Paid Content in kleinen Happen – Interview mit Laterpay

Paid Content in kleinen Happen - Interview mit LaterpayDas Thema “bezahlte Inhalte” habe ich erst kürzlich in meinem Artikel Ist Paid Content die Zukunft für Blogger und Websites? behandelt.

Dabei ging es unter anderem auch um die Frage, wie einfach solche Bezahlmöglichkeiten sein sollten und für was genau die Nutzer zahlen möchten. Auch in den Kommentaren wurde deutlich, dass Nutzer sehr genau steuern möchten, für was sie zahlen und dass sie nicht die Katze im Sack kaufen möchten.

Im heutigen Interview spreche ich mit einem Micropayment-Anbieter, der sich unter anderem auf journalistische Angebote spezialisiert hat. Damit ist es z.B. möglich einzelne Artikel oder Downloads gegen kleine Beträge anzubieten, die der Leser zudem auch noch später bezahlen kann.

Weitere Infos zum Service, den Möglichkeiten, den rechtlichen Rahmenbedingungen und mehr gibt es im Folgenden.

Guten Tag Herr Ene. Bitte stellen Sie sich kurz vor.

Gerne. Mein Name ist Cosmin Ene und ich bin der Geschäftsführer von LaterPay.

Zusammen mit meinem Kollegen Jonas Maurus habe ich LaterPay 2010 mit der Vision gegründet, das Bezahlen im Internet so einfach wie möglich zu machen. Wir sitzen in München und unser internationales Team besteht inzwischen aus 18 Kollegen.

Wie sehen sie aktuell die Chancen mit Inhalten im Web Geld zu verdienen? Viele Verlage und Journalisten tun sich sehr schwer damit.

Das stimmt. Verlage, freie Journalisten und Blogger sind vielfach auf der Suche nach einem Geschäftsmodell, das im Netz funktioniert.

Das Problem ist, dass die meisten Herausgeber journalistischer Inhalte oftmals Probleme mit dem digitalen Wandel haben. Sie versuchen, ihre analogen Zahlungsmodelle ins Internet zu übertragen und weiterhin ihren Nutzern Abos schmackhaft zu machen.

Die Konsumenten wollen diese in der großen Mehrheit aber gar nicht. Online wird vielmehr “Häppchenlektüre” bei unterschiedlichen Anbietern betrieben. Hier kommen wir mit LaterPay ins Spiel. Denn genau dieses Problem haben wir erkannt und bieten als Micropayment Enabler eine Schnittstelle zwischen Anbietern und Kunden.

Wir sprechen gerne vom Kunden, der ein Glas Milch möchte, aber gleich und ausschließlich eine komplette Kuh angeboten bekommt. So kann Paid Content nicht funktionieren.

Wir glauben aber, dass Nutzer durchaus bereit sind, für Internetinhalte Geld zu bezahlen. Es muss nur bequem und attraktiv sein. Die viel zitierte Gratiskultur ist ein Mythos. Nutzer zahlen gerne für Qualität, wenn die Hürde dafür so niedrig wie möglich ist. Wir glauben, dass LaterPay diese Hürde reduziert, wenn nicht gar abbaut.

Sehen Sie grundsätzlich die Zukunft in bezahlten Inhalten und Paywalls? Ist das für jeden Blogger etwas?

Paid Content hat auf jeden Fall eine Zukunft im Internet. Er muss nur zunächst salonfähig gemacht werden.

Das passiert erst, wenn Nutzer Vertrauen in Anbieter und Zahlungsmethoden fassen und sich vor allem von der Qualität kostenpflichtiger Inhalte überzeugen können. Ob ein Blogger von Paid Content profitieren kann, hängt daher zwangsläufig stark von der gebotenen Qualität ab.

Letztendlich entscheidet immer der Nutzer, indem er entweder bereit ist für Inhalte zu zahlen, da er einen Mehrwert darin sieht, oder eben nicht. Wir sind überzeugt, dass Qualität immer noch das beste Verkaufsargument ist.

Der Journalist Richard Gutjahr hat bewiesen, dass man auch als Blogger mit Bezahlinhalten Umsätze erwirtschaften kann. Die positiven Ergebnisse seiner Testphase mit LaterPay hat er kürzlich auf der re:publica offen gelegt, was man auch in seinem Blog nachlesen kann.

Mit LaterPay ist ein neues Bezahl-Modell gestartet. Wie funktioniert LaterPay genau?

LaterPay ermöglicht genau das, was der Name verspricht: Jetzt einen Inhalt nutzen und erst später dafür bezahlen.

Dabei ist es ganz egal, ob ich journalistischen Content kaufe oder etwa ein Item in einem Free-to-Play-Game. LaterPay fasst sämtliche Einkäufe in einem digitalen Warenkorb zusammen, websiteübergreifend und geräteübergreifend.

Erst, wenn der Nutzer die Grenze von fünf Euro erreicht, fordert das System zur Eingabe der persönlichen Daten auf, um den Zahlungsvorgang abzuwickeln. Mit LaterPay ist Paid Content nur zwei Klicks entfernt.

Was sind die Vorteile dieser Methode gegenüber eher klassischen Paywalls?

Der Nutzer hat den Vorteil, Inhalte unmittelbar konsumieren zu können. Der Bezahlvorgang erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt, was auch eine Registrierung und das Hinterlegen von Nutzerdaten nach hinten verschiebt. So muss er keinen störenden Hürdenlauf absolvieren, um überhaupt an den gewünschten Inhalt zu kommen.

Paywalls sind fast immer so umständlich, dass viele User abgeschreckt werden oder das Interesse verlieren, bevor sie überhaupt beim Bezahlvorgang ankommen.

Bei LaterPay werden alle Einkäufe zusammengefasst, wodurch User zentral den Überblick über all seinen Warenkorb im Netz behalten kann.

Für Anbieter ist LaterPay ebenfalls attraktiv, denn sie können Transaktionen bündeln und digitale Inhalte schon ab einem Betrag von fünf Cent wirtschaftlich anbieten. Sie gewinnen außerdem einen genauen Einblick in die Vorlieben ihrer Nutzer, denn sie verkaufen Inhalte einzeln und können so exakt analysieren, was bei Nutzern am besten ankommt.

Wie wird sichergestellt, dass die Leser später dann wirklich bezahlen?

Die Frage ist berechtigt, denn ein Nutzer kann theoretisch für 4,99 € konsumieren und dann aufhören, LaterPay zu nutzen. Wir sind allerdings der Überzeugung, dass der Nutzer nach dieser Testphase bereits an Paid Content gewöhnt ist und die Einfachheit in der Abwicklung der Einkäufe nicht mehr missen möchten.

Darauf wird er in Zukunft nicht verzichten, sondern LaterPay weiterhin nutzen wollen. Das kann er nur, wenn er den Bezahlvorgang abschließt, da LaterPay das Endgerät des Nutzers eindeutig identifiziert.

Außerdem haben wir auf der re.publica festgestellt, dass viele User die Ersteller von Inhalten ja unterstützten wollen, weil sie deren Arbeit honorieren. Bisher haben sie aber keine einfache Möglichkeit dazu. Diese User haben also ein aktives Interesse daran, den Betrag auch zu begleichen.

Gibt es weitere Features, so dass Artikel mit der Zeit z.B. günstiger werden?

Dafür sind Anbieter selbst verantwortlich. In die Preisgestaltung mischt LaterPay sich nicht ein, die Hoheit liegt allein bei den Inhalteanbietern. Durch die Zusammenarbeit mit Richard Gutjahr haben wir gutes Feedback gewonnen, worauf Blogger und Anbieter journalistischer Inhalte im Netz Wert legen.

Es lassen sich beispielsweise automatische Preisanpassungen für Inhalte einstellen. LaterPay bietet diverse Möglichkeiten, um den Erfolg von Inhalten zu tracken und dann entsprechend Preis und Form des Angebotes zu verändern.

Für wen eignet sich LaterPay und muss man bestimmte Voraussetzungen erfüllen?

LaterPay eignet sich für jeden, der digitale im Internet anbieten möchte. Von Blogger bis zum Großverlag. Jeder digitale Inhalt, der in Zeit oder Menge bemessen kann, kann über LaterPay angeboten werden.

Wir sind aktuell in Gesprächen mit diversen Verlagen und Bloggern und starten demnächst unsere Self Service Plattform. Zudem ist das Interesse bei Spieleanbietern groß, da in der Gamesbranche Optimierungsbedarf bei der Konvertierung von nicht zahlenden Usern in zahlende User besteht.

Das in der Gamesbranche bereits sehr gut funktionierende Geschäftsmodell Free-to-Play wollen wir im Übrigen auf den Journalismus übertragen. Dafür bietet LaterPay die Möglichkeit Inhalte im Free-to-Read Modell anzubieten. Dabei ist der Artikel umsonst und nur die weiter führenden Premiuminhalte, die im Artikel positioniert sind, kosten Geld.

LaterPay bietet sowohl die Integration über Plugins (z.B. WordPress) als auch die Integration über die direkte API Schnittstelle an. Bei der letzteren Möglichkeit bieten wir eine moderne, so genannte HTTPS/REST/JSON Schnittstelle, die Händlern eine einfache und feingranulare Integration in ihre Webseite erlaubt.

Muss man rechtliche Dinge beachten, wenn man LaterPay auf den eigenen Seiten nutzt?

Im Rahmen der Einbindung von LaterPay auf die eigene Website schließt der Inhalteanbieter einen Vertrag mit LaterPay ab. Kunden, die später auf der Website Käufe über LaterPay tätigen, stimmen im Kaufprozess den AGB von LaterPay zu, so dass es keinen darüber hinaus gehenden rechtlichen Klärungsbedarf gibt.

Was kann man in Zukunft von LaterPay erwarten?

Wir werden in den kommenden Wochen unsere Self Service Platform launchen und werden die Kundenanfragen von kleinen, mittelgroßen und großen Kunden nach einander bearbeiten.

Unsere Absicht ist es die Kunden baldmöglichst in die Lage zu versetzen ihre Inhalte zu monetarisieren. Unsere Kunden werden dann den Einsatz von LaterPay bekannt geben.

Wir haben einige Features und spannende Themen, die wir umsetzen werden, möchten jedoch gerne dann etwas bekannt geben, wenn man es unmittelbar danach einsetzen kann. Es bleibt also spannend.

Danke Herr Ene

für das Interview.

Peer Wandiger

8 Gedanken zu „Paid Content in kleinen Happen – Interview mit Laterpay“

  1. Eine sehr interessante Idee. Ich habe es gerade einmal ausprobiert. Das Bezahlen geht wirklich problemlos.

    Ein sehr einfaches System für den Benutzer !

    Leider hat es sich der Programmierer, zumindest für die Beta-Version, auch sehr einfach gemacht.

    Der Gesamtbetrag wird einfach in einem Cookie gespeichert. Viele Internetbenutzer löschen ihre Cookies aus Datenschutzgründen beim Herunterfahren des Rechner.

    Auch bei mir war der Gesamtbetrag nach dem Löschen der Cookies wieder auf 0,00 Euro.

    Ich hoffe, das wird noch anderes gelöst.

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  2. Ich vermisse eine Möglichkeit dass bestimmte Personen zahlen können / müssen und andere nicht. Ich möchte nicht dass meine Schwester – Bruder – Freunde, auf meinen Blogs dafür zahlen müssen.

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  3. Eine echt interessante Idee! Ich finden den Ansatz nicht schlecht und ich denke, daß es hiermit vor allem für kleine Anbietre oder einzelne Blogger die Möglichkeit gibt, den einen oder anderen Euro zu verdienen.
    Ich bin gespannt wie es sich weiternetwickelt und könnte mir gut vorstellen, diese Möglichkeit regelmäßig zu nutzen.

    Gruß,
    Jens

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  4. Tatsächlich eine interessante Idee. Vom Ansatz her sollten imo mehr Leute in diese Richtung denken, da Paid-Content in der jetzigen Form noch viel zu selten auf Akzeptanz seitens der User trifft. Ob dieses Modell nun “die” Lösung ist, sei dahingestellt. Werde LaterPay bei Zeiten aber definitiv mal eine Chance geben.

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  5. Hallo,
    das ist ein sehr interessantes Thema. Ich denke aber, dass das System in der Zukunft mehr für große Seiten von Bedeutung sein wird, als für den kleinen Blogger, wenn er nicht gerade besonderen Content anzubieten hat. Vielen Dank für das Interview. Das Thema sollte auf jeden Fall weiter im Auge behalten werden!

    Gruß,
    Sebastian

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  6. Ich halte ein solch einheitliches Paid-Content-System schon für sinnvoll. Da mehr und mehr Blogger auf dieses Modell setzen wäre es unvorstellbar, wenn jeder sein eigenes einsetzen würde. Wer sich allerdings nicht über den Einsatz eines solchen bewusst ist, der kann sich damit sicherlich schnell das kaput machen, was man aufgebaut hat.

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  7. Für exklusive Inhalte finde ich Laterpay eine sehr interessante alternative – wenn natürlich auch mehr mitmachen, dann kennt das auch jeder & irgendwann ist es normal.. so wie bei paypal damals..

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  8. Ich hab gerade das LaterPay-Plugin für WordPress getestet, daher kann ich @Roland sagen: Es ist vorgesehen, Personen von der Zahlung auf Wunsch auszunehmen.

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