Angestellt oder Selbstständig? Was ist besser? Meine Erfahrungen und ein Fazit nach 11 Jahren

Angestellt oder Selbstständig sein? Meine Erfahrungen und ein Fazit nach 11 JahrenSelbstständig sein und doch lieber Angestellt? Diese Frage stellen sich sicher viele, die mit ihrem Job unzufrieden sind.

Ich habe vor langer Zeit den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt, obwohl ich mit meinem Leben als Angestellter eigentlich zufrieden war.

Doch was ist nun besser? Nach rund 11 Jahren möchte ich im Rahmen einer Blogparade meine Erfahrungen schildern.

Angestellt oder Selbstständig?

Im Rahmen einer Blogparade wurde gefragt, was besser ist. Angestellt oder Selbstständig zu sein?

Das ist etwas, über das ich immer mal wieder nachdenke, wenn ich entweder selbst Stress habe oder jemand anderen sehe, der in seinem Job unzufrieden ist.

Es ist nun mal so, dass die meisten Menschen eher das wollen, was sie nicht haben und dass deshalb von vielen Angestellten die Selbstständigkeit als besser angesehen wird, viele Selbstständige dagegen das Leben als Angestellter verlockend finden.

Klar ist, dass es keine eindeutige Antwort darauf geben kann, da beides seine Vor- und Nachteile hat und es immer auf die Person selbst ankommt.

Mein Leben als Angestellter

Ich war mit meinem Leben als Angestellter sehr zufrieden. Ich war in einem mittelständischen Unternehmen für die Websites verantwortlich und sozusagen eine “Ein-Mann-Abteilung”. Ich war direkt der Markting-Chefin unterstellt und insgesamt sehr frei in meinen Planungen und meiner täglichen Arbeit.

Zudem hatte ich sehr nette Kollegen und das Arbeitsklima in der Firma war sehr gut. Alles in allem also keinen Grund zu jammern.

Dennoch hatte ich mit der Zeit das Gefühl, mir würde was fehlen. Stress hatte ich auf Arbeit so gut wie nie, was natürlich schön war. Aber mit der Zeit fühlte ich auch irgendwie, dass ich nicht wirklich richtig gefordert wurde von meinem Job.

Das klingt vielleicht komisch für den einen oder anderen, aber ich habe mich natürlich auch schon damals sehr intensiv mit Blogs, Websites, Online-Marketing, Geld verdienen im Internet etc. beschäftigt und da war die Arbeit an ein paar Firmenwebsites nun nicht gerade die emotionale Erfüllung. Auch weil die Produkte der Firma überhaupt nichts für mich waren (Kosmetikprodukte).

Ich hatte also einen guten Job, mit sehr ordentlicher Bezahlung und netten Kollegen, war aber innerlich nicht 100% glücklich.

Dennoch hätte ich mit einer kleinen Tochter und einem neu gebauten Haus damals sicher nicht von mir aus den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt, auch wenn ich hin und wieder schon mal mit dem Gedanken gespielt habe.

In die Selbstständigkeit geworfen

Doch das Schicksal nahm mir die Entscheidung ab. Der Mutterkonzern meines Arbeitgebers wurde von einem noch größeren Konzern aufgekauft. Das führte dazu, dass nach einer Weile mehr als die Hälfte der Belegschaft bei uns eingespart wurde und dazu gehörte auch mein Arbeitsplatz.

Die Kündiungsfrist war zwar etwas länger, so dass ich genug Zeit hatte mir Gedanken über meine Zukunft zu machen, aber der erste Gedanke war schon die Suche nach einem neuen Job.

Doch die lagen 2006 nicht auf der Straße herum und die Aussicht, in einer Agentur jeden Tag bis Abends zu arbeiten und dann noch eine Stunde bis nach Hause zu fahren, war nicht so verlockend.

Also griff ich die Gelegenheit beim Schopf und entschied mich für die Selbstständigkeit als Webdesigner. Mit der guten Abfindung und dem Ersparten hielt ich den Zeitpunkt für optimal. Eine bessere Gelegenheit, die Selbstständigkeit auszuprobieren, würde wohl nicht kommen.

Meine Erfahrungen

Und so begann ich als Webdesigner zu arbeiten und versuchte mir ein Einkommen aufzubauen. Das war aber nicht einfach.

Ich machte viele, viele Überstunden und kämpfte um jeden Kunden. Dass dabei nicht jeder Kunde auch ein guter Kunde war, musste ich leider feststellen.

Und das Geld war in den ersten Jahren wirklich knapp. Es war eine harte Zeit, die irgendwann auch ihre Spuren bei meiner Gesundheit hinterließ.

Doch meine Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich konnte endlich meine ganzen Ideen umsetzen, die ich in meinem Job nie wirklich einbringen konnte. Zudem musste ich mit niemandem etwas abstimmen und alles was ich tat und mir aufbaute, war für mich selbst.

Mit den Jahren wuchsen dann meine eigenen Blogs und Websites und ich wollte immer weniger Kundenaufträge annehmen. Das brachte noch mehr Unabhängigkeit und auch der finanzielle Erfolg stellte sich ein.

Insgesamt hat sich also alles sehr positiv entwickelt und ich bin sehr froh, damals den Weg in die Selbstständigkeit gewagt zu haben, aber es gibt natürlich auch in der Selbstständigkeit Vor- und Nachteile.

Man ist für alles selbst verantwortlich, was an sich schön ist, aber natürlich auch bedeutet, dass man nicht einfach mal 2 oder 3 Wochen komplett aussteigen kann. Nicht abschalten zu können war in den ersten Jahren eines der größten Probleme, mit denen ich zu kämpfen hatte.

Zudem arbeitete ich zu Hause und da war es schwer, wirklich Feierabend zu machen. Ebenso ist es zumindest für mich nicht einfach gewesen kein konstantes Einkommen zu haben. Als ich noch Webdesigner war, gab es gute Monate und schlechte Monate. Daran konnte ich mich nie wirklich gewöhnen. Mit meinen Blogs und Websites hat sich mein Einkommen aber sehr stabilisiert.

Mittlerweile habe ich gelernt mit den Nachteilen gut umzugehen und mir auch wieder Freizeit zu gönnen und diese ohne schlechtes Gewissen zu genießen. Der Umzug in ein externes Büro hat dabei sicher geholfen.

Alles in allem muss man sagen, dass die Selbstständigkeit Vor- und Nachteile hat, die man gut abwägen sollte. Es hängt sehr stark von den eigenen Vorstellungen ab, wie man sein Leben gestalten möchte und wie sehr man die eigene Zukunft in den eigenen Händen halten möchte.

Mehr Freiheiten und Möglichkeiten bedeuten gleichzeitig auch mehr Verantwortung und mehr Risiko.

Kein Weg zurück

Auch wenn ich hin und wieder mal Angestellte dafür beneide, einfach ein paar Wochen Urlaub machen zu können und dabei überhaupt nicht an die Arbeit zu denkenm, so führt für mich kein Weg mehr zurück.

Es ist für mich undenkbar, mich in einem Unternehmen einzugliedern und das machen zu müssen, was mir jemand anderes sagt. Auch die Einschränkungen, die eigene Zukunft betreffend, kann ich mir nicht mehr vorstellen. Zu wissen, dass man z.B. finanziell davon abhängig ist, dass der Chef mal eine Gehalterhöhung rausrückt, ist nicht sehr verlockend.

Ewige Meetings, Ärger mit Kollegen, eine lange Fahrt zum Arbeitsplatz und viele weitere Dinge sind nichts, was ich vermisse.

Und so kann ich zumindest in meinem Fall sagen, dass die Selbstständigkeit deutlich besser ist, als angestellt zu sein.

Aber oft sind es halt die kleinen Dinge im Leben, die große Auswirkungen haben. Wer weiß, was passiert wäre, wenn mein Arbeitgeber damals nicht aufgekauft worden wäre…

Was findet ihr besser und warum?

Peer Wandiger

5 Gedanken zu „Angestellt oder Selbstständig? Was ist besser? Meine Erfahrungen und ein Fazit nach 11 Jahren“

  1. Hallo Peer,
    ein mutiger und mutmachender offener Artikel, in dem ich mich oft wiederfinde! Beispielsweise in dem Punkt, dass es für mich als Selbstständige, die vorrangig im Home Office arbeitet, schwer ist, Feierabend zu machen. Gerade wenn man mit Leidenschaft dabei ist, etwa beim Verfassen von Blogartikeln, findet man abends nur schwer aus den Business-Gedanken heraus. Manchmal nehme ich sie sogar mit in die Nacht. Aber: da ich jetzt das unternehme, war mir wirklich Freude macht, und ich mit meinem Wissen und meiner Qualifikation im Netz noch viel mehr Menschen erreichen kann, möchte auch ich nicht mehr ins Angestellten-Dasein zurück.

    Viele Grüße
    Gabriele Frings

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  2. Also ich bin ja in einem angestellten Verhältnis und nebenberuflich Selbstständig.
    Ich muss sagen, die selbstständige Arbeit macht mir persönlich mehr Spaß, wobei ich hier nicht davon leben könnte (noch nicht?)

    Ich finde es selber schon schwierig alleine für die Arbeit, indem man Probleme von anderen Leuten löst, bis zu 11 Stunden am Tag zu investieren.

    Mein großes Ziel ist es auf jeden Fall, irgendwann mal in der Lage zu sein, komplett auf eigene Rechnung arbeiten und leben zu können.

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  3. Ich bin nun schon seit einiger Zeit selbständig und bereue diesen Schritt nicht. Ich habe mir einige Nischen aufgebaut, wo ich digitale Informationsprodukte aufbaue und mein Wissen nun auf meinem YouTube Kanal weitergebe. Es hat echt mega lange gedauert, mal 4 und 5 Stellige Monatsumsätze zu generieren, es hat sich aber dennoch gelohnt!

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  4. Hallo Peer,
    ich habe mich während meinem Studium selbständig gemacht und bereue diesen Schritt nicht. Zwar kann ich (noch lange) nicht davon leben, aber allein die Erfahrungen die ich damit gemacht habe (und noch machen werde) sind von unschätzbarem Wert. Dadurch hat sich meine Denkweiße in vielen Bereichen komplett geändert.
    Zudem habe ich sehr viel Spaß daran, neue Websites zu gestalten oder ein PlugIn o.ä. zu programmieren. Allein dadurch war das für mich die richtige Entscheidung.
    Ich kenne aber auch das Leben als Angestellter mit einem festen Lohn welcher am Monatsende auf das Konto fließt, geregelte Arbeitszeiten und das “Abschalten” am Wochenende.
    Ob Angestellt oder Selbstständig muss jeder für sich selbst entscheiden, es gibt aber auch “die goldene Mitte” die beides vereint. Sich nebenbei Selbständig zu machen bringt die Sicherheiten des Angestellten-Jobs und die Herausforderungen des eigenen Business.
    Schönen Gruß

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  5. Ja, vieles was ich in diesem Artikel für mich wiederfinde.
    Ich bin ja quasi familienbedingt in die Selbständigkeit getrieben worden. War zwar eine zeitlange angestellt, aber die Selbständigkeit ist mir doch da Liebste. Vor allem wenn man sich einen strikten Arbeitsplan/Arbeitsablauf gestaltet hat und nach diesem arbeitet. Nichts ist in der Selbständigkeit gefährlicher als Abreiten aufzuschieben oder sich daran aufzureiben.

    Mir ist aber auch bewusst, dass Selbständigkeit nicht für Jeden geeignet ist.

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