Bilder für die eigene Webseite, Instagram oder Facebook zu finden ist oft eine Qual (Lizenzen, Urheberrechte und so weiter). Keine Bilder ist aber auch keine Lösung. Menschen mögen Bilder und Google mag Bilder auch.
Im folgenden Artikel zeige ich dir einen Weg, wie du mit vergleichweise wenig Aufwand zu quasi jedem Thema deine eigenen Fotos schießen kannst. Dabei geht es um sogenannte Top Shots.
Was sind Top Shots?
Nein Top Shots haben nix mit Klamotten zu tun. Das Top heißt hier, dass von oben fotografiert wird. Und zwar richtig senkrecht von oben.
Soweit klar? Gut.
Aber was wird eigentlich fotografiert? Na, was du willst! In der Regel arrangiert man aber verschiedene Gegenstände auf einem Untergrund und erzählt damit eine kleine Geschichte.
Zum Beispiel könnte ich eine Badehose, Sonnencreme und meine Sonnenbrille schön im Sand arrangieren. Kann man wunderbar bei Facebook posten, vielleicht noch “Urlaub” drüberschreiben. Sagt viel schneller “Heute verbringe ich den Tag am Strand und lass es mir gut gehen”, als wenn ich das tatsächlich hinschreiben würde.
Außerdem werden es auch deutlich mehr Leute registrieren. Wer mag schon Text lesen…
Wofür kann ich Top Shots einsetzen?
Ganz oft sieht man Top Shots auf Seiten wo es um’s Essen und Kochen geht. Raffiniert angerichtete Teller sehen von oben super aus. Aber auch verschiedene Zutaten kann man wunderbar arrangieren.
Das Prinzip funktioniert aber genauso mit Büromaterial oder Werkzeug beispielsweise. Ich bin sicher, dir fallen noch mehr Dinge ein, die du regelmäßig im Einsatz hast. Ich könnte auch meine Kameras, Objektive und sonstiges Zubehör arrangieren und ablichten.
Wie fotografiere ich Top Shots?
Jetzt wird der ein oder andere (möglicherweise berechtigt) sagen: “Ich bin aber total unkreativ”. Soll ja vorkommen. Das Schöne ist aber: Ist egal.
Du musst nur folgendes tun: Überleg dir, was das Thema der Seite oder des Artikels ist, wofür du ein Foto brauchst. Nehmen wir als Beispiel mal diesen Artikel zum Thema Top Shots. Natürlich nimmst du da ein Bild, das von oben fotografiert wurde. Aber was ist darauf zu sehen?
Jetzt kannst du entweder überlegen welche Dinge du mit dem Begriff in Verbindung bringst. Egal was, schreib alles auf, was dir einfällt.
Ich muss gestehen bei Top Shots finde ich das etwas schwierig. Mir fallen da hauptsächlich Fotos ein, die mal irgendwo gesehen habe (könnte man ausdrucken und den Haufen fotografieren, ist aber wieder rechtlich schwierig).
Also überlege ich mir, was ich alles an “Werkzeug” brauche. Da fällt mir dann ein: Kamera, Objektiv, Stativ, Blitz, Lichtformer, Untergründe, … Keine Angst, so viel Technik brauchst du gar nicht unbedingt. Dazu aber gleich noch.
Im allerschlimmsten Fall, wenn dir so gar nix einfällt, wirfst du eben die Google Bildersuche an und schaust da mal nach.
Untergründe
Den Untergrund solltest du auf keinen Fall vernachlässigen. Immerhin nimmt er doch einen ordentlichen Teil des Bildes ein. Generell ist es gut einen hellen und einen dunklen Hintergrund zu haben.
Was eignet sich?
Ich habe beispielsweise noch ein paar Platten Vinyl (nein, keine Schallplatten) vom Wohnzimmerboden übrig. Obwohl es Kunststoff ist, machen die echt was her und gibt es dazu in allen möglichen Optiken. Vielleicht mal bei einem Bodenleger nach Resten fragen.
Sets oder Platzdeckchen zum Unterlegen gibt es auch in vielen Farben und Materialien. Holz ist oft toll, besonders wenn es eher hell und nicht so farbintensiv ist.
Schieferplatten machen auch was her und natürlich geht auch ein einfacher Fotokarton, den es in allen möglichen Farben gibt. Kommt halt immer drauf an, was zu deinem Content passt.
So bringst du Ordnung ins Bild
Der spannende Teil kommt, wenn es darum geht die einzelnen Teile möglichst hübsch anzuordnen. Das kann ein ganz schönes Gefrickel werden, bis alles passt. Daher zwei Tipps vorweg:
Nutz das Display deiner Kamera und schau mal ob du da Hilfslinien aktivieren kannst. An denen kann man das Zeug schonmal ganz gut ausrichten.
Viele neue Kameras kommen auch mit einer App für’s Smartphone oder Tablet daher. Hier kannst du dir meistens auch das, was die Kamera gerade “sieht” auf dem Handy anzeigen lassen und die Objekte quasi “live” anordnen. Damit das klappt brauchst du natürlich ein Stativ (zum Equipment kommen wir noch).
Wie ordnet man das Zeug am besten an?
Auf den Beispielfotos hast du gesehen, dass du die Objekte entweder vollständig im Bild platzieren oder sie nur anschneiden kannst. Beides geht.
Auch wenn die Gegenstände im Bild nicht eckig sind, stell sie dir als Quader oder besser Rechtecke vor. Das ist der Raum, den sie einnehmen. Die Kanten kannst du über das Objekt hinaus weiterlaufen lassen. Diese gedachten Linien sind wichtig, denn an denen richtest du die nächsten Objekte aus. Das muss nicht perfekt sein aber ungefähr sollte es passen. Je größer das Bild am Ende dargestellt werden soll, desto akribischer solltest du an die Sache rangehen.
Du siehst, die Ausrichtung muss nicht auf den Millimeter genau sein. Aber ein Rahmen ist wichtig und die Objekte brauchen “Luft” um sich herum.
Besonders wichtig sind die Außenkanten. Die bilden sozusagen den Rahmen.
Achte außerdem darauf die Dinge nicht zu eng aneinander zu kleben (außer sie gehören zusammen). Es sollte immer genügend freier Raum drumherum sein.
Schau beim Anordnen immer wieder durch die Kamera (oder auf dein Smartphone, wenn du eine App nutzt). Was aus deiner Perspektive vielleicht gut aussieht, ist aus Sicht der Kamera oft zu nah oder zu weit auseinander.
Wenn du ein “Hauptobjekt” hast, kannst du das gerne auch mittig platzieren. Bei mehreren gleichwertigen Dingen im Bild, teil die Fläche am besten in Drittel ein und richte die Objekte daran aus.
Hier mal eine Variante mit angeschnittenem Objekt. Ein Rahmen muss übrigens nicht immer gerade sein.
Das notwendige Zubehör für Top Shots
Für den Anfang brauchst du im Grunde, neben Untergrund und Accessoires, nur eine Kamera. Die Brennweite würde ich möglichst lang wählen, limitiert wird das automatisch durch deine Körpergröße. Weitwinklige Objektive verzerren mehr als längere Brennweiten. Deshalb finde ich lange Brennweiten angenehmer.
Um das Ganze ordentlich auszuleuchten kannst du, wenn es so richtig bewölkt ist, rausgehen oder du suchst dir drinnen ein möglichst großes Fenster. Wichtig beim Fenster: Die Sonne darf beim Fotografieren nicht durchscheinen. Ideal ist ein Fenster zur Nordseite.
Beide Varianten, drinnen und draußen, sorgen für sehr weiches Licht Dadurch vermeidest du harte, lange Schatten. Die machen, gerade am Anfang, nur unnötig Schwierigkeiten.
Beim Anordnen sehr hilfreich, ich hab es oben schon erwähnt, ist ein Stativ. Denn du wirst es nie schaffen, wenn du die Kamera abgelegt hast, um etwas neu auszurichten, wieder genau da zu stehen und die Kamera genau so zu halten wie davor. Das macht die Sache einfach nur schwerer.
Damit du beim Fotografieren die Beine des Stativs nicht auf dem Bild hast, gibt es verschiedene Möglichkeiten:
- ein großer Abstand zum Motiv (1,80m etwa; hängt natürlich auch von der Größes des Untergrunds ab)
- ein Stativ mit umklappbarer Mittelsäule (hat soweit ich weiß nur Manfrotto)
- ein Stativ, das die Beine über dem Stativkopf zusammenschlagen kann (die Kamera befindet sich dann zwischen den Stativbeinen)
Wenn du ein Fenster zum Ausleuchten nutzt, scheint von der Seite gegenüber wahrscheinlich kein Licht auf deine Szene. Hier hilft ein Stück Styropor oder ein kleiner Reflektor (etwa 60×40 cm) um die entstehenden Schatten von der anderen Seite aus etwas aufzuhellen.
Einfach wird es natürlich wenn man einen (oder besser gesagt zwei) Blitze nutzt. Ein Aufsteckblitz reicht da völlig aus. Der braucht auch keine Features wie TTL oder so und kann rein manuell regelbar sein. Der Yonguo YN-560 ist hier sehr beliebt.
Beim “nackten” Blitzlicht ist das Licht sehr hart. Deshalb empfehle ich einen Durchlichtschirm vor den Blitz zu setzen. Das ist ein weißer “Regenschirm” durch den durchgeblitzt wird. Einer links, einer rechts und fertig. So habe ich die Fotos im Artikel auch ausgeleuchtet.
Um die Blitz-Schirm-Kombo richtig zu positionieren kann man eine Lösung basteln. Einfacher ist natürlich noch ein Blitzstativ und eine Haltevorrichtung für den Schirm zu nutzen. Gibt es beides für kleines Geld (Stativ+Schirmneiger habe ich nach kurzer Recherche für zusammen unter 20 Euro gefunden). Hier ist billig durchaus erlaubt, denn das Stativ muss keinen dicken Studioblitz tragen, sondern nur einen kleinen Aufsteckblitz.
Fazit
Top Shots sind, nach etwas Einarbeitung, eine schnelle Möglichkeit Content mit eigenen Bildern zu illustrieren. Mir ist klar, dass beim ersten Versuch wahrscheinlich noch keine überragenden Ergebnisse drin sein werden. Es erfordert einfach etwas Übung. Auf lange Sicht finde ich es aber lohnenswert, denn du musst dich nicht länger mit den Fallstricken rumärgern, die unweigerlich bei der Nutzung von externen Bildern auftreten. Außerdem ist der Aufwand mit etwas Erfahrung deutlich kleiner als bei anderen Fotos.
Ich hoffe ich konnte einen kleinen Einblick in das Thema geben. Wenn du Fragen hast, schreib sie hier unter den Artikel.
Noch ein Hinweis: Auf die ganzen Grundlagen der Fotografie konnte ich hier natürlich, wenn überhaupt, nur am Rande eingehen, sonst würde es den Rahmen einfach sprengen. Du solltest wissen wie Blende, ISO und Verschlusszeit funktionieren und wie sie zusammenhängen. Blitze sind nicht zwingend notwendig, machen die Sache aber einfacher.
Autor
Philipp verdient seine Brötchen als Designer und gestaltet dabei so ziemlich alles (meistens aber Webseiten). Bei der Fotografie steht aber der Spaß im Vordergrund. Wenn er nicht gerade arbeitet oder fotogarfiert, schreibt er auf seinem Blog Tutorials, Testberichte und ein wenig Foto-Philosophie.
(Alle Fotos in diesem Artikel stammen von Philipp)
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Ich finde die Idee cool! Ich gehe mittlerweile auch immer mehr dazu über, eigene Fotos zu nutzen, statt auf Stock-Fotos zurückzugreifen. Die Abmahn-Gefahr ist einfach viel zu groß. Top Shots sind sicher eine gute Alternative und vor allem für nicht so geübte Fotografen verhältnismäßig einfach umzusetzen.
Wirklich ein guter Artikel. Das werd ich auch mal probieren.
Aufgrund der ganzen möglichen Abmahnungen und der kommenden DSGVO muss man ja sowieso bei seinen Bildern umdenken. Da sind solche Top Shots sicher eine gute Alternative. Auch wenn diese natürlich nicht zu jedem Thema passen – so ehrlich muss man auch sein.
Gruss,
Matthias
Hallo,
na ja, daß man mit eigenen Fotos bei der DSGVO auf der sicheren Seite ist, ist derzeit leider nicht der Fall! Sobald auf den Bildern fremde Personen abgebildet sind und man mit denen keinen Vertrag über diese Veröffentlichung abgeschloßen ist, wäre es ein Rechtsverstoss, der berechtigt abgemanht werden könnte!
Leider hat hier der deutsche Gesetzgeber die DSGVO noch nicht mit den bestehenden nationalen Rechten eingestuft. Das sollte zeitnah geschehen, da sonst jedes Pressefoto mit abgebildeten Personen ein Rechtsverstoss wäre!
Das gilt übrigens nur für digitale Fotos die ein Datum, Uhrzeit oder GPS-Daten beinhalten. Analoge Bilder sind deswegen von der DSGVO ausgenommen 😉
Mit Stockfotos wäre man bei abgebildeten Personen auf der sicheren Seite, da diese nur mit Model-Release angenommen werden. Voraussetzung man wählt die richtige Bildlizenz für den Einsatzzweck und beachtet die Regeln der Bildagentur (evtl. Link oder Nennung im Impressum).
LG
Bernd
Erst mal großen Dank für den Beitrag. Wirklich sehr interessant und eine sehr gute Anregung.
Ich habe iwie schon lange das Gefühl und wenn ich jetzt so drüber nachdenke ist es oft so, dass die meisten Templates oder Vorlagen für zB eine sehr gut aussehende Webseite oder einfach Fotos, die man intuitiv als ansprechend empfindet, oftmals “alltägliche” Dinge enthalten, einfach nur aus einer Perspektive, die man so nicht sieht/kennt. Weniger ist oft mehr.
Vielleicht ist ja einfach der krampfhafte Versuch einen schönen Shot hinzukriegen das größte Hindernis..
lg
Bill