Bloggerin und Mutter – Erfahrungen, Facebook-Tipps, Zeitmanagement und mehr

Ein Baby erfordert die ganze Aufmerksamkeit und viel Zeit.

Umso schwerer ist es nebenher noch einen erfolgreichen Blog zu betreiben.

Mein heutigen Interview-Gast hat diesen Spagat geschafft und das auch noch recht erfolgreich.

Im Folgenden geht es um gutes Zeitmanagement, fehlende Besucher, Facebook-Tipps, Schreibideen und mehr.

Viel Spaß.

Hallo Kathrin. Bitte stell dich meinen Lesern vor.

Ich heiße Kathrin und bin 34. Nach dem Abi habe ich die weite Welt erkundet, hier und da gearbeitet und schließlich in Großbritannien studiert.

Kurz vor Fertigstellung meiner Masterarbeit hat sich unsere Tochter Samara unbemerkt bei mir eingenistet. Dieser Zufallstreffer hat all meine Karriere- und Zukunftspläne gehörig durcheinander geworfen.

Die Monate bis zur Geburt arbeitete ich noch freiberuflich, aber seit wir zu dritt sind, habe ich den Fokus auf Kind und Familie gerichtet.

Wie bist du auf die Idee zu deinem Blog bekommen?

Durch die Geburt von Samara und den Mangel an brauchbaren Informationen zur bedürfnisorientierten Kindererziehung.

Vor Samaras Geburt war ich ziemlich “Mainstream” eingestellt. Fläschchen, Schnuller, Kinderwagen und -bett standen bereit. Doch als sie zur Welt kam, lief nichts wie erwartet. Ich musste mir einiges anhören, als ich nach Bedarf stillte, sie im Tragetuch trug und zu uns ins Familienbett holte.

Total irritiert suchte ich nach Rat, den ich nur durch Zufall im Internet und in guten Fachbüchern fand. Ich schreibe also heute die Artikel auf nestling.org, die ich damals gerne selber gefunden hätte.

Wie verlief der Start deines Blogs und was waren zu Beginn die größten Probleme?

Ziemlich schleppend. Ich hatte im ersten halben Jahr maximal 10 Leser pro Tag und keinen Schimmer wie ich das ändern sollte.

Das Google Ranking war ebenfalls ein Problem und natürlich die Hauptfrage: “Wie kommen wir an die Spitzenplätze bei diversen Keywords?”

Wie hat sich der Blog bis heute entwickelt?

Google Analytics verzeichnet mittlerweile ca. 300-500 Leser am Tag – Tendenz steigend. Phasenweise gibt es große Besucheranstürme (bisheriger Spitzenwert: 6.700 Leser an einem Tag). Der Grund für diese regelmäßigen Zahlenexplosionen sind frisch gepostete Artikel mit wichtigem Inhalt.

Alles in allem eine sehr gute Entwicklung für einen “Einjährigen” im “Mama-Blog-Bereich”, wenn man bedenkt, dass ich Artikel in ziemlich großen Abständen veröffentliche.

Die ersten Besucher zu gewinnen ist für viele Neublogger schwer. Wie lief es bei dir?

Zunächst schlecht. Zuerst kamen Freunde und Bekannte, aber nur zum Gucken – “Returner” gab es kaum.

Ich versuchte mein Glück in Foren, indem ich die Fragen verzweifelter Mütter mit Hinweis auf meine Artikel beantwortete, jedoch ohne Erfolg.

Außerdem kommentierte ich verschiedenste Blogeinträge und hinterließ so meine “Unterschrift”, aber niemand hat sich je dafür interessiert.

Nach über 6 Monaten Besucherflaute, entschied ich mich im Januar 2013 eine Nestling-Facebook-Seite zu erstellen. Das “Netzwerken” erhöhte meinen Bekanntheitsgrad enorm. Mittlerweile verweisen andere Blogs, Webseiten und Foren von ganz allein auf meine Artikel.

Den erwünschten Google-Ranking-Erfolg erzielte ich aber erst zum Bloggeburtstag im August 2013. Seither erscheint Nestling bei Kernthemen (z.B. “Baby-led weaning” oder “Familienbett”) endlich auf der ersten Suchergebnisseite.

Gut funktioniert hat bei dir Social Media, genauer Facebook. Was genau hast du dort gemacht und was hat das gebracht?

Ich schaute mich zunächst nach Facebook Seiten mit ähnlichen Interessen und Inhalten um. Es hat einige Zeit gedauert bis ich alle relevanten Seiten fand. Ich schenkte ihnen mein Like, um Aufmerksamkeit zu erregen und regelmäßig die neuesten Postings zu erhalten.

In einem zweiten Schritt postete ich einen meiner besten Artikel auf anderen großen Facebook-Seiten (unter Beiträge anderer Nutzer). Das war das Beste, was ich je machen konnte, denn das bescherte mir 22.000 Besucher innerhalb einer Woche auf meinem Blog. Gleichzeitig schnellten die Facebook-Likes in die Höhe – nach nur zwei Monaten bei Facebook erreichte ich die 1.000er Marke, heute (nach einem halben Jahr) sind es bereits über 2.000 Likes.

Der Besucheransturm erfolgte übrigens nicht nur wegen der Aktion an sich (also dem Posten meines Artikels an andere Pinnwände), denn das haben viele Blogger bereits erfolglos vor mir versucht.

Der Grund war der Inhalt meines Artikels. Ich hatte offensichtlich einen Nerv getroffen: Die Kommentare zeigen, dass sich unzählige Menschen durch meine Worte verstanden und erleichtert fühlten. So blieben sie auf meiner Seite und empfahlen sie weiter.


Wie sieht dein Blogger-Alltag aus?

Es gibt keinen Blogger-Alltag, weil ich in erster Linie Mutter bin. Das heißt es gibt immer wieder Phasen, in denen ich kaum oder gar nicht zum Schreiben komme, weil meine Tochter beispielsweise krank ist und ich nicht von ihrer Seite weichen darf.

In der knappen Zeit, die mir zur Verfügung steht (ich nutze wirklich jede freie Minute), versuche ich Bücher und Artikel zu lesen, an neuen Artikeln zu schreiben, neue Postings für Facebook zu finden und Leserkommentare bzw. –fragen zu beantworten.

Außerdem gibt es immer wieder “außergewöhnliche” Projekte. Ich fahre beispielsweise zu Kongressen und bilde mich weiter, ich knüpfe E-Mail und persönliche Kontakte zu den bekannten Leuten in unserer “Szene” und wir (mein Mann und ich) versuchen das Medium Video stärker mit einzubeziehen. Unser erstes, sehr zeitaufwendiges Video zum Thema Schlaflernprogramme haben wir im Juni fertig gestellt.


Wie schaffst du es trotz Stress und Familie beim Bloggen durchzuhalten und deine Motivation nicht zu verlieren?

Es fällt mir absolut nicht schwer all meine Zeit und Energie in Nestling zu stecken, weil ich etwas bewegen möchte. Innerhalb des letzten Jahres hat sich bereits so viel getan – das ist ein super Antrieb.

Insgeheim hoffe ich jedoch, dass ich mit Nestling eine neue berufliche Perspektive einschlagen kann, gleichzeitig bin ich mir bewusst, dass solche Wege Zeit und Geduld erfordern.

Ich glaube an mich und die Wichtigkeit von Nestling, aber an meinem sehnlichen Wunsch, mit dieser Aufklärungsarbeit in irgendeiner Form Geld zu verdienen, zweifle ich hin und wieder stark.


Hast du gute Zeitmanagement-Tipps für andere Blogger?

Ich teile mir meine Zeit in Abschnitte ein. Ich gebe mir z.B. eine halbe Stunde für Facebook, eine halbe Stunde für Leserfragen und danach schreibe ich Artikel. Das hilft mir, mich nicht in den Weiten des Internets zu verlieren.

Außerdem habe ich eine “To-Do-Liste”, auf die ich alle Fundstücke aus dem Netz liste, die ich irgendwann bei Facebook posten oder in meinen Artikeln verwenden möchte. Auf dieser Liste stehen auch neue Themen für Artikel mit passenden Links, Buchverweisen und Gedanken darauf. Diese “Ordnung” verhindert, dass ich Zeit mit erneutem Suchen verschwende.

Des Weiteren arbeite ich immer an einem großen und mehreren kleinen Artikeln. “Groß” bedeutet ein gewichtiger Artikel, an dem ich in der Regel mehrere Wochen (mit Unterbrechungen) schreibe.

“Klein” sind Rezepte, Kaufberichte oder Buchempfehlungen, die ich einschiebe, wenn ich mich nicht auf das Hauptthema konzentrieren kann. Habe ich eine Schreibblockade, was tatsächlich ab und zu passiert, dann lese ich Fachbücher oder grase das Internet nach Neuigkeiten ab.

Ich richte mein Arbeitspensum also stets nach meiner tagesformabhängigen Aufnahmefähigkeit aus…


Wie wichtig ist für dich der Spaß am Bloggen?

Das Bloggen ist meine Passion! Mein Ziel ist es Menschen zu erreichen und sie zum Nachdenken anzuregen. Ich möchte die Welt ein ganz kleines bisschen besser machen und daran arbeite ich sehr ernsthaft.

Das Bloggen bzw. anderen mit meinen Texten zu helfen/ Mut zu machen, erfüllt mich – das bereitet mir wahre Freude!


Was erwartest du für die Zukunft, bzw. was plant ihr für euren Blog?

Natürlich wird es weiterhin viele Artikel geben – von mir, aber auch von Gastautoren, die in der neuen Rubrik “Gastartikel” die Chance erhalten, ihre Erfahrungen mitzuteilen. Wir planen mehr Videos und somit intensivere Aufklärungsarbeit.

Neuerdings beschäftige ich mich auch mit Werbung. Ich informierte mich z.B., welche Art der Werbung am besten zu meinem Blog passt und aktuell versuche ich Kontakte zu knüpfen, damit aus der grauen Theorie bald “blinkende” Banner werden. 😉

Ich versuche also mit Nestling etwas Geld zu verdienen, allerdings so, dass es niemanden nervt und zum Image des Blogs passt.


Zum Schluss würde ich mich über Deine wichtigsten Tipps für angehende Blogger freuen.

  1. Schreibe über ein Thema, das (dir) wichtig ist und bei dem du dich gut auskennst. Die Qualität deiner Texte ist dabei entscheidend, denn nur gute Inhalte werden auch morgen von Bedeutung sein.
  2. Blogge nur, wenn Dir das Schreiben liegt und Spaß macht. Ein Blog bedeutet sehr viel Arbeit und die lässt sich nur bewältigen, wenn sie Freude bereitet.
  3. Blogge nur, wenn Du Durchhaltevermögen hast. Sei dir bewusst, dass ein Blog ein Langzeitprojekt ist, das im besten Fall jahrelang von dir betrieben wird. Bist du in der Lage das zu leisten?
  4. Baue Kontakte auf, denn gegenseitige Unterstützung ist wichtig. Nutze dafür soziale Netzwerke, aber scheue dich auch nicht vor persönlichen Kontakten bzw. Treffen.
  5. Blogge nicht (nur) des Geldes wegen. Einerseits gibt es viele, die das Gleiche vergeblich versuch(t)en und andererseits (und das ist der wichtigere Punkt), müllt das unser Internet mit halbherzigen, nutzlosen Inhalten voll.


Danke Kathrin

für das Interview und die interessanten Einblicke.

Peer Wandiger

17 Gedanken zu „Bloggerin und Mutter – Erfahrungen, Facebook-Tipps, Zeitmanagement und mehr“

  1. Als Mutter ist es wirklich schwer sich genug Zeit für den Blog frei zuschaufeln.
    Ein wirklich klasse Blog den Kathrin aufgebaut hat. Vorallem weil es wirklich ein Thema ist, das es so in der Tiefe und mit soviel Gefühl kaum ein zweites Mal gbt.
    lg Ramona 🙂

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  2. Klasse Interview. Ich habe heute auch einen Artikel zum Thema Zeitmanagement geschrieben: geldpirat.de/zeitmanagement/kenne-deinen-preis

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  3. Kathrins Interview macht wirklich Mut. Es gibt viele Momente beim Bloggen, wo man sich fragt: “Wofür das Ganze?”. Doch sie kriegt ihren Blog und die Familie unter einen Hut. Das bewundere ich. Kathrin mach weiter so!

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  4. Inhaltlich tolle Themen, Kathrin. Ich bin froh, auch als Mann zusammen mit meiner Frau, so zu denken wie du und genau das auch unseren Sohn mitzugeben, was du u.a. beschreibst. Deine Seite habe ich soeben in meine Favoriten gepackt. Endlich jemand, der der abstrusen Gesellschaft mal die Stirn zeigt. Ich bin bei dir und wünsche dir weiterhin viel Erfolg.

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  5. Kindererziehung Seiten für Eltern sind wirklich sehr wichtig für unsere Gesellschaft. Denn viele Eltern gehen arbeiten und wollen ihren Kindern dennoch die Nähe und elterliche Geborgenheit nicht vermissen lassen.

    Aber als Mutter ist es wirklich nicht einfach, sich die Zeit auch für das Bloggen einzuteilen. Ich selbst merke in meinem Gemeinschafts-Blog elternlebenleichter.com , welche Themen Eltern wirklich interessiert. Neben dem Babyschlaf sind Themen wie Trennungsangst bei Kindern und Erziehungsratgeber allgemein sehr gefragt.

    In nächster Zeit versuche ich auch neue Ebook Projekte zu starten. Ich hoffe, dass auch Kathrin auf unseren Blog aufmerksam wird 😉

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  6. Ein nettes Interview. Ich werde mir Kathrins Blog einmal genauer anschauen. Also Mutter noch nebenbei ein Blog zu pflegen verdient hoher Anerkennung!

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  7. Ein sehr schönes Interview. Vor allem wenn man ebenfalls im Anfangsstadium eines Blogs ist, dann hat man dazu noch ein ganz anderes Verhältnis. Mir hat das Interview sehr gefallen!

    Gruss,
    Jens

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  8. Hallo Kathrin. Dein Gastbeitrag hat mir sehr gut gefallen. Sehr offen und mit realistischen Tipps! Für mich bisher einer der besten Gastbeiträge auf SiN.
    Ich kann dich sehr gut verstehen, wie es ist ein Kind zu haben und dabei zu bloggen. Ich selbst bin stolzer Papa, gehe tagsüber meinem Hauptberuf nach, komme dann heim zur zweiten Schicht (die schönste überhaupt)… nämlich meinem Sohn. Und wenn der ab 8 Uhr im Bett liegt, dann geht’s ans Bloggen. Manchmal ist es echt nicht einfach… so wie heute, wenn man eigentlich müde und abgeschafft ist. Ich versuche dann immer noch was zu machen und an meinen Seiten zu basteln. Und wenn auch nicht das Schreiben eines Artikels ist.
    Ich finde, dass man mindestens ein klein bisschen was machen ist am Blog/seinen Webprojekten. So klappt das auch nebenbei ganz gut und man gewöhnt sich auch mit der Zeit dran.

    Beste Grüße
    Tobi

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  9. Wirklich sehr schöner Artikel, der zeigt, dass man auch ohne die Absicht was zu erreichen, was erreichen kann.
    An die Blogautorin : Schönes WP Theme von elegantthemes, hab ich auch! 😀

    Vielen Dank für die schöne Blogvorstellung Kathrin!

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  10. Ein sehr aussagekräftiger Bericht!

    Meist wird behauptet, ein Blog bekommt nur Leser, wenn man sehr regelmäßig sehr viele Artikel veröffentlicht. Das ist aber für Mütter schwierig.

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  11. schönes Interview, danke. Mich hätte noch interessiert, wieviel Geld der Blog einbringt, weil er hat ja keine Banner oder Google-Anzeigen, sondern nur Affiliate-Links zu Amazon. Oder seh ich da was falsch?

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  12. Toller Artikel. Besonders die Tipps für die Zeiteinteilung haben mir sehr gut gefallen. Ich denke das ist einer der größten Schwachpunkte der meisten Blogger. Wenn die erste Euphorie aufgebraucht ist, ist die Gefahr groß, die Lust am schreiben zu verlieren, und der eigene Blog dümpelt nur noch dahin. Intelligentes Zeitmanagement ist hier wichtig.

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  13. Ein schönes Interview, was einem auch aus dem Herzen spricht. Gerade der Punkt, man sollte nur schreiben, wenn man auch etwas zu sagen hat, finde ich gut. Hier wurde in der Vergangenheit viel Content, nur um in den Suchmaschinen irgendwo einen Platz einzuheimsen. Meiner Meinung ist dies aber der falsche Weg.

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  14. Vielen herzlichen Dank für eure Kommentare und den Zuspruch!
    @A.L. Ja, graue Schrift auf grauem Hintergrund ist wirklich etwas schwierig, aber jede andere Schriftfarbe schaut bei meiner Theme unmöglich aus…
    @Julia Ich verdiene momentan nur Geld mit dem Amazon Partnerprogramm und das sind ca. 30 Euro/ Monat. Ich bin dabei meine Kaufberichte-Seite umzustellen und auszubauen. Bald ist ja Weihnachten und viele Mamis brauchen Inspirationen 😉 Werbepartner für Banner zu finden, gestaltet sich schwieriger, als ich dachte. Firmen und Webseiten, die in Frage kämen, haben kein Geld. Die, die Geld haben, kommen nicht in Frage.

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  15. @Kathrin: Die Firmen die in Frage kämen würden haben kein Geld – und die Firmen die Geld haben kommen nicht in Frage 🙂 Das finde ich sehr Interessant! Könntest du da näher darauf eingehen. mfg

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