Ich liebe es zu schreiben, aber selbst ich habe einen regelmäßigen Mitautor. Viele andere Selbstständige und Unternehmen wollen sich mit der Texterstellung dagegen gar nicht beschäftigen, weshalb sie die Dienste eines externen Texters in Anspruch nehmen.
Um euch mal Einblicke in diese Tätigkeit zu geben und Möglichkeiten aufzuzeigen, habe ich ein Interview mit einem Textagentur-Inhaber aus Dresden geführt.
Er schildert seinen Werdegang, listet typische Fehler bei der Texterstellung auf, gibt praktische Tipps und einiges mehr.
Hallo Herr Kelm. Bitte stellen Sie sich kurz vor.
Hallo. Zunächst einmal vielen Dank, dass ich hier zu Wort kommen darf. Also mein Name ist Remo Kelm; ich bin Autor und Texter und betreibe mittlerweile meine eigene Agentur.
Ich bin im schönen Mecklenburg-Vorpommern geboren und habe auch meine ersten sechseinhalb Lebensjahre dort verbracht, bevor es meine Eltern kurz vor meiner Einschulung nach Dresden gezogen hat, wo ich bis heute „hängen geblieben“ bin.
Wie sind Sie zum Schreiben gekommen und warum macht ihnen das Spaß?
Ich bin da eigentlich mehr oder minder über Umwege „reingerutscht“. Vorab, ich hatte schon immer eine gewisse Affinität zur deutschen Sprache. Lesen und Schreiben haben mir immer Spaß gemacht und fielen mir auch schon vom ersten Schultag an leicht. Ich musste nie viel dafür lernen. Das ist mir wohl einfach irgendwie in den Schoß gefallen. Dennoch hab ich auch als Jugendlicher nie einen Gedanken daran verschwendet, damit irgendwann einmal Geld verdienen zu können. Stattdessen habe ich zunächst einen „richtigen“ Beruf gewählt und das Tischlerhandwerk erlernt. Schließlich bekommt man ja schon von klein auf eingebläut, man müsse doch was „Handfestes, Solides lernen“.
Diesem Schema bin auch ich gefolgt. Allerdings wusste ich schon damals, dass ich nicht bis zur Rente an der Hobelbank stehen würde. Ich wusste nur nicht so recht, was ich stattdessen mal machen möchte. Naja, etwa 15 Jahre später ging alles mit einem eigentlich harmlosen Beitrag bei Facebook los. Ich hatte so eine, heute würde man „Challenge“ dazu sagen, mit einem Freund, Beiträge des jeweils anderen immer möglichst zynisch, sarkastisch und ironisch zu kommentieren. Das war ein richtiger Wettbewerb zwischen uns (nichts für ungut Rene).
Tja und als ich mal wieder einen vor Zynismus triefenden Kommentar verfasst hatte, schrieb mich eine Freundin dieses Freundes an, die ich damals aber noch nicht kannte, ich hätte Talent zum Schreiben, solle doch mal in Erwägung ziehen, ein Buch zu schreiben usw. Bei dieser Freundin handelte es sich um die erfolgreiche Autorin Daniela Mattes, mittlerweile eine sehr gute Freundin von mir. Sie ist also schuld an allem. Herzlichen Dank Daniela. 😉
Naja und als sie mir Monate lang mit dieser Idee in den Ohren gelegen hatte, habe ich mich mal dazu durchgerungen, ein kleines E-Book zu schreiben und dem Verleger Werner Betz, für den sie als Lektorin arbeitete, vorzulegen. Dieser war sofort angetan und so kam eins zum anderen. Diesem ersten E-Book folgten unzählige weitere in Auftragsarbeiten als Ghostwriter für andere Auftraggeber, ein paar unter Pseudonymen und ein paar unter meinem richtigen Namen.
Danach kamen die ersten Textaufträge für Websites etc.. Die Nachfrage wurde immer größer und größer, sodass ich das Volumen irgendwann nicht mehr allein stemmen konnte. Also hab ich mir einen weiteren Texter mit ins Boot geholt. Dem folgte noch einer, und noch einer, und noch einer. Daraus ist dann irgendwann die Agentur entstanden und derzeit beschäftige ich etwa 20 Texter. Ja und so schloss sich irgendwie der Kreis und ich verdiene letztlich nach Umwegen doch mein Geld mit dem, was mir als Kind schon leichtfiel und Spaß machte.
Was macht Ihrer Meinung nach gute Online-Texte aus? Was bringen diese?
In Zeiten, in denen die Menschen praktisch alles auf mobilen Endgeräten nachlesen, sind gute Online-Texte wichtiger denn je. Die Konkurrenz ist riesig und qualitativ hochwertige Texte werden daher immer bedeutungsvoller, um sich vom Rest abzuheben. Was gute Texte ausmacht, ist vordergründig der Mehrwert, der Informationsgehalt. Der Leser möchte die Fragen, die er zu diesem Thema hat, schnell, einfach, fundiert aber auch unterhaltsam beantwortet haben. Der Text muss also nicht nur wichtige Informationen enthalten, sondern auch gefällig zu lesen sein.
Gute Formulierungen sind hier das A und O. Natürlich gibt es für „gut“ in diesem Kontext kein objektives Bewertungskriterium. Deshalb sind ja Texter so wichtig, die dieses gewisse Sprachgefühl mitbringen. Dieses Gespür dafür, was gut klingt und was nicht. Das kann man auch nur sehr bedingt lernen, wie ich finde. Das hat man eben, oder man hat es nicht. Wenn ich eines bei der Sichtung von Hunderten Texter-Bewerbungen im Laufe der Zeit gelernt habe, dann ist es das. Sprachgefühl kann man nicht lernen.
Welche Fehler sehen Sie immer wieder in Online-Texten?
Hier sehe ich zumeist hauptsächlich 3 verschiedene Arten von Fehlern. Einmal ist es der Punkt Rechtschreibung/Grammatik. Was ich da manchmal sogar auf durchaus renommierten Portalen sehe, lässt mir die Haare zu Berge stehen. Die, wie ich sie gern bezeichne, „Social-Media-Seuche“ hat besonders auffallend Einzug in die Online-Welt gehalten und breitet sich mittlerweile sogar auch in der Offline-Welt aus.
Damit meine ich die Unfähigkeit, „ein“ und „einen“ auseinander halten zu können. Dieses Phänomen ist ja nicht mehr nur im Internet zu beobachten. Auch in Zeitschriften, auf Schildern, ja sogar in von Lehrern (!) geschriebenen Textaufgaben in den Heften meiner Kinder sehe ich dieses ein/einen-Problem. Und das ist nur eines von vielen Beispielen. Rechtschreibung und Grammatik gehören einfach zum Handwerkszeug eines Autoren/Texters, auch wenn viele das anders sehen.
Die zweite Art von Fehlern ist der fehlende Informationsgehalt vieler Artikel. Oftmals sind Artikel regelrecht durchzogen mit Redundanzen. Offenbar sollte in diesen Fällen eine bestimmte Textlänge erreicht werden, weshalb der Inhalt künstlich aufgebläht wird. Viele Artikel könnte man auf ein Drittel der eigentlichen Länge verdichten und hätte kein Bisschen an Informationsgehalt eingebüßt.
Der dritte Fehler, der mir oft noch auffällt, ist das sogenannten Keyword-Stuffing. Texte werden mit Keywords bis zur Unkenntlichkeit übersäht. Bei solcherlei Artikeln haben wir es mit dem mittlerweile obsoleten „viel hilft viel“-Gedanken von vor ein paar Jahren zu tun, als die Suchmaschinen solche fragwürdigen Methoden noch belohnt haben. Mittlerweile aber geht der Trend längst wieder hin zu mehr Lesbarkeit, zu Mehrwert und weg von diesen fast nicht mehr lesbaren Texten, in denen jedes fünfte Wort ein Keyword sein musste.
Wie sieht es mit der Suchmaschinenoptimierung von Texten aus? Wie wichtig ist diese?
Das ist natürlich zwar nach wie vor wichtig, wird aber lange nicht mehr so exzessiv mit der Brechstange praktiziert, wie vor einigen Jahren noch. Google ist da schlauer geworden. Keyword-Stuffing, wie ich es eben geschildert habe, hat ausgedient.
Sie bieten einen Service zur Texterstellung an. Was genau hat es damit auf sich?
Im Laufe der Zeit ist der Teil der Kunden, die speziell Blogtexte bestellen, enorm gewachsen. Viele Menschen haben Blogs als lukrative Einnahmequelle entdeckt. Schließlich kann damit nach gewisser Zeit ein nicht unerhebliches passives Einkommen durch Affiliate-Marketing, Banner-Werbung etc. generiert werden. Da gibt es Firmen, die kommen auf uns zu und sagen: “Wir haben 75 Blogseiten und brauchen dafür Inhalte. Könnt ihr uns dabei helfen?“ Und natürlich können wir das. Um eine Blogseite erfolgreich zu machen, sind stetig neue und hochwertige Inhalte unumgänglich.
Und da kommen wir mit www.rkd-dresden.de ins Spiel. Früher waren Blogseiten eher die „Spielplätze“ von Enthusiasten, die sich quasi öffentlich mit ihrem Lieblingsthema in Schriftform beschäftigt haben. Mittlerweile aber ist daraus eine Industrie entstanden und immer mehr Firmen, aber auch Privatleute sehen das ganz nüchtern als lukratives Geschäftsmodell an und beauftragen uns mit dem kompletten Paket.
Wir schreiben die Inhalte und pflegen diese auch gleich auf dem WordPress-Account des Kunden ein. Dieser muss sich fast um nichts mehr kümmern. Die Nachfrage nach Inhalten für Blogseiten und die WordPress-Pflege wächst enorm. Und mit 20 Textern, die natürlich alle andere Stärken haben, können wir auch thematisch nahezu alles abdecken. Wer also mit seinem Blog Geld verdienen will, kommt zu uns.
Für wen ist ihr Service interessant und wie sieht es mit den Kosten aus?
Der Service ist grundsätzlich für jeden interessant, der mit einer oder mehreren Blogseiten passive Einnahmen generieren will. Vordergründig nutzen das Angebot Unternehmen, die streckenweise mehrere Dutzend Blogseiten als speziellen Geschäftszweig betreiben.
Aber auch Privatleute gehören zu unserem Kundenkreis. Auch diese wollen immer öfter an diesem Markt partizipieren.
Wie läuft die Textbestellung generell und besonders das Briefing ab?
Im Regelfall kommt ein Kunde zu uns und teilt uns mit, zu welchem Thema er Artikel benötigt. Hinzu kommen weitere Eckdaten, wie die Anzahl der Artikel, die gewünschte Ansprache (z. B. Sie oder Du), die ungefähre Länge der Texte, der gewünschte Stil (von locker/flapsig bis ultraseriös ist ja vieles möglich) und wenn wir auch den WordPress-Account betreuen, oft auch der Tag, an dem der Artikel veröffentlicht werden soll. Bei Bedarf werden auch Bilder und Links eingepflegt.
Was den Preis anbetrifft, bewegen wir uns auf einem sehr moderaten Level, würde ich sagen.
Sie bieten ebenfalls die Betreuung von WordPress-Blogs an. Was genau beinhaltet das?
Hierbei geht es vornehmlich darum, dass viele Kunden einfach nicht die Zeit haben, sich mit WordPress zu beschäftigen und oft auch gar nicht die Lust dazu. Wir kümmern uns dann um das termingerechte Einpflegen der Artikel, die entsprechende Formatierung, die Einbindung von Links und Bilder etc.
So werden auf der Seite des Kunden regelmäßig neue und hochwertige Inhalte veröffentlicht, ohne dass dieser seine eigene kostbare Zeit in die Erstellung und Veröffentlichung investieren muss.
Kann man auch eine zeitweise Betreuung (z.B. Urlaub) buchen?
Auch das geht, ja.
Zu guter Letzt würde ich mich über ihre Tipps für kreative Text-Ideen freuen.
Puh. Das ist gar nicht so leicht zu beantworten, da es sich ja um einen subjektiven Eindruck des Lesers handelt, ob der Text gut zu lesen ist oder nicht. Wenn ich aus meiner eigenen Erfahrung allerdings etwas raten sollte, dann dass gute Metaphern den Lesefluss erheblich auflockern. Es darf auch gern mal eine Prise Humor sein. Das sind Elemente, die vielen Lesern ein Lächeln auf die Lippen zaubern und zum Weiterlesen animieren.
Auch die Form eines Textes spielt eine große Rolle. Die Absätze sollten nicht zu lang sein. Gern auch mal Elemente wie Aufzählungen, Factboxen oder Ähnliches einstreuen. All das führt meiner Ansicht nach zu einem besseren Lesefluss und erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Text bis zum Ende durchgelesen wird. Und das ist doch schließlich, unabhängig vom Thema, das Ziel jedes Blogseiten-Betreibers.
Danke für das Interview
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Du bist Texter, kein Webmaster, schon klar, aber der Titel-Tag deiner Website lautet »Start | BUSINESS NAME«. Das solltest du vielleicht zeitnah korrigieren. Ansonsten weiterhin viel Erfolg.
Da ich selbst als Texter und SEO arbeite, weiß ich, wie viel Freude es machen kann, ebenso aber auch, wie viel Stress es manchmal bedeutet. Gerade weil es heute eben oft auch um datengetriebene Optimierung und Semantik geht und nicht mehr nur um das reine Verfassen.
Vielen Dank für den Hinweis.
Ist geregelt; kann jetzt halt nur eine Weile dauern, bis Google das mitbekommen hat,
Hi,
ich bin Gärtner und ein seh häufig geschriebenes Wort lautet: säen statt sähen
Auch interessanterweise im Text zu finden:
Texte werden mit Keywords bis zur Unkenntlichkeit übersäht
Oder ist es im diesem Fall korrekt…
Bitte was? – https://www.duden.de/rechtschreibung/saeen
Ich dachte ich hätte im Text gesäht gelesen gehabt, weil gesät wird ja ohne h geschrieben, oder