Im Interview mit Marco Junk von vergabeblog.de geht es um das Thema Nischen, die Arbeit mit mehreren Autoren und auch die Monetarisierung.
Auf vergabeblog.de geht es um das Öffentliches Auftragswesen. Das ist ein spezielles Feld, welches aus juristischer Sicht sehr kompliziert ist.
Es handelt sich um ein konservatives Spezialthema, welches auf den ersten Blick nicht so ideal für einen Blog erscheint.
Aber mit Leidenschaft und Know How hat Marco Junk diesen Blog erfolgreich gemacht.
1. Hallo Herr Junk. Bitte stellen Sie sich und Ihren Blog vergabeblog.de meinen Lesern vor.
Ich bin Jurist beim Branchenverband BITKOM und dort zuständig für das Thema „Öffentliches Auftragswesen“. Das umfasst in rechtlicher Hinsicht alles rund um den Einkauf von Informations- und Kommunikationstechnologien – also Hard- und Software sowie entsprechende Dienstleistungen – durch Bund, Länder und Gemeinden
Und damit sind wir schon beim Thema des Blogs: Die öffentliche Hand darf nicht einfach „einkaufen“ wie ein Privater, weshalb man auch von „Beschaffen“ statt „Einkaufen“ spricht. Um Wettbewerb zu ermöglichen und Korruption zu verhindern, ist dieser Prozess extrem formalisiert. So sehr, dass sogar die allermeisten Juristen lieber einen großen Bogen darum machen, denn er erschließt sich nur Eingeweihten. Zudem ist der extrem fehleranfällig.
Der Vergabeblog nun versucht, dieses komplizierte Thema allgemeinverständlich aufbereitet darzustellen. Dabei geht es um die rechtlichen Implikationen, also um neue Gesetze, Gerichtsurteile, etc., genauso wie um die Politik hinter diesen Gesetzen und auch darum, was denn da für unser aller Steuergeld so beschafft wird. Das kann dann auch mal ein eher unterhaltsamer Beitrag sein.
2. Wie sind Sie auf die Idee zu diesem Blog gekommen und wie hat sich dieser entwickelt?
Ich bin seit je her recht IT-affin, und irgendwann kam dann das Internet dazu. Vor rund zehn Jahren begann ich mir beizubringen, wie man in HTML Webseiten schreibt und vor nun fast genau drei Jahren, im Oktober 2007, hatte ich dann die Idee zum Vergabeblog. Offen gesagt, mir ging es dabei vornehmlich um die „Webkomponente“, sprich, hätte ich mich hauptberuflich mit Gummibärchen beschäftigt, wäre es ein „Gummibärchenblog“ geworden. Der Spaß und das Ausprobieren standen klar im Vordergrund.
Tatsächlich hatte ich mit dieser Idee aber offenbar eine Marktlücke entdeckt. Von Anfangs einem Duzend Aufrufen sind es nun bis zu 1000 und mehr am Tag. Jeden Tag. Das ging aber nicht von heute auf morgen. Erst nach etwa 1,5 Jahren gingen die Besucherzahlen merklich nach oben. Und von da an ging es dann immer schneller aufwärts.
3. Welche Vermarktungsmaßnahmen haben Sie ergriffen und was hat gut funktioniert und was weniger gut?
Gar keine. Wie gesagt, stand für mich die Freude am Bloggen im Vordergrund, und nicht ein kommerzieller Erfolg. Ich glaube, ein bisschen hat es sich in der „Szene“ (die gibt es tatsächlich) herumgesprochen, zum anderen liefert mir Google jeden Tag 200-300 Besucher. Wenn sich davon nur 10 % die Seite merken, kommt über die Zeit auch ganz schön was zusammen.
4. Woher kommen ihre Besucher? Ist das vor allem Google?
Wie schon gesagt, vor allem Google sei Dank. Aber inzwischen verlinken immer mehr Webseiten auf den Vergabeblog, mit einigen habe ich auch eine Regelung getroffen, dass sie einige Inhalte kopieren und veröffentlichen dürfen, wenn sie dabei auf den Vergabeblog verweisen. Um das viel beschworene „double content“-Probem habe ich mir dabei nicht so viel Sorgen gemacht.
5. Es gibt in Ihrem Blog ja eine Reihe von Autoren. Wie ist die Zusammenarbeit organisiert, damit nicht das Chaos ausbricht?
Es gibt klare Regeln, um ein einheitliches Erscheinungsbild der Beiträge zu gewährleisten. Natürlich soll jeder seinen eigenen Stil haben – das ist ja gerade ein Erfolgsgeheimnis von Blogs, die persönliche Komponente – aber es gibt formale Vorgaben. Was die Themen angeht, gibt es keine speziellen Zuständigkeiten. Wenn jemand über etwas schreiben möchte, meldet er das bei mir und ich blocke das Thema für ihn. So schreiben nicht aus Versehen Zwei zum gleichen Thema. Sehr einfach, und funktioniert perfekt.
6. Welche Gegenleistung erhalten die Autoren? Wie findet und motiviert man Mit-Autoren?
Das Geld ist es nicht. Schon deshalb, weil es lange Zeit keins gab. Die meisten meiner Autoren sind Anwälte. Für die ist eine gewisse Außenwirkung natürlich wichtig, und die liefert der Blog. Wenn Sie heute etwas zu einem vergaberechtlichen Problem googeln, seien Sie sicher, der Vergabeblog ist einer der ersten 5 Treffer. Oft auch der Erste. So findet man also immer wieder auch zu den Autoren, denn es gibt ein Autorenverzeichnis mit Fotos und Angaben zur Person, und jeder Beitrag erscheint natürlich unter dem Namen des jeweiligen Autors. Eines sei aber noch gesagt: Das Webinhalte und „sogar“ Blogs auch zu fachlichen und gar juristischen Themen eine belastbare Reputation genießen, ist neu und bei vielen, gerade Juristen, noch immer nicht selbstverständlich. Da verlässt man sich doch noch lieber auf das gedruckte Buch. Nun ja, das wächst sich schon noch aus.
7. Verdienen Sie mit dem Blog auch Geld? Wie findet man in so einer konkreten Nische eine Einnahmequelle?
Ja, seit Anfang diesen Jahres habe ich ein paar feste Werbebanner geschaltet. Das Geld fließt zum größten Teil an die Autoren zurück, je nach Anzahl ihrer Beiträge. Der Rest geht in eine „Kriegskasse“ für den weiteren Ausbau und was noch kommen mag. Die Nische ist der Grund: Es gibt nur sehr wenige Fachzeitschriften zu dem Thema, die kreisen um eine Auflage von 3000 Exemplaren im Monat. Gehen Sie mal davon aus, dass davon jeder Leser jede Seite maximal einmal liest. Das heißt eine Werbeanzeige, die auf einer Seite ist, wird genau 3000 Mal gelesen. Wenn überhaupt. Ich habe 40.000 Seitenaufrufe in der gleichen Zeit, die Banner sind dabei auf jeder Seite zu sehen. Das ist in Internetmaßstäben gemessen zwar immer noch wenig – aber eben mehr als 10 Mal so viel.
Gleichwohl ist, da geht es mir nicht anders als allen Online-Medien, die Bereitschaft der Werbetreibenden für Internetwerbung zu zahlen sehr viel geringer als für Printprodukte. Mir hat dafür bislang noch niemand ein valides Argument nenne können. Ich halte es für eine Kulturfrage und ein bisschen auch für eine Ausrede. Oder kaufen Sie eher den Kaffee, weil die Duft verströmende Tasse auf Papier gedruckt ist statt auf einem TFT leuchtet? Also ich jedenfalls nicht.
8. Spielen für Sie Web 2.0 Angebote wie Twitter, Facebook, Xing und Co. eine Rolle? Wenn ja welche?
Ich habe ein Xing-Profil, und das ist schon eine tolle Sache. Wobei ich es im Wesentlichen als überall-dabei-Vistenkartensammlung nutze. Aber natürlich auch, um neue Leute zu kontaktieren. Einen Twitter-Account habe ich, den ich aber nicht mehr bespiele. Im Ernst, braucht man das wirklich? Wie soll man denn die Zeit finden, auch noch all die Tweets der andern zu lesen? Web.2.0 darf auch nicht zum Selbstzweck verkommen.
9. Sie setzen auch einen Newsletter ein. Warum und welche Vorteile bringt der Newsletter gegenüber der Website?
Eigentlich ist es kein Newsletter im eigentlichen Sinn. Es ist ein E-Mail-Dienst, der immer dann, wenn ein neuer Beitrag im Blog veröffentlicht wird, die registrierten Abonnenten informiert. Über einen Link in der E-Mail gelangen diese dann zum betreffenden Beitrag.
Ich halte das für sehr wichtig, da es diese Leser immer wieder zum Blog zurückholt. Dabei kann man den Dienst personalisieren, d.h. sich nur zu bestimmten Themen benachrichtigen lassen. Ich habe fast täglich einen neuen Beitrag, da kann so etwas schon fast als Spam empfunden werden, wenn es zuviel wird.
10. Betreiben Sie aktiv Linkaufbau? Falls ja, wie machen Sie das in dieser doch recht engen Nische?
Nein. Wie gesagt, einige andere Webseiten, z.B. Ausschreibungsdienste, die öffentliche Ausschreibungen online veröffentlichen und damit ihr Geld verdienen, traten an mich heran, um einige Beiträge für deren Webseiten nutzen zu können. Solange das nicht überhand nimmt, habe ich damit kein Problem. Die Gegenleistung ist aber das Zurückverlinken.
11. Welche wichtigen Erfahrungen und Tipps können Sie Lesern geben, die ebenfalls überlegen, in einer engen Nischen einen Blog aufzubauen?
Die wichtigste Regel, die ja von anderen Bloggern in Interviews auf Ihrer Seite immer wieder genannt wird, hat nichts mit der Nische zu tun. Sie lautet: Ausdauer! Wer meint, er könne mal eben einen Blog starten und der Erfolg stellt sich schon ein, der irrt. Es kostet Zeit, viel Zeit, Engagement, Nächte und Wochenenden. Viele Wochenenden. Und dann wird es vielleicht etwas. Oder auch nicht.
Die Leser merken, ob da jemand bloggt um des Bloggens willen, oder weil er den kommerziellen Erfolg sucht. Beides schließt sich nicht aus. Die Leidenschaft aber ist meines Erachtens unabdingbare Voraussetzung.
Zur Nische: Eignet sich sehr gut, um dazu einen Blog zu betreiben. Denn wenn diese nicht zu kein ist, gibt es immer noch genug Informationshungrige, die in der Regel ein Informationsdefizit haben. Kein Kanal kann diesen leichter, schneller und kostengünstiger bedienen als das Internet.
Danke Herr Junk
für die ausführlichen Antworten.
An diesem Beispiel sieht man sehr gut, was ich mit Nischen meine. Hier hat es ein Blog geschafft, in einer extremen Nische, die sonst kaum einer kennt, sehr bekannt und gut besucht zu werden.
Dass diesen Blog Außenstehende gar nicht kennen ist dabei irrelevant. Wichtig ist, dass ihn die Zielgruppe kennt. Es geht als vor allem um den richtigen Traffic und nicht pauschal um viel Traffic.
Ich finde diesen Blog auf jeden Fall ein sehr schönes Beispiel dafür, dass man dort aktiv werden sollte, wo man mit Herzblut und Know How dabei ist.
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Sehr schönes Interview,
hier sieht man schön, dass mit Fleiß und Mühe guter Content zusammen kommt und dadurch die Nutzer von alleine kommen. Wenn das immer so wäre, dass Websiten, die bei Google gefunden werden, sich nach und nach durch ihren qualitativ hochwertigen Inhalt hervorgetan haben, und nicht durch exzessiven Linkaufbau etc. dann wäre das schon eine feine Sache. Wie gesagt, schönes Interview, gutes Konzept und evtl. für den einen oder anderen eine Motivation noch bessere Texte zu verfasse (für mich allemal).
Gruß,
jakob
Ausdauer, viel Zeit, Engagement, und eine passende Nische, die noch nicht oder nur unzureichend bestzt ist. Dass sind wohl die wichtigsten Faktoren, um zielgerichtete Besucher auf den eigenen Blog zu leiten.
Gleichzeitig muss man auch die technische Entwicklung im Bereich CMS, SEO, SEM, etc. im Auge behalten um immer up-to-date zu sein.
Und man darf den Spaß an der ganzen Sache nicht verlieren. Wenn es ständig Überwindung kostet, einen Blogbeitrag zu verfassen, sollte man lieber ein anderes Hobby wählen. 😛
Sehr guter Artikel, dieser zeigt eindeutig das es weder einen Linkaufbau bedarf noch sonstige Werbemassnahmen – das einzig entscheidende ist und bleibt der exklusive Content auf der Seite und da kann man mit viel Ideen und vor allem neuen Wege (man muss nicht immer nur den 10.000 Artikel über IPode schreiben) sehr erfolgreich werden.
Wichtig ist und bleibt der Content, je mehr desto besser, je tiefer man in die Materie geht desto besser, der Rest macht dann Google und Co.
Ein toller Bericht und ein gutes Beispiel dafür, wie erfolgreich ein Nischenblog werden kann. Der Autor scheint seine Zielgruppe erreicht und Stammleser gewonnen zu haben.
Wenn Linkaufbau unnötig ist, warum nennst du dich dann “Wort Suche” und schreibst nicht deinen richtigen Namen ins Feld? Also sorry, aber das ist wenig überzeugend
Von solchen pauschalen Aussagen wie “braucht man nicht” oder “braucht man unbedingt” halte ich nichts. Man muss immer den Einzelfall betrachten. Was für den einen sinnvoll ist, muss nicht für den anderen ebenfalls sinnvoll sein und umgekehrt.
Guter Content allein ist (leider) nicht immer das Einzige was zählt. Wenn die Konkurrenz exessiv Linkaufbau bertreibt und du nicht, dann siehst du ziemlich alt aus. Und da hilft dir dein Unique Content auch nicht weiter, wenn ihn niemand zu Gesicht bekommt.
Hier geht es um Nischen, das sollte man nicht vergessen.
Ein schönes Interview. Das Thema ist wirklich speziell, aber für viele auch äußerst wichtig. Komisch, dass es in dem Bereich bisher nur so wenige Informationsquellen gibt. Weiterhin viel Erfolg, Herr Jung.
Ja Conny das habe ich selber auch mit einem kleinen Projekt gemerkt. Das ohne Backlinks da nichts läuft, trotz unique Content.
Als ich den Vergabeblog besucht hab, dachte ich zuerst es sei von der Regierung 🙂 Sieht vertrauenswürdig aus. Und wen da noch Rechtsanwälte bloggen da schenkt den gleich sein Vertrauen.
@Conny
zu deiner Frage
Wort Suche ist der Name der Seite welchen ich verlinke, wenn du meinen Namen wissen willst, reicht es dort auf Impressum zu klicken… 😀
Es wäre für mein Verständnis falsch, hier meinen Namen einzutragen da die Seite nichts mit meinen Namen zu tun hat und da das Namensfeld verlinkt wird, trage ich dort eben den Namen der Seite ein – ist auch ein logische Sache.
Es handelt sich bei mir um keine Pauschale Aussage, sondern um eigene Erfahrung, wenn man guten und vor allem exclusiven Content hat, braucht man tatsächlich keinen Linkaufbau machen, da sich dieser von selbst einstellt, da die Besucher die Seite selbst weiterempfehlen oder freiwillig auf ihren Seiten mitverlinken, darüber bei Twitter und Co und Foren darüber sprechen oder auch anderweitig diese ihren Freunden mitteilen oder bei gewissen Themen ansprechen… 😛
Soviel zum Thema Linkaufbau, welcher meines erachtens nur deshalb existiert um damit Geschäfte zu machen, oder sich kurzfristig nach oben zu pushen.
Gute und informative Seiten brauchen keinen Linkaufbau…
Das Interview zeigt dies sehr gut und auch ich verdiene ohne irgendeinen Linkaufbau bei meinen 30 Projekten in 4 Sprachen mehr als hervorragend… 😎
Das einzige was zählt ist CONTENT, Content und nochmals Content – und das sagt auch Google – und an das halte ich mich und es läuft hervorragend.
Aber und das ist eben das Geheimnis des Erfolges, man muss schon auch Ausdauer mitbringen, viel Content produzieren und darf nicht gleich nach 1 – 2 Jahren aufgeben nur weil man nicht gleiche tausende von Euros verdient.
Die meisten Blogger oder auch Webseitenbesitzer geben früher oder später auch wieder auf, obwohl manchmal der Ansatz schon recht gut war, aber die Ausdauer eben nicht ausgereicht hat, oder man mit falschen Vorstellungen begonnen hat.
Und Nischen hat einfach jedes Thema, wenn man es geschickt anstellt und weiss was man tun muss, kann man ausnahmslos bei jedem Thema viel erreichen, da kümmert mich die Konkurrenz und deren Linkaufbau überhaupt nicht – die muss aufpassen das sie es eines Tages nicht übertreibt und dann von Google und Co abgestraft wird…
Wie gesagt und da wiederhole ich mich gerne wieder, Gute Seiten mit exklusiven, wertvollen und vor allem gesuchten Inhalte (wichtiges Stichwort!) werden mit der Zeit sowieso automatisch mitverlinkt und dementsprechend empfohlen und vor allem auch genützt – und das ist schlussendlich auch das Entscheidende.
Die Masse geht denn Weg denn jeder geht – die Verdienen aber auch nie wirklich viel, Individualisten die das Internet verstanden haben und Wissen worum es eigentlich geht, gehen einen anderen Weg – diese Verdienen dann richtig gut – aber dieses Wissen wird nicht im Detail erklärt oder irgendwo publiziert… 😎