Startups & Existenzgründung – 3 Experten-Prognosen für 2015

Startups und Existenzgründung - 3 Experten-Prognosen für 2015Auch im Jahr 2015 werden viele Menschen den Schritt in die Selbständigkeit wagen oder sogar ein Startup aufbauen.

Über ihre Erfahrungen mit Startups und Gründungen im Jahr 2014 habe ich 3 Experten befragt.

Diese geben zudem Tipps für 2015, sprechen Risiken an und empfehlen ihre Lieblingstools.

Am Ende gibt es noch eine Umfrage für euch.

3 Experten-Prognosen für 2015 zu Startups & Existenzgründung

Meine Interviewpartner sind (alphabetisch):

Wie war das Jahr 2014 für Startups? Wie hat sich die Situation entwickelt?

“Ich fand 2014 war ein Jahr der professionellen Startups. Ich merke, dass potentielle Kunden aufgeklärter und besser vorbereitet in die Beratung und in die Workshops kommen. Die Gründer wollen kein Standardwissen aus einem Buch, sondern konkrete Handlungsempfehlungen und Erfahrungen anderer Gründer/Gründungen nutzen.

Die Reglementierung des Gründungszuschuss hat dazu geführt, dass Leute, die sich nicht absolut sicher in Ihrem Vorhaben sind, zumindest bei mir nicht mehr an fragen. Auch die Qualität der Ideen hat zugenommen.”
Andreas Herzog

“Insgesamt kann ich eine positive Entwicklung verzeichnen. 2014 war ein erfolgreiches Jahr für Startups. Junge innovative Unternehmen hatten mehr Kapital, mehr Unterstützung und Aufmerksamkeit von Medien und Politik. Diese positive Entwicklung ist allerdings noch sehr gering.

Vor kurzem bin ich auf eine sehr interessante Studie des Deutschen Startup Monitors 2014 gestoßen, die das auch bestätigt. Laut dieser Studie beschäftigen sich 21,4 % der Studienteilnehmer noch mit der Konzeptentwicklung und erzielen bislang keine Umsätze (2013: 21,1%).

Etwa 44% der Studienteilnehmer sind fertig mit der Konzeptentwicklung und erwirtschaften bereits erste Umsätze (2013: 44,1%). Ein starkes Umsatzwachstum realisieren 26,7% der Startups (2013: 30,8%). Und 2,3% (2013: 0,7%) der befragten Gründer haben ihr Startup mittlerweile als ein etablierter Marktteilnehmer bezeichnet.

Die Startups in Deutschland sind also im Großen und Ganzen auf einem guten Weg. Wie Anton Bruckner gut und sehr treffend gesagt hat: „Wer hohe Türme bauen will, muss lange beim Fundament verweilen.“

Wie war das Jahr 2014 auf meine persönliche Situation bezogen? Auch positiv: Ich habe mich mal wieder von einigen Webseiten getrennt, um Zeit für meine Hauptprojekte zu schaffen.”
Torsten Montag

“2014 haben wir erlebt, wie das Gründen und Gründer-Sein wieder salonfähig geworden ist. Lange Zeit war von Startups – gerade aus der Digitalwirtschaft – oftmals nur im Zusammenhang mit einem vermeintlichen Berlin-Hype oder neuen Apps (von fragwürdigem Nutzen) die Rede.

Heute sehen immer mehr Leute Startups als Wirtschaftsmotor, als Innovationstreiber und als belebenden Einfluss für ganze Industriezweige. Dieses positive Bild von Unternehmensgründungen tut der deutschen Startup-Szene enorm gut.”
Lea Weitekamp

Wie sehen Sie die Rahmenbedingungen für Startups und Gründer in 2015?

“Ich lebe für Gründungen. Daher sehe ich die Voraussetzungen nicht besser oder schlechter, als in 2014. Wir dürfen gespannt sein, ob es die
Bundesregierung in 2015 schafft, die Gründungsförderung zu reformieren und damit neue Impulse für Menschen bietet, die sich selbständig machen wollen. Erste Informationen dazu gibt es schon.

Eine gute Idee und ein daraus abgeleitetes schlüssiges Geschäftsmodell hat zu jeder Zeit Konjunktur.”
Andreas Herzog

“Die Rahmenbedingungen werden sich in 2015 gerade für Existenzgründer positiv gestalten, da eine neue Förderung der KfW Bank beschlossen und verlängert wurde (wir haben darüber Ende November 2014 berichtet).

Es handelt sich hier um das geförderte Gründercoaching, welches eigentlich mit Ende des Jahres auslaufen sollte. Nun wurde das Programm aber um weitere vier Monate verlängert – bis zum 30.04.2015. Trotz geänderter Richtlinien können Selbstständige in der Gründungsphase davon gut profitieren.

Zudem wurde von der KfW Bankengruppe der neue Unternehmerkredit Plus eingeführt. Somit haben innovative mittelständische Unternehmen und Freiberufler ab dem 1.Dezember 2014 eine Möglichkeit, eine zinsgünstige (Zinssatz ab 1,00 % effektiv) Finanzierung von Investitionen und Betriebsmitteln für Vorhaben in Deutschland zu bekommen – bis zu 7,5 Millionen Euro pro Vorhaben.”
Torsten Montag

“Ausgehend von der oben beschriebenen Entwicklung glaube ich, dass Existenzgründung 2015 noch ein Stück weit attraktiver werden wird.

Immer mehr politische und privatwirtschaftliche Initiativen helfen Gründern bei den ersten Schritten – und insbesondere bei der Finanzierung. Selbst die EU hat Startups als Zukunftstreiber erkannt und bietet diverse Hilfen an. Gründer können also verstärkt auf externe Unterstützung bauen.

Gleichzeitig werden die Rahmenbedingungen durch stärkeren Wettbewerb und politische Maßnahmen wie etwa den Mindestlohn auch ein wenig schärfer.”
Lea Weitekamp

Was sind Ihre wichtigsten Tipps für 2015?

“Gute Vorbereitung ist nicht nur mein Tipp für 2015. Es sind die Klassiker, die ich seit Jahren in meinen Erstgesprächen abfrage. Und oft
haben nicht nur Gründer, sondern auch bestehende Unternehmen keine Antworten.

Wer ist Deine Zielgruppe?
Was sind Deine Alleinstellungsmerkmale?
Was ist Dein größter Kundennutzen?”
Andreas Herzog

“Wie ich im letzten Jahr schmerzhaft selbst lernen musste, ist es für mich und sicher auch für jeden anderen Unternehmer in der Zukunft absolut wichtig, sich auf seine Kernkompetenzen zu konzentrieren und unnötige Projekte, Aufgaben und ToDo-Listen zu streichen.

Außerdem sollten Unternehmer immer wieder eigene Entscheidungen überdenken, hinterfragen und insbesondere die Arbeit von Mitarbeitern und Freelancern stichprobenartig kontrollieren. Es gilt bei mir zwar der Spruch: „Jemand ist so lange unschuldig, bis das Gegenteil bewiesen wurde“. Es gilt aber auch der Spruch: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“.

Und natürlich darf man bei alledem nicht vergessen, auf sich selbst zu achten und unbedingt einen Urlaub einzuplanen, um nach stressigen Tagen mal richtig abzuschalten und mit frischen Kräften wieder an die Arbeit zu machen.”
Torsten Montag

“Wer ein Unternehmen gründet, sollte dies idealerweise aus einem starken eigenen Bedürfnis heraus tun und nicht nur, weil die Rahmenbedingungen zu einem bestimmten Zeitpunkt besonders günstig sind. Daher beziehe ich mich lieber nicht auf das gerade gestartete Jahr 2015, sondern halte es allgemein.

Besonders wichtig finde ich das persönliche Commitment zu seiner Idee und den Willen, unermüdlich dafür zu arbeiten – den der Gründer-Alltag ist sicherlich kein Zuckerschlecken.

Zudem sind es unserer Beobachtung nach immer wieder gerade Startups mit starken Gründer-Persönlichkeiten, die früh positive Aufmerksamkeit erhalten. Wir haben vor einiger Zeit 11 Zeichen, die zeigen, dass du ein Startup gründen solltest zusammengestellt, die als erste Orientierung für Gründungswillige dienen können.”
Lea Weitekamp

Welche Risiken sollte man 2015 besonders beachten?

“Als großes Risiko erkenne ich immer eine falsche Finanzierung der Startups. Gründer sind oft zu bankengläubig, bringen alle Sicherheiten, die
Sie haben in die Gründungsfinanzierung ein und haben dann Probleme Ihr Wachstum zu finanzieren.

Hier gilt es zuerst den Finanzbedarf solide zu ermitteln und dann die Finanzierung so zu strukturieren, dass Zuschüsse, Haftungsfreistellungen für die Bank, Bürgschaften und Förderkredite zum Einsatz kommen. Da ist die Bank oft nicht der richtige Ansprechpartner.”
Andreas Herzog

“Risiken hat man ständig. Mir fallen im Moment keine ein, die insbesondere im Jahr 2015 zu beachten sind.

Vielleicht könnte man das Risiko der zunehmenden Abmahnungen nennen? Um nicht selbst in den Fokus zu geraten, werde ich mich auch ab sofort mit einer sehr umfassenden Rechtsschutzversicherung absichern.”
Torsten Montag

“Auch hier gilt: Die größten Risiken, denen sich Startup-Gründer ausgesetzt sehen, sind nicht unbedingt saisonalen Schwankungen unterworfen.

Auch wenn man sich darüber streiten mag, wie aufwändig und umfangreich ein Business-Plan sein sollte: Um die größten Klippen zu umschiffen, sollten Gründer ihre Hausaufgaben machen und ihre Unternehmung genau durchdenken. Die Business Model Canvas bietet einen ersten Anhaltspunkt, um das eigene Geschäftsmodell auf seine Tragfähigkeit hin zu überprüfen.

Auch ein Blick auf die 20 häufigsten Gründe, warum Startups scheitern kann sehr aufschlussreich für angehende Gründer sein. Denn Fehler macht man ohnehin – wenn man die bekannten ausschließen kann, ist schon viel gewonnen.”
Lea Weitekamp

Was sind Ihre 3 wichtigsten Software/Online-Tool-Empfehlungen für Startups und Gründer?

“Es gibt heute viele tolle Tools. Meine Favoriten sind Evernote, ebuero und WordPress.”
Andreas Herzog
“Als online Tool in Sachen Suchmaschinenoptimierung kann ich nach wie vor die Sistrix Toolbox sowie OnPage.org empfehlen, welche wir umfassend im Gründerlexikon getestet haben.

Dabei sollte man aber beachten, dass diese Tests nicht mit den aktuellsten Versionen durchgeführt wurden, dennoch die grundlegenden Funktionen sind darin enthalten. Es hat sich nur das Äußere und die Handhabung etwas geändert. Für Existenzgründer und Unternehmer sind diese Testberichte aber durchaus hilfreich, um die Tools überhaupt zu verstehen und einschätzen zu können, wozu ein konventioneller Unternehmer diese Online-Tools für seine eigenen Webseiten gebrauchen kann.

Dahingehend muss bei Tools im Gründerlexikon immer differenziert werden, insbesondere gegenüber Seiten wie selbstaendig-im-netz.de, wo die Leser internetaffin sind und durchaus viele Dinge verstehen, die den Lesern des Gründerlexikons nicht geläufig sind.

In Sachen Software kann ich auf meinen Softwarevergleich für Buchführungsprogramme im Gründerlexikon hinweisen. Der wird sehr gern gelesen und ist gerade für Kleinunternehmer und Existenzgründer bei der Entscheidung, die richtige Software für die Buchführung auszuwählen, sehr hilfreich.”
Torsten Montag

“Da es unzählige Bereiche gibt, in denen Startups auf Tools und Software zur Unterstützung ihrer Prozesse zurückgreifen können, fällt es schwer, drei einzelne Lösungen herauszugreifen.

Ich empfehle lieber einen Artikel meines Kollegen Daniel Hüfner, der 34 Tools, die jeder Gründer kennen sollte zusammen getragen hat.”
Lea Weitekamp

Fazit

Die Experten sind sind einig, dass es 2015 bei den wesentlichen Grundlagen für eine erfolgreiche Existenzgründung keinen großen Unterschied zum Vorjahr gibt.

Bei den aktuellen Rahmenbedingungen gibt es aber sehr wohl Änderungen, die man beachten sollte.

Sind die grundlegenden Fragen geklärt und ist eine wirkliche Leidenschaft vorhanden, kann man erfolgreich gründen oder ein Startup aufbauen.

Dennoch gibt es natürlich Dinge, die man beachten sollte und einfacher ist es nicht unbedingt geworden.

Wie gut sind die Voraussetzung für Gründer in Deutschland?

  • Schlecht. Rechtliche Risiken, Steuerchaos, Bürokratie ... (56%, 68 Stimmen)
  • Geht so. Immer weniger Förderungen und schwierige Finanzierung. (20%, 24 Stimmen)
  • Sehr gut. Das Umfeld stimmt und Förderungen gibt es auch. (14%, 17 Stimmen)
  • Keine Ahnung. (10%, 12 Stimmen)

Teilnehmerzahl: 121 (max. 1 Stimmen)

Peer Wandiger

4 Gedanken zu „Startups & Existenzgründung – 3 Experten-Prognosen für 2015“

    • Hallo Alfred,
      ich habe meine Formulierung nochmal etwas überarbeitet und klargestellt, dass sich die Grundlagen einer erfolgreichen Existenzgründung nicht groß geändert haben. Ein paar Rahmenbedingungen aber schon.

  1. … Ist doch grundsätzlich eine gute Zusammenfassung.

    Wer aufgrund guter Kenntnis der Lage aus 2014 keine Lust hat den Artikel in Gänze zu lesen, erfährt recht schnell, das im Groben alles beim alten bleibt. Für den die Rahmenbedingungen eine große Relevanz aufweisen, ist es u.U. demgegenüber angebracht sich in diese einzulesen.

    Das erste Halbjahr wird zeigen, wie es sich in der Sache weiter entwickelt. Als Freiberufler in Sachen Werbung sehe ich das ganze aber auch erstmal entspannt. Im Übrigen fand ich den Hinweis in Sachen Abmahnungen sehr interessant. Das ist ein gewichtiger Punkt, der schon so manchen Neustartler aufgrund fehlender Solvenz zur Aufgabe gebracht hat.

  2. “Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt wie es ist” würde vielleicht auch für dieses Thema hier ganz gut passen, oder? 😉 Ich mache mir immer den Spaß am Jahresende die Prognosen des Jahresanfangs zu vergleichen. Das bringt mich zu obigem Satz. Es ist doch oft Kaffeesatzleserei und dennoch hilfreich. In dem Sinne, danke für den Artikel.

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