Finanzierung der Existenzgründung – Möglichkeiten und Tipps

Finanzierung der Existenzgründung - Möglichkeiten und TippsWer sich selbständig machen will, hat einen mehr oder weniger großen Kapitalbedarf.

Ob man nun Geld in Ausstattung usw. investieren muss oder einfach nur Geld für die schwierige Anfangszeit benötigt, ohne Kapital wird es schwer zu Gründen.

In diesem Artikel stelle ich verschiedene Finanzierungs-Möglichkeiten für die Existenzgründung vor.

Finanzierung der Existenzgründung

Das Internet hat die Existenzgründung stark vereinfacht und neue Geschäftsmodelle ermöglicht.

Das hat zur Folge, dass man nicht mehr unbedingt viel Geld in eine Büro- oder Geschäftsausstattung investieren muss. Doch gerade eine eigene Websites braucht gewisse Zeit, um Geld einzubringen. Also sind auch hier finanzielle Mittel notwendig.

Neue Online-Shops benötigen z.B. eine erste Warenausstattung. Eher klassische Offline-Gründungen brauchen Geschäftsräume, Einrichtung, evtl. Fahrzeuge usw..

Wie man sieht, bedürfen auch heute noch viele Existenzgründungen einen Kapitaleinsatz, den die meisten Gründer nicht aus der eigenen Tasche aufbringen können.

Klassische Finanzierungs-Quellen

Es gibt einige eher klassische Finanzierungs-Möglichkeiten, auf die Existenzgründer zurückgreifen können.

  • Eigenkapital
    Ganz einfach ist es natürlich, wenn man über genügend Eigenkapital verfügt, um die Kosten der Existenzgründung selbst zu tragen und/oder die Zeit bis zur Profitabilität zu überbrücken.

    Das ist jedoch meist nicht der Fall und gerade jüngere Gründer verfügen oft über nur geringe finanzielle Reserven.

    Zudem sollte man immer prüfen, ob es Sinn macht eigene Mittel komplett zu investieren, oder ob man hier nicht lieber noch einen “Notgroschen” in der Hinterhand behalten sollte.

    Ebenfalls beachten sollte man, dass viele Geschäftsmodelle nicht von Tag 1 an ein Vollzeiteinkommen einbringen (gerade im Internet) und man von etwas leben muss, bis es soweit ist.

  • Kredit
    Viele Existenzgründer gehen zur Finanzierung ihrer Geschäftsidee zur Hausbank. Das ist ein legitimer Weg, aber es ist in den letzten Jahren sicher nicht einfacher geworden einen Geschäfts-Kredit zu erhalten. Online-Banken bieten dagegen oft gute Kreditkonditionen, aber es fehlt der lokale Ansprechpartner.

    Zudem sind dafür neben umfangreichen Unterlagen (Businessplan etc.) auch Sicherheiten erforderlich, die viele nicht aufbringen können. Ein Gespräch bei der Hausbank bringt Aufklärung über die Möglichkeiten.

    Alternativ dazu ist ein Privat-Darlehen denkbar, wenn im Familien- oder Bekanntenkreis jemand bereit ist, dass Geld zu leihen. Man sollte aber bedenken, dass bei Geld die Freundschaft aufhört.

  • Fördermittel
    Eine weitere Geldquelle sind Förderprogramme, die es in den unterschiedlichsten Formen gibt.

    Die Gießkannen-Förderung früherer Jahre wurde allerdings zurückgefahren, so dass es heute vor allem recht spezielle Förderprogramme gibt, die nur für bestimmte Existenzgründer in Frage kommen.

    Auf foerderdatenbank.de findet man eine umfangreiche Übersicht der aktuelle angebotenen Förderungen. Diese sind nach Land, Bund und EU sortiert.

    Startet man aus der Arbeitslosigkeit, dann könnte der Gründungszuschuss der Bundesagentur für Arbeit in Frage kommen. Allerdings wird dieser heute viel seltener vergeben, als noch vor ein paar Jahren.

    Dabei ist das Geld zudem eher für die Lebenshaltung während der ersten Gründungsphase gedacht, als für Investitionen.

    Zum Fördercheck für Gründer und Selbständige.

  • Leasing
    Eine besondere Art der Finanzierung ist das Leasing. Heute kann man Produktionsanlagen, Geschäftsräume, Ausstattung und mehr leasen.

    Der Vorteil ist natürlich, dass man keine volle finanzielle Belastung sofort zu Beginn hat.

    Ob es sich unter dem Strich finanziell lohnt, muss aber im Einzelfall geprüft werden.

  • Teilhaber
    Denkbar ist auch die Finanzierung über eine Teilhaberschaft.

    Das können aktive Geschäftspartner sein, die Geld in die Firma einbringen oder auch stille Partner, die lediglich Geld investieren und dadurch Anteile am Unternehmen erwerben.

    Allerdings ist Venture Capital in der Regel nur für größere Startups eine Option, aber nicht für “normale” Selbständige.

Wie man an der folgenden Darstellung sieht, hat sich die Zusammensetzung der Finanzierungsquellen in den letzten Jahren verschoben:

zur Statistik

Der Eigenkapital-Anteil ist deutlich angestiegen, was natürlich auch damit zusammenhängt, dass die Kreditinstitute deutlich wählerischer geworden sind.

Es handelt sich allerdings um die Statistik zur Investitionsfinanzierung und nicht zur Gründungsfinanzierung. Dennoch kann man hier sicher Trends ablesen.

Zu den “sonstigen” Finanzierungsquellen gehören unter anderem jene, die ich im Folgenden vorstelle.

Weitere Finanzierungsquellen für Existenzgründer

Die folgenden Finanzierungsquellen sind nicht so verbreitet. Dennoch bieten diese durchaus interessante Möglichkeiten, gerade wenn es sich um eine Internet-Gründung handelt.

  • Privatkredite
    Ein Trend der letzten Jahre sind die Privatkredite. Dabei geben fremde Menschen einer interessanten Geschäftsidee oder einem anderen Finanzierungs-Projekt relativ kleine Beträge.

    Kommt genug Geld von vielen kleinen Kreditgebern zusammen, dann ist der Gesamtkredit erfolgreich.

    So eine Privat-Finanzierung kann man aber nicht selbst durchführen, dafür gibt es spezialisierte Plattformen.

    Vor allem auf Private Projekte zielt Lendico ab, während Auxmoney Kredite bis 25.000 Euro für Selbständige vermittelt.

    Diese Kredite sind natürlich vor allem dann interessant, wenn man von der Hausbank keinen Kredit bekommt.

    Einen “richtigen” Business-Privatkredit kann man z.B. auf der neuen Plattform Zencap.de bekommen. Diese ist speziell auf die Unternehmens-Finanzierung bis zu 150.000 Euro ausgerichtet.

    Ab 100 Euro können dort Privatpersonen eine Startup-Idee finanzieren. Hier ist eine vielversprechende und besondere Geschäftsidee allerdings notwendig.

  • Crowdfunding
    In den USA sehr populär, aber in Deutschland noch in den Kinderschuhen steckt das Crowdfunding. Besonders bekannt ist natürlich Kickstarter, aber auch deutsche Plattformen wie startnext.de gewinnen an Beliebtheit.

    Crowdfunding ist dabei weniger eine Kredit-Variante, sondern ähnelt eher einer Spende. Man gibt einem Projekt, Startup usw. Geld, damit diese etwas bestimmtes umsetzen können. Populäre Beispiele sind hier Filme, Spiele, technische Gadgets usw.

    Als Gegenleistung bekommt man meist bestimmte Merchandising-Artikel und oft natürlich das fertige Produkt. Für die Geldgeber ist aber ein gewisses Risiko dabei, da man keinen Anspruch auf Rendite hat. Bringt die Firma das Produkt nicht auf den Markt, bekommt man sein Geld nicht zurück.

    Das Crowdfunding von Websites kann durchaus interessant sein.

  • Crowdinvesting
    Im Gegensatz zum Crowdfunding bekommt man beim Crowdinvesting Anteile an der Firma, die man finanziert.

    Anbieter wie seedmatch.de oder companisto.com ermöglichen den Einstieg mit recht geringen Beträgen. Man hat dann aber viele Anteilseigner, die entsprechend dauerhaft dabei sind.

    Genauso wie beim Crowdfunding bezahlt man bei erfolgreicher Finanzierung eine Gebühr an die Plattform.

  • Mikrokredite
    Mikrokredite sind ebenfalls recht populär geworden und eignen sich für Selbständige und Kleinunternehmen. Dabei sollen kleine, aber engagierte Geschäftsideen ermöglicht werden.

    Eine zentrale deutsche Plattform ist dafür mein-mikrokredit.de. Dahinter steht eine Initiative des Bundes und ein 100 Millionen Fond. Die Mikrokredite selbst werden aber von regionalen Mikrokredit-Anbietern bereitgestellt.

    Unter dem Strich eine interessante Finanzierungsmöglichkeit für Existenzgründer.

Diese eher ungewöhnlichen Finanzierungsmöglichkeiten bieten zwar oft neue Möglichkeiten eine Existenz aufzubauen, dennoch sollte klar sein, dass man auch hier Geld von Dritten bekommt. Die Verpflichtungen sind oft mindestens genauso hoch wie bei einem Bankkredit.

Beratung

Deshalb sollte man auf jeden Fall eine Beratung in Anspruch nehmen.

So bietet natürlich die eigene Hausbank (wie z.B. die Sparkasse) Beratungen zur Gründungsfinanzierung an.

Auch die KfW und die IHK bieten Beratungsleistungen für Gründer an. Informationen dazu gibt es bei den regionalen Niederlassungen der IHK.

Eine Übersicht über die Förderungen von Existenzgründungsberatungen in den einzelnen Bundesländern findet sich auf existenzgruender.de.

Klar sollte sein, dass auch alternative Finanzierungswege auf einem soliden Businessplan aufbauen sollten. Wer sich überstürzt Fremdkapital besorgt ist dann später beim Scheitern der Selbständigkeit schnell verschuldet.

Weitere Informationen zur Gründungsfinanzierung gibt es in dieser PDF-Broschüre des Bundesministeriums für Wirtschaft.

Eure Erfahrungen

Wie sind eure Erfahrungen mit der Finanzierung der Existenzgründung?

Habt ihr Fremdkapital benötigt oder alles aus der eigenen Tasche bezahlt?

Peer Wandiger

11 Gedanken zu „Finanzierung der Existenzgründung – Möglichkeiten und Tipps“

  1. Dass es so eine Vielzahl an Finanzierungsmöglichkeiten gibt hätte ich nicht gedacht. Vor allem Mikrokredite dürften für viele Existenzgründer interessant sein und eine attraktive Chance für den Karrierestart bieten.

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  2. Wieder mal ein toller Beitrag! Was ich schade finde ist, dass man bei crowdfunding netzwerken erst einen neuen Bank Account anlegen muss. Mit dieser Fida Bank oder wie sie heisst. Daher fällt das für mich weg. Dennoch lese ich diesen Blog hier sehr gern. Hier gibt es immer wieder tolle Tipps. Weiter so. Mfg

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  3. Ergänzen könnte man den Artikel noch um staatliche Beteiligungen, Bürgschaftsbanken bei fehlenden Sicherheiten, besondere Förderprogramme die ganz explizit Marketingberatung fördern. Besondere Förderungen wie z.B. in Brandenburg die als Ersatz für den Gründungszuschuss dienen.
    Vorgründungsberatungen in denen natürlich auch Marketingplanungen enthalten sein dürfen mit bis 100% gefördert.

    Es gibt also genügend Mittel und wer einen guten Gründungsberater hat der kennt die Programme auch.

    Klaus

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  4. Das mit dem Crowdinvesting für Webseiten fand ich sehr interessant. Absolut lesenswert gewesen für mich. Wieder einmal: Danke Peer !

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  5. Sehr schade finde ich, dass man für den Gründerzuschuss zuerst einmal Arbeitslos werden muss, ohne dass man selbst gekündigt hat (während der Sperrzeit vom Arbeitsamt hat man keinen Anspruch darauf). Ich denke, viele potentielle Unternehmer (inkl. mir) gerade im Dienstleistungsbereich haben Probleme, die eigenen Lebenserhaltungskosten während der Anlaufzeit und der Kundenakquise zu bezahlen.

    Nebenberuflich gründen ist in dem Fall auch nicht möglich, da bei einer 40+ Stunden Woche die Zeit für Gespräche mit eigenen Interessenten mehr als knapp bemessen ist und zu den Zeiten an denen man Zeit hat (spät Abends oder am Wochenende) eher wenige Interessenten erreichbar sind.

    Wenn man versucht, ein Unternehmen fremd zu finanzieren kommt unter 50k Finanzierungsbedarf außerdem noch die Hürde dazu, dass die Margen von Banken bei KfW-Krediten äußerst niedrig bemessen sind und daher oft Privatkredite mit (entsprechend dem Risiko) hohem Zinssatz empfohlen bzw. die Förderprogramme gar nicht erst eingereicht werden.

    Die Gründung eines Unternehmens, das beispielsweie 1mio € Initialfinanzierungskapital benötigt ist (auch aufgrund der Venture Capital geber, die in Konkurenz zu den klassischen Finanzierungsmethoden treten und häufig in Form von Beteiligungen Geld zur Verfügung stellen) unter der Voraussetzung, dass die Tragfähigkeit des Unternehmens glaubhaft dargestellt werden kann deutlich einfacher, als die Gründung von Unternehmen die mit wenig Kapital auskommen.

    Meiner Erfahrung nach kommen daher Personen, die entweder Arbeitslos sind oder grandiose Ideen mit großem Kapitalbedarf haben um einiges besser an das benötigte Startkapital, als der normalsterbliche Arbeitnehmer, der versucht sich eine Existenz aufzubauen.

    Darüber, in wie fern das ganze systembedingt gewollt ist, möchte ich natürlich nicht spekulieren… 😉

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  6. Danke für die nette Zusammenstellung der Finanzierungsmöglichkeiten. Besonders die alternativen Kredit Möglichkeiten, sind interessant da ein Bank Kredit heutzutage ja nur schwer zu bekommen ist.

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  7. Mikrokredite | auch wenn sie ursprünglich mal dazu gedacht waren, Existenzgründungen mit geringem Kapitalbedarf und wenig Bankreputation auf die Sprünge zu helfen, so sind diese neuen Kredite doch mit argen Tücken für die Kreditnehmer und im Übrigen auch für die Mikrofinanzierer (MFI) behaftet, die diese Kredite vergeben. Das bekommt man aber meistens erst dann mit, wenn der Schaden systembedingt schon entstanden ist.

    So beträgt z.B. die max. Laufzeit 3 Jahre. Und wenn man sich nun vorstellt, einen Kredit über max. 20.000 Euro innerhalb von 3 Jahre bei über 8 % abzahlen zu müssen, so sind das erhebliche Monatsraten, die manche Gründung in den Ruin treiben, wenn die Realität nicht das hält, was die Planung prognostiziert hat.

    Manchmal sind da andere Lösungen praktikabler, man sollte erst einmal versuchen, anders zu finanzieren (z.B Bürgschaft statt Kaution, kostengünstigerer Autokredit statt Mikrofinanzierung etc.) Da gibt es viele Möglichkeiten.

    Auch sind mittlerweile in diesem Gebiet unseriöse Makler unterwegs, die vorgeben, für die MFIs tätig zu sein und für eine Vermittlung Provision kassieren wollen oder die Gründer zu einer kostenpflichtigen Beratung nötigen. (In den meisten Fällen ist begleitende Beratung auch sinnvoll, allerdings sollten sich die Gründer ihre Coaches selber aussuchen dürfen und nicht an die Vermittler gebunden sein).

    Es liegt also einiges im Argen bei der Mikrofinanzierung in Deutschland. Wer es genau wissen möchte, kann sich gerne http://www.ratgeber-mikrokredite.de anschauen, da ist eine ganze Menge an Hintergrundinfos zum Thema Mikrokredite und deren Vor-/Nachteile drauf.

    Sollte der Link stören, dann einfach löschen. Mir ist wichtig, dass die Botschaft ankommt.
    Beste Grüße und weiterhin viel Erfolg,
    Anke Nägele

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  8. Wieder mal ein gut recherchierter Beitrag. Besonders das Crowdinvesting ist ein spannendes Thema. Wie immer, absolut lesenswert! Vielen Dank, Peer!

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  9. Wow, danke für die Aufzählung. Von Mikrokrediten hatte ich beretis mal gehört, aber nichts genaues. Ist ja schön, dass man neben dem bürokratischen Aufwand auch Chancen auf eine staatliche Unterstützung hat. Crowsfunding ist zur Zeit sehr populär und natürlich auch eine schöne Finanzierungsmöglichkeit. Ich habe zur Gründung / zum Aufbau mein Eigenkapital in Form von Privateinlagen verwendet.

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  10. Ich glaube, wer als heutiger Gründer auf seine Hausbank angewiesen ist, der lebt noch im falschen Jahrtausend 🙂 Sobald ich etwas suche, erkundige ich mich doch zuerst online und bin schon vor dem Besuch beim Dienstleister vor Ort so gut informiert, dass mein Gegenüber sowas merkt. Ich denke, wenn ich der Hausbank genau sagen kann, was ich online erhalte, können die sicherlich auch an ihren Konditionen schrauben. Zudem zeige ich der Hausbank, dass ich mich ernsthaft mit dem Thema auseinander gesetzt hab. Bei Mikrokrediten wäre ich vorsichtig…bis zu 15k sind viel Geld und Mikro suggeriert ja eigentlich was anderes 🙂

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