Auch im Jahr 2015 werden viele Menschen den Schritt in die Selbständigkeit wagen oder sogar ein Startup aufbauen.
Über ihre Erfahrungen mit Startups und Gründungen im Jahr 2014 habe ich 3 Experten befragt.
Diese geben zudem Tipps für 2015, sprechen Risiken an und empfehlen ihre Lieblingstools.
Am Ende gibt es noch eine Umfrage für euch.
3 Experten-Prognosen für 2015 zu Startups & Existenzgründung
Meine Interviewpartner sind (alphabetisch):
- Andreas Herzog
Unternehmensberater, Coach und Startup-Experte
start-up-berater.de, twitter.com/andreas_herzog - Torsten Montag
Unternehmer und Website-Betreiber
gruenderlexikon.de, betriebsausgabe.de - Lea Weitekamp
Startup-Expertin und Digital Native
t3n.de, twitter.com/lojanna
Wie war das Jahr 2014 für Startups? Wie hat sich die Situation entwickelt?
Die Reglementierung des Gründungszuschuss hat dazu geführt, dass Leute, die sich nicht absolut sicher in Ihrem Vorhaben sind, zumindest bei mir nicht mehr an fragen. Auch die Qualität der Ideen hat zugenommen.”
Andreas Herzog
Vor kurzem bin ich auf eine sehr interessante Studie des Deutschen Startup Monitors 2014 gestoßen, die das auch bestätigt. Laut dieser Studie beschäftigen sich 21,4 % der Studienteilnehmer noch mit der Konzeptentwicklung und erzielen bislang keine Umsätze (2013: 21,1%).
Etwa 44% der Studienteilnehmer sind fertig mit der Konzeptentwicklung und erwirtschaften bereits erste Umsätze (2013: 44,1%). Ein starkes Umsatzwachstum realisieren 26,7% der Startups (2013: 30,8%). Und 2,3% (2013: 0,7%) der befragten Gründer haben ihr Startup mittlerweile als ein etablierter Marktteilnehmer bezeichnet.
Die Startups in Deutschland sind also im Großen und Ganzen auf einem guten Weg. Wie Anton Bruckner gut und sehr treffend gesagt hat: „Wer hohe Türme bauen will, muss lange beim Fundament verweilen.“
Wie war das Jahr 2014 auf meine persönliche Situation bezogen? Auch positiv: Ich habe mich mal wieder von einigen Webseiten getrennt, um Zeit für meine Hauptprojekte zu schaffen.”
Torsten Montag
Heute sehen immer mehr Leute Startups als Wirtschaftsmotor, als Innovationstreiber und als belebenden Einfluss für ganze Industriezweige. Dieses positive Bild von Unternehmensgründungen tut der deutschen Startup-Szene enorm gut.”
Lea Weitekamp
Wie sehen Sie die Rahmenbedingungen für Startups und Gründer in 2015?
Bundesregierung in 2015 schafft, die Gründungsförderung zu reformieren und damit neue Impulse für Menschen bietet, die sich selbständig machen wollen. Erste Informationen dazu gibt es schon.
Eine gute Idee und ein daraus abgeleitetes schlüssiges Geschäftsmodell hat zu jeder Zeit Konjunktur.”
Andreas Herzog
Es handelt sich hier um das geförderte Gründercoaching, welches eigentlich mit Ende des Jahres auslaufen sollte. Nun wurde das Programm aber um weitere vier Monate verlängert – bis zum 30.04.2015. Trotz geänderter Richtlinien können Selbstständige in der Gründungsphase davon gut profitieren.
Zudem wurde von der KfW Bankengruppe der neue Unternehmerkredit Plus eingeführt. Somit haben innovative mittelständische Unternehmen und Freiberufler ab dem 1.Dezember 2014 eine Möglichkeit, eine zinsgünstige (Zinssatz ab 1,00 % effektiv) Finanzierung von Investitionen und Betriebsmitteln für Vorhaben in Deutschland zu bekommen – bis zu 7,5 Millionen Euro pro Vorhaben.”
Torsten Montag
Immer mehr politische und privatwirtschaftliche Initiativen helfen Gründern bei den ersten Schritten – und insbesondere bei der Finanzierung. Selbst die EU hat Startups als Zukunftstreiber erkannt und bietet diverse Hilfen an. Gründer können also verstärkt auf externe Unterstützung bauen.
Gleichzeitig werden die Rahmenbedingungen durch stärkeren Wettbewerb und politische Maßnahmen wie etwa den Mindestlohn auch ein wenig schärfer.”
Lea Weitekamp
Was sind Ihre wichtigsten Tipps für 2015?
haben nicht nur Gründer, sondern auch bestehende Unternehmen keine Antworten.
Wer ist Deine Zielgruppe?
Was sind Deine Alleinstellungsmerkmale?
Was ist Dein größter Kundennutzen?”
Andreas Herzog
Außerdem sollten Unternehmer immer wieder eigene Entscheidungen überdenken, hinterfragen und insbesondere die Arbeit von Mitarbeitern und Freelancern stichprobenartig kontrollieren. Es gilt bei mir zwar der Spruch: „Jemand ist so lange unschuldig, bis das Gegenteil bewiesen wurde“. Es gilt aber auch der Spruch: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“.
Und natürlich darf man bei alledem nicht vergessen, auf sich selbst zu achten und unbedingt einen Urlaub einzuplanen, um nach stressigen Tagen mal richtig abzuschalten und mit frischen Kräften wieder an die Arbeit zu machen.”
Torsten Montag
Besonders wichtig finde ich das persönliche Commitment zu seiner Idee und den Willen, unermüdlich dafür zu arbeiten – den der Gründer-Alltag ist sicherlich kein Zuckerschlecken.
Zudem sind es unserer Beobachtung nach immer wieder gerade Startups mit starken Gründer-Persönlichkeiten, die früh positive Aufmerksamkeit erhalten. Wir haben vor einiger Zeit 11 Zeichen, die zeigen, dass du ein Startup gründen solltest zusammengestellt, die als erste Orientierung für Gründungswillige dienen können.”
Lea Weitekamp
Welche Risiken sollte man 2015 besonders beachten?
Sie haben in die Gründungsfinanzierung ein und haben dann Probleme Ihr Wachstum zu finanzieren.
Hier gilt es zuerst den Finanzbedarf solide zu ermitteln und dann die Finanzierung so zu strukturieren, dass Zuschüsse, Haftungsfreistellungen für die Bank, Bürgschaften und Förderkredite zum Einsatz kommen. Da ist die Bank oft nicht der richtige Ansprechpartner.”
Andreas Herzog
Vielleicht könnte man das Risiko der zunehmenden Abmahnungen nennen? Um nicht selbst in den Fokus zu geraten, werde ich mich auch ab sofort mit einer sehr umfassenden Rechtsschutzversicherung absichern.”
Torsten Montag
Auch wenn man sich darüber streiten mag, wie aufwändig und umfangreich ein Business-Plan sein sollte: Um die größten Klippen zu umschiffen, sollten Gründer ihre Hausaufgaben machen und ihre Unternehmung genau durchdenken. Die Business Model Canvas bietet einen ersten Anhaltspunkt, um das eigene Geschäftsmodell auf seine Tragfähigkeit hin zu überprüfen.
Auch ein Blick auf die 20 häufigsten Gründe, warum Startups scheitern kann sehr aufschlussreich für angehende Gründer sein. Denn Fehler macht man ohnehin – wenn man die bekannten ausschließen kann, ist schon viel gewonnen.”
Lea Weitekamp
Was sind Ihre 3 wichtigsten Software/Online-Tool-Empfehlungen für Startups und Gründer?
Andreas Herzog
Dabei sollte man aber beachten, dass diese Tests nicht mit den aktuellsten Versionen durchgeführt wurden, dennoch die grundlegenden Funktionen sind darin enthalten. Es hat sich nur das Äußere und die Handhabung etwas geändert. Für Existenzgründer und Unternehmer sind diese Testberichte aber durchaus hilfreich, um die Tools überhaupt zu verstehen und einschätzen zu können, wozu ein konventioneller Unternehmer diese Online-Tools für seine eigenen Webseiten gebrauchen kann.
Dahingehend muss bei Tools im Gründerlexikon immer differenziert werden, insbesondere gegenüber Seiten wie selbstaendig-im-netz.de, wo die Leser internetaffin sind und durchaus viele Dinge verstehen, die den Lesern des Gründerlexikons nicht geläufig sind.
In Sachen Software kann ich auf meinen Softwarevergleich für Buchführungsprogramme im Gründerlexikon hinweisen. Der wird sehr gern gelesen und ist gerade für Kleinunternehmer und Existenzgründer bei der Entscheidung, die richtige Software für die Buchführung auszuwählen, sehr hilfreich.”
Torsten Montag
Ich empfehle lieber einen Artikel meines Kollegen Daniel Hüfner, der 34 Tools, die jeder Gründer kennen sollte zusammen getragen hat.”
Lea Weitekamp
Fazit
Die Experten sind sind einig, dass es 2015 bei den wesentlichen Grundlagen für eine erfolgreiche Existenzgründung keinen großen Unterschied zum Vorjahr gibt.
Bei den aktuellen Rahmenbedingungen gibt es aber sehr wohl Änderungen, die man beachten sollte.
Sind die grundlegenden Fragen geklärt und ist eine wirkliche Leidenschaft vorhanden, kann man erfolgreich gründen oder ein Startup aufbauen.
Dennoch gibt es natürlich Dinge, die man beachten sollte und einfacher ist es nicht unbedingt geworden.
Wie gut sind die Voraussetzung für Gründer in Deutschland?
- Schlecht. Rechtliche Risiken, Steuerchaos, Bürokratie ... (56%, 68 Stimmen)
- Geht so. Immer weniger Förderungen und schwierige Finanzierung. (20%, 24 Stimmen)
- Sehr gut. Das Umfeld stimmt und Förderungen gibt es auch. (14%, 17 Stimmen)
- Keine Ahnung. (10%, 12 Stimmen)
Teilnehmerzahl: 121 (max. 1 Stimmen)
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“Die Experten sind sind einig, dass es 2015 in den wesentlichen Aspekten keinen großen Unterschied zum Vorjahr gibt.”
Na das ist aber eine informative Aussage. 🙂
Hallo Alfred,
ich habe meine Formulierung nochmal etwas überarbeitet und klargestellt, dass sich die Grundlagen einer erfolgreichen Existenzgründung nicht groß geändert haben. Ein paar Rahmenbedingungen aber schon.
… Ist doch grundsätzlich eine gute Zusammenfassung.
Wer aufgrund guter Kenntnis der Lage aus 2014 keine Lust hat den Artikel in Gänze zu lesen, erfährt recht schnell, das im Groben alles beim alten bleibt. Für den die Rahmenbedingungen eine große Relevanz aufweisen, ist es u.U. demgegenüber angebracht sich in diese einzulesen.
Das erste Halbjahr wird zeigen, wie es sich in der Sache weiter entwickelt. Als Freiberufler in Sachen Werbung sehe ich das ganze aber auch erstmal entspannt. Im Übrigen fand ich den Hinweis in Sachen Abmahnungen sehr interessant. Das ist ein gewichtiger Punkt, der schon so manchen Neustartler aufgrund fehlender Solvenz zur Aufgabe gebracht hat.
“Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt wie es ist” würde vielleicht auch für dieses Thema hier ganz gut passen, oder? 😉 Ich mache mir immer den Spaß am Jahresende die Prognosen des Jahresanfangs zu vergleichen. Das bringt mich zu obigem Satz. Es ist doch oft Kaffeesatzleserei und dennoch hilfreich. In dem Sinne, danke für den Artikel.