Vom Problem zur Geschäftsidee – Interview mit bidcourier.de

Hier im Blog habe ich schon öfter über Geschäftsideen geschrieben und wie diese idealerweise entstehen.

Ein gutes Beispiel für das Sprichtwort “Aus der Not eine Tugend machen” ist das Startup BidCourier.

Wie es zur Geschäftsidee gekommen ist, wie die Umsetzung lief und wie man so ein Startup zum Laufen bekommt, erfahrt ihr im folgenden Interview.

Guten Tag Herr Borstel. Bitte stellen Sie sich meinen Lesern kurz vor.

Mein Name ist Alexander Borstel, ich bin 26 Jahre alt und komme aus dem Heidekreis (Niedersachsen).

Im Jahr 2009 habe ich mit meinem Kollegen Mark Traue eine Firma gegründet, die sich mit der Software- und Webentwicklung beschäftigt.

Welche Erfahrungen konnten Sie bisher im Web sammeln?

Allgemein sind wir beide schon seit frühester Kindheit im Web unterwegs. In den letzten 3 Jahren haben wir viele Webapplikationen für Kunden entwickelt und eigene kleinere Projekte ins Leben gerufen.

Dort konnten wir uns in den einzelnen Marketingbereichen schon etwas austoben und gewisse Dinge antesten. BidCourier ist aktuell aber das größte Projekt.

Wie sind Sie auf die Idee zu bidcourier.de gekommen? Was gab am Ende den Ausschlag, diese Idee auch wirklich umzusetzen?

Mark und ich waren auf einer Feier mit ca. 10 Leuten eingeladen. Wie das immer so ist, kamen natürlich mehr Leute als geplant.

Als dann die Frage aufkam, wer noch einmal losfährt um Getränke- und Snacknachschub zu holen (es konnte natürlich niemand mehr fahren), kam dann die Idee, dass es für so etwas eine Plattform geben müsste. Nach kurzem googeln mit dem Handy ist uns aufgefallen, dass dem nicht so ist.

Die Idee wurde in unserer “Feierrunde” ausgiebig diskutiert und es kamen viele Vorschläge für solch eine Plattform.

Die darauffolgenden Tage haben wir dann damit verbracht, die Branche etwas zu durchleuchten und beschlossen BidCourier zu entwickeln.

Was ist das Besondere an bidcourier.de? Wo liegt die USP?

Das Besondere ist, dass sämtliche Arten von Lieferaufträgen (z.B. Essenlieferungen von Restaurants ohne Bringdienst, Einkäufe beim Discounter, Expresslieferungen, LKW-Transporte …) über BidCourier abgewickelt werden können und dass prinzipiell jeder zum Lieferant werden kann.

Ebenfalls können Waren geliefert werden, die vor Ort vom Lieferanten bezahlt werden müssen. Dies gibt es in diesem Zusammenhang bisher noch nicht.

Sie sind Mittler zwischen Angebot und Nachfrage. Wie schwer ist es generell solche Startups zu etablieren?

Prinzipiell ist es natürlich immer schwieriger Plattformen mit zwei Zielgruppen zu etablieren.

Gerade beim Start der Plattform muss bei den Auftraggebern erst einmal das Vertrauen geweckt werden, dass das Konzept funktioniert und dass sie gute Chancen haben, Gebote für ihre Lieferaufträge zu erhalten.

Etwas problematisch ist natürlich auch, dass viele Lieferaufträge sehr regional sein werden. D.h. es müssen in einem kleinen Umkreis sowohl Auftraggeber, als auch Lieferanten bei BidCourier vertreten sein.

Die Plattform hatte eigentlich einen anderen Namen. Wieso der Wechsel und wie haben Sie den neuen Namen ausgewählt?

Kurz nachdem die Plattform online gegangen ist, erhielten wir einen Anruf von einer Firma aus Hamburg. Diese Firma hat sich den Namen während unserer Entwicklung schützen lassen (Eintragung beim Patentamt im Mai 2013) und uns aufgefordert schnellstens die Aktivitäten unter diesem Namen einzustellen.

Dummerweise wussten wir das nicht und haben vorab nicht noch einmal recherchiert. Einen Vorteil hat das Ganze aber: Der neue Name gefällt uns wesentlich besser! 😉


Welche Herausforderungen gab es bei der Umsetzung und was sind Ihre wichtigsten Erkenntnisse?

Eine Herausforderung war, dass wir alles mit eigenen Mitteln finanziert haben. Es gibt ziemlich viele Funktionen, die entwickelt werden mussten. Allein das Grundgerüst (Erstellung von Aufträgen, Gebote abgeben, interne Nachrichten, Bewertungssystem, etc.) hat ziemlich viel Zeit in Anspruch genommen.

Wir haben aber bewusst auf ein CMS o.ä. verzichtet, um uns bei der Weiterentwicklung nicht einschränken zu lassen. Dadurch können wir nun sehr schnell neue Funktionen zur Verfügung stellen.

Die Erkenntnis ist aber definitiv, dass viele Dinge länger dauern als geplant. Wir hatten den Start der Plattform am Anfang wesentlich früher geplant.


Wie gehen Sie die Bekanntmachung der Site an? Welche Marketingmaßnahmen funktionieren und welche nicht?

Fernseh-/Kinowerbung und Sponsoring beim Super Bowl stehen als erstes auf dem Programm. Nein, Spaß beiseite. 😉

Wir haben schon einige Ideen in petto und müssen uns nun erst einmal herantasten, welche Maßnahmen in dieser Branche gut funktionieren.

Wir werden am Anfang stark auf Social Media setzen, da viele der Auftraggeber erst einmal ihre Freunde fragen werden, ob diese ihnen bei der Lieferung helfen können.

Ansonsten haben wir bei uns im Backend schon jetzt Funktionen, mit denen wir uns ein Überblick über die Lieferantendichte in den einzelnen Regionen verschaffen können und werden dann die noch nicht so gut abgedeckten Gebiete weiter ausbauen und gezielt bewerben.


Wie genau sieht das Geschäftsmodell aus?

Für Auftraggeber ist BidCourier komplett kostenlos. Sobald eine Lieferung zustande gekommen ist, zahlt der Lieferant 10% Vermittlungsprovision.

Die Provision bezieht sich natürlich nur auf die Lieferkosten, nicht auf die Kosten der abzuholenden Ware.


Was planen Sie für die Zukunft? Wohin soll die Reise gehen?

Wir stellen uns vor, dass auch wirklich ausgefallene Lieferaufträge über BidCourier abgewickelt werden können.

Ich bin z.B. leidenschaftlicher Angler und es wäre durchaus denkbar einen Auftrag per Smartphone zu erstellen und mir direkt etwas ans Wasser liefern zu lassen.

Vor allem aber müssen zeitkritische Aufträge wie Essenlieferungen unglaublich schnell zu Geboten führen. Dafür muss es natürlich einerseits Funktionen für Echtzeitbenachrichtigungen geben, andererseits spielt aber auch die Lieferantendichte eine große Rolle.

Wir werden BidCourier natürlich technisch weiterentwickeln (iOS-/Android App, etc.) und spielen mit dem Gedanken der Internationalisierung und möchten in dem Zusammenhang auch länderübergreifende Transporte anzubieten.


Am Schluss würde ich mich über Ihre wichtigsten Tipps für Online-Startups freuen.

Umso mehr Faktoren bei der Planung berücksichtigt werden, desto leichter geht die Umsetzung von der Hand. Auf jeden Fall vor dem Start aber noch einmal den Namen überprüfen! 😉


Danke Herr Borstel

für das Interview.

Peer Wandiger

6 Gedanken zu „Vom Problem zur Geschäftsidee – Interview mit bidcourier.de“

  1. Interessante Idee! Ich kännte mir die Internationalisierung gut vorstellen. Spazialitäten aus dem Urlaub mitbringen und sich dabei noch etwas für die Urlaubskasse dazuverdienen. Auch sonst ist dieser Lieferservice interessant. Ikea-Möbel, McDonalds Essen oder Getränke-Kisten auch zu außergewöhnlichen Uhrzeiten, das härt sich interessant an.

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  2. Jetzt gibt es also endlich den von vielen lang ersehnten McDonalds Lieferservice?
    Ich schreibe gerade an den letzten Seiten meines neuen Buches und werde diese Idee dort noch gerne mit vorstellen, weil sie wirklich klasse ist! ( Ein Belegexemplar gibt es dann im September per Post) Viel Erfolg!

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  3. Danke für eure Kommentare. Freut mich, dass euch die Plattform gefällt.
    Marion: Dass du unsere Idee in deinem Buch vorstellen möchtest, finde ich klasse! Bin gespannt 😉

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  4. Sehr schön, dass auf einer meiner Lieblingsblogs auch mal ein Unternehmen aus meinem Heimatort vorgestellt wird. Schöne Grüße nach Schwarmstedt und viel Erfolg!

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  5. Sehr guter Artikel! Ist doch immer schön, wenn eine solche, im wahrsten Sinne des Wortes, Schnaps-Idee in die tat umgesetzt wird und die Leute Spaß dran haben! Habe mich natürlich sofort angemeldet, weil wer kennt das nicht, dass niemand mehr fahren kann aber alles schon leer ist? 😉 Ich hoffe, dass sich die Plattform entwickelt und die restlichen Ideen auch noch in die Tat umgesetzt werden können. Alles Gute! 🙂

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