kulissen. Im Gegensatz zu “Auf ein Bier” gibt es hier mehr Pledge-Stufen und entsprechend auch mehr Belohnungen.

Insert Moin
Und noch ein Games-Podcast. An der Häufung dieser speziellen Patreon-Kampagnen kann man nicht nur meine eigenen Hör-Vorlieben erkennen ;-), sondern es zeigt auch, dass Reichweite und Thema wichtig ist. Schließlich kennt nicht jeder Patreon.com bzw. ist bereit, dort Geld einzuzahlen. Doch Gamer sind online sehr aktiv und habe da sicher weniger Berührungsängste, als andere.

Insert Moin wird von drei Spielefans betrieben, deren Hintergrund sowohl journalistisch ist, als auch aus der Gaming Branche selber. Der Podcast erscheint täglich und das schon seit langer Zeit. Mittlerweile ist man ungefähr bei 1.700 Folgen und hat sich eine treue Zuhörerschaft erarbeitet.

Auf Patreon.com ist man schon länger und die Einnahmen sind dort langsam aber stetig angestiegen.

Patreon startet in Deutschland durch - Beispiele und Erfolgsfaktoren

Im Oktober diesen Jahres hat man sich nun entschieden mehr exklusive Formate für Unterstützer anzubieten und das hat dazu geführt, dass die Einnahmen sprunghaft angestiegen sind.

Perspektivisch hofft man natürlich auch hier, vom Podcasten leben zu können.

Erfolgsfaktoren:
Durchhaltevermögen ist hier sicher eines der wichtigsten Stichworte. Seit Jahren erscheint jeden Wochentag eine neue Folge und seit einiger Zeit auch eine am Wochenende. Über die Zeit hat man sich eine große Bekanntheit aufgebaut.

Im Gegensatz zu den oben vorgestellten Podcasts sind es allerdings keine Veteranen aus Print-Zeiten, sondern noch recht junge Podcaster. Das zeigt, dass es Zeit braucht eine Fanbasis aufzubauen, die dann auch bereit ist Geld zu bezahlen.

Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist zudem, dass man sich nun entschieden hat, einzelne Folgen exklusiv für Patrons anzubieten. Damit hat man sich sicher nicht nur Freunde gemacht, aber der finanzielle Erfolg gibt ihnen recht.

Übrigens ist auch hier der 5 Dollar Pledge der beliebsteste. Das scheint ein wichtiger Erfolgsfaktor zu sein.

Hunter und Cron
Und noch ein Erfolgsbeispiel, welches aber nicht aus der Computerspiel-Branche stammt und auch keinen Podcast betrifft.

Den YouTube-Channel Hunter und Cron habe ich bereits in einem Interview näher vorgestellt. Dort erscheinen fast täglich Videos über Brettspiele.

Das ist natürlich eine andere Zielgruppe und man sieht an den aktuellen monatlichen Patreon-Einnahmen in Höhe von rund 500 Dollar, dass hier mit anderem Maß gemessen werden muss.

Ich würde deshalb sagen, dass diese Patreon-Kampagne ebenfalls ein Erfolg ist, auch wenn der Betrag natürlich deutlich niedriger liegt, als bei den anderen Beispielen.

Patreon startet in Deutschland durch - Beispiele und Erfolgsfaktoren

Die Entwicklung der Patreon Einnahmen stagnierte lange Zeit, bevor sie im Herbst wieder zugelegt hat. Dazu hat unter anderem sicher der Live-Stream von der Spiel 2016 in Essen beigetragen.

Das Konzept ist hier ein anderes. Es gibt keine exklusiven Inhalte für Unterstützer, was bei Videos natürlich auch schwieriger ist. Stattdessen gibt es Zugang zum Forum und zum Voting und ähnliches. Die Meilensteine zielen darauf ab, dass mehr Video-Content produziert werden kann. Aber die sind dann für alle frei verfügbar.

Erfolgsfaktoren:
Durchhaltevermögen und professionelle Videos gehören hier sicher zu den Erfolgsfaktoren. Hinzu kommt, dass viele Fans daran interessiert sind an exklusiven Votings teilzunehmen und sich im exklusiven Forum auszutauschen. Auch Wünsche für Videos können die sehr gut zahlenden Unterstützer äußern.

Allerdings wäre hier meiner Meinung nach noch viel mehr möglich. Ein exklusives Videoformat für die Unterstützer würde die Einnahmen sicher deutlich nach oben bringen.

Fazit

Diese positiven Beispiele zeigen, was von Deutschland aus mit Patreon möglich ist. Davon zu leben ist sicher kein Hirngespinst mehr, sondern für manche fast schon Realität.

Allerdings zeigt sich auch, dass es keineswegs einfach ist und einige Voraussetzungen und Faktoren gegeben sein müssen. Bekanntheit und Reichweite sind hier auf jeden Fall zu nennen. Die Zielgruppe selbst ist ebenfalls wichtig, da sie sehr internetaffin sein sollte.

Aber auch eine gut geplante Patreon-Kampagne ist wichtig. Der richtige Einsatz der Ziele (Meilenstein) und der Belohnungen bei den einzelnen Pledgestufen ist entscheidend. Kleine Änderungen haben hier teils große Auswirkungen.

In einem weiteren Artikel werde ich auf gescheiterte Patreon-Kampagnen eingehen und mir anschauen, was dort falsch gelaufen ist.

Zudem werde ich auf die optimale Gestaltung der Patreon-Seite, ideale Meilensteine/Ziele und die perfekten Pledge-Stufen samt Belohnungen eingehen.

Kann man neue Websites per Crowdfunding finanzieren?

Ergebnis anschauen

Peer Wandiger

13 Gedanken zu „Patreon startet in Deutschland durch – Beispiele und Erfolgsfaktoren“

  1. Auf ein Bier ist ein wunderbarer Podcast von zwei sehr guten, journalistisch denkenden Gamern. Bin selbst von Anfang an dabei. Liegt vor allem daran, dass Jochen Gebauer halt sehr “überkorrekt” in seiner Art ist und Andre mir noch zu gut aus Krawall.de-Zeiten bekannt ist, weil er immer seine eigene, ehrliche Meinung hatte, ohne irgendwo mitzuschwimmen.

    ABER… bei Patreon ziehen halt, genau wie bei Youtube, immer nur die Persönlichkeiten die Spender an. Gute Inhalte sind, genau wie bei Youtube auch, per se erst einmal nichts wert, wenn du kein Sympathieträger bist und dich entsprechend darstellst. Das finde ich immer sehr schade, aber so ist es nunmal.

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  2. Lieber Peer
    Vielen Dank für deinen tollen Überblick über die deutsche Patreon Szene. Ich habe aktuell aufgrund meiner Youtube-Abos hauptsächlich amerikanische Videokünstler unterstützt und werde mich nun etwas näher mit dem Podcast “Auf ein Bier” auseinandersetzen.

    Liebe Grüsse
    Simon

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  3. Gibt übrigens nicht nur Podcasts. Als kleiner Zusatz. Gerade im Gaming-Bereich wäre https://www.hookedmagazin.de/ zu erwähnen. Die versuchen damit ein Magazin aufzubauen, welches nicht nur Google-Relevanten Content generiert, oder den Trends hinterherläuft, sondern eben darüber berichten will, was Spieler wirklich interessiert.

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  4. Ach je.
    Bekanntheitsgrad, Management der Goals usw. sind doch nicht das Problem. Wer keine Chancen hat, sollte Patreon sowieso nicht in Erwägung ziehen. Und ein gewisses Mindestmaß an Intelligenz darf man wohl voraussetzen.

    Das große Fragezeichen bei Patreon ist für uns Deutsche einzig und allein der Steuerkram. Die Berge von Papiermist, die entscheiden, ob man wegen Steuerproblemen mit dem Gesetz in Konflikt kommt oder nicht.
    Soweit mir bekannt ist, ist man als Deutscher noch immer gezwungen, sich zum Versteuern der Einnahmen einen Rechtsexperten hinzuzuholen, der mehr oder weniger genau so viel kostet wie man an Einnahmen zu machen hofft.
    Das ist doch keine Option für einen normalen Menschen. Selber machen ist angesagt. Welche Formulare werden also ans Finanzamt geschickt usw.?

    Wenn das hier mal behandelt werden würde. Schritt für Schritt als Liste zum Abarbeiten.
    Alles andere ist vollkommen ohne Belang und allein Sache des jeweiligen Patreon-Nutzers.

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    • Also so schlimm ist es sicher nicht. Man muss sich bei solche Einnahmequellen einmal darüber informieren, wie das behandelt werden muss und dann läuft das.

      Es gibt viele Selbständige, die ihre Buchhaltung und Steuererklärung selbst machen. Das geht also. Nur wer sich damit gar nicht beschäftigen will, der geht zu einem Dienstleister. Aber auch die kosten nicht so viel, wie man verdient. Das halte ich auch eher für Polemik.

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      • “Man muss sich bei solche Einnahmequellen einmal darüber informieren, wie das behandelt werden muss”

        Jedoch wie und wo ganz genau, wenn nicht hier. Das ist die Frage und nirgends im Netz wird sie beantwortet; leider, leider. Alle deutschen Diskussionen zu Patreon befassen sich nur damit, was Patreon eigentlich ist und enden dort, bevor sie überhaupt zum Wesentlichen übergehen.
        Ich dachte bei mir persönlich nur an einen Nebenverdienst von ein paar hundert Euro im Monat. Aber selbst das scheint ohne professionelle Hilfe hierzulande nicht realisierbar.
        Vermutlich wird man Leute wie das Stay-Forever-Team, die es hinbekommen haben, höchstpersönlich dazu ausquetschen müssen, wenn einem die Informationen überall sonst verwehrt werden.
        Oder gibt es andere Ansprechpartner? Vielleicht die Hotline einer staatlichen Institution? An wen wendet man sich, um eine echte Anleitung zu bekommen?

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        • Da hast du durchaus Recht. Werde mal versuchen eine Antwort von einem Experten dazu zu bekommen.

          Ansonsten ist halt ein Steuerberater bei sowas eine verlässliche Anlaufstelle.

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  5. Wie sieht es da bei Patreon eigentlich mit der Impressumspflicht aus? Ist in Deutschland ja so vorgesehen, Patreon bietet dafür als nicht deutsches Unternehmen aber nicht wirklich Möglichkeiten. Wie macht man das am Besten?

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  6. Interessante Entwicklung was heutzutage schon alles möglich ist, auch das positive Beispiel mit dem Gaming Podcast hat mich sehr beeindruckt, jeden Tag eine neue Folge zu posten zeugt auf jeden Fall von Durchhaltevermögen.

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  7. Wie kann es sein, dass plötzlich von meinem Kreditkartenkonto Geld abgezogen wird. Obwohl ich das nicht kenne, ich niemand die Abbuchung erlaubt habe. Das ist meiner Meinung nach Diebstahl. Auch wenn es in eurem Forum nicht veröffentlicht wird.

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    • Wer hat denn Geld von deiner Kreditkarte abgebucht? Patreon?
      Wenn du da nichts abgeschlossen hast, dann schreibt die Firma an. Und wenn diese nicht reagiert, dann rufe deine Kreditkartenfirma an und lass die Zahlung rückgängig machen.

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