Sprechen statt Schreiben – Dragon Professional im Test

Sprechen statt Schreiben - Dragon Professional 15Vor einer Weile habe ich über John Morrow berichtet. Dabei handelt es sich um einen querschnittsgelähmten Blogger, der mithilfe einer Sprachsoftware bloggt.

Das fand ich sehr interessant und habe selbst einmal so eine Software ausprobiert. In diesem Artikel berichte ich über meine Erfahrungen mit.

Übrigens habe ich diesen Artikel nicht per Hand geschrieben, sondern per Sprachsoftware aufgenommen.

Was ist Dragon?

Bei der von mir getesteten Sprachsoftware handelt es sich um Dragon Professional Individual in der Version 15. Diese Software gibt es schon sehr lange und richtet sich vor allem an professionelle Anwender.

Die Anwendungsgebiete dieser Software sind recht vielfältig. So kann man damit zum Beispiel E-Mails erstellen, Formulare ausfüllen und natürlich Texte diktieren.

Und natürlich habe ich mich gefragt, ob diese Software auch für Blogger interessant ist, um umfangreiche Artikel damit zu erstellen.

Wie gut funktioniert die Sprachaufnahme

Nach der Installation der Software bekommt man eine kleine Einführung. Darin wird einem erklärt, wie man diese Software nutzen kann und welche Möglichkeiten sie bietet.

Dabei fand ich es sehr erstaunlich, dass die Spracherkennung sofort funktioniert hat und ich problemlos erste Texte diktieren konnte. Natürlich ist dafür auch ein gutes Mikrofon notwendig.

Neben der reinen Texterkennung, kann man mit Dragon Professional auch den kompletten PC steuern, indem man Befehle gibt, die dann im Betriebssystem erkannt und umgesetzt werden. Allerdings bin ich davon recht schnell abgekommen, da man doch recht schnell irgendwas macht, was man gar nicht möchte.

Deshalb ist für mich diese Software primär zum Textdiktat geeignet.

Übung ist alles

Wie schon gesagt, ist die Spracherkennung von Anfang an sehr gut, aber dennoch ist einige Übung erforderlich. Bei der Eingabe von Texten muss man nicht nur deutlich sprechen, sondern auch alle Satzzeichen mit erwähnen. Das ist im ersten Moment natürlich sehr ungewohnt.

Mir passierte es dabei immer wieder, dass ich Satzzeichen vergaß und dadurch den Satz nicht wirklich lesbar machte. Mit ein bisschen Übung wurde es dann aber deutlich besser und ich konnte schon relativ schnell Artikel damit verfassen.

Der Vorteil liegt ganz klar darin, dass man mal nicht seine Finger benötigt, um Texte einzugeben. Gerade bei relativ lockeren Texten geht es relativ schnell mit dem Diktieren. Ob man allerdings schneller ist als mit der Tastatur, hängt sicherlich auch davon ab, wie gut man tippen kann.

Negativ ist mir allerdings aufgefallen, dass ich bei meinen ausführlichen Fachtexten nicht einfach so diktieren kann, da ich mir vorher eine Struktur anlege, Stichpunkte mache und mir auf diese Weise den Text erarbeite. Auch schreibe ich nicht immer linear vom Anfang zum Ende des Textes. Das funktioniert natürlich mit einer Sprachsoftware nicht so gut, da es hier einfach um das Diktieren vom Anfang bis zum Ende geht.

Auch wenn ich die Möglichkeit der Sprachaufnahme für einen Text sehr interessant finde, werde ich in Zukunft sicherlich meine umfangreichen Blog-Artikel weiterhin per Hand schreiben. Dennoch gibt es einige interessante Anwendungsmöglichkeiten.

Für wen ist das nützlich?

So eine Spracherkennungssoftware ist nicht für jeden das richtige, aber den einen oder anderen Einsatzbereich kann ich mir gut vorstellen. So halte ich es bei Erfahrungsberichten für eine gute Möglichkeit schnell, einfach und authentisch über die eigenen Erfahrungen zu berichten.

Ebenfalls eine interessante Einsatzmöglichkeit sind Interviews, die man im Audioformat führt und dann später mit dieser Software in Text umwandelt. Denn neben der eigentlichen Sprachaufnahme per Mikrofon, kann man auch eine Audiodatei der Software übergeben, aus der dann ein Text generiert wird.

Weitere Einsatzbereiche, die ich mir vorstellen kann, sind News, Produktreviews, aktuelle Angebote oder auch einfach einen Hobbyblog, in dem man natürlich deutlich lockerer über interessante Themen berichtet.

Eine Spracherkennungssoftware wie Dragon ist nicht für jeden das Richtige. Wer seine Artikel im Voraus plant, Stichpunkte niederschreibt und ähnliches, der wird mit der Tastatur wahrscheinlich deutlich besser zurechtkommen, als mit dieser Software.

Wer aber schnell einfache Texte erfassen möchte, für den ist das schon sehr interessant, da man mit ein wenig Übung sehr schnell dabei ist.

Korrigieren

Nicht unterschätzen sollte man den Aufwand, der zur Korrektur der aufgenommenen Texte notwendig ist. Auch wenn die Erkennungsqualität sehr gut ist und man eigentlich so gut wie keine Rechtschreibfehler mehr drin hat, so schleichen sich doch immer wieder kleine Fehler bei den Satzzeichen, bei der Großschreibung oder ähnliches ein. Deshalb sollte man immer solche aufgenommenen Texte im Nachhinein noch mal Korrektur lesen, um die Fehlerzahl zu minimieren und den Text angenehm lesbar zu machen.

Da ich dies aber bei jedem Text mache, den ich schreibe, ist das für mich kein Problem.

Fazit

Rund 700 Worte hat dieser Text nun bereits und ich habe davon keines per Hand eingetippt. Das ist auf jeden Fall eine neue Erfahrung,, die ich sehr interessant finde.

Deshalb kann ich mir gut vorstellen, dass man nach einer gewissen Einarbeitungszeit mit dieser Software sehr schnell viel Text zu Papier bringen kann. Ich werde damit auf jeden Fall weiter arbeiten und experimentieren, um gegebenenfalls in Zukunft einen Teil meiner Texte mit dieser Sprachsoftware aufzunehmen.

Das meiste werde ich aber dennoch in Zukunft per Hand schreiben.

Was haltet ihr von solchen Spracherkennungslösungen? Setzt ihr diese eventuell bereits schon ein und wenn ja, für welche Art Texte? Wie sind eure Erfahrungen damit?

Peer Wandiger

11 Gedanken zu „Sprechen statt Schreiben – Dragon Professional im Test“

  1. Hey Peer,
    ein interessanter Schluss! Ich habe mir schon beim lesen des Artikels gedacht “Mensch, wenn jemand eine über eine Sprachsoftware schreibt.. Spricht er dann den Text oder schreibt er ihn von Hand?”

    Ich denke die Sprachsoftware ist für diverse Bereiche sehr gut geeignet. So macht es ja auch durchaus Sinn bei Menschen, die noch mit Diktiertem arbeiten, wie z.B. beim Anwalt. Ich selbst bin aber ein Freund vom Schreiben und mag auch das Feeling der Tastatur. Für mich kommt so eine Sprachsoftware nicht in Frage.

    Wenn man aber über Karrieren wie von John Morrow liest, dann hat sich doch die Entwicklung so einer Software schon gelohnt!

    Grüße aus’m Pott,
    chris

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  2. Kenne die Software auch. Hatte sie vor laaaanger Zeit mal testweise, aus Interesse gekauft, in einer Vorgängerversion. War gut, aber nicht gut genug. Wie so oft eben.

    Was fehlt ist hier aber ein Video davon, wie du dich beim Sprechen von hinten filmst und der Bildschirm gezeigt wird, damit ich direkt sehe, wie gut und wie überhaupt das funktioniert. 😉 Wäre eine schöne Ergänzung gewesen.

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  3. Da ich selber mit der Tastatur nicht so schnell bin, habe ich vor einigen Jahren selber mal die Vorgängerversion von Dragon benutzt. Dauerhaft war das aber nichts für mich, weil die noch nicht so gut war.

    Eine Alternative, welche ich bei Geistesblitzen unterwegs manchmal nutze: Die Spracherkennung vom Iphone. Ich verfasse einfach eine E-Mail an mich selber. Und statt zu tippen, nutze ich die eingebaute Diktierfunktion. Für kleinere Texte durchaus praktikabel.

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    • Wie Olaf hatte ich Dragon auch ausprobiert und mich mittlerweile auf die Texterkennung des iPhones verlassen kann. Jedoch muss man auf jeden Fall noch korrekturlesen und einzelne Passagen korrigieren. Trotzdem spart man damit auch viel Zeit.

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  4. Ich schreibe in der Tat das Grobgerüst vieler meiner Blogartikel via Spracherkennung – allerdings kostenlos 😉 Wenn man auf der Google-Tastatur bei Android-Smartphones oder -Tablets das Mikrofon aktiviert, kann man sehr schön Texte einsprechen, Komma, Punkt, Minus erkennt es einwandfrei, deutlich sprechen ist klar und nicht zu schnell. Ich muss erstaunlich wenig nachkorrigieren und für den ersten Artikelentwurf passt es optimal.
    Ich nutze es vorallem wenn ich im Auto unterwegs bin und mir ein paar neue Ideen für Posts einfallen. Via Bluetooth-Headset und der aktivieren Google-Tastatur-Sprachaufnahme, die ich in einer neuen Evernote-Notiz bei Fahrtbeginn starte, ist das eine feine Sache.

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  5. Bin Vollzeit-Texter bzw. Journalist und arbeite auch auf meinen eigenen Projekten zu 90% nur noch mit Dragon Dictate. Du musst die Software natürlich trainieren. So habe ich eine äußerst geringe Fehlerquote erreicht, sodass ich eine Menge Zeit spare.

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  6. Servus,

    ich finde Dragon viel zu teuer. Noch mehr hat mich Dragon nachdem ich speechnotes.co getestet hab. Kostenlos und extrem gut.

    Die ziehn die API von Google NOW, das ist fast unschlagbar.

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  7. Lieber Peer,

    ich schreibe inzwischen die meisten meiner Blogartikel mithilfe von Spracherkennnungssoftware. Und das, obwohl ich sie wie du in der Regel vorher strukturie. Vor allem aus zwei Gründen:

    Auf diese Weise komme ich schneller zu einem ersten Entwurf, der dann nur noch leicht angepasst werden muss. Wenn ich dagegen tippe, beginne ich immer schon gleichzeitig mit dem Überarbeiten (ständiges Hin- und Her springen).

    Außerdem ist es für mich der Schlüssel, um “Schreibblockaden” zu überwinden. Wenn ich einfach (dem Mikrofon) erzählen kann, worum es mir inhaltlich geht, ergibt sich die richtige Formulierung von alleine.

    Erst neulich habe ich zu meinem Vorgehen mit der Spracherkennungssoftware auch diesen Artikel geschrieben (bzw. gesprochen).

    Vor allem der “Trick”, den Text erst komplett aufzunehmen und dann von der Software umwandeln zu lassen, ist für mich hilfreich.

    Herzlichen Gruß
    Steffen

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  8. Sehr interessant. Ich habe nämlich eine Sehschwäche, mit der ich das Problem bewältigen könnte. Denn es ist sehr anstrengend für meine Augen, ohne Brille, tausende Wörter auf dem Computer zu schreiben. Werde ich mir demnächst mal bestellen und schauen wie das funktioniert.

    Vielen Dank für diesen wertvollen Tipp !

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  9. Ich habe einen Mac und da ist eine Sprachsoftware serienmäßig vorinstalliert.

    Ich nutze diese Funktionen oft wenn ich z.b. ein Buch lese und mir die wichtigsten Passagen notieren möchte…

    Funktioniert super wenn auch nicht alle Wörter sauber erkannt werden… Habe gemerkt wenn ich ein Head Set verwende (das vom Iphone) funktioniert die erkennen richtig gut.

    Von meiner Seite kann ich es nur jedem empfehlen mal auszuprobieren.

    Die Umstellung vom schreiben zum sprechen ist gewöhnungsbedürftig geht jedoch ziemlich schnell.

    Grüße euer Marco

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  10. Hallo Peer,
    da ich seit einiger Zeit immer wieder mal mit dem Gedanken spiele mir Dragon anzuschaffen oder endlich das 10 Finger System perfekt zu lernen, wollte ich mal nach deinen Erfahrungen fragen.
    Der Artikel ist ja nun schon fast 2 Jahre alt und mich würde interessieren, ob du die Software noch nutzt oder ob du wieder/weiter komplett alles per Hand schreibst?

    Gruß Timo

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