Heute habe ich ein Interview für euch, dass ich mit Paul Piper von Bazaaria.com geführt habe.
Dabei handelt es sich um eine Handels- und Tauschplattform, welche eine Alternative zu eBay und Co. sein soll.
Wie genau Bazaaria.com funktioniert und wie die Gründer diese Seite vermarkten, erfahrt ihr in diesem Interview.
1. Bitte stellen Sie sich und ihre Website bazaaria.com meinen Lesern vor.
Sehr gerne, mein Name ist Paul Piper, ich bin ein 26 jähriger Unternehmer aus Heuchelheim bei Gießen und seit ca. 2 Jahren aktiv in der Web-Branche tätig.
Hauptberuflich betreibe ich www.bazaaria.com, einen Marktplatz für Tausch- und Verkauf-Geschäfte. Unser Ziel ist, vor allem Privatnutzern eine Alternative zu gängigen Auktionshäusern zu bieten.
2. Bei bazaaria.com handelt es sich um eine Handels- bzw. Tausch-Plattform. Könnten sie das Konzept bitte näher erläutern? Wie sind Sie auf die Idee dazu gekommen?
Wie der Name schon andeutet, dreht sich bei Bazaaria alles ums Feilschen. Während bei Auktionshäusern eine Zeituhr abläuft, bieten wir ein System, auf dem die Nutzer aktiv miteinander in Verhandlung treten können. Dabei bleibt es gleich, ob die Kunden Angebote in Form von Waren oder Geldern machen. Reine Tauschgeschäfte sind somit ebenso möglich wie reine Verkäufe, aber auch Mischgeschäfte (Ware gegen Ware und Geld) sind möglich.
Wie ich auf die Idee kam?
Ich war mit den laufenden Systemen im Netz unzufrieden und suchte nach Alternativen, die dem Handel auf Basaren ähnlicher und somit menschlicher waren. Als mir dann klar wurde, dass ein solches System noch nicht auf dem Markt existiert, setzte ich mich ans Reißbrett.
Oberstes Ziel: Eine echte Alternative für Privatnutzer zu schaffen, die die Vorzüge von Auktionshäusern mit den Möglichkeiten von Anzeigenmärkten vereint.
3. Verkaufen/Kaufen und Tauschen ist eine Kombination, die ich bisher noch nicht so gesehen habe. Haben Sie vorher geprüft, ob es eine Zielgruppe dafür gibt, oder haben Sie die Idee einfach umgesetzt?
Um ehrlich zu sein, wusste ich zunächst selbst nicht, ob sich diese Idee überhaupt vermarkten ließe. Ich vermisste aber einen solchen Basar im Internet ganz persönlich. Und natürlich war die Komplexität eines solchen System eine echte Herausforderung, die mich gereizt hat.
Mit dem Fortschreiten der Entwicklung wurde uns allerdings auch klar, dass die Aufgabenstellung noch viel größer war. Dass es uns gelungen ist, dieses System aufzubauen, macht mich und mein Team stolz. Unser System macht es möglich, dass Verkäufer und Käufer gleichermaßen profitieren. Nur für Powerseller hat es keinen Reiz, und das ist auch gut so.
4. Wie verlief der Start von bazaaria.com und wie haben Sie diesen Service bekannt gemacht? Welche Vermarktungsmaßnahmen waren besonders effektiv?
Beim Start unserer Plattform gab es natürlich auch kritische Stimmen. Uns wurde vorgeworfen, dass wir nicht sofort mit eBay und Co konkurrieren könnten. Wir wurden auch mit reinen Tauschplattformen verglichen, was Bazaaria nicht richtig charakterisiert. Dennoch lief das Projekt 2007 bereits sehr positiv an.
Unser Fokus lag dabei zunächst auf reiner PR, bald zeigte sich jedoch, dass besonders Online Marketing für uns der richtige Weg ist.
Heute wählen wir eine Kombination aus beidem. Neben der Pressearbeit suchen wir auch aktiv den Kontakt zu Webseitenbetreibern und Bloggern. Die allerstärksten Werbeträger sind aber natürlich unsere Kunden selbst.
5. Welchen Stellenwert hat die Suchmaschinenoptimierung bei Ihrem Projekt? Wie stellen Sie sicher, dass auch die User-generierten Inhalte für Google und Co. optimiert sind?
Suchmaschinenoptimierung* ist für jede Seite wichtig. Wir versuchen natürlich auch, uns dieses Wissen intern selber anzueignen – nicht immer ohne Hindernisse. So haben wir derzeit beispielsweise einen niedrigen PageRank, weil wir noch mit der alten Software unbewusst Inhalte falsch platziert hatten. Aus diesen Fehlern lernt man aber und entwickelt sich weiter.
Wir lernen allmählich auch, die User-Generierten Inhalte für die Suchmaschinen sauber aufzubereiten. Ein perfektes Strickmuster gibt es hier leider nicht, aber wenn man sich an die Spielregeln der jeweiligen Suchmaschinen hält, kann man auch da Fortschritte machen.
6. Nutzen Sie auch Web 2.0 Kanäle (Social Networks, Twitter, Blog etc.) um Ihren Service bekannt zu machen? Wenn ja, wie und was hat es gebracht?
Natürlich tun wir das. Neben Twitter (twitter.com/bazaaria), unserem Blog und diversen Studivz und Facebook Aktivitäten probieren wir auch immer wieder neue Netzwerke und Plattformen aus. Die reine Präsenz auf diesen Plattformen nutzt allerdings wenig.
Es ist uns bereits gelungen, unsere Reichweite ständig zu vergrößern. Das wird sich langfristig auch in den Nutzerzahlen widerspiegeln.
7. Wie sieht das Geschäftsmodell hinter bazaaria.com aus? Wie verdienen Sie Geld mit bazaaria.com?
Wir finanzieren uns aus den Gebühren, die wir beim Verkauf von Waren erhalten. Da unser System allerdings die Anreize für die Nutzung des Marktplatzes anders setzt als die Konkurrenz, zeigt es sich bereits heute, dass bei uns besonders hochwertige Waren den Besitzer wechseln.
Unseren Kunden ist es wichtig zu wissen, dass sie erst beim tatsächlichen Verkauf eine Gebühr entrichten müssen. Das Einstellen der Ware und die reinen Tauschgeschäfte bleiben kostenlos.
Auch in Anbetracht dessen, dass man nicht weiß, was ein Dritter vielleicht geboten hat, zeigt es sich, dass die Kunden von sich aus faire Preise bieten. Von den höheren Preisen profitieren wir und der Verkäufer gleichermaßen, ohne dass der Käufer das Gefühl dabei hat, über den Tisch gezogen worden zu sein. Am Ende gewinnt jeder.
8. Welche Erfahrungen haben Sie beim Aufbau dieses und anderer Projekte im Web gemacht. Was würde Sie heute anders machen?
Ich habe gelernt, dass es nicht einfach ist, die eigenen Ideen und Gedanken sauber zu kommunizieren.
Es hat mich außerdem überrascht, mit wie viel negativer Kritik man auf meine Aktivitäten reagiert hat. Das kann schon belastend sein.
Mittlerweile sehe ich das etwas professioneller. Jede Kritik kann man ja auch für sich nutzen.
9. Wie viele Features sollte ein Projekt beinhalten und wie viele Zielgruppen sollte man ansprechen? Ist weniger auch im Web oft mehr?
Wir selbst haben seit unserem Start im Jahr 2007 unsere Leistungen immer weiter eingeschränkt. Mittlerweile bin ich der Überzeugung dass es durchaus Vorteile haben kann, ein Nischenplayer zu sein.
Ich sehe auch, dass die Kunden dankbar sind für Konzepte, die sich auf das Wesentliche konzentrieren. Das spiegelt sich bei uns auch in der Software wieder.
So haben wir seit unserem Launch das Angebot vor allem dort verbessert, wo der Kunde am meisten davon profitiert (etwa bei der allgemeinen Nutzbarkeit der Webseite und Kundenkommunikation), dafür haben wir an anderer Stelle stark reduziert. Gruppenfunktionen und ein Portal für die Startseite gehören also bei uns der Vergangenheit an.
10. Auf was können wir uns in Zukunft bei bazaaria.com freuen? Welche neuen Features sind geplant und wie sehen Sie die Zukunft solcher Plattformen?
Im Grunde genommen kann ich eigentlich nur eine Sache garantieren: Unsere Kunden werden auch weiterhin von einer Fokussierung des Angebots profitieren. Wir planen also nur eine Optimierung des bereits Bestehenden – etwa eine Ausweitung unseres Treuhand-Service oder die Verbesserung der Angebot-Übersicht-Seite und der Suchfunktion. Darüber hinaus werden wir unsere Energie in den Kundenservice stecken. Uns ist wichtig, dass Bazaaria ein Marktplatz von Privat an Privat bleibt.
Damit entwickeln wir uns auch gegenläufig zu einem Trend, der auf anderen Plattformen zu spüren ist. Hier professionalisiert sich der Markt mit enormer Geschwindigkeit. Besonders beängstigend finde ich hier, mit welchem massiven Aufwand die Nutzung bereits heute verbunden ist. Wir vermuten, dass das die Privatnutzer zunehmend verschrecken wird. Uns, dem Nischenplayer, kommt das natürlich sehr gelegen.
11. Was ist Ihr wichtigster Tipp für alle Gründer, die sich um Web eine Existenz aufbauen wollen?
Habt ein dickes Fell. Natürlich ist es anstrengend, sich der ständigen Kritik zu stellen, und natürlich braucht es auch einen gewissen Mut vor Mitbewerbern selbstbewusst aufzutreten.
In der Regel stellt sich der Erfolg ja erst nach einer gewissen Zeit ein und davor liegen etliche Minen auf dem Weg. Da heißt es durchzuhalten, auf die eigene Leistung zu vertrauen und kontinuierlich an sich selbst zu arbeiten.
Danke Herr Piper
für Ihre Antworten zu bazaaria.com.
Wie man sieht, gibt es immer Raum für neue Konzepte und man sollte Kritik nicht gleich persönlich nehmen, sondern versuchen, daraus etwas positives und lehrreiches zu ziehen.
Ebenfalls sehr interessant finde ich die Ausführungen zum Funktionsumfang. Fast jeder verfällt bei solchen Projekten der Featurerietis, also dem Drang, noch mehr Funktionen einzubauen. Aber auch meine Erfahrungen zeigen, dass viele User eine “Single Purpose Website”, also eine Website, die nur ein Ziel verfolgt, mit entsprechend wenigen Optionen, bevorzugen.
Dieser Ansatz macht es auch einfacher eine Website erst einmal an den Start zu bekommen und dadurch sinkt auch das Risiko von Bugs.
Je mehr Funktionen ich biete, um so größer wird die Buggefahr und umso länger dauert die Entwicklung.
Aus meiner Sicht passen die Farben nicht ganz zueinander.Schwarz würde ich für so eine Webseite gar nicht nehmen.Es wirkt alles irgendwie zu gross und das mit Ullrich und “was ist Bazzaria” würde ich kleiner machen.Aber sonst finde ich die Idee sehr gut.
hey nur nur zur info… (musst ja nicht freischalten)
dein blog war die ganze nacht offline bzw. einfach nicht zu erreichen. Vielleicht weißt es selbst schon. ich dachte nur, ich informiere mal…
@Artur: Mit den Farben haben wir auch lange überlegt, uns dann aber doch für das Schwarz entschieden und inzwischen halte ich die Entscheidung für richtig – auch wenn es im ersten Moment nicht umbedingt gefällt. Was die Größe angeht: Es ging uns auch darum eine Oberfläche zu entwerfen, die für ältere Nutzer leicht zu bedienen ist und die auch auf mobilen Geräten zu bedienen geht – dadurch alles etwas größer ;)
@Alf und 2WiD: Dankeschön!
Tolle Idee, gute Umsetzung … ich werde mich aufjedenfall in den nächsten Tagen mal mit dem Thema beschäftigen und schauen ob man von Ebay aus auf diese Plattform wechseln kann. Verkaufe sehr viele Dinge über Auktionshäuser aber der Umsatz bei Ebay ist ziemlich zurück gegangen sodass ich für eine neue Plattform alle Hände offen halte. Bisher hat mich das Konzept überzeugt aber man muss auch sehen das man seine Produkte dort los wird, da der Kundenkreis ja auch viel kleiner ist.
Da wünschen wir bazaaria.com viel Erfolg ! Ja, Nischen können sich durchaus lohnen. Und nicht jeder will sofort einen Weltkonzern aufbauen :-)
@ geldverdienen blog
Ja, ich habe es schon gehört. Lag wohl an meinem WordPress.com Stats Plugin. Da die WordPress-Server letzte Nacht down waren, ging auch der Stats-Server nicht mehr. Daher der Ausfall.
Prinzipiell finde ich ja schon interessant. Zumal man ja in verschiedenen Foren ect. ständig Leute sieht, die z.B. einfach eine Konsole gegen eine andere eintauschen wollen. Da scheint mir dieses Projekt eigentlich eine Marktlücke gewesen zu sein. Die Frage die sich mir jetzt bloß noch stellt ist, wie es mit den Betrügern aussieht.
Hi Florian,
nun, da kann ich dich vielleicht ein wenig beruhigen. Innerhalb der nächsten Woche(n) launchen wir unseren Treuhandservice, der dann zukünftig auch hier entgegen wirken kann. Wir suchen aber auch immer den engen Kontakt mit unseren Kunden, falls etwas also fischig erscheint, bitte melden. Wir helfen dann dabei dem einen Riegel vor zu setzen.
Cheers,
Paul