Planung und Umsetzung einer Membership-Site – Case Study

Heute habe ich ein interessantes Interview zu einer Mitglieder-Seite für euch.

Zu zweit haben sich Ambros Gleißner und Alexander Hinz an ein Projekt gewagt, welches Fahrschülern gegen Bezahlung Hilfe und Informationen anbietet.

Wie dieses Membership-Projekt entstanden ist und welche Erfahrungen dabei gemacht wurden erzählen die Beiden im folgenden Interview.

1) Hallo Ihr beiden, bitte stellt euch meinen Lesern vor. Was macht Ihr businessmäßig so im Web?

Ambros hat den SEO-Bereich vor ein paar Jahren für sich entdeckt, so sind schon einige Webseiten entstanden, die ich von Beginn an beobachtet, respektive mir davon berichten haben lasse. Im Moment plant Ambros weds.de in Arbeit, ein viel versprechendes Hochzeitsportal.

Für mich ist anfahren-lernen.de mein erstes eigenes Projekt, doch weitere Membership-Projekte – in enger Zusammenarbeit mit Ambros – sind bereits in Planung und werden in den nächsten Monaten folgen.

2) Wie seit Ihr auf die Idee für Anfahren-lernen.de gekommen? Warum gerade dieses Thema?

In der Schulzeit hat Ambros im SEO Bereich Fuß gefasst und mich immer wieder dazu motiviert ihn bei seinen Projekten zu begleiten. Zudem wollte sich Ambros nach topabitur.de und gironto.de an die Entwicklung und Vermarktung eines eigenen Produktes wagen.

Nach ein paar Monaten Marktanalyse und Recherche haben wir uns dann auf den schwach organisierten Fahrschul-Markt gestürzt und sofort mit dem Drehen der Videos und dem Schreiben des Contents begonnen. Ich interessiere mich brennend für das weite Feld des Automobils und Ambros war von der Idee begeistert ein Projekt zu realisieren, dass sich einem – für ihn – neuem Medium bedient und im E-Learning Markt noch nicht so häufig zu finden ist.

Also sind wir beide mit unseren Stärken in die passende Marktlücke gestoßen und haben mit dem Projekt unsere Ideen und Pläne verwirklicht.

3) Bei Anfahren-lernen.de handelt es sich um eine Membership-Seite. Bitte erläutert meinen Leser was das genau ist und warum ihr euch dafür entschieden habt.

Eine Membership-Seite besteht aus einem öffentlichen (public) Bereich und einem geschlossenen (private) Bereich, der durch einen Log-In einsehbar ist.

Wir haben uns lange überlegt wie wir unser Produkt am effizientesten vertreiben. Wir wollten ein interaktives Produkt entwickeln, dass wir für den Kunden noch nach Kauf weiter verbessern und aktualisieren können.

Dem Kunden wird auf unserer Homepage erklärt, was ihn im Memberbereich erwartet und auf welche Problem- / Fragestellungen wir bereits eingegangen sind und eingehen können. Dann kann er sich dafür entscheiden die – drei Monate lang gültigen – Zugangsdaten zu erwerben.

Da wir Fahrschüler auch während ihrer Ausbildungszeit begleiten möchten, haben wir uns für ein Support-System entschieden, was wir gut in den Membership-Bereich integrieren konnten.

4) Der Preis beträgt aktuell 14,99 Euro für 3 Monate. Wie habt ihr den Preis festgelegt?

Wir wollten unsere Investitionen decken und dem Kunden gleichzeitig einen reizvollen Preis anbieten, der eine nahezu risikolose Investition darstellt.

Die 14,99 Euro sollten dabei einen Vorzugspreis für die Startphase des Projektes darstellen. Bedingt durch unseren Premium Support, der uns mit jedem Kunden zunehmend Geld und Zeit kostet, müssen wir mittelfristig eine neue Kalkulation vornehmen und eventuell den Preis an unsere Leistungen angleichen.

5) Was sind die Vorteile eures Angebotes gegenüber frei verfügbaren Informationen zu dem Thema im Web? Wo liegt der Mehrwert, damit die Leute Geld für dieses Angebot ausgeben?

Wir haben damals keine frei verfügbaren Informationen im deutschsprachigen Raum gefunden. Es gibt keine Internetseite die sich in dieser Art und Weise mit der praktischen Ausbildungszeit in der Fahrschule auseinandersetzt. Somit besteht der Mehrwert unseres Member-Bereiches nicht nur in der Strukturierung und Aufarbeitung in Form eines Seminars sowie dem Premium Support, der den individuellen Lernprozess fördert.

Wir haben diese Inhalte erstmals digitalisiert und in dieser Weise aufbereitet. Der Kunde tätigt auf unserer Seite eine Investition, er kann stressfrei und effizient lernen und zu jeder Tageszeit Antworten auf seine Fragen zur praktischen Ausbildung der Klasse B erhalten.

6) Welche Vermarktungsmaßnahmen führt ihr durch? Welche waren erfolgreich und welche weniger?

Um auf unser Produkt aufmerksam zu machen, nutzen wir alle gängigen Videoplattformen, insbesondere YouTube. Ein paar Landingpages und ein gutes Ranking bei Suchmaschinen sind selbstverständlich.

Individuelle Kooperationen sowie unser Affiliatesystem bringen uns wohl die größten Erfolge. Da wir eine sehr spezielle Zielgruppe bedienen, konzentrieren wir uns ausschließlich auf Werbung, die sehr zielgruppen-orientiert ist.

Eine vollständige Google-Adwords Skalierung steht noch aus, mit Hilfe dieser könnte Adwords auch zu den erfolgreichen Vermarktungsmaßnahmen zählen.


7) Ihr betreibt auch einen Blog. Wieso das und welche weitere Social Web Maßnahmen führt ihr durch?

Der Blog soll später mal als Landingpage dienen und auf unser Produkt aufmerksam machen. Auf Facebook und Twitter haben wir erste Social Web Maßnahmen durchgeführt, die jedoch weniger erfolgreich waren. Unser Produkt ist noch weit von einem Selbstläufer entfernt. Ob wir gezielter in Social Networks tätig werden steht noch nicht fest.


8) Ihr nutzt Videos sowohl für die Vermarktung, als auch im Membership-Bereich. Wieso und wie wichtig sind Videos heute für den Verkauf von solchen kostenpflichtigen Inhalten?

Es gibt kein besseres Medium, um Inhalte besser zu transportieren und zu vermitteln, als bewegte Bilder mit Ton. Der Benutzer / Kunde kann sich zurück lehnen, bekommt die Informationen nach denen er sucht anschaulich und praxisnah vermittelt.

Gerade weil unser Content sehr praxislastig ist und sich unter anderem um Bewegungsabläufe dreht, sind Videos das effizienteste Medium, denn Bilder sagen mehr … als tausend Worte – nein im Ernst, manche Dinge sind rein schriftlich schwer zu theoretisieren und letztendlich zu vermitteln.

Und was bei der Vermittlung unserer Inhalte funktioniert, klappt bei der Vermarktung mindestens genau so gut. Einen besseren und interessanteren Einblick in das Produkt ist unseren Einschätzungen nach ohne Video nicht realisierbar.


9) Stichwort Support. Wie ist das bei euch geregelt? Gibt es eine permanente Betreuung? Wie wichtig ist Support bei so einer Membership-Seite? Welche Rolle spielt die FAQ?

Wir kümmern uns zeitnah um alle eingehenden Fragen und Anregungen. Dabei schafft es Alex zur Zeit noch sich um alle Anfragen zu kümmern. Unser Premium-Support Kontakt Formular hat natürlich höchste Priorität.

Ist eine Frage offen geblieben, kümmern wir uns individuell um eine Antwort und konnten so den Fragenden bisher in jedem Fall weiterhelfen. Auch wenn dabei die eine oder andere DinA4 Seite nötig ist – die Betreuung ist uns wichtig und stellt einen großen Teil unseres Produktes dar.

Die FAQ dreht sich um die üblichen Fragen, welche sich eigentlich von selbst beantworten. Sie nimmt keine besondere Stellung auf unsere Seite ein.


10) Ihr bietet auch ein Partnerprogramm an. Wieso und was kann man damit verdienen und wie kommt man als Affiliate da rein?

Unsere Affiliate Partner sollten ein zielgruppennahes Portal betreiben und können bis zu 20% an unseren Umsatzsteigerungen partizipieren. Bereits der erste Lead bringt 10% des Verkaufspreises, also bis dato 1,50 Euro.

Unsere Conversion Rate ist sehr zufriedenstellend und zeigt, dass unser Produkt einen echten Mehrwert bietet. Wir pflegen einen sehr engen Kontakt zu unseren Affiliatepartnern und sind auch bezüglich individuelleren Kooperationsformen interessiert / engagiert.


11) Wie groß war der Aufwand bei der Erstellung eurer Membership-Site? Auf welche Probleme seid ihr gestoßen und was habt ihr wichtiges dabei gelernt?

Wir haben 6 Monate gebraucht um den Content zu schreiben, die Videos zu drehen und zu schneiden, die nötigen Lizenzen (z.B. für den Player) zu erwerben, die GbR anzumelden, uns rechtlich abzusichern, das Affiliate-System zu integrieren und passende Zahlungsmöglichkeiten zu implementieren.

Dabei sind wir neben den üblichen Problemstellungen an einigen Punkten angeeckt, die uns etwas mehr Zeit gekostet haben. Es war viel Feinschliff notwendig, um die Videos zu skalieren, alles bündig und strukturiert in das erwünschten „cleane“ und übersichtliche Design zu pressen.

Die Zusammenarbeit war aber immer angenehm und produktiv, es gab eigentlich kein einziges Streitthema – sicherlich aber genügend Potenzial. Wir mussten wenige Kompromisse eingehen uns sind rückblickend – abgesehen von dem enormen Zeitaufwand – zufrieden.

Der Lerneffekt ist dabei nicht zu unterschätzen. Wenn man zum ersten Mal nach einer passenden Geschäftsform sucht, vor der Kamera steht und sich über Steuerfragen Gedanken macht, sammelt mal unglaublich viele Erfahrungen und entwickelt sich auch ein Stück weiter. Die Zeit war so oder so gut investiert.


12) Noch eine letzte Frage zu eurer Selbständigkeit. Warum habt ihr euch für eine GbR und die Kleinunternehmerregelung entschieden? Was sind die Vor- und Nachteile?

Die Kleinunternehmerregelung hat uns überzeugt, weil wir uns einen Handelsregistereintrag sparen konnten, einige bürokratische Hürden umfahren konnten und mit einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts ziemlich flexibel sind.

Ein Gesellschaftervertrag hält alle Individualitäten fest, die wir vereinbart hatten. Nachteile sind ganz klar im Bereich der gegenseitigen Haftbarkeit zu finden. Wir müssen mit unserem Privatvermögen gerade stehen und sind quasi für alles verantwortlich, was an Eventualitäten auf uns zukommen kann. Wenn wir genügend Umsatz und Gewinn erwirtschaften, werden wir auf jeden Fall eine andere Geschäftsform wählen… eine GmbH wäre nach jetzigen Einschätzungen wohl die beste Wahl.


13) Danke für eure Antworten. Noch einen letzten Tipp für alle, die ebenfalls eine Membership-Seite aufbauen wollen?

  • Sucht euch ein Thema, das euch wirklich interessiert. Ihr müsst im Prinzip Experten sein, um authentisch zu wirken und das Produkt vernünftig vermarkten zu können.
  • Sucht euch frühzeitig ein vertrauenerweckendes Inkassobüro, die Zahlungsmoral und Anzahl gedeckter Konten ist oftmals erschreckend niedrig.
  • Ansonsten können wir nur für das Medium Video motivieren. Es macht einerseits viel Spaß damit zu arbeiten und wertet ein E-Learning Produkt andererseits ungemein auf.
  • Plant genügend Zeit und / oder Geld ein und sucht euch Partner, mit denen ihr über Monate hinweg – stundenlang – zusammenarbeiten könnt, ohne die Nerven zu verlieren. Gerade auch in einer GbR sollte man sich blind vertrauen können, sonst werden die Tage lang und die Nächte – bedingt durch Schlaflosigkeit – kurz 😉

Bei Fragen zu unserem Portal oder auch einfach nur Interesse bezüglich unseren Erfahrungen mit unserem Membership-System, sind wir gerne bereit Rede und Antwort zu stehen und uns auszutauschen. Wir sind unter [email protected] zu erreichen.


Danke Ambros

für deine ausführlichen Einblicke in die Entwicklung eurer Seite.

Wer sich nun parallel die Website anfahren-lernen.de anschaut, kann viele praktische Tipps aus dem Interview entnehmen.

Man sieht z.B. recht gut, wie viel Aufwand solch ein Projekt im Vorfeld macht. Das sollte man nicht unterschätzen und unterscheidet eine Membership-Site deutlich von vielen anderen Geschäftsmodellen im Web.

Und wer ernsthaft an einer eigenen Membership-Site bastelt, sollte das Geld in die Hand nehmen und sich dort mal anmelden. Auf diese Weise erfährt man sehr günstig, wie andere den Member-Bereich umgesetzt haben und kann so wertvolle Infos und Erfahrungen für das eigene Projekt sammeln.

Vielleicht finde ich noch weitere Membership-Projekte, die ich zu einem Fallstudie-Interview bewegen kann. Ich mag solche praktischen Einblicke und denke, dass es vielen Lesern ebenso geht.

Peer Wandiger

10 Gedanken zu „Planung und Umsetzung einer Membership-Site – Case Study“

  1. Ich bin wirklich mal gespannt wie sich das Projekt entwickeln wird. Ich bin ein wenig skeptisch was die praktischen Tipps wie z.B. das Anfahren lernen angeht. Das Problem ist, dass man diese nicht so ohne weiteres einfach umsetzten kann, solange nicht ein Fahlehrer neben einem sitzt der dann auch alles wieder erklären wird. Ich denke eher Autofahren lernt man im Auto nicht am PC.

    Was die Umsetzung angeht, gefällt mir die Seite sehr gut. In Kombination mit dem Interview kann man wirklich einige interessante Tipps mitnehmen.

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  2. Ich stimme Norbert da voll und ganz zu.

    Nur dumm, dass ausgerechnet heute der Server von anfahren-lernen umzieht:
    “Diese Webseite ist aufgrund eines Serverumzugs derzeit nicht erreichbar. Bitte versuchen Sie es später noch einmal.”

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  3. Unser Hoster hat uns zugesichert, dass der Transfer zu einem High-Perormence Tagesserver nur wenige Minuten in Anspruch nimmt. Gleich müsste die Webseite also wieder erreichbar sein.

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  4. Finde das Interview sehr informativ und einige Aspekte sind auch für ein zukünftiges Projekt von mir von Interesse. Vielen Dank dafür! 🙂

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  5. Das Drupal-Favicon sollte ersetzt werden!

    Das Video am Anfang finde ich inhaltlich sehr gut. Ich empfinde es aber auch als zu hektisch und zu lang. Man könnte auch mehrere kurze Videos reinstellen. Überhaupt würde ich gerne das Video anhalten oder schneller durchhüpfen können

    Das mit dem Lastschriftverfahren würde ich mir überlegen. Da können sich auch eine Menge Knalltüten anmelden, deren Rücklastschriften ganz schön teuere werden.

    An ein paar grafischen Sachen kann man noch ein bisschen feilen z.B. Kontakt, …

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  6. Ich finde es eines der am besten gemachten Projekte, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Wirklich gut umgesetzt und auch von der Idee her, toll. Jungs, ihr zeigts hier den Leuten, wie man es macht, Respekt.

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  7. @Norbert Das stimmt natürlich, deswegen sehen wir unser Angebot auch als Ergänzung zur bestehenden Ausbildung in einer Fahrschule an. Das Feedback von unseren Kunden ist aber im großen und ganzen positiv! Ach ja ich bin einer deiner treuen Blogleser, mach weiter so!

    @Daniel Wir helfen gerne 🙂

    @Markus Das Favicon wurde durch das letzte Drupal-Update ersetzt. Danke für den Tipp, wir haben unser Favicon jetzt wieder online. Danke auch für den Tipp mit dem kürzeren Video, das sollten werden mal “splittesten”! Mit dem Lastschriftverfahren haben wir nun Erfahrung und besonders bei unserer jungen Zielgruppe kommen natürlich einige Stornos zusammen, aber im großen und ganzen ist das sehr komfortabel, besonders weil es automatisiert abläuft. Das ist ein großer Nachteil bei Überweisungen.

    @Sergiu Vielen Dank für das Lob, sowas motiviert!

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  8. @Ambros: Lass die Kunden doch überweisen, ganz normal. Wenn diese die Kundennummer angeben, kannst du sicherlich von deiner Bank aus einen CSV-Export der Kontobewegungen machen und diesen dann über einen Script laufen lassen, dass alle Eingänge, Fehlbuchungen, etc. aufgezeigt werden können.
    Dazu kannst du dir sogar im Adminbereich deiner Seite doch auch dafür schnell was bauen, dass du gleich automatisch Erinnerungsmails, Mahnungen, etc. verschickst. Aber vielleicht machst du das ja sogar.
    Es ist möglich und es funktioniert, ich hatte mal sowas gebaut.

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  9. @Ambros

    Habt ihr mal über die Erweiterung eures Angebots durch einen Vorbereitungskurs auf die theoretische Prüfung nachgedacht? Ich denke da läge sicher viel Potential drin und vor allem wäre es online auch sehr gut umsetzbar. Ich wünsche euch in jedem Fall viel Erfolg mit eurem Projekt und bin gespannt was langfristig daraus wird.

    P.S.: Freut mich, dass du auch zu den treuen Lesern meines Blogs gehörst.

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