Manchmal bekommt man den Eindruck, wenn man sich mit anderen Selbstständigen unterhält, dass diese nie krank sind. Das ist natürlich nicht die ganze Wahrheit.
Die meisten Selbstständigen schleppen sich auf Arbeit, wenn es irgendwie geht, denn nur dann verdienen sie Geld. Existenzangst kann ein starker Antrieb sein.
Welche Erfahrungen ich damit gemacht habe, warum diese Einstellung das eigene Business aber noch mehr gefährden kann und welche Möglichkeiten es gibt dies zu umgehen, erfahrt ihr in meinem heutigen Artikel.
Selbstständige sind nie krank?!
Ich kann mich nicht erinnern, dass ich in den ersten Jahren meiner Selbstständigkeit mal krank war. Natürlich war ich immer mal wieder erkältet oder andersweitig angeschlagen (wir hatten damals schließlich kleine Kinder, die immer was mitgebracht haben), aber ich habe trotzdem gearbeitet. Vielleicht war ich 2 oder 3 Arbeitstage in 3 Jahren mal nicht arbeiten wegen einer Erkrankung.
Dabei kann man sind auch als Selbstständiger im Netz eine Menge Dinge einfangen. Sei es eine Erkältung, Kopfschmerzen, Rückenprobleme und und ähnliches.
Dennoch habe ich mich so gut wie immer zur Arbeit geschleppt, auch wenn ich natürlich den Vorteil hatte, dass ich im Heimbüro gearbeitet habe. Aber wenn es irgendwie ging, saß ich vor dem Computer und habe an meinen Blogs und an Kundenwebsites gearbeitet.
Schließlich gibt es für Selbstständige genug Arbeit zu tun und wenn man nichts macht, dann verdient man auch kein Geld. Das ist für viele Selbstständige eine sehr hohe Motivation.
Und das funktioniert auch ganz gut, wenn man jung und grundsätzlich gesund ist.
Existenzangst und Gefahren für das eigene Business
Doch auf Dauer ist es keine gute Idee die eigenen Erkrankungen immer wieder zu ignorieren. Aus Existenzangst wird oft dennoch gearbeitet, da sonst ein Einnahmeverlust droht. Das ist aber gefährlich.
Die eigene Gesundheit leidet dadurch meist noch mehr und es droht die Gefahr, dass man länger ausfällt. Aus einer kurzfristiger Erkrankung kann schnell etwas langfristiges werden und auch chronische Beschwerden sind nicht auszuschließen, wenn man sich nicht richtig auskuriert.
Davon abgesehen kann man evtl. auch die eigenen Mitarbeiter anstecken, was noch mehr Schaden anrichten kann.
Es fällt vielen schwer, aber man sollte sich lieber richtig auskurieren. Man ist sowieso nicht so produktiv und macht häufiger Fehler, wenn man nicht gesund ist. Zudem kann es noch andere Nachteile mit sich bringen, wie z.B. ein schlechtes Auftreten bei Kundengesprächen etc..
Aus vielen Gründen ist es oft sinnvoller kurz auszusetzen und sich richtig zu erholen. Danach kann man wieder voll “angreifen”.
Krank machen ohne Einnahmeverlust
Der Hauptgrund, warum für viele Selbstständigkeit ein krankheitsbedingter Ausfall zu einem Einnahmeverlust führt, ist das 1:1 Geschäftsmodell. Wer ausschließlich Dienstleistungen anbietet bzw. Kundenprojekte abarbeitet, kann nur dann Geld verdienen, wenn er oder sie auch arbeitet.
Deshalb bin ich schon vor langer Zeit auf das 1:n Geschäftsmodell umgestiegen. Dabei arbeitet man nicht mehr nur für einen Kunden, sondern baut sich Einnahmequellen auf, die einmal Arbeit machen, aber dauerhaft Geld einbringen.
Ein Blog ist ein gutes Beispiel dafür. Ich schreibe Artikel, die einmal Arbeit machen, aber diese bringen mir viele Jahre Besucher und damit Einnahmen (z.B. durch das Affiliate Marketing). Auch ein eBook ist dafür ein Beispiel.
Dieses Permanent Income oder auch Passive Income muss ja nicht die gesamte Selbstständigkeit darstellen. Wer aber zumindest einen Teil der eigenen Einnahmen darauf umstellt, verdient auch bei einer Krankheit weiter Geld.
Ich verdiene zum Beispiel weiterhin genau das gleiche Geld, wenn ich mal kurz ausfalle. Meine Blogs und Nischenwebsites “merken” es gar nicht, wenn ich mal eine Woche nicht arbeiten würde.
Bei längerem Ausfall sinken die Einnahmen sicher etwas, aber dennoch würde ich lange Zeit weiterhin Geld verdienen. Die Blogartikel bringen weiterhin Traffic, den ich z.B. mit Affiliatelinks monetarisiere. Mein eBook verkauft sich auch ohne mein Zutun. Meine Nischenwebsites laufen sowieso fast ohne mein Eingreifen, so dass es keinen Unterschied machen würde, wenn ich mal länger krank bin.
Es ist natürlich nicht so einfach bei jedem Business passive Einnahmequellen zu erschließen, aber zumindest einen gewissen Anteil der eigenen Einnahmen kann fast jeder damit realisieren.
Abgesichert sein für den Notfall
Doch auch wenn man solche passiven Einnahmequellen hat, sollte man sich für den Notfall absichern. Ich sehe meine private Krankenversicherung deshalb auch als Absicherung für den Fall, dass ich wirklich länger ausfalle.
Eine eigene Krankenversicherung ist auch für Selbstständige seit längerem Pflicht. Seit 2019 ist die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) gerade für Gründer deutlich günstiger geworden.
Zudem bietet die freiwillige Versicherung in der GKV gegen einen geringen Mehrbetrag den Vorteil des Krankengeldes. Ab dem 43.Tag der Arbeitsunfähigkeit hat man Anspruch auf 70% der durchschnittlichen vorherigen Einnahmen (auf die man die Beiträge gezahlt hat). Manche Kassen bieten gegen höhere Beiträge eine frühere Auszahlung des Krankengeldes (auch Krankentagegeld genannt) an.
Bei der privaten Krankenversicherung kann man als Selbstständiger eine Krankenzusatz-Versicherung abschließen, die unter anderem Krankentagegeld beinhaltet. Auch hier steht die Wahl zur Verfügung, ab wann man diese erhalten will und wie hoch sie sein soll. Je eher und höher, desto teurer ist diese Versicherung.
Aus einer langen Krankheit kann zudem eine dauerhafte Berufsunfähigkeit werden. Deshalb sollte man eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen, die verhältnismäßig günstig ist, aber für den absoluten Notfall absichert, denn vom Staat gibt es in so einem Fall fast nichts mehr.
Krank zu Hause – Was kann man dann noch tun?
Vor kurzem hat es nicht nur mich erwischt, sondern meine gesamte Familie, und so waren alle schwer erkältet. Da war natürlich an richtige Arbeit kaum zu denken. Für das Schreiben von langen und ausführlichen Artikeln hatte ich einfach nicht den Kopf.
Deshalb habe ich an diesen Tagen immer mal wieder ein paar kleinere Dinge gemacht, die sonst liegengeblieben sind:
- Ich habe mein Büro bzw. den Schreibtisch aufgeräumt.
- Es war mal wieder an der Zeit meine Festplatte etwas aufzuräumen.
- Ich habe die WordPress-Plugins meiner vielen Websites aktualisiert, was ich natürlich auch sonst regelmäßig mache.
- Auf meinen Nischenwebsites habe ich einige Affiliatelinks aktualisiert und an einigen Stellen ergänzt.
- Zudem habe ich ein Fachbuch weitergelesen.
- etc.
Man kann schon einiges sinnvolles machen und sich dennoch erholen. Natürlich habe ich auch viel geschlafen, denn das ist meist die beste Medizin.
Und nach ein paar Tagen war ich wieder fit und es konnte mit der normalen Arbeit weitergehen.
Wie geht ihr mit einer Krankheit um?
Mich würde zum Schluss natürlich sehr interessieren, wie ihr bei einer Erkältung oder Grippe vorgeht?
Schleppt ihr euch auf Arbeit, solange es irgendwie geht? Erholt hier euch erstmal richtig und startet dann wieder durch?
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Meiner Meinung nach sollte man sich erst erholen bevor man weitermacht. Wenn ich krank bin arbeite ich sowieso ziemlich uneffektiv. Lieber schnell gesund werden und dann voll durchstarten
Irgendetwas läuft doch schief in der deutschen Selbständigen-Szene. Da hat man Existenzangst, wenn man mal krank wird. Sind das die gleichen Selbständigen, die Existenzangst haben, wenn sie mal Urlaub machen; oder weniger als den gesetzlichen Mindestlohn in der Stunde verdienen?
Man kann auch im 1:1 Geschäftsmodell sich Krankheit, Urlaub und einen 8 oder weniger Stunden Tag leisten. Allerdings sollte man dann nicht versuchen den billigen Jakob zu machen, sondern genug in der Stunde verdienen, damit man sich auch mal Urlaub und Krankheit leisten kann.
Für manche Selbständige wäre es vermutlich sowieso besser, wenn sie ALG II machen oder in die Festanstellung gehen würden.
Gruß
Rainer