Immer mehr Menschen nutzen Smartphones und erledigen alles möglich damit.
In meinem heutigen Interview spreche ich mit dem Entwickler einer App, die Tauschgeschäfte über das Smartphone revolutionieren will.
Dabei gibt es sehr interessante Einblicke in die Ideenfindung, die Entwicklung der App und einiges mehr.
Hallo Joel. Bitte stell dich meinen Lesern vor.
Mein Name ist Joel Monaco, ich bin 19 Jahre alt, studiere Wirtschaftswissenschaften in Frankfurt und habe im Oktober mein eigenes Start-Up, die Swapper GmbH gegründet.
Im vergangenen Jahr habe ich mein Abitur in Weiterstadt gemacht und darauf vorerst als Freelancer Logos, Grafiken und Websites für Unternehmen gestaltet. Nachdem ich dann einige Zeit in den USA verbracht habe, begann ich im April diesen Jahres im Product Management der paydirekt GmbH zu arbeiten. Diesen Job habe ich dann im vergangenen Monat aufgegeben, um mich ganz auf Swapper zu konzentrieren.
Gemeinsam mit meinem Mitgründer Julius Kaden sind wir jetzt die Geschäftsführer des Unternehmens.
Welche Erfahrungen im Online-Business konntest du bisher sammeln?
Ich habe meine erste Website Scienceful.com mit 15 Jahren gestartet. Dabei handelte es sich um eine Website von Schülern für Schüler. Man konnte Lernblätter hochladen und anderen anbieten, Fragen zu Schulthemen stellen und sich darüber austauschen. Damals wurde das Projekt von O2 gefördert, hat sich mit dem zunehmenden Schulstress aber leider verlaufen und ich habe es nach etwa eineinhalb Jahren aufgegeben.
Kurz darauf habe ich meine ersten App Projekte gestartet, die meisten davon nur zum Spaß. Dies ging bis zum Frühjahr diesen Jahres so weiter. Durch meinen Job bei paydirekt konnte ich noch mehr Einblicke ins Online-Business erhalten und eine ganze Menge Erfahrung sammeln. In meinen ersten Wochen dort kam mir auch die Idee zur Swapper.
Wie seid ihr dazu gekommen, als Studenten ein Unternehmen zu gründen?
Es war eigentlich eine eher spontane Sache. Wir hatten zwar schon länger den Wunsch uns so früh wie möglich selbstständig zu machen, doch Swapper ist als einfache Idee gestartet. Nach Monate langer Arbeit wurde das Konzept hinter Swapper immer konkreter und es ist ein ganzes Geschäftsmodell daraus entstanden.
Ab Juli haben wir dann gemerkt, dass wir auf Kapital und die rechtliche Absicherung, die nur eine Firma bieten kann, angewiesen sind, um etwas größeres aus unserer Idee zu machen. Aus diesem Grund haben wir uns auf die Suche nach Investoren gemacht, ohne deren Unterstützung es nie zur Swapper GmbH gekommen wäre.
Wie entstand die Idee für go-swapper.com?
Auch der erste Schritt war keineswegs geplant. Wir haben nicht nach einer Geschäftsidee gesucht, aus der sich ein Geschäft entwickeln könnte. Vielmehr entstand Swapper aus einem einfachen Gedanken: Der Markt für Gebrauchtwaren-Plattformen hat sich in den vergangenen Jahren sehr stark verschoben.
eBay hat sich mittlerweile vom Marktplatz für gebrauchte Produkte zu einer Plattform für Händler entwickelt. Zeitgleich ist eBay Kleinanzeigen rasant gewachsen und neue Player wie Shpock und Kleiderkreisel haben sich eine feste Position auf dem Markt gesichert.
Doch wir haben uns gedacht, dass der Verkauf von gebrauchten Produkten oft nicht zum gewünschten Erfolg führt und oft mit Verlusten verbunden ist. Sofort kam uns die Idee einer Tauschbörse, eigentlich ein sehr simpler Gedanke, da das Tauschgeschäft letztlich so alt ist wie die Menschheit selbst und eine echte Alternative zu Shpock und Co. bieten könnte.
Was ist das Besondere im Vergleich zu anderen bestehenden Angeboten?
Nachdem uns die Idee einer Tauschbörse kam, haben wir erst einmal den Markt analysiert. Sofort bemerkten wir, dass wir keine einzige Online-Tauschplattform nennen konnten. Doch lag dies daran, dass Nutzer kein Bedürfnis danach haben gebrauchte Produkte zu tauschen?
Schnell wurde uns klar, dass dies nicht der Grund ist und es viel mehr an der Umsetzung herkömmlicher Plattformen lag. Auf diesen ist es für den Nutzer ein sehr mühsamer Prozess einen passenden Tauschpartner zu finden. Denn im Gegensatz zum Verkauf eines Produktes, muss nicht nur der Käufer zustimmen, sondern beiden Tauschparteien muss der Artikel des anderen zusagen. Es treten also prinzipiell beide in die Rollen des Käufers.
Wir haben uns also Gedanken darüber gemacht, wie man so schnell wie möglich zwei geeignete Tauschpartner zusammenführen könnte, ohne dass der Nutzer dabei viel Arbeit hat.
Schnell kam uns die Idee eines Matching Systems, wie es bereits tinder verwendet. Der Vorteil dabei: Unser Algorithmus schlägt dem Nutzer automatisch passende Tauschprodukte vor, die auch zu seinen Angeboten passen und an seine Vorlieben abgestimmt sind.
Der Nutzer muss nun nur noch durch eine einfache Wischbewegung signalisieren, ob ihm der Vorschlag zusagt oder nicht. Gefällt zwei Nutzern der Artikel des anderen, so kommt es zum Match und es kann getauscht werden. Das beste dabei bleibt, dass wir den zähen Prozess zwei passende Tauschpartner zusammenzuführen so stark vereinfacht haben wie es nur geht, und das sogar auf eine spielerische Art und Weise.
Wie aufwändig war die Planung eures Services und wie seid ihr dabei vorgegangen? Gab es Prototypen?
Mit der Entstehung der Idee im April hat auch sofort die Konzeption gestartet. Wir haben erste Screenshots designed und uns zeitgleich die Funktionen überlegt und diese in einem Prototypen getestet. Täglich kamen neue Ideen dazu, die wir sofort eingefügt haben.
Letztlich ist die nun fertige Version kaum mehr mit dem ersten Prototypen zu vergleichen. Im Juni haben wir dann eine erste Version mit sehr begrenzter Funktionalität für Freunde und Verwandte zum Testen weitergegeben. Wir holten uns Feedback ein, arbeiteten dieses aus und verbreiteten eine verbesserte Version.
So ging es im Prinzip bis September weiter. Von da an haben wir uns auf die Release-fertige Version konzentriert und lediglich noch Feinheiten verändert.
Warum das alles als App und wie aufwändig war das?
Der mobile Markt ist riesig und die meisten Leute verbringen täglich viel mehr Zeit mit ihrem Smartphone, als am Laptop. Zudem ist es auch für den Nutzer deutlich einfacher unsere Funktionen am mobilen Gerät zu nutzen. Sie können die Smartphone Kamera direkt verwenden, um Bilder ihrer Tauschprodukte zu machen und auch die Wischbewegung wird dadurch viel intuitiver.
Eine Desktop Version ist dennoch in Planung, hat für uns jedoch keine große Relevanz und wird vermutlich erst in einer späteren Phase veröffentlicht.
An der App arbeiten wir seit April diesen Jahres täglich mehrere Stunden, es ist letztlich schon fast ein Vollzeit Job. Da wir nun eine Firma gegründet und Kapital erhalten haben, stieg auch unsere Verantwortung, weshalb wir umso mehr Zeit damit verbringen das Projekt zu verbessern.
Letztlich könnten wir Tag und Nacht damit verbringen, denn Arbeit gibt es mehr als genug und diese endet bei solchen Projekten eigentlich nie, wenn man mit der Konkurrenz mithalten und sein Produkt ständig verbessern möchte.
Gab es bei der Umsetzung Probleme oder Hindernisse, die überwunden werden mussten?
Es entstanden immer wieder Probleme, mit denen man Anfangs nicht rechnen konnte. Sei es mit der Software oder der Firmengründung. Vom Firmenkonto, über die Eintragung eines Markennamens und einer Versicherung für das Unternehmen hat es uns immer wieder überrascht, mit wie viel Bürokratie die Gründung verbunden ist.
Natürlich hat man so das Gefühl viel Zeit zu verlieren, die man lieber in die Verbesserung des Produktes gesteckt hätte, doch vieles muss einfach getan werden, um später keine rechtlichen Schwierigkeiten zu bekommen. Bis jetzt konnten wir sie zwar alle lösen, oft auch mit Hilfe von Außen, doch es werden sicher wieder unerwartete Hindernisse auftreten, die es dann zu überwinden gilt.
Wie habt ihr das alles finanziert?
Julius und ich haben selbst kein eigenes Geld in das Produkt gesteckt. Zwar flossen Anfangs kleinere Beträge in den Erwerb der Entwickleraccounts für Android und iOS, sowie Server und Domain, doch das Firmenkapital wurde einzig von den zwei Investoren eingebracht, mit denen wir zusammenarbeiten.
Wie habt ihr dafür die ersten Kunden gewonnen. Welche Marketing-Maßnahmen funktionieren gut?
Swapper wurde am 19. November veröffentlicht, doch schon vorher betrieben wir Marketing für unser Produkt. Besonders viele potentielle Nutzer können wir durch Kooperationen mit verschiedenen Universitäten und Hochschulen erreichen. Studenten treffen genau unsere Zielgruppe, da diese meist sehr Internet-affin und finanziell noch nicht unabhängig sind, sodass eine Tauschbörse ein echtes Bedürfnis für sie erfüllen kann.
Aktuell besuchen wir verschiedene Universitäten und halten dort in passenden Vorlesungen Präsentationen über unser Projekt. So können wir zum einen in direkten Kontakt mit den potentiellen Nutzern treten und erreichen zudem oft über 400 Leute, die uns dann für einige Zeit interessiert zuhören.
Wie sieht euer Geschäftsmodell aus? Wie wollt ihr damit Geld verdienen?
Swapper ist absolut kostenlos, jedoch bieten wir verschiedene kleine Bonus-Features an, die zu Cent Beträgen vom Nutzer erworben werden können. Viele andere Apps bieten Abo-Modelle an, von denen wir jedoch nicht viel gehalten haben, da sie den Nutzer meistens abschrecken und er sich für längere Zeit daran binden müsste, obwohl er das Feature vielleicht nur einmalig verwenden möchte. Durch die geringen Beträge zwischen 10 und 25 Cent, die mit nur einem Klick bezahlt werden können, bieten sie kaum eine Hürde für den Nutzer.
Wir haben zudem einen sehr guten Einblick auf die Vorlieben des Nutzers. Wir sehen welche Artikel ihm gefallen und welche nicht, sodass wir ihm gezielt Produkte vorschlagen können. Dies ist auch im Bezug auf Werbung der Fall. Wir wollten das Erlebnis nicht kaputt machen, indem wir blinkende Werbebanner einbinden und präsentieren dem Nutzer stattdessen im selben Look and Feel wie die Tauschvorschläge ab und an Produkte zum Kauf.
Gefällt ihm der Vorschlag nicht, so kann er ihn auch einfach nach links wischen und er verschwindet. Gefällt er ihm jedoch, so wischt er ihn nach rechts, gelangt zum Online Shop, der das Produkt anbietet, kann sich dort weitere Informationen holen und das Produkt dann ggf. erwerben, woran wir dann beteiligt werden. Der Vorteil dabei ist, dass diese Methode keinerlei Störfaktor für den Nutzer bietet und er die App ganz normal weiter nutzen kann, ohne lange auf das Verschwinden der “Werbung” warten zu müssen.
Zum Schluss würde ich gern wissen, worauf Studenten besonders achten müssen, wenn sie gründen?
Ich denke, dass es besonders wichtig ist von der eigenen Idee zu 100% überzeugt zu sein. Ich hatte in den letzten Jahren zahlreiche Ideen, war mir jedoch nie so sicher wie bei Swapper daraus ein Geschäft machen zu können.
Es wird einige Hindernisse geben und wenn man nicht selbst fest an sein Projekt glaubt, wird man diese nicht überwinden und gleich beim ersten Mal aufgeben. Deshalb kann ich nur raten nichts zu überstürzen und so viel Zeit in die Konzeption zu stecken, bis man sich sicher ist, dass man mit seinem Projekt auch Erfolg haben kann.
Danke für das Interview
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Spannendes Interview – es liefert einen kleinen Einblick in eine dieser gefühlt hunderten Apps, die aktuell auf dem Markt erscheinen. Für mich gibt es gefühlt aber eine gewisse Überreizung damit – auch im Bereich der Marktplatz- bzw. Flohmarkt Apps. Oft gehen diese Angebote dann irgendwann einen untauglichen Weg zur Monetarisierung und müssen dann wieder zurückrudern, damit die Kunden nicht verloren gehen – siehe z.B. Kleiderkreisel. Ich wünsche den Jungs von Swapper, dass das erspart bleibt 🙂
Gerne mehr von solche Interviews. Finde das ganze immer sehr spannend. Vor allem neue Geschäftsideen. Viele Grüße
Vielen Dank für das Interview. Es hat mir einen ersten Einblick in die ganzen Geschehnisse und die Bürokratie. Mir kamen jedoch zwei Fragen die leider offen geblieben sind. Wo habt ihr die Investoren gefunden und habt ihr den Algorithmus, von dem geredet wurde, selbst geschrieben?
Das sind leider auch genau die Fragen die mir am meisten Probleme bei solchen Unternehmungen bereiten, wo ich welche Leute für meine Probleme finde.
Vielleicht kann mir da auch jemand anders helfen, aufjedenfall vielen Dank im vorraus. 🙂