Unternehmerpersönlichkeit, Fehler und Tipps – Interview zur Existenzgründung

Im heutigen Interview spreche ich gleich mit zwei erfahrenen Unternehmerinnen, die mittlerweile andere Existenzgründer coachen.

Im Folgenden geht es um die Veränderungen durch das Internet, typische Fehler, Seminare und vieles mehr. Am Ende gibt es eine praktische Liste mit Tipps.

Viel Spaß.

Hallo Diana und Katharina. Bitte stellt Euch meinen Lesern vor.

Hallo Peer! Wir sind Diana Versteege und Katharina Stapel – die Gründer von ThinkBigBaby. Wir helfen mit unserem Unternehmen anderen Unternehmern ihr Business strategisch und mit psychologischen Strategien auf eine sichere Basis zu stellen und sie somit richtig groß zu machen. Das machen wir mit unseren Workbooks, Seminaren und Veranstaltungen.

Wir haben beide bereits mehrere Unternehmen gegründet und alle Höhen und Tiefen des Unternehmer-Daseins kennen gelernt. Heute geben wir diese Learnings gepaart mit psychologischen Strategien an Andere weiter.

Wie seid ihr zur Selbstständigkeit gekommen? Wie habt ihr angefangen?

Diana: Über ein Hobby wurde ich zum Ebay-Verkäufer und zum Onlineshop-Betreiber. Darauf folgten weitere Onlineshops, die ich aufgebaut und erfolgreich verkauft habe.

Katharina: Ich bin direkt in die Selbstständigkeit gegangen, als ich mit meiner ersten Ausbildung fertig war. Ich hatte enormen Gegenwind und Menschen um mich herum, die das als Schwachsinnsidee abgetan haben. Das hat den notwenigen Ansporn gegeben, es auf jeden Fall zu tun. Angefangen habe ich mit einer kleinen Praxis, in der ich Einzelberatungen und Gruppenschulungen angeboten habe. Das hat so gar nicht funktioniert. So hat die Reise begonnen.

Was fasziniert euch an der Selbstständigkeit?

Diana: Immer frei entscheiden zu können, wie, wo und wann ich arbeite.

Katharina: Die direkte Rückmeldung wo ich stehe. Wenn ich keine Kunden habe und kein Geld verdiene, dann war ich einfach schlecht. Ich liebe diese Art von ungefiltertem Feedback. Es hilft mir bei meiner Entwicklung als Unternehmerpersönlichkeit. Und es fasziniert mich, dass ich meinem Drang nach Weiterentwicklung und Neuem in der Selbstständigkeit völlig nachgeben kann.

Ihr seid beide seit über 15 Jahren selbstständig. Was hat sich in der Zeit für Gründer verändert?

Durch den Online-Bereich ist einfach ein völlig neuer Markt dazu gekommen, der grundsätzlich allen Menschen offen steht. Das ist absolut beindruckend, denn gerade Menschen, die wenig Zeit und Möglichkeiten (wegen Familie, Krankheit oder ähnliches) haben, bekommen hier tolle Chancen.

Gleichzeitig ist es aber unübersichtlicher geworden. Gründer müssen sich heute extrem klar und spitz aufstellen, um auf dem Markt überhaupt gesehen zu werden. Wie man über Jahre auf dem Markt Bestand hat, hat sich durch Digitalisierung und Globalisierung eben auch verändert.

Dazu kommt: Kunden kaufen heute anders. Sie sind deutlich besser informiert und haben schnellere Vergleiche. Darauf muss man sich in seinem Konzept einstellen und aktiv agieren, statt nur zu reagieren.

Ihr bietet in Kürze ein Seminar an. Was hat es damit auf sich?

Unser Seminar ist ein Power-Strategie-Tag für Unternehmerinnen und Unternehmer, die ihr Business einmal neu durchdenken und ihren Erfolg planbar machen wollen. Sie lernen hier den Unterschied zwischen Unternehmen und Erfolgs-Unternehmen und natürlich, welche Strategie sie anwenden müssen, um ihr Business so richtig groß zu machen.

Die Teilnehmer erarbeiten sich mit uns einen individuellen Masterplan für die eigene Erfolgsstory mit unserem SIX-STEP-CIRCLE. Mit diesem Erfolgs-Tool lernen Unternehmer die 6 notwendigen Schritte um ihr Unternehmen auf die nächste Stufe zu stellen. Sie erhalten den kompletten Einblick in die Dinge, die sie bremsen und auch genau in die, die sie nach vorne bringen. Wir kreieren gemeinsam die Vision und formulieren klare Ziele für die nächsten 5 Jahre. Alles sehr individuell auf jeden einzelnen zugeschnitten.

Dieser Intensiv-Workshop wird sogar, wie der Titel des Workshops verrät, auf dem Ponyhof abgehalten. Die Location ist mitten in der Natur und verhilft zu einem klaren Kopf, Neudenken und Blitzerholung zwischen den Sessions. Hier können die Teilnehmer völlig abschalten und sich nur um sich und ihr Unternehmen kümmern.

Welche Vorteile bringen so ein Live-Seminar gegenüber die vielen anderen Fortbildungsmöglichkeiten im Netz?

Die zwischenmenschliche Interaktion und der persönliche Kontakt zu unseren Teilnehmern sind uns sehr wichtig. Ebenso aber die Möglichkeit Ihnen online etwas anzubieten. Genau diese Mischung ist heute mehr denn je gefragt. Es ist jedoch extrem wichtig, gezielt zu gucken, was konkret mit welchem Medium angeboten wird.

Gerade wenn es um persönliche und betriebswirtschaftliche Entwicklung geht, ist das eigene Erleben im persönlichen Kontakt enorm wichtig. Es macht es greifbarer und weniger abstrakt. Vor dem Bildschirm ist es schneller so, dass bei ersten Hürden die Distanz größer wird und wir den Teilnehmer nicht mehr gezielt erreichen können.

Er sagt sich innerlich eher: „Ach, das ist doch nichts für mich.“ Oder „Ich schaue mir das später nochmal an.“ Man neigt vor dem Bildschirm eher zu Konsum und nimmt eine Passiv-Haltung ein. In einem Live-Seminar wird man selbst zum Akteur.

Welche Fehler seht ihr bei Gründern und Selbstständigen immer wieder?

Diana: Der entscheidende Punkt ist, dass viele Gründer und Selbständige oft im Unternehmen statt am Unternehmen arbeiten. Nur wenn Du AM Unternehmen arbeitest, kannst Du Dein Business konsequent weiterentwickeln.

Die große Herausforderung ist, dass Unternehmer oft am Anfang alle Aufgaben alleine und gleichzeitig ausführen müssen. Sie verzetteln sich, weil sie nicht oder noch nicht gelernt haben unternehmerisch zu denken. Ein Unternehmer führt sein Unternehmen, entwickelt die Strategie. Für diese Umsetzung braucht es entweder Externe oder Mitarbeiter.

Katharina: Einer der größten Fehler ist es sicher, dass mit Fehlern nicht gearbeitet wird. Fehler sind gut und müssen gemacht werden. Der wichtigste Schritt ist dann aber, sich stets selbst zu evaluieren und ein learning draus zu machen. Die meisten gehen nicht in die Reflexion und machen dieselben Fehler immer und immer wieder. Das ist Mist.

Worauf kommt es bei einer Geschäftsidee nach eurer Erfahrungen vor allem an?

Katharina: Eine Idee ist erstmal nur eine Idee. Das muss man sich klar machen. Und nur, weil ich selbst so überzeugt von ihr bin und sie für brillant halte, heißt das nicht, dass sie es auch ist.

Meine Erfahrung ist: Bei allem Enthusiasmus und visionärem Denken, muss diese Idee ein Produkt hervorbringen, für die es auch Kunden und somit einen Markt gibt. Wenn die Leute Deine Idee schrott finden, dann war sie es eben auch. Dann heißt es aber nicht gleich aufgeben, sondern diese Idee erstmal weiterentwickeln.

Diana:

  • Kenne Deine Kunden – Mein Lieblingszitat hierzu: “Qualität bedeutet, der Kunde kommt zurück, nicht die Ware” – Hermann Tietz
  • Die Umsetzung einer Idee sollte absolut authentisch sein, sonst gehst Du in der Masse unter. Authentizität, ist eine Kunst. Deswegen gibt es bei ThinkBigBaby auch “die etwas anderen Seminare”, wie z.B. “Das Leben ist ein Ponyhof”.

Wie wichtig ist Glück beim wirtschaftlichen Erfolg? Ist es überhaupt wichtig?

Wirtschaftlicher Erfolg hat in erster Linie etwas mit konsequenter Umsetzung einer systematischen Erfolgs-Strategie zu tun. Dennoch zeigen große Storys, dass Glück ein entscheidender Faktor ist.

Nur was ist Glück? Viele Studien haben sich damit beschäftigt und gezeigt, dass es zwei Haltungen gibt, die von Menschen eingenommen werden können:

  • In Lösungen und Möglichkeiten denken
  • In Worst-Case-Szenarien und Befürchtungen denken

Eine von den beiden Denkweisen ermöglicht dem Menschen mehr Glück zu erleben… 🙂

Wir haben genau diesen Punkt mit aufgenommen und behaupten, dass erfolgreiche Unternehmen nicht von Unternehmern, CEOs, Inhabern usw. geführt werden, sondern von Unternehmerpersönlichkeiten. Daran arbeiten wir genauso mit unseren Teilnehmern, wie an einer sachlichen Erfolgsstrategie.

Zum Schluss würde ich mich über eure wichtigsten Tipps für Selbstständige freuen.

Diana: Wenn Du gerade mit deinem Business startest, dann kalkuliere dein Honorar von Anfang an richtig. Wir haben bei ThinkBigBaby ein Worksheet entwickelt für die richtige Kalkulation.

Zudem finde ich es extrem wichtig, dass Du eine Lösung verkaufst und kein Produkt. Über das Produkt sind heute kaum noch Differenzierungen möglich, doch eine Problemlösung bieten heute immer noch die wenigsten an.

Katharina: Ich habe dafür eine eigene Top-Ten, die sich aus meinen eigenen Erfahrungen heraus gebildet hat. Auf die eine oder andere Erfahrung hätte ich rückblickend gerne verzichtet, auch wenn jede einzelne natürlich extrem wertvoll ist:

  1. Standing – wisse wer Du bist und was Du kannst
  2. Reflexion – wisse, was Du nicht kannst
  3. Modifikation – entwickle Dich und Dein Unternehmen täglich weiter
  4. Ausdauer – auch wenn´s weh tut, mach weiter und bleib dran
  5. Team – hol Dir Menschen mit ins Boot, die Dich unterstützen und Dir Erfolg gönnen
  6. Zeit – Nimm Dir täglich eine Auszeit und denke über Dich und Dein Unternehmen nach
  7. Denken – Stell Dir vor, Du hättest alle Möglichkeiten
  8. Wissen – bilde Dich weiter und lies große Bücher
  9. Tun – mach mehr vom Produktiven und verdaddele Deine wertvolle Zeit nicht
  10. Menschen – Du bist ein Produkt Deines Umfeldes, umgib Dich mit Menschen, die Dich weiterentwickeln lassen

Danke für das Interview

Peer Wandiger

11 Gedanken zu „Unternehmerpersönlichkeit, Fehler und Tipps – Interview zur Existenzgründung“

  1. Das kann ich als IT-Betriebswirt und angehender Wirtschaftsdachwirt bestätigen, dass die 10 wichtigsten Tipps für Selbstständige wirklich von Relevanz sind! ;-))))

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      • Da würde ich besonders auf Punkt 5 pochen: Ein Fehler, den viele am Anfang (insbesondere aus Mangel an Kapital) machen, ist alles selbst machen zu wollen.

        Meistens versteht man erst später, dass es viel sinnvoller (und am Ende auch wirtschaftlicher ist), Dinge, die nicht die eigene Profession sind, von anderen machen zu lassen. Geht schneller & wird besser 🙂

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        • Ja da stimmt. Den Fehler habe ich anfangs auch gemacht. Der Preis war unterm Strich sehr hoch: Super viel gearbeitet – aber nicht in meiner Kernkompetenz.

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  2. Klingt alles nicht schlecht. Ich fände es klasse, hier im Anschluss des Seminars noch einmal einen kleinen Beitrag über die Erfahrungen und Erfolge des Seminars zu schreiben. Sollte dies passieren, werde ich diesen auf jeden Fall den Artikel mit Freude lesen.

    Viel Erfolg für den 20.Januar!

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    • Danke Stefan!
      Sehr gerne berichten wir über das Seminar. Wir geben Dir gerne bescheid, wo genau Du dort etwas darüber lesen kannst.
      Liebe Grüße Katharina

      Antworten
    • Danke Stefan!
      Sehr gerne werden wir dazu einen Erfahrungsbericht rausgeben. Wir geben Dir bescheid, wo genau er zu lesen ist.

      Liebe Grüße Katharina

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    • Danke Dir, Kai!
      Ja – Wissen schützt leider nicht vor Handeln, sage ich immer gern 🙂
      Umsetzen ist wirklich das A und O. Ich finde ein Tipp fehlt vielleicht sogar noch: Sieh zu, dass Du es so umsetzt, wie es für Dich passt und nicht, wie andere meinen, dass es für Dein Unternehmen passt.

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  3. Langatmigkeit bzw. Ausdauer ist für mich fast der wichtigste Punkt von allen. Das Leben stellt einen schon öfters mal auf die Probe, wie sehr man etwas wirklich will. Gerade dann heisst es: Dranbleiben, weitermachen und noch mehr investieren! Schöner, motivierender Artikel! LG

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    • He Stefan,
      danke Dir für Deine Rückmeldung, dass Du ihn motivierend findest 🙂
      Das hast Du sehr schön gesagt: “Das Leben stellt einen schon öfters mal auf die Probe”. Davon kann ich auch ein Lied singen. Dafür ist vielleicht auch eine bestimmte Art von Gelassenheit hilfreich: Nicht liegen bleiben, sondern sofort gucken, wie es am besten weiter geht. Ist sicher ein Denkprozess, der geübt sein will. LG

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