Ich sehe mich immer noch als Blogger und meine Hauptprojekte betreibe ich als Blogs. Ich schreibe regelmäßig Blog-Artikel, veröffentliche diese chronologisch, freue mich über Kommentare und so weiter.
Doch warum bin ich dann der Meinung, dass der klassische Blog tot ist? Und wieso wird es dennoch eine Zukunft für Blogs geben?
Diesen Fragen gehe ich im Folgenden nach und schaue dabei nicht nur auf eigene Projekte und Erfahrungen, sondern auch auf andere erfolgreiche Blogs.
Urprüngliche Funktion des Blogs
Schaut man sich im Netz um, so scheint der klassische Blog tot zu sein. Wo früher Menschen über ihre Mahlzeiten, ihr Liebesleben oder was auch immer geschrieben haben, findet man solche Blogs heute kaum noch.
Das digitale Tagebuch, was ja mal ursprünglich die Funktion des Blogs war, ist schon lange tot. Heute findet diese persönliche “Offenheit” hauptsächlich auf Social Networks statt. Reddit,
Facebook, Instagram und Co. sind die Plattformen, wo sich Menschen heute fast alles erzählen und miteinander kommunizieren.
Der klassische Blog ist damit tot und wird auch nicht wiederkommen.
Es lebe der Blog!
Aber das ist auch nicht das, worum es mir geht, wenn ich über Blogs schreibe. Schon beim Start dieses Blogs hier im Jahr 2007 war es nie ein digitales Tagebuch.
Ich habe Blogs schon immer als etwas anderes gesehen. Mir geht es darum fachliches Wissen und Erfahrungen zu teilen und so Mehrwert für die Leser zu bieten. Manch anderer würde es ein Magazin nennen und einfach eine Website, auf der regelmäßig neue Fachartikel erscheinen.
Für mich ist es dennoch ein Blog, denn die persönliche Note, die man als Blogger einbringt, macht diesen zu etwas Besonderem, gerade im Vergleich zu eher unpersönlichen Websites und Portalen.
Tiefergehend
Ich selber, aber auch viele andere, bilden sich im Internet fort und neben Videos, die heute eine sehr wichtige Rolle spielen, sind Texte immer noch die wichtigste Informationsquelle.
Es gibt so viele gute Fachblogs da draußen, die hochwertige Inhalte zur Verfügung stellen, eigene Praxis-Erfahrungen teilen und hilfreiche Tipps geben.
Genau das unterscheidet gute Blogs meiner Meinung nach auch von den oft eher oberflächlichen Social Media Diskussionen und nicht ideal konsumierbaren YouTube-Videos. Erst gestern hatte ich wieder einen Anruf von einer Leserin meines Blogs, die mir für meine Artikel gedankt hat, mit denen sie viel besser arbeiten kann, als mit Videos, die vielleicht unterhaltsam und anschaulich sind, wo man aber schlecht mal was nachschlagen kann.
Eine Stärke von Blogs ist für mich die fachliche Tiefe, die oft zu finden ist.
Unabhängigkeit
Ein weiterer Punkt, der von vielen unterschätzt wird, ist die Unabhängigkeit, die man mit einem eigenen Blog hat. Gegenüber einem Facebook Profil oder einem YouTube-Kanal, hat man die volle Kontrolle über den eigenen Blog.
Sicher, der technische Aufwand ist höher und für manch einen ist das auch zu viel Aufwand. Da ist ein YouTube-Kanal, der einfach funktioniert, natürlich besser. Aber wer schon mal bei YouTube gesperrt wurde oder bei Facebook bestimmte Dinge nicht machen kann, der weiß einen eigenen Blog zu schätzen.
Man hat zudem viel mehr Möglichkeit mal was Neues auszuprobieren und neue Dinge zu lernen. Das finde ich extrem wichtig.
Wer sich allein von anderen abhängig macht, riskiert langfristig seine “Selbstständigkeit”.
Text ist (nicht mehr) alles
Aus vielen Nebenbei-Bloggern sind heute Blog-Autoren geworden, die nicht mal schnell irgendwas hinschreiben, sondern Entwürfe schreiben, recherchieren, editieren und vieles mehr. Die Qualität vieler Blog-Artikel übersteigt jene von Zeitungsartikeln oft problemlos, was in der heutigen Zeit der Klick-Geilheit vieler großer Online- und Offline-Medien auch nicht schwer ist.
Klar ist in der heutigen Zeit aber auch, dass Text nicht mehr alles ist. In vielen Bereichen ist eine schriftliche Anleitung zwar sehr hilfreich, aber unterstützende Videos oder Audio-Aufnahmen sorgen dafür, dass die Inhalte noch besser vermittelt werden können. Von Fotos ganz zu schweigen.
Wer also nur noch rein auf Text setzt, verpasst zumindest Chancen und man erreicht mit einer Kombination verschiedener Medien im eigenen Blog einfach mehr Menschen.
Gute Texte als Basis und andere Medien, um diese noch besser zu machen. Das ist für viele Blogger ein guter Weg.
Geld verdienen?!
Nicht zuletzt bietet ein eigener Blog einfach mehr Möglichkeiten Geld zu verdienen und das ist für einen Teil der Blogger ein wichtiger Punkt.
Die Menschen sind es gewohnt alles umsonst zu bekommen und auf Facebook und YouTube ist das noch stärker die Erwartung der Nutzer. Aber gute und hilfreiche Inhalte zu erstellen kostet Arbeit und Zeit, so dass es okay ist, wenn jemand damit etwas verdienen möchte. Die Einschränkungen auf den verschiedenen Drittplattformen, was das Geld verdienen angeht, sind recht stark und mit der Zeit wird das einen daran hindern sich weiterzuentwickeln.
Aber auch indirekt kann man von einem Blog sehr profitieren. Man kann sich z.b. als Experte in einem Themengebiet etablieren. Gerade die Möglichkeit in einem Blog richtig in die Tiefe zu gehen, sorgt genau dafür.
Geld verdienen ist für viele selbstständige Blogger notwendig, da sie davon leben. Und mit einem eigenen Blog sind die Möglichkeit da viel größer.
Meine Blog-Erfahrungen und Prognosen
Ich selbst blogge seit 2007 fast täglich und schon oft wurden Blogs totgesagt. Aber ich selbst habe bis heute eigentlich nur positive Erfahrungen gesammelt und betreibe ein paar erfolgreiche Blogs.
Natürlich zu allererst diesen Blog hier, der mein erster war und mit dem ich pro Monat hunderttausende Leser erreiche. Und womit? Nicht mit Belanglosigkeiten oder Pöbeleien, sondern mit hilfreichen Tipps und interessanten Einblicken.
Mein Blog selbstaendig-im-netz.de gehört zu den führenden deutschsprachigen Blogs zum Thema Affiliate Marketing. Natürlich ist die Leserschaft kleiner, aber dafür viel genauer. Viele angehende Affiliates nutzen den Blog als Info-Quelle.
Mit abenteuer-brettspiele.de habe ich vor ein paar Jahren einen neuen Blog zu meinem Lieblings-Hobby gestartet und das in einem Themenbereich, der sehr überlaufen war. Damals gab es bereits viele Blogs, Websites, YouTube-Kanäle, Podcasts etc. zum Thema Brettspiele. Dennoch konnte ich mich mit meinem Blog etablieren und erreiche pro Monat bis zu 100.000 Leser. Hier veröffentliche ich zudem einen wöchentlichen Podcast, der ebenfalls sehr gut angenommen wird.
Und sogar eine Nischenwebsite ist mittlerweile zu einem kleinen Fachblog geworden. Auf mikrofon-test-podcast.de berichtet ich über meine Erfahrungen mit Tonaufnahmen, Podcasts und mehr.
Bloggen ist viel Arbeit und kostet Zeit, belohnt aber auch jene, die gern schreiben. Und bei allen Veränderungen im Netz, bleibt Text das Inhalts-Medium #1. Deshalb sehe ich auch in die Zukunft viel Potential für Blogs, wenn man denn etwas Besonderes an den Start bringt.
Viele erfolgreiche Blogs
Es gibt viele Beispiele für erfolgreiche Blogs, die spannende und hilfreiche Artikel veröffentlichen.
planetbackpack.de zum Beispiel oder germanabendbrot.de. In Deutschland gibt es eine Menge Blogs, die viele Leser anlocken, auch in den heutigen Zeiten.
International sind z.B. englischsprachige Blogs noch immer eine feste Größe in der Medienlandschaft und erreichen noch deutlich mehr Leser, was einfach an der Sprache liegt. Wie z.B. pinchofyum.com oder copyblogger.com, bei denen ich selber regelmäßig mitlese.
Besonders interessant finde ich aber vor allem die kleineren Blogs, die nicht in irgendwelchen Top-Listen auftauchen, aber dennoch in ihrer Themen-Nische eine große Relevanz besitzen.
Was sagt ihr zur Zukunft der Blogs?
Es ist leicht dem neuesten Trend hinterherzulaufen und ältere Dinge für tot zu erklären. Doch wie seht ihr das?
- Lest ihr Artikel in Blogs (bewusst oder unbewusst)?
- Wie wichtig findet ihr Informationen in Textform, auch und gerade im Vergleich zu Videos?
- Betreibt ihr vielleicht selbst einen Blog und könnt über eure Erfahrungen berichten?
- Wie seht ihr die Zukunft von Blogs bzw. genereller von Texten im Internet?
Ich freue mich über euer Feedback zu diesem Thema.
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Hallo Peer
Du bekommst doch gerade in letzter Zeit oft viele Kommentare auf deine Beiträge. Dein Blog ist wirklich gut und für mich über so einige Jahre inzwischen sehr spannend: Morgendliche Pflichtlektüre.
Mitteilungsbedürfnis: Ob sich die Social-Networks ewig halten werden, hängt auch davon ab, wie die Politik die Betreiber in die Pflicht nehmen wird. Wenn die Leute nicht mehr ungehindert rumpöbeln dürfen, dann wird es enger.
Technische Entwicklung: Facebook und Twitter sind für Smartphones perfekt. Aber auch da können entsprechende Blog-Websites in Zukunft anders aufgebaut werden.Technisch könnte aber auch das Laptop für alle (Schüler) (Damit ist das 300$ Google-Netbook gemeint) plötzlich wieder die Lese- und Surfgewohnheiten ändern. Wer weiß
Qualität: Zu den hochwertigen Blogs gebe ich dir recht, dass die fachlich oft besser sind als die großen Media-Magazine. Diese sollten sich mehr auf die Dinge konzentrieren, wovon sie wirklich Ahnung haben.
SEO und Publikumsverlage: Was Spiegel-online hinsichtlich SEO so treibt ist zeitweise schon sehr nervig. Aber die haben wohl auch verstanden, dass es aus Lesersicht nicht so gut ist, wenn man immer bei jedem Artikel noch eine ewig lange Textschnipsel-Wiederholung von alten Beiträgen dranklebt. Das hat sich zumindest etwas gebessert.
Leseranspruch bei renommierten Massenmedien vs. Privateblogs: Die Rechtschreibung ist bei vielen großen Verlagshomepages oft eine Katastrophe – was mich bei privaten Blogs allerdings nicht stört. So lege ich bei Büchern von Bastei oder Heyne andere Maßstäbe an als bei denen von Pieper oder Manesse.
Diversität: Wir sind nicht alle gleich. Die Blogs sind auch nicht alle gleich.
Mit Blogs wie deinem werden ganz individuelle Stärken ausgespielt und sehr kreativ neue Wege ausprobiert und genau da sehe ich auch die Zukunft.
Abschließend zum Thema Videos als Zusatzinfo: Ich finde Videos nur dann sinnvoll, wenn sie wirklich auf den Punkt gebracht sind, oft sind leider zwei kleine gute Infos in 12,5 Minuten belanglosem Gerede versteckt. Das ist mir zu Zeitaufwendig.
Im SEO – Bereich finde ich die Videos von Neil-Patel komprimiert, prägnant, relevant und zielführend.
So, jetzt muss ich weiterarbeiten.
Dann wünsche ich dir weiterhin viel Spaß beim Bloggen.
Hallo Alexander,
danke für dein Feedback, dass ich insgesamt so nur unterstreichen kann.
Was die Videos von Neil Patel angeht. Dann sind sie anscheinend ganz anders, als seine Artikel, die mir oft viel zu lang sind. 🙂
Das stimmt wohl. Die Artikel sind aber schön bei einer längeren U-Bahn-Fahrt. Die Videos sind 2-5 min lang. Aber ich verstehe deinen Punkt vollkommen.:)
Mit planetbackpack.de hast du ein interessantes Beispiel gewählt. Der Blog wurde ja von Conni Biesalski aufgebaut und gehörte eine Zeit lang zu den beliebtesten Anlaufstellen im Web zum Thema Reisen / Backpacking. Nachdem sich die Interessen von Conni änderten lag auch der Blog eine ganze Weile brach und wurde letztendlich verkauft. Das interesse an der Brand ist daher auch ordentlich zurück gegangen, was man ja in den üblichen SEO Tools nachprüfen kann. Derzeit lebt er wohl eher von seiner vergangenen Autorität weiter. Ob die neuen Inhaber den Blog wieder auf Kurs bringen können, oder er wie viele andere Blogs langsam versandet wird die Zeit zeigen. Ganz nach dem Motto “Der klassische Blog ist tot – Es lebe der Blog!” – oder auch nicht 🙂
Hallo Peer,
der klassische Blog mag Tot sein aber auch ich bin der Meinung, dass dieser seit Jahren Tot ist.
Ich bin seit dem Jahr 2010 mit WordPress dabei Webseiten zu erstellen. Sei es für mich oder auch andere.
Hier hatte ich nie den Eindruck, dass ein Blog ein persönliches Tagebuch ist sondern eher eine Webseiten-Variante, welche durch das verfassen von Beiträgen auf spezielle Themen eingeht. Sprich eine Fachwebsite. So wie deine hier! 🙂
Ich habe im laufe der Zeit mehrere Blogs betrieben und diese waren immer auf bestimmte Themen bezogen. Oftmals auf in Verbindung mit Affiliate Marketing. Beispielsweise habe ich einen Blog betrieben in welchem ich Browsergames vorgestellt habe. Die Leser konnten sich dann über einen Link direkt für das Browsergame registrieren und ich erhielt hierfür eine Provision.
Nach offizieller Blog Definition wäre es kein Blog gewesen.Aber ich denke, wenn man eine Webseite hat, welche auf einen Themenbereich abzielt und die Leser mittels Regelmäßiger Beiträge mit Lesestoff versorgt, ist das ein Blog!
Zumindest empfand ich es in den letzten 10 Jahren immer so und ich denke auch, dass dies noch einige Jahre so bleiben wird. Es wird immer Menschen, wie dich Peer, mich oder auch andere, geben welche solche Seiten Betreiben. Was auch so sein soll!
Viele Grüße
Tim
Vielleicht gibt es ja bald neuartige Frameworks für Blogs, die für ein Publikum gemacht werden, welches eine kürzere Aufmerksamkeitsspanne hat (also eher Content Häppchen) – aber dennoch als selbstgehostetes “Blog”.
Für mich ist mein Blog nur ein Hobby, ich will gar kein (großes) Geld damit verdienen – OK, ein paar Affiliate-Einnahmen nehme ich gerne mit, das war es aber auch.
Und für mich ist ein Blog weiter das ideale Medium, um andere Menschen zu erreichen. Die von Dir beschriebene Unabhängigkeit ist mir sehr wichtig. Natürlich nutze ich auch Social Medias, die würden aber nie meinen Blog ersetzen. Ich bin den einfach zu den den Algorithmen ausgeliefert, habe nichts selber in der Hand.
Mit meinem Blog bin ich auch weit weg davon, eine Nische zu bedienen. Ich habe das mal gemacht. Einen Blog für Fotografie, einen fürs Reisen, einen für Tierfotos, einen für Geschichten aus meinem Leben. Neee, das war mir zu viel Arbeit, also alles rein in einen Blog, der mit all seiner Vielfalt eben mein gesamtes Leben darstellt.
Ich sehe auch nicht, dass der klassische Blog tot ist, dafür gibt es noch zu viele davon. Auch wenn es weniger geworden sind, es gibt noch zahlreiche Blogs, wo man merkt, dass die Betreiber mit viel Herzblut dahinterstehen, oft auch ohne kommerzielle Gedanken. Sehr gut gefällt mir dabei oft die Mischung aus Tagebuch und Tipps.
LG Thomas
Der Blog, egal welcher Art, wird immer leben. So kann man die sozialen Netzwerke wunderbar dazu nutzen um Leser auf die Seite zu bekommen – so wie du. Und selbst Banalitäten werden die Leute anklicken. Es kommt auf den Appetizer an.